Härte in der Erziehung

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Die erforderlich Quantität wird gern überschätzt. Es ist im Gegenteil so, daß zuviel Jagen in jugendlichem Alter eher abträglich ist. Der Motivation nämlich. Hunde lernen in diesem Alter schnell, und wenn sie ausschließlich erfolglos jagen (= die Nase einsetzen), wird dieses Verhalten gern reduziert. Was sich in der Ausbildung an einer gewissen Lustlosigkeit bemerkbar macht, die Leistungsbereitschaft auf Kunstfährte oder Schleppe sinkt deutlich. 2 Stunden täglich sind an der Oberkante, wenn der Hund die Zeit tatsächlich hauptsächlich mit der Nase beschäftigt ist. Als erfolglos ist dabei jegliches Schnüffeln an Wildfährten zu betrachten, das nicht zu Beute führt. Apporttraining ist zwar mit einem Erfolg verbunden, aber für einen Hund, der mit echtem Wild bereits Kontakt hatte, von der Qualität her natürlich nicht zu vergleichen.

Gelernt wird am besten bei hoher, aber nicht zu hoher Motivation. Weniger ist also mehr.

Zur Frage, wieviel ein Jagdhund tatsächlich jagdlich unterwegs ist als jugendliches Beispiel mal der aktuelle Nachwuchs, gewölft Ende März. Seit Beginn der Ausbildung mit 6 Wochen:
- bisher 6 bzw. 7 mal geschnallt, 5 mal allein, 1 bzw. 2 mal im kleinen Kreis. Dazu kommt je zweimal ausgebüchst. Die letzten Rehe wurden bereits brackiert.
- je zwei kleine Totsuchen.
- alle ein bis zwei Wochen eine Kunstfährte mit steigendem Anspruch, anfangs Schleppen, inzwischen Fährtenschuh übernacht, nach wie vor kurz (100-200m) aber knackig (Verleitungen, Straßen, unterschiedlicher Untergrund, Wetterbedingungen, Wildarten).
Gassi gehen wir fast ausschließlich in jagdlich interessanten Gebieten, daher reichen kurze Gänge, im Schnitt 2x am Tag max. 30 Minuten pro Gang, ab Alter 5 Monate so gut wie ausschließlich an der langen Leine, mit Unterordnungsübungen garniert.

Der ältere Stöberhund bekommt außerhalb der Saison gelegentlich eine Kunstfährte/Trailing (im Schnitt vllt alle 2-3 Wochen). Die anfallenden Totsuchen/Laufschüsse. Während der Saison (Okt. - Jan.) 30 - 40 große und kleine Jagden. Ansonsten Gassi wie die jungen, nur ohne Leine, deutlich länger und bei Bedarf mit Apport verlorener Gegenstände.

Das ist der explizit jagdliche Teil. Auslastungstechnisch kommt die übliche Alltagstauglichkeit (Sitz, Platz, Fuß, Umweltsicherheit und Co.) dazu, was im Prinzip im Rahmen des täglichen Miteinander stattfindet, sowie für die Kondition bei Bedarf das Radl. Ich halte nichts davon die Hunde übermäßig aufzutrainieren, schon gar nicht in jungen Jahren.

Über Mangel an Motivation kann ich mich nicht beklagen, auch nicht auf der Kunstfährte.:biggrin:

Perfekt geschrieben, die 2 Stunden sind 0815Gassigehen und Training jeder Art bei mit. Mache ich viel mehr dreht er zu sehr hoch, bei deutlich weniger fordert er Arbeit ein. Und ich vergaß: Manches Training zusammen mit älteren Hund, hat bei der Wasserarbeit viel gebracht.
 
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10 Einheiten mit Schleppleine und bewusst Rehe gesucht, plus zwei unbeabsichtige Erlebnisse

Mit Leine fast kein Problem, er bremst und stoppt, down kann er noch nicht sauber, aber er stoppt (nicht immer sauber) . Bei unbeabsichtigtem Treffen geht er 100m, kommt dann aber zurück auf Pfiff (nicht sauber, mit Bogen und erkennbarem Frust, aber er kommt) . Bis 30 m volle Kontrolle im Freilauf, danach eher Situationsabhängig zu meinen Lasten. Beim Spiel mit anderen Hunden auch ab und an Pfeiffen, klappt auch immer öfter, aber ich rufe auch nie, wenn sie voll am Rumtoben sind. Katzen sind fast noch schwerer... Er hat noch nie gehetzt, will das absolut, aber wenn er Katzen sieht, wittert oder vermutet läuft irgendwas in ihm ab (mit ungutem Ausgang für die Katze).

Zu meinem ersten Beitrag: bei Wild geht es m.E. nicht ohne Härte. das Stoppen hat er "ohne" Druck/Härte gelernt, aber wenn er jetzt in die Bewegung geht und nicht stoppt, wird es schon mal robust. Bis er dann sauber steht wird es schonmal deutlich und laut (gut, das meine Holde nicht dabei ist). Wer das ohne Härte hinbekommt, vor dem ziehe ich den Hut.

Scheiss Training, das geht an die Nerven :lol::lol::lol:.

Und seit diesen Erlebnis & Training will er Arbeiten. Da ich zu 95% noch nicht mit direktem Wildeinsatz arbeite ist das eine echte Herausforderung. Ist nicht mein erster Hund, aber mein erster Jagdhund, aber hallo: Drahthaar sind echt ein Kaliber (und ja: andere Rassen -ohne Ironie- auch).

Mache bald ne Rubrik auf "Gewichtsabnahme durch Hundeausbildung". :roll:
 
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anonym

Guest
Die Quantität ist unterschiedlich, je nach Wesen. Denke aber, dass sie deutlich weniger wird, je enger das dicke Band zum Führer geschmiedet wurde. Ein Hund, der im Rudel Familie von Beginn an seine Grenzen weiß, seinen Platz hat, ist - gerade bei starkem Wesen - leichter abzuführen, als einer, der weniger Kontakt hat. Meiner Meinung nach zählt das Gesamtpaket. Aufgrund Tipp von BHD habe ich seit Sommer die Hunde nachts im Haus. Aktuell liegt einer vor dem Specksteinofen (läßt sich grillen), der andere neben mir in der Sonne. Beide haben sich vom Wesen her deutlich verändert, haben mehr innere Ruhe. Man sieht es nur an kleinen Dingen, aber es "ist".

Kopfhunde, starke Hunde weil Rasse X, das ist meiner Meinung nach eine menschliche "Erfindung", gibt es nicht. Ich hab` 100x lieber einen Hund mit starkem Wesen, Schärfe, Sturkopf, als einen weichen, sensiblen, der mit gegen Leckerlie auch das Haus putzen würde. Auf ersteren ist jagdlich immer Verlass, auf zweiteren nicht.

Und trotzdem geht mir ab und an mal einer durch. Ist halt so und wird nach Jagdeinsatz sogar wahrscheinlicher. Dann stellt man ihn wieder ein und gut ist`s bis zur nächsten Saison.
 
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Aufgrund Tipp von BHD habe ich seit Sommer die Hunde nachts im Haus. Aktuell liegt einer vor dem Specksteinofen (läßt sich grillen), der andere neben mir in der Sonne. Beide haben sich vom Wesen her deutlich verändert, haben mehr innere Ruhe. Man sieht es nur an kleinen Dingen, aber es "ist".

:thumbup:
 

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