Bandscheibe beim Hund - Behandlung der Prostrusion oder des Prolaps

E

e=mc2

Guest
Werte Hundehalter,
aus gegebenem Anlass hier ein kleiner veterinärmedizinischer Exkurs ins Rückenmark unserer Hunde.

Ich formuliere bewusst etwas bildhaft was mir ein Forumskollege und Veterinär in den letzten Monaten darüber "beigebracht" hat.
Um es vorweg zu nehmen - mein Hund läuft wieder - und das nach Fehlbehandlung und 5 wöchiger völliger Bewegungsfähigleit der Hinterhand.

Grundsätzliches;
Erstmal FINGER WEG von "Tierkliniken" und deren Bandscheiben OP´s. Kurz gesagt, das ist eine der cash-cows im Vet Klinikbereich, extrem hohe Kosten für den Tierhalter, extrem hohe Komplikationsquote.

Nicht ohne Grund wird inzwischen auch im humanbereich weniger an der Bandscheibe "herumoperiert" !

Beurteilung durch den Tierhalter;

Hat der Hund plötzlich aufgetretene Bewegungs oder Koordinationsstörugen der Hinterhand, lahmt, überkötet, hat Schwierigkeiten Kot oder Urin abzusetzen oder steht mühsam auf >> deutet das auf ein Rückenproblem hin.
Auf Differentialdiagnosen gehe ich jetzt nicht ein da eher selten.

"Üblicherweise" drückt hier eine Bandscheibe, meist im Lendenwirbelbereich L1-L7 gegen das Rückenmark und beeinträchtigt die Nerven bis hin zur vollständigen Lähmung

Die Schlagworte aus der Tierarztfraktion sind häufig "Ataxie" "Cauda Equina" "Diskusprolaps" "Wobbler"

Wichtig sind folgende Unterscheidungen;
Ataxie - ist keine Krankheit sondern ein Symtom (wackliger Gang, Gleichgewichtstörung im weitesten Sinne)
Cauda Equina - ist IMMER sehr schmerzhaft und dadurch eindeutig von einem "Bandscheibenvorfall" abzugrenzen
Bandscheibenvorfall / Diskusprolaps - kann, muss aber nicht schmerzhaft sein
Bandscheibenvorwölbung / Prostrusion - ist selten schnerzhaft, idR "filtert" der Hund es weg

Soweit, so schlecht - was nun ?
kam die Lähmung plötzlich, ist Eile aber keine Hektik von Nöten.

Ab zu einem Tierarzt, der eine Kontrastmittel Meylografie machen kann - kein CT / MRT fürs erste !
Was ist das ? Es wird ein Kontrastmittel in den Wirbelkanal injeziert und am C Bogen (Tierartzt Röntgengerät) der Fluss des Kontrastmittels beobachtet. Dadurch sehe ich zu 99% die blockierte Stelle und den Punkt der Vorfalls.
Der TA kann im Anschluss sofort Masnahmen einleiten (Entzündungshemmer, Schmerzstiller, abschwellende Mittel)
idR sind das Cortisonpräparate, Lidocain, Kochsalzlösung und ein Enzym welche unter Röntgenkontrolle an der entsprechenden Stelle zur Anwendung kommen.

Nennt sich PRT oder PDT unter Narkose und ist relativ risikolos wenn der TA damit erfahren ist.
Unterform dazu wäre ein sog. Epidural Katheter (es liegt ein Schlauch im Wirbelkanal, welcher über mehrere Tage medikamentös - gleiche Präparate wie oben - versorgt wird (Nachsorge macht der Tierhalter selbst, bei korrekter Handhabung auch wenig Komplikation zu befürchten)

Beide Methoden wenig verbreitet da nicht besonders profitbringend - ABER WIRKSAM und sicher bei richtiger Diagnose.

Und in jedem Fall einer OP erstmal vorzuziehen.

Bessert es sich - alles gut, wenn stete Verbesserung, GEDULD (wie beim Menschen) und nicht überlasten (springen, toben, rennen, steile Treppen) ggf. identische Folgebehandlung / Mehrfachinjektion

Bessert es sich nicht...
immer noch keine OP sondern der Versuch, die herausgetretene Bandscheibe mittels Laser zu verdampfen. Eingriff wie oben recht sicher.

Bessert es sich immer noch nicht.... CT /MRT machen - KEINE OP, denn der doc weiss ja bisher nicht was und wo er operieren soll !!

Danach sollte sich die Schwachstelle offenbaren - Problem an der Sache, ab diesem Punk wird es kompliziert, diese Form der Radiologie/Bildgebung/Diagnostik ist nichts für den Assistenzarzt und seit z.B. Dr. Walla in Wiesloch nicht mehr praktiziert ist die Zahl der begnadeten Wirbelsäulenoperatöre nicht ins unermessliche gestiegen.
Entsprechend Begabte dürfen hier gerne genannt werden. Unbegabte auch !

Will sagen, allein das Vorhandensein von CT macht noch keine gute Diagnose sondern bringt erstmal nur Geld...

Therapeutenliste, wiegesagt, nicht viele - 2 in Hamburg, einer davon DEFINITV DER FALSCHE weil auf den Zug aufgesprungen - klappt in Standardfällen, versagt aber oft wenn es knifflig wird, u.a. weil "Massenabfertigung"

Diejenigen, die es wirklich beherrschen, müssen üblicherweise keine Werbung dafür machen !


Ein weiterer in Rheinland-Pfalz, in Süddeutschland kenne ich gar niemanden (lerne aber gerne dazu)

Dieser Beitrag ist sicher medizinisch nicht "wasserdicht", bin aber der Ansicht, er hilft dem ein oder anderen Hundehalter zu etwas kritischerer Herangehensweise an die Thematik der "Dackellähme" wie landläufig jede Art Bandscheibenprblem beim Hund benannt wird.

Merke >> langer Rücken, kurze Beine >> hohe Belastung der Wirbelsäule


Fragen dazu gerne per PN.

VG
 
Registriert
11 Mrz 2013
Beiträge
906
Schrader hat meiner inzwischen 16jährige Hündin 2x die Bandscheibe wieder fit gemacht. Mein Tierarzt des Vertrauens, wenn es ernst wird fahre ich lieber 1,5h nach HH! :thumbup:
 
Registriert
7 Feb 2015
Beiträge
288
Servus,
meinem Rauhhaardackel hat Dr. Thomas Gödde aus Piding geholfen. Wir waren erst bei anderen Tierärzten in der nähe. Da wurde als erstes Schmerzmittel verabreicht. Dr. Gödde sah sich den Hund an und meinte, durch das Schmerzmittel kann man schlecht
sehen ob der Hund rund läuft. Anschliessend röntgen mit Kontrastmittel, dann OP. Danach 6 Wochen Käfigruhe für den Hund.
Damals habe ich die Adresse von einem Schlittenhundeführerbekommen, dessen Hündin auch dort erfolgreich in Behandlung (OP) war.
Gruß, Walter
 
Registriert
17 Jul 2008
Beiträge
5.927
Werte Hundehalter,
aus gegebenem Anlass hier ein kleiner veterinärmedizinischer Exkurs ins Rückenmark unserer Hunde.

Ich formuliere bewusst etwas bildhaft was mir ein Forumskollege und Veterinär in den letzten Monaten darüber "beigebracht" hat.
Um es vorweg zu nehmen - mein Hund läuft wieder - und das nach Fehlbehandlung und 5 wöchiger völliger Bewegungsfähigleit der Hinterhand.

Grundsätzliches;
Erstmal FINGER WEG von "Tierkliniken" und deren Bandscheiben OP´s. Kurz gesagt, das ist eine der cash-cows im Vet Klinikbereich, extrem hohe Kosten für den Tierhalter, extrem hohe Komplikationsquote.

Nicht ohne Grund wird inzwischen auch im humanbereich weniger an der Bandscheibe "herumoperiert" !

Beurteilung durch den Tierhalter;
Hat der Hund plötzlich aufgetretene Bewegungs oder Koordinationsstörugen der Hinterhand, lahmt, überkötet, hat Schwierigkeiten Kot oder Urin abzusetzen oder steht mühsam auf >> deutet das auf ein Rückenproblem hin.
Auf Differentialdiagnosen gehe ich jetzt nicht ein da eher selten.

"Üblicherweise" drückt hier eine Bandscheibe, meist im Lendenwirbelbereich L1-L7 gegen das Rückenmark und beeinträchtigt die Nerven bis hin zur vollständigen Lähmung

Die Schlagworte aus der Tierarztfraktion sind häufig "Ataxie" "Cauda Equina" "Diskusprolaps" "Wobbler"

Wichtig sind folgende Unterscheidungen;
Ataxie - ist keine Krankheit sondern ein Symtom (wackliger Gang, Gleichgewichtstörung im weitesten Sinne)
Cauda Equina - ist IMMER sehr schmerzhaft und dadurch eindeutig von einem "Bandscheibenvorfall" abzugrenzen
Bandscheibenvorfall / Diskusprolaps - kann, muss aber nicht schmerzhaft sein
Bandscheibenvorwölbung / Prostrusion - ist selten schnerzhaft, idR "filtert" der Hund es weg

Soweit, so schlecht - was nun ?
kam die Lähmung plötzlich, ist Eile aber keine Hektik von Nöten.

Ab zu einem Tierarzt, der eine Kontrastmittel Meylografie machen kann - kein CT / MRT fürs erste !
Was ist das ? Es wird ein Kontrastmittel in den Wirbelkanal injeziert und am C Bogen (Tierartzt Röntgengerät) der Fluss des Kontrastmittels beobachtet. Dadurch sehe ich zu 99% die blockierte Stelle und den Punkt der Vorfalls.
Der TA kann im Anschluss sofort Masnahmen einleiten (Entzündungshemmer, Schmerzstiller, abschwellende Mittel)
idR sind das Cortisonpräparate, Lidocain, Kochsalzlösung und ein Enzym welche unter Röntgenkontrolle an der entsprechenden Stelle zur Anwendung kommen.

Nennt sich PRT oder PDT unter Narkose und ist relativ risikolos wenn der TA damit erfahren ist.
Unterform dazu wäre ein sog. Epidural Katheter (es liegt ein Schlauch im Wirbelkanal, welcher über mehrere Tage medikamentös - gleiche Präparate wie oben - versorgt wird (Nachsorge macht der Tierhalter selbst, bei korrekter Handhabung auch wenig Komplikation zu befürchten)

Beide Methoden wenig verbreitet da nicht besonders profitbringend - ABER WIRKSAM und sicher bei richtiger Diagnose.

Und in jedem Fall einer OP erstmal vorzuziehen.

Bessert es sich - alles gut, wenn stete Verbesserung, GEDULD (wie beim Menschen) und nicht überlasten (springen, toben, rennen, steile Treppen) ggf. identische Folgebehandlung / Mehrfachinjektion

Bessert es sich nicht...
immer noch keine OP sondern der Versuch, die herausgetretene Bandscheibe mittels Laser zu verdampfen. Eingriff wie oben recht sicher.

Bessert es sich immer noch nicht.... CT /MRT machen - KEINE OP, denn der doc weiss ja bisher nicht was und wo er operieren soll !!

Danach sollte sich die Schwachstelle offenbaren - Problem an der Sache, ab diesem Punk wird es kompliziert, diese Form der Radiologie/Bildgebung/Diagnostik ist nichts für den Assistenzarzt und seit z.B. Dr. Walla in Wiesloch nicht mehr praktiziert ist die Zahl der begnadeten Wirbelsäulenoperatöre nicht ins unermessliche gestiegen.
Entsprechend Begabte dürfen hier gerne genannt werden. Unbegabte auch !

Will sagen, allein das Vorhandensein von CT macht noch keine gute Diagnose sondern bringt erstmal nur Geld...

Therapeutenliste, wiegesagt, nicht viele - 2 in Hamburg, einer davon DEFINITV DER FALSCHE weil auf den Zug aufgesprungen - klappt in Standardfällen, versagt aber oft wenn es knifflig wird, u.a. weil "Massenabfertigung"

Diejenigen, die es wirklich beherrschen, müssen üblicherweise keine Werbung dafür machen !


Ein weiterer in Rheinland-Pfalz, in Süddeutschland kenne ich gar niemanden (lerne aber gerne dazu)

Dieser Beitrag ist sicher medizinisch nicht "wasserdicht", bin aber der Ansicht, er hilft dem ein oder anderen Hundehalter zu etwas kritischerer Herangehensweise an die Thematik der "Dackellähme" wie landläufig jede Art Bandscheibenprblem beim Hund benannt wird.

Merke >> langer Rücken, kurze Beine >> hohe Belastung der Wirbelsäule

Fragen dazu gerne per PN.

VG

Danke für die Ausführungen, kannst Du den aus RLP benennen? Der, den ich diesbezüglich kenne, praktiziert nicht mehr.
 
Registriert
7 Jan 2003
Beiträge
298
Hund hat diese Saison nach einem Tag Einsatz abends wiederkehrend "Rücken", läuft in der Hinterhand steif, springt nicht, jammert oder schreit bei manchen Berührungen, geht an den folgenden Tagen nicht Jagen, selbst wenn Wild durchs Bild läuft. Nach paar Tagen Schonung wieder "gut". Allerdings wird zunehmend ins Auto geklettert statt gesprungen und Hund wird grantiger gegen die Mitbewohner, wenn die sie anrempeln. Also ab zum Haus-TA.

Dort BWS und LWS seitliche Aufnahme: Spondylosen verschiedener Ausprägungen, auch L7/S1 tut sich einiges. Überweisung nach Wiesloch zu Dr. Gaida (hat schon zu Dr. Wallas Zeiten dort angefangen). Ausführliche Anamnese. Vermutlich (noch) kein Prolaps, wahrscheinlich Protursion evtl. auch Veränderung des Wirbeldachs, aber auch anderes möglich. Daher gleich MRT, weil da viel mehr gesehen kann als bei Myelographie. Ergebnis: 20% iger Prolaps L7/S1, Entzündung je einer Wurzel N. Ischiadicus (eine Seite deutlicher als andere) durch Foramenstenose L7/S1.

Es wurden keine OPs empfohlen, trotzdem deren Vor-/Nachteile ausführlich dargestellt, auch die MRT Bilder wurden ausführlichst besprochen, haben uns für Neuraltherapie entschieden evtl. mit zusätzlicher Gabapetin Gabe. Also keine Kostenschneiderei, hatten wir auch bei anderen Besuchen dort nicht, ich weiß von Fällen, wo sie MRT und sogar OPs gecancelt haben, weil nach Anamnese dort als nicht nötig betrachtet. Sind sehr gefragt, Wartezeit ohne Notfall für Termin selten unter 1,5 Monate.

Ich persönich tue mich schwer mit Tierärzten, die der Mehrheit der Kollegen vorwerfen, sie würden primär die eigene Geldbörse und gar absichtlich nicht das Wohlergehen der Patienten im Auge haben.
 
Registriert
14 Okt 2023
Beiträge
1
Hallo zusammen, dieser Beitrag ist schon älter...
Aber kann mir jemand sagen ob es noch einen Tierarzt gibt der eine Kontrastmittel Myelographie durchführt?
 
Registriert
15 Okt 2013
Beiträge
1.188
Hallo zusammen, dieser Beitrag ist schon älter...
Aber kann mir jemand sagen ob es noch einen Tierarzt gibt der eine Kontrastmittel Myelographie durchführt?
Kuck nach Tierklinik in deiner Nähe.
Eigentlich sollte der HausTAda Bescheid wissen, wohin man sich wenden kann und Kontakt herstellen.
 

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
89
Zurzeit aktive Gäste
677
Besucher gesamt
766
Oben