Kükensterblichkeit - Fasan

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Liebe Niederwildheger,

die TiHo hat als eine der wichtigen Ursachen für den Rückgang des Fasans die Kükensterblichkeit aufgrund Insektenmangels ausgemacht.
http://www.outfox-world.de/news/sin...ist-insekten-mangel-der-kern-allen-ubels.html

Was haltet ihr grundsätzlich von der These? Aus meiner Sicht klingt es nachvollziehbar.
Daher die anschließende Frage: Was macht man dagegen?

Ich hatte gesehen, dass der Österreichische Jagdverband das Füttern von proteinreichen Kükenstartern empfiehlt. Ist das hilfreich? Setzt ihr es um?

Achtet ihr bei der Wildackergestaltung auf möglichst früh blühende Bestandteile? Welche sind das aus eurer Sicht?

Vielen Dank für eure Anregungen
Energiewirt.
 
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Das ist ein endloses Thema hier. Das Pressfutter in freier Wildbahn ist für Fasanenküken zuerstmal nicht als Nahrung erkennbar, zu hart und rührt sich nicht. Nur wenn die Alten im Sommer auch Pressfutter aufnehmen, dann fressen die Jungen mit.
Was Insekten bringt, auch darüber gibt es viele Anschauungen, Du wirst sofort den Perdi mit Deiner Frage auf den Plan rufen.
Wenn wir mehr Insekten ins Revier bringen wollen, dann müssen wir klotzen und nicht da versuchen einen Ameisenhaufen umzusiedeln oder sonstwas. Es ist erwiesen dass Gemenge aus Wildpflanzen den höchsten Bestand an Insekten haben, auch wenn die billigen oft max.2-jähr. Mischungen schön ausschauen. Ja auch im Mais laufen Insekten herum, aber die Frage ist doch wie viele? Wir haben einen gravierenden Insektenrückgang auch in Naturschutzgebieten. Denke in den nächsten Jahren wird uns wieder mal sowas wie DDT, Athrazin, etc. um die Ohren fliegen. Denk mal wie oft Du noch Deine Autoscheibe putzt? Schau bei uns hat der Landesbund für Vogelschutz Biotope, meist Hochstaudenfluren entlang von Bächen und Feuchtwiesen angekauft/gepachtet z. B. um dort das Braunkehlchen zu erhalten. Aber wo sind 80 % der Braunkehlchennachweise? In Buntbrachen aus Wildpflanzen. Also das Thema ist für mich durch und das Foto eines Insektes auf irgendeinem Gras überzeugt mich nicht. In dem von mir betreuten Revier kann man klar sagen: Hühner und Fasane stehen und fallen im Bestand mit den Buntbrachen aus Wildpflanzen. Raubwildbejagung ist Voraussetzung, sonst nützt das alles nichts, das setze ich voraus.
Aber gleich gehts hier los :lol:
 
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Hallo Colchicus,

vielen Dank für deine Antwort. Mir geht es ja um deinen Ansatz "Nicht kleckern, sondern klotzen".

Mir geht es daher darum zu erfahren, ob es einen Geheimtipp für Blühflächen gibt? Welche Mischung/Einzelpflanze blüht früh und zieht so die Insekten an? Ich sehe auch das Problem der einjährigen Mischungen, die dann etwas spät blühen. Oft bekommt man aber nur für ein Jahr eine Fläche. Was empfiehlt sich dann?

Zur Fütterung: Wenn ich also die Fütterung nicht nach der Jagdzeit aussetze, können die Hennen den Küken die Aufnahme von Fertigfutter beibringen? Wenn ich Fasanen aufziehe, funktioniert es doch auch.

Beste Grüße
Energiewirt
 
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colchicus:

Du wirst sofort den Perdi mit Deiner Frage auf den Plan rufen

Nein, wird er nicht. Ich kann mich tatsächlich auch mal raushalten. ;) :cheers:


Also das Thema ist für mich durch und das Foto eines Insektes auf irgendeinem Gras überzeugt mich nicht.

Ich möchte dich auch nicht überzeugen. Du würdest es eh nie glauben (wollen).


Schau bei uns hat der Landesbund für Vogelschutz Biotope, meist Hochstaudenfluren entlang von Bächen und Feuchtwiesen angekauft/gepachtet z. B. um dort das Braunkehlchen zu erhalten. Aber wo sind 80 % der Braunkehlchennachweise? In Buntbrachen aus Wildpflanzen.


Da würde mich die Untersuchung interessieren, hast du da einen Link ? Oder eine Literaturquelle ? Da hatte ich damals schon nach gefragt.


Es ist erwiesen dass Gemenge aus Wildpflanzen den höchsten Bestand an Insekten haben, auch wenn die billigen oft max.2-jähr. Mischungen schön ausschauen.

Das kann sehr gut sein. Will ich nicht in Abrede stellen. Hast du da auch eine Untersuchung drüber ? Eine von Saaten Zeller selbst erhobene ? Einen Vergleich von nur 3-4 Mischungen, oder von allen, die es so gibt, nebst natürlicher Pflanzengesellschaften, die sich an Ruderalstandorten aus Selbstaussaat eingestellt haben ?


Hühner und Fasane stehen und fallen im Bestand mit den Buntbrachen aus Wildpflanzen. Raubwildbejagung ist Voraussetzung, sonst nützt das alles nichts, das setze ich voraus.

Hatten wir auch schon das Thema. Setzt du Jungtiere aus, oder ist es alles bei dir natürlicher Zuwachs ?
Raubwildbejagung: Wie klappt das bei dir zusammen mit der Schonung des Wiesels ? Die Frage ist ernst gemeint.

Die Fragen stelle ich nicht zum provozieren, sondern sachlich.

:cheers:
 
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Hallo Energiewirt, hast Du Dich schon mal mit Energie aus Wildpflanzen befasst? Da könntest vielleicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen? Ein Bekannter in Niederbayern ist auch Biogaserzeuger, er hat noch ganz gut Fasane auf seinen Biogasmischungen aus Wildpflanzen während es nebenan überall ausbeißt.

Anhang anzeigen 37329

Hier ein Insektenvergleich zwischen der Biogasmischung von Zeller und der WSM I aus überwiegend landwirtschaftlichen Kulturpflanzen.
Früher waren die mech. von Ackerwildkräuter befreiten Kartoffeläcker die Eiweißbomben für die Hühner, die heutigen Kartoffeln sind in der Hinsicht "steril"...

Anhang anzeigen 37330

Anhang anzeigen 37331

Anhang anzeigen 37332

Hier ein Bestand der früheren "Deckungsmischung" - Vorgängerin der Biogasmischung. Ist für Rebhühner natürlich zu hoch aber für Fasane optimal. Der Bestand wurde nicht geerntet und steht im 2. Jahr. Sinn war ja Deckung zu schaffen. War eine frühere Silllegungs- bzw. glöZ-Fläche...
 
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So ähnlich sieht es in meiner ostdeutschen Jagd auf den Suksessionsflächen aus - da hält sich der Fasan, ohne intensive Raubwildbejagung und trotz hohem Schwarzwildbestand.
 
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Schwarzwild ist sicher ein Faktor, wird aber gegenüber gezielten Nestersuchern überbewertet und hält als faule Ausrede her....Der Fuchs ist dem Flugwild vom Ei bis zum letzten Lebenstag gefährlich, sprich 365 Tage
 
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Denk mal wie oft Du noch Deine Autoscheibe putzt?

Die Autoscheibe putze ich inzwischen nur noch wenn ich unterm Baum geparkt hatte und die Vögel auf dem Baum saßen.

Der Insektenrückgang ist wirklich enorm.

Wir haben sehr viel Stilllegung und Brachflächen im Revier, ende Herbst hat der Bauer zwei Flächen umbrochen und im zeitigen Frühjahr gegrubbert. Anschließend wurde nichts eingesäht, nur die noch vorhandenen Wurzeln und Samen in der Erde sind wieder ausgetrieben. Dadurch ein sehr lückiger Aufwuchs.
Vor ca. 3 Wochen dann der erste Schnitt - die häfte der Fläche abgemulcht, der Rest steht noch.
In den letzten Jahren habe ich nie so viele Insekten in einer Fläche gesehen wie zur Zeit dort.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15976

Guest
Könnte aber auch ein wenig daran liegen, dass sich im Laufe der Jahre ein bisschen was im Bereich der Aerodynamik getan hat ;-)
 
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.... Anschließend wurde nichts eingesäht, nur die noch vorhandenen Wurzeln und Samen in der Erde sind wieder ausgetrieben. Dadurch ein sehr lückiger Aufwuchs.
Vor ca. 3 Wochen dann der erste Schnitt - die häfte der Fläche abgemulcht, der Rest steht noch.
In den letzten Jahren habe ich nie so viele Insekten in einer Fläche gesehen wie zur Zeit dort.

Das ist ja das Problem mit den Selbstbegrünungen, erst schaffen wir ein erstklassiges Biotop und locken alles Mögliche rein. Um das Aussamen der Wildkräuter zu verhindern wird dann gemulcht. Auch wenn vor Winterbeginn erst gemulcht werden, überwinternde Insekten in allen Stadien werden auch mit kurz und klein gehauen. Daher kommen für mich nur gezielte Begrünungen in Frage.
 
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Es bleibt ja die hälfte stehen, auch über den winter.
Aber klar auf der anderen hälfte ist einiges geschreddert.
Wenigstens haben wir so keine Verluste bei den Kitzen.
 
A

anonym

Guest
Durch eine ausgezeichnete Doku auf BR 3 bestätigt, ist für mich "die" Hauptursache am Rückgang von Insekten Glyphosat.

FÜR MICH bestätigt durch ...

- einen gut befreundeten Landwirt, der mir berichtet hat, dass beim Spritzen Fluginsekten tot "vom Himmel" fallen, wenn sie in die Wolke fliegen

- bestätigt durch halbtote und tote Rapsglanzkäfer

- bestätigt durch kleine Hasen, die ich nach Abspritzen von Weizen mehr tot als lebend neben dem Feld sah

- bestätigt durch einen Foristen hier, der sozusagen live gesehen hat, wie ein Kitz übersprüht wurde, nach einiger Zeit aufstand und nur noch taumelnd umher lief, dann immer wieder zusammen brach und liegen blieb

- meinen Hund, der nach Aufnahme gespritzten Grases und Schöpfens aus einer Wasserlache (nebenan abgespritzes Feld) fast gestorben wäre

.... und jetzt wollen mir Klugscheisser und sog. Niederwild-Fans erzählen, dass das Mittel völlig unschädlich ist, dass Fasane keine gespritzten Insekten aufnehmen. Wenn`s nicht so traurig wäre, müßte man die Grinsekugel setzen.

Ich bin der Überzeugung, dass es mit Klein-Anbau für Insekten NICHT möglich ist, einen Fasanenbestand jagdbar zu halten. Wenn man die ganze Hege wie eine Waageschaukel betrachtet, dann muß man durch die Tatsache, dass Insekten, die ja gerade für kleine Fasane lebensnotwendig sind, fehlen, davon ausgehen, dass der Rest an Bemühungen exorbitant hochgeschraubt werden muß, um überhaupt mal die Nasenspitze wieder in Richtung Waagerechte zu bekommen.

Ich behaupte, dass es die Masse ganz sicher nicht den Aufwand stemmen kann. Von "wollen" mal gar nicht zu sprechen. Deshalb ist es auch nonsense, hier colchicus nach Wiesel zu fragen. Voller Einsatz heißt hier: Alles was Jagdzeiten hergeben nutzen und jeden Fressfeind töten / XXL-Anbau von Deckung und Unterbau entsprechender Mischungen / Füttern wie von Colchicus erwähnt. Das ist das kleine 1x1.

Hab vor kurzem auf Niederwild-Fan-Seiten (nicht hier) gelesen, wann die selbsternannten Profis zu füttern beginnen, wie sie das Insektensterben negieren.....
 
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Ich bin der festen Überzeugung, dass uns irgendwann wieder mal was wie DDT oder Athrazin um die Ohren fliegt. Die Auswirkungen sind derart gravierend, dass ja sogar in unbewirtschafteten Vegetationsgesellschaften wie z. B. Hochstaudenfluren entlang von Bächen (wir haben die flächig) keine Vögel mehr brüten, weil es einfach zu wenig Insekten gibt. Ich bin wirklich gespannt wie sich die Umstellung von 2 großen Betrieben auf Bio auswirkt. Vorher wohnte ich in einer Gemeinde ebenfalls mit einem Biobetrieb. Dieses Revier war und ist tot. Pro Jahr wurden auf einer Länge von 2,5 km die ich zu allen Tages- und Nachtzeiten befahren habe mal vielleicht einen Hasen gesehen. Dafür Füchse und Rabenvögel ohne Ende, dazu überall Bussardkrücken damit die Luftüberwachung auch funktioniert. Wenn der rote Bock das allein seeligmachende ist, dann kann auch Bio nichts bewirken. Das charmante an Buntbrachen, sie sind zwar an die Ruderalflora angelehnt, aber die gibt es nirgends in einer derartigen Artenvielfalt. Wo stehen auf einer Fläche so viele Arten? Also LR I ist ein Mischung aus Wildpflanzen die in dieser Vielfalt eigentlich in der Natur nicht vorkommen. Die Vielfalt führt jedoch dazu, dass hier auch viel mehr Insektenarten leben können. Das ist im Moment der große Vorteil. Aber wir müssen uns immer vor Augen halten, besser wäres es wenn auf der übrigen Fläche auch mehr Insekten leben würden. Auch LR I wird dieses Manko langfristig nicht auffangen können, außer man rückt in wesentlich höhere Flächenanteile vor. Wenn dann wie in Bayern vor zwei Jahren geschehen rd. 20.000 ha Buntbrache umgedreht wurden, dann ist das eine eine Katastrophe. Ich habe mich auch gefragt, warum die beiden Landwirte auf Bio umstellen, sie haben noch kleine Kinder, weichen meinen Fragen etwas aus, gucken aber immer sehr nachdenklich. Ich schaue bei Menschen oft nicht auf das was sie sagen, sondern das was sie mir eigentlich sagen wollen und das ist denke ich eine ganze Menge. Ein Teil der Landwirte weiß wo die Bombe tickt.
 

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