Hallo,
bin durch glückliche Umstände für ca die Hälfte des Preises an eine nahezu Vollausstattung gekommen und trage die Sachen seit Anfang des Jahres.
Generell vorweg: Mir passt und gefällt der Schnitt (eher schlank und lang) sehr gut, die Verarbeitung ist in meinen Augen über die Kollektion hinweg mit "gut" zu bewerten (kommt jetzt nicht an Arcterix o.ä. ran, aber das ist auch nochmal ne andere Preisklasse...).
Die Merino Unterwäsche mit Cocona passt gut, ich trage die erste Schicht gern etwas enger und musste deswegen eine Nummer kleiner nehmen als gewohnt. Das Körperklima empfinde ich als sehr angenehm, habe vorher hauptsächlich Bergans, Arcterix und smartwool getragen, bei gleichem Gewicht durchaus eine Spur besser als B. Und S., je nach Zusammensetzung derselben. Geruchshemmung ist ja bei Merino üblich und braucht eigentlich keiner gesonderten Erwähnung. Leider haben die Unterhemden/T-Shirts kaum Stretch, wie gesagt trage ich die erste Schicht eher anliegend, was mir nicht so entgegen kommt. Auch könnte das Shirt ein wenig länger sein. Ein Einlaufen kann ich nicht bestätigen, zumindest nicht über das erwartete Maß hinaus, wie es bei jeder Kleidung wohl der Fall ist. Dass man ein Merino-Shirt nicht in die Kochwäsche packt, sollte sich natürlich von selbst verstehen...
Das Langarm-Merino gefällt mir ausgesprochen gut, entweder einzeln als erste Schicht getragen oder bei Temperaturen, die sich eher unterhalb als überhalb der 0-Grad Marke bewegen auch als 2. bzw. 1,5. Schicht über dem Shirt. Die Daumenlöcher sind praktisch bei viel Bewegung, um ein Rutschen zu verhindern. Details wie die kleine Tasche auf der Brust halte ich eher für überflüssig, aber gut, schadet auch nicht. Nur hätte ich gern eine Variante ohne Kapuze, weil mich diese manchmal nervt - mit der normalen Jacke getragen, hat man 2 Kapuzen, was eher überflüssig ist. Nur unter dem Bush-Shirt oder der Fleece Jacke getragen aber gar nicht schlecht, wenn ich auch am Kopf selten friere.
Das Bush-Shirt ist fast mein liebstes Teil aus der Kollektion, super leicht und dünn, aber dennoch warm, zum über-/"dazwischen"ziehen in Ruhephasen oder als 2. Schicht beim Ansitz. Praktisch der weit zu öffnende Reisverschluss, auch mit Hut o.ä. gut überzustülpen. Großer Nachteil ist leider, dass es recht empfindlich ist, Dornen oder Stacheldrahtkontakt quittiert es sehr schnell mit Löchern und Winkeln... Probleme mit Pilling o.ä. habe ich nicht.
Die Paläarktis Hose ist son Mittelding, positiv für mich schlägt jedenfalls schonmal die Verfügbarkeit von Langgrößen (ich bin gute einsneunzig lang...) zu Buche, wenn inzwischen natürlich auch andere Hersteller das anbieten. Generell kann man sagen, dass es keine Hose ist, um sich durch die Brombeeren u.ä. zu schlagen, das gilt eigentlich für die ganze Kollektion - nicht zum "richtigen" durchgehen. Als Pirsch- und Ansitzhose bei mittleren bis kalten Temperaturen spielt sie aber ihre Stärken aus: durch das Stretchmaterial sehr gut Beweglichkeit, die Lüftungsschlitze sind sehr willkommen, wenn es etwas wärmer ist, Schnürsenkelhaken verhindern ein Rutschen. Der höher geschnittene hintere Bund ist angenehm beim Ansitz, für mich könnte er aber etwas enger anliegen. Trage die Hose mit Hosenträgern, die sich sehr zuverlässig mit Klett anbringen lassen. Hinreichend leise ist das Material meiner Ansicht definitiv. Also keine Hose für alle Einsatzbereiche, und ab 20 Grad wird mir persönlich die Hose bei Bewegung definitiv auch zu warm, aber ich friere auch generell sehr selten an den Beinen.
Zur Fleecejacke kann ich noch nicht viel sagen, diese hab ich erst ein paar mal in der Jagdhütte oder ähnliches getragen, der "Härtetest" steht noch aus. Aber die Verarbeitung und der Schnitt gefallen mir auch hier und ich kann mir gut vorstellen, dass sie im Winter das Bush-Shirt als 2. Schicht ablösen wird.
Die Paläarktis Jacke gefällt mir insgesamt sehr gut. Fleece-Einsätze an taktisch gut platzierten Stellen, große Lüftungsschlitze ermöglichen auch das Tragen bei warmen Bedingungen, die kleineren ermöglichen gute Durchlüftung im mittleren Temperaturbereich. Die Klett-Patronenhalter empfinde ich als nettes Gimmick, wenn auch nicht wirklich nötig, da ich fast nur Waffen mit herausnehmbaren Magazinen führe und in die Schlaufen meist nur die eine Patrone kommt, die ich dann auf dem Ansitz in den Lauf lade. Möglicherweise ändert sich das jetzt bei den ersten DJ. Allerdings ist es ne mittlere Challenge, die gekletteten Halter aus den Taschen der Jacke oder auch der Hose zu entfernen - dachte erst, die wären eingenäht...
Das Gummiband in den Brusteinschüben hab ich beim Pirschen schätzen gelernt, da es das Baumeln des FG zuverlässig einschränkt. Der Schnitt der Jacke ist eher enganliegend, die Ärmel sind für mich endlich mal lang genug, was ich von wenigen Herstellern kenne und sehr positiv finde. Durch Stretch-Material ist die Bewegungsfreiheit meiner Meinung nach sehr gut. Auch die Kapuze lässt sich gut anpassen. Hinreichend leise ist das Material, wie bei der Hose, für meinen Geschmack auch. Allerdings ist die Jacke nur eingeschränkt wasserdicht, also ein Nieseln und leichten Regen hält sie zuverlässig auch längere Zeit ab, sobald es stärker zu regnen beginnt, ist aber auch recht bald Schluss.
Zum Schluss noch das Hemd, was ich als vielleicht ein bisschen steif, aber dennoch sehr angenehm zu tragen empfinde - definitiv eines der besseren, wenn auch nicht das "Kühlste" im Schrank! Nette Details wie eine kleine Tasche an der Seite und speziell die Netzeinsätze unter den Armen gefallen mir sehr gut.
Insgesamt kann ich sagen, dass ich die Kleidung, oder vielmehr das Bekleidungssystem, sehr gerne trage und wenig vermisse. Alles ist sicher eher auf "aktive Jagd", im Sinne von Pirschen, angehen von Wild in einem breiten Temperaturspektrum ausgelegt, taugt aber für mich auch sehr gut zum längeren Ansitzen bis runter zum Gefrierpunkt. Bei Temperaturen ab 20 grad in Bewegung und so ab 25 Grad zum Ansitz ist mir persönlich die Hose dann definitiv zu warm, auch die Jacke, wenn auch nur direkt überm Merino Shirt getragen wird dann langsam, wenn auch erstaunlicherweise etwas später, kuschelig. Durch den Systemgedanken, der mir aus dem sportlichen Bereich und anderen Herstellern sehr nahe liegt, kann man die Kleidung sehr gut auf die Bedingungen und das zu erwartende Aktivitätsniveau anpassen und die Cocona Technologie scheint ihren Beitrag zu leisten, so dass ich die Kleidung als sehr angenehm zu tragen bezeichnen würde.
Ähnliche Konzepte (Stretch, engere Schnitte, Funktionsfasern) gibt es natürlich inzwischen auch von anderen Herstellern, auch hier mag man so manches mal Gedanken wie "wenig Jacke für's Geld" haben. (Ich denke auch hier mal wieder bspw an Hard-Shell Jacken von Arcterix o.ä.) Oft zahlt man natürlich auch den Namen mit, wenn ich an ähnliche Kleidung von Beretta oder Härkila denke, empfinde das Preisniveau der Merkel Gear Klamotten als sicher nicht billig, aber auch nicht überteuert - da mag natürlich reinspielen, dass ich keine Ladenpreise gezahlt habe und deshalb den "Schmerz" nicht fühlen musste
Sicherlich gibt es einige Kleinigkeiten zu verbessern, bspw an der Hose, auch die Jacke könnte zB eine Netzinnentasche vertragen, in die ein Jagdschein passt. Oder auch die Ilex Hose, die zwar super verarbeitet ist und auch einen Material-technisch guten Eindruck hinterlassen hat - mir ist sie als Arbeitshose aber deutlich zu dick, zu warm und viel zu steif.
Auch fehlt mir noch was Signal-farbenes für die DJ, Weswegen da wohl wahrscheinlich eher andere Jacken zum Einsatz kommen werden.
Die WNTR Hose werde ich mir demnächst mal bei Frank und Monika anschauen, hab aber eher keine Verwendung dafür, das liegt dann auch an bereits gutem vorhandenen Material für den langen Winteransitz, eine Jagd im winterlichen Canada oder so steht nicht an und der Preis schreckt mich dann doch etwas...
Weidmannsheil
ecureuil