Survival of the Fittest

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Zum Teil sind das einfach Ersatzbefriedigungen, weil zwar Geld, aber die richtige Jagdmöglichkeit,
bzw die Zeit dazu nicht vorhanden ist.

So ein Abend im Forum ist auch bequemer, als bei Frost im Revier.
Das muß ich mit zunehmenden Alter auch machmal bei mir feststellen. :roll:

Remy

Vom Büro aus reicht die Zeit leider oft nur fürs Forum und nicht fürs Revier:sad::roll:
 
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Vom Büro aus reicht die Zeit leider oft nur fürs Forum und nicht fürs Revier:sad::roll:

Ich glaube nicht, dass die im Revier verbrachte Zeit wirklich etwas über den Charakter, die Haltung und das Handeln eines Jägers aussagt.

Problematisch wird es für mich dann, wenn jemand nach längerer Zeit endlich mal wieder rauskommt und dann aber auch auf Teufel komm raus was erlegen muss. Wenn das dann nicht so richtig klappt wird technisch aufgerüstet und das Jagen wird zum High-Tech-Totschiess-Event. Man möchte ja was erleben für sein Geld...
 
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Yumitori

Guest
Zum Gruße,

einer meiner ersten Fuchsansitze - Ende d. siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts - hat mich wirklich ein Stück Gesundheit gekostet.
Der Käfer samt Hund stand so etwa 800 m in einem Hohlweg und ich musste zur (offenen) Kanzel über einen zugeschneiten Graben.

Spät in der Nacht machte ich mich auf den Weg zu Auto und Hund und die steifgefrorenen Knochen führten dazu, dass ich den Graben, hinwärts noch problemlos gemeistert, nicht packte, an der Grabenböschung abrutschte, das Knie verdrehte und auf einen Stein schlug. Der Drilling lag irgendwo seitwärts, die Munition im Rucksack und ich dachte, wie problemfrei man auch in D erfrieren kann, wenn man bewegungsunfähig ist.
Wie man lesen kann, habe ich es überlebt, nicht mal eine Lungenentzündung oder Grippe geholt, mein Hausarzt, auch Jäger hat allerdings gemeint, dass man bei solchen Bedingungen besser nicht alleine im Revier sein sollte.
Warum ich es "überlebt" habe ? Erstens war ich deutlich unter 25 Jahre alt, zweitens war mein Käfer 1303 mit einer brutalen Heizung ausgestattet, entweder gar nicht oder brutheiß - letzteres hat's gebracht - bloß mein Knie war richtig dahin, trotz einiger OPen, aber das ist OT.
Und n u r ein VW Käfer konnte klaglos 70 Landstraßenkilometer ohne Kupplung nach Hause gefahren werden (linkes Knie).

@ ratzeputz -
Ich fühle sehr ähnlich - nichts gegen cellphones, die sind sinnvoll, aber es gibt Zweifel in Sachen Ausrüstung, die mich immer wieder befallen:
Das Wild ist dem Menschen mit seinen Sinnen und ggf. seiner Körperkraft überlegen. Wenn wir durch allzu viel Technisierung der Jagdausübung diese Überlegenheit völlig ausgleichen, worin liegt dann noch der Reiz des Nachstellens, des Beutemachens ?
Denn letztlich ist es dann allenfalls noch die fehlerfreie Beherrschung der Technik, die uns vom Jagderfolg trennen - überspitzt ausgedrückt.
Irgendwie habe ich Zweifel, dass es richtig ist, mit der Wärmebildkamera dem Wild ins Wohn- resp. Schlafzimmer zu schauen.
Es mag angehen, wenn es sich darum handelt, ins Uferlose abgeglittene Schwarzwildbestände zu regulieren - aber auch hier habe ich noch Zweifel, mit genügend Jägern und entsprechendem Können, aber auch Geduld, sollte das auch so gehen.
Wie auch immer, J a g e n braucht auch Z e i t - und die ist immer weniger verfügbar. Das Revier, das ich mit meinem Vater gepachtet hatte, lag etwa 70 km von meinem Wohnort entfernt, damals nur Landstraße, also eine gute Stunde Anfahrt.
Meine letzte Jagdgelegenheit war gar über 100 km entfernt, manches Mal war ich drei Stunden auf der Autobahn, um zwei Ansitze machen zu können.

So mancher Jäger wird sagen, dies sei unrentabel - und ich erinnere mich an eine Fahrt, da war ich so kaputt, dass ich auf dem Sitz immer wieder eingenickt bin.
Klar, auch die Familie fordert richtigerweise Zeit ein - aber das lässt sich organisieren.

Was mich wirklich stört, ist, dass es i m m e r nur von Jagd gesprochen wird (heutzutage), wenn Strecke gemacht ist.
Natürlich geht es darum, aber ich habe keinerlei Problem, oftmals n u r nachzustellen, zu beobachten - ganz wenig Elektronik am Mann.
 
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Eigentlich kann man jedes Schaltgetriebe ohne Kupplung schalten, man muss nur den Job der Kupplung, die Drehzahlunterschiede auszugleichen, anderweitig übernehmen...bei der richtigen Drehzahl flutschen die Gänge auch so rein.

Zur Ausrüstung: ja, es gibt Jobs (z.B. im Spätsommer Getreide bewachen), da nutze ich vorhandene, legale Ausrüstung wie eine Wärmebildkamera, um effektiver zu hegen. Wenn der Job aus Warten, Warten, Warten und am Ende in die Luft schiessen besteht, finde ich es einfach besser, zu sehen, ob "Kundschaft" da ist oder nicht.

Und wir wissen doch alle, die Anbieter von NZG und anderen halbseidenen bis dunkelgrauen oder gar schwarzen Lösungen können sicher nicht jeden Monat die Anzeigenteile der Jagdzeitungen wiederholend füllen, weil zweimal im Jahr einer was kauft fürs Ausland (überspitzt).
 
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Und wir wissen doch alle, die Anbieter von NZG und anderen halbseidenen bis dunkelgrauen oder gar schwarzen Lösungen können sicher nicht jeden Monat die Anzeigenteile der Jagdzeitungen wiederholend füllen, weil zweimal im Jahr einer was kauft fürs Ausland (überspitzt).

Vielleicht wird dort ja auch penibel notiert, wer gekauft hat....Polizei und Finanzamt haben sicher ein gebührendes Interesse, da mal einen Blick in die Buchführung zu werfen.

So ein unangekündigter Besuch der Waffenbehörde bei der Kundschaft kann dann schnell mal zu einer Hausdurchsuchung ausarten,.... eine Begründung findet sich.

Gruß

HWL
 
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@ ratzeputz -
Ich fühle sehr ähnlich - nichts gegen cellphones, die sind sinnvoll, aber es gibt Zweifel in Sachen Ausrüstung, die mich immer wieder befallen:
Das Wild ist dem Menschen mit seinen Sinnen und ggf. seiner Körperkraft überlegen. Wenn wir durch allzu viel Technisierung der Jagdausübung diese Überlegenheit völlig ausgleichen, worin liegt dann noch der Reiz des Nachstellens, des Beutemachens ?
Denn letztlich ist es dann allenfalls noch die fehlerfreie Beherrschung der Technik, die uns vom Jagderfolg trennen - überspitzt ausgedrückt.
Irgendwie habe ich Zweifel, dass es richtig ist, mit der Wärmebildkamera dem Wild ins Wohn- resp. Schlafzimmer zu schauen.
Es mag angehen, wenn es sich darum handelt, ins Uferlose abgeglittene Schwarzwildbestände zu regulieren - aber auch hier habe ich noch Zweifel, mit genügend Jägern und entsprechendem Können, aber auch Geduld, sollte das auch so gehen.
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ich kann jeden Gedanken verstehen und teilen.
Ich befürchte allerdings, dass spätestens mit der ASP das Credo Nachstellen und Beutemachen, um "Bestandsbekämpfung" erweitert wird.
Das wir dies durch veränderte Fruchtfolgen(-> explodierender Maisanbau) bereits im Unterbewußtsein geahnt u. verdrängt haben, "prügelt" uns nun die ASP in den Realitätssinn zurück. Die Lobbyisten der fleischverarbeitenden Industrie werden die Politik und die Jägerschaft vor sich her treiben.

Mit der selben Konsequenz u. Schnelligkeit, wie es beim Bleifreizwang zugegangen ist, müsste nun die Freigabe von Nachtzieltechnik zur Schwarzwildbejagung(-bekämpfung :-( ) erfolgen.
Und wer meint, damit dem Nachbarn den dicken Hirsch nachts um 2 Uhr wegschiessen zu müssen, sollte halt an den Eiern aufgehängt werden. Das Vermeiden vom Mißbrauch liegt leider nicht in der Natur des Menschen.
 
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Yumitori

Guest
Zum Gruße,

@Achter -
"Bestandsbekämpfung" und "Schädlingsbekämpfung" können synonym verwendet werden, fürchte ich - ist für mich aber keine "Jagd" mehr.
Zum Begriff "Lobbyist": Der wird mir nicht nur hier viel zu generell verwendet. Lobbyarbeit ist im Grunde überhaupt nicht verwerflich, denn Lobbyisten sind grundsätzlich Interessenverbände, die durch ihre Arbeit alle drei Gewalten zu beeinflussen versuchen, so zum Beispiel der DJV oder NABU, IHK usw. usf.
Die - wohl von Dir gemeinte - negative Nebenbedeutung des Wortes stellt auf illegale Beeinflussung ab, die muss aber dann beim Namen genannt werden
Wir könnten ja durchaus keine schlechte Lobbyarbeit für die Jagd leisten, wenn die Jäger bereit wären, dafür richtig Geld in die Hand zu nehmen. Dann hätte die Jagd noch weit größere Überlebenschancen.
 
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@Achter -
"Bestandsbekämpfung" und "Schädlingsbekämpfung" können synonym verwendet werden, fürchte ich - ist für mich aber keine "Jagd" mehr.
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Unbestritten wäre / ist dies so.
Ob es mir gefällt oder nicht, das Ausblenden von Realitäten gehört zum Wesen der Politik, dem Bürger gelingt diese Flucht nur in privaten Dingen ;-)
Die Rahmenbedingungen für explodierende Schwarzwildbestände haben primär nicht die Jäger zu verantworten, die Folgen hingegen schon. Und daran messe ich wertfrei die (jagdliche) Realität. Und zu befürchten bleibt, die Rettung der restlichen althergebrachten, traditionellen Jagd wird nur gelingen, wenn eine technische Lösung die Bestände des Schwarzwildes erheblich nach unten korrigiert. Der Markt reagiert bereits und Fleisch vom Schwarzwild ist bereits nichts mehr wert.
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@Achter -
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Zum Begriff "Lobbyist": Der wird mir nicht nur hier viel zu generell verwendet. Lobbyarbeit ist im Grunde überhaupt nicht verwerflich, denn Lobbyisten sind grundsätzlich Interessenverbände, die durch ihre Arbeit alle drei Gewalten zu beeinflussen versuchen, so zum Beispiel der DJV oder NABU, IHK usw. usf.
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Auch hier sei dir zugestimmt.
Realiter wird diese Beeinflussung aber durch erheblich (notwendig) vorhandene Mittel beherrscht und die unterscheiden sich z.B. vom Kanninchenzüchterverband und der Autoindustrie. Erfolge feiern dann selten die rührigen, selbstlosen oder ehrenamtlichen Verbände.
 
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Das Wild ist dem Menschen mit seinen Sinnen und ggf. seiner Körperkraft überlegen. Wenn wir durch allzu viel Technisierung der Jagdausübung diese Überlegenheit völlig ausgleichen, worin liegt dann noch der Reiz des Nachstellens, des Beutemachens ?
Denn letztlich ist es dann allenfalls noch die fehlerfreie Beherrschung der Technik, die uns vom Jagderfolg trennen - überspitzt ausgedrückt.

Es war hier mehrfach irgendwo zu lesen, dass durch den Einsatz irgendeines aktuellen technischen Gimmicks die Büchse der Pandora geöffnet wird. Wenn man in griechischer Mythologie aufgepasst hat, weiß man, dass Pandora selbst die Büchse geöffnet hat und ich wüsste nicht, dass irgendjemand die ganzen entwichenen Übel wieder reingestopft hätte...

Ich bin alt genug, habe genug erlebt, gesehen, gehört, gelesen um mir keine Illusionen über die Natur des Menschen zu machen - was technisch machbar ist, wird auch gemacht werden!

Meister Löns hat in "Der Überjäger" erstaunlich hellsichtig (und mir lesbarem Gruseln) den Jäger im Jahr 1999 beschrieben. Wenn man nun mit heutigem Wissen weiterdenkt:

In der Materialforschung werden gerade Grundlagen für neue Sensortechnologien gelegt, die die komplette Optik, wie wir sie heute basierend auf geschliffenen Linsen kennen, überflüssig machen wird. Bei Marktreife in 5 / 10 / 15 Jahren werden wir dann statt ZF ein Gerät von der Größe eines heutigen Smartphones auf die Büchse stecken (oder vielleicht auch nur unser Smartphone um die entsprechenden "Features" "updaten") und dieses kleine Gerät liefert dann beliebige Vergrößerungen, Wärmebild und Restlichtverstärkung frei Haus. Weitere Funktionen gegen Aufpreis:

Automatische Ansprechhilfe aktivieren? Ja / Nein (wegen Tierschutz, keine Fehlansprachen mehr)
Automatische Schußauslösung bei optimalem Haltepunkt aktivieren? Ja / Nein (wegen Tierschutz, kein Mucken mehr und damit deutlich weniger krankgeschossenes Wild)
Automatische Zielerfassung aktivieren? (nur mit optionaler Gewehrhalterung Autokill XS 2030) Ja / Nein (wegen Tierschutz, Fehlerquelle Mensch ausschalten!)

Oder etwas näher dran:
Heute suchen wir Kitze in den zu mähenden Wiesen mit Drohne und Wärmebildkamera. Ist ja deutlich effektiver und Zeit hat eh kaum mehr jemand dafür oder keinen Hund, der sowas kann. Aus Tierschutzaspekten also absolut zu befürworten...

Wie wäre es denn damit:
Bestätigung der Rotten in den Einständen mit Drohne und Wärmebildkamera für die deutlich effektivere Drückjagd.
Bestätigung der Feisthirschrudel mit Drohne und Wärmebildkamera für die deutlich effektivere Feisthirschjagd.
Suchen der Sauenrotten im Feld mit Drohne und Wärmebildkamera; macht die nächtliche Pirschjagd im Feld noch effektiver als die WBK am Mann.

Ich bin nichtmal sicher, ob das Themen für morgen sind oder schon Alltag.

Mit solchen Szenarien kann man nun noch ein paar Seiten füllen. Die Grundaussage bleibt: was möglich ist, wird gemacht werden. Vorneweg die "Gear Freaks" und die "Effektiven Wildtiermanager" mit der Monstranz "Tierschutzgerechte Jagd" in der Hand, hinterher die breite Masse, die zwar vielleicht etwas Bauchschmerzen dabei hat, aber mitmacht, weil es ja eh alle machen.

Und warum auch nicht? WENN es bei der Jagd tatsächlich nur um das möglichst effektive und tierschutzgerechte Reduzieren von Wildbeständen geht, dann ist das doch alles legitim und nützlich. Und sein wir ehrlich: Verbote werden nicht helfen bzw. wird es nicht geben. Und selbst wenn: Stück für Stück werden diese Verbote dann ignoriert und geschleift, wir kennen die "alternativlosen" Argumentationen doch zur Genüge und sehen gerade, was im Rahmen der ASP-Hysterie leichthin über Bord geworfen wird. Was möglicht ist, wird gemacht werden, früher oder später.

Als Hoffnung bleibt nur, auf gewisse Selbsterkenntnisse der Jäger zu setzen. Vielleicht finden genügend Jäger andere Antworten auf die Frage, was Jagd ist und warum sie jagen jenseits der Effektivität, Effizienz und all der anderen kalten rationalen Argumentationen. Ich bin alt genug, habe genug erlebt, gesehen, gehört, gelesen um eine persönliche Theorie über die Natur und die Seele des Menschen zu haben und ich glaube, dass der Mensch bestimmte Dinge braucht, um sich glücklich und wohl zu fühlen. Keines dieser Dinge kann man kaufen und manch ein Jäger mag diese Dinge auch in der Jagd suchen - ich z.B. Das muss ich hier nun nicht weiter ausbreiten, sondern kann zusammenfassen:

Was möglich ist, wird gemacht werden. Verbote helfen nicht dauerhaft. Die einzige Chance ist die Hoffnung auf Selbsterkenntnis und daraus folgend Selbstbeschränkung.

Hoffnung war übrigens der einzige positive Inhalt von Pandoras Büchse. Die Hoffnung konnte aber nicht entweichen, die Büchse wurde vorher geschlossen und die Welt damit ein hoffnungsloser Ort. Nietzsche , boshaft wie er war, hat das allerdings ganz anders gesehen: "Zeus wollte nämlich, dass der Mensch, auch noch so sehr durch die anderen Übel gequält, doch das Leben nicht wegwerfe, sondern fortfahre, sich immer von Neuem quälen zu lassen. Dazu gibt er dem Menschen die Hoffnung: sie ist in Wahrheit das übelste der Übel, weil sie die Qual der Menschen verlängert."
 
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Yumitori

Guest
Zum Gruße,

@ ratzeputz-
Zweifelsfrei richtig, was gemacht werden k a n n , wird gemacht werden - darf mich das aber davon abhalten, zu warnen, was alles verlorengehen kann, wenn man alles durchzieht ?
Ich bin sicher kein ewig Gestriger und finde, dass ein E-Messer bei Schüssen in unbekanntem Gelände (keine Anhaltspunkte) und ungewohnter Entfernung Sinn macht.
Ich trete mir ggf. vorher in die Bremse - wenn ich nämlich nicht mehr selbst ansprechen kann. Und dies gilt ebenso "bei Nacht".

Könnte dieser gesamte Gedankengang u.U sogar dahin führen,dass in ein paar Jahren gar nicht mehr in meinem Sinne gejagt wird, vielmehr die Elektronik rechnet, erfasst und uns mitteilt, für wie viel Teuronen wie viele Stück einer Wildart per "huntphone" erlegt werden - nein, letal entnommen werden.
Ich kenne recht gut, was Löns geschrieben hat, ich las ihn zuerst mit etwa 13 Jahren. Und auch sehr beeindruckt hat mich in seinem Werk die Erzählung "Achtzacks Ende". Achtzack - für die Nichtwissenden - ist ein starker, alter Rehbock, der alles auf Trab bringt und die besten Mittelalten Böcke und Jährlinge, aber auch das ein oder andere Schmalreh übel "verdrischt" oder gar zu Tode forkelt. Ein junger Förster findet einen verendeten Bock und äußert: "Heut' musst Du stürzen, sonst will ich die Kunst nicht verstehen" Es geht um die Kunst des Blattens...
Und d a s ist Jagdhandwerk, die Beherrschung der Elektronik ist auch für einen jagdlich nicht passionierten, gehetzten, aber gut bezahlten Elektronikfachmann nicht problematisch.
Und nur der, dem es um die Kunst geht, wird sich selbst beschränken, die restlichen die "behufs Jägerns in die Natur stolpern" (sinngemäß bei Löns nachzulesen) werden nicht einmal auf die Idee der Selbstbeschränkung kommen.

Einer meiner besten Freunde, vielleicht der beste, ist 26 Jahre alt und Berufssoldat; er weiß mehr von jägerischer Selbstbeschränkung, als viele der mir bekannten Jäger mit 20 Scheinen und mehr. Und wir beide fürchten, dass die Selbstbeschränkung stirbt.
Es mag 1981 oder 82 gewesen sein, als ich an einem recht warmen Sommermorgen auf einer Kanzel auf einen starken Bock ansaß - es kam bei noch knappen Büchsenlicht eine Fuchsfähe mit vier Welpen; die Schrotläufe des Drillings legten zwei Geschwister nebeneinander. Eine halbe Stunde später erscheint ein verwilderter Haustiger, hier sprach die Kugel. Und kurz bevor ich dem Kaffee auf der Hütte zustrebte, kam der ersehnte Bock.
Ich stehe bei diesem, da taucht ein noch stärkerer auf und schreckt - der Schuss wäre keine große Kunst gewesen, aber es waren nur noch zwei Böcke frei und mein Vater hatte bisher noch keinen - also blieb der Finger gerade; ich hatte ja meinen Bock und noch mehr; natürlich muss man den Löffel raushalten, wenn es Brei regnet, aber ich finde, es muss immer anständig gegessen werden und nicht nach dem Motto "all you can eat", es gehört sich einfach nicht.
 
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4 Aug 2013
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Zweifelsfrei richtig, was gemacht werden k a n n , wird gemacht werden - darf mich das aber davon abhalten, zu warnen, was alles verlorengehen kann, wenn man alles durchzieht ?
Ich bin sicher kein ewig Gestriger und finde, dass ein E-Messer bei Schüssen in unbekanntem Gelände (keine Anhaltspunkte) und ungewohnter Entfernung Sinn macht.
Ich trete mir ggf. vorher in die Bremse - wenn ich nämlich nicht mehr selbst ansprechen kann. Und dies gilt ebenso "bei Nacht".

Nein, man sollte niemals aufhören zu warnen, schon für das eigene Gewissen nicht. Aber was kommt bei den Gewarnten denn an? Du weißt, was verloren gehen kann und wie schade das wäre, weil Du es selbst erlebt hast. Aber jemand, der das, was da verloren geht, gar nicht kennt - was fängt der mit einer solchen Warnung an?

Ich mag mein Fernglas mit Entfernungsmesser sehr und habe mir von einem alten Jäger deswegen mal eine fette Packung eingefangen. Meiner Behauptung, das wäre sinnvoll und praktisch entgegnete er, dass das nur Trägheit, Bequemlichkeit, Faulheit sei. Der Jäger, der sein Handwerk gelernt habe, der kenne sein Wild, sein Revier und könne auch Entfernungen abschätzen. Und wenn nicht, dann schießt man eben nicht. Ganz einfach. Er hat mir empfohlen, jeden Gang draußen (und nicht nur im Revier, immer, überall) zu nutzen, mir Wegmarken zu suchen, für mich die Entfernung zu schätzen und dann die Schritte zu zählen. Das habe ich eine Weile gemacht und natürlich hatte er Recht. Heute kann ich Entfernungen mit brauchbarer Sicherheit einschätzen und bräuchte den Entfernungsmesser nicht mehr. Es kostet aber Zeit. Und wer mag die noch investieren, wenn es doch eine prima technische Krücke gibt?

Er hat einen ganz klassischen Weg beschrieben - das Handwerk (mühsam) erlernen, üben, üben, üben (mühsam) und irgendwann die Kunst beherrschen (bei ihm kam Kunst noch von Können). Aber nun kommt jemand (wie ich damals) und fragt: Warum? Warum soll ich das auf mich nehmen wenn es doch diesen prima Entfernungsmesser gibt und das Ergebnis ist das gleiche: ich kenne die Entfernung?! Die Antwort, die ich heute auch kenne: weil etwas verloren geht. Nämlich das unglaublich erfüllende Erlebnis, wenn man etwas tatsächlich aufgrund eigener Fähigkeiten, Kenntnisse, langer Anstrengungen und Mühen und garniert mit vielen Fehlschlägen zu Stande bringt und NICHT deshalb, weil man sich die teuerste technische Krücke geleistet hat. Diese befriedigende Erfahrung des eigenen Könnens gehört für mich zu den Dingen, die Menschen glücklich und zufrieden machen und die unsere Seele braucht.

Wenn ich das einem klassischen "Gear Freak" oder einem "Effektiven Wildtiermanager" oder einem der mit knapper Freizeit ausgestatteten "Event-Jäger" erzähle, dann schauen die mich mit irritiertem Gesichtsausdruck an und wissen gar nicht, was ich da eigentlich von ihnen will. Der "Effektive Wildtiermanager" wird mir wahrscheinlich noch den Vorwurf machen, dass ich meinen persönlichen esoterischen Selbsterfahrungstripp auf Kosten unnötigen Tierleids mache, weil man doch praktisch moralisch gezwungen ist, jede Technik zu nutzen, die die Jagd effektiver und tierschutzgerechter gestaltet.

Wirkliches Können, Selbstbeherrschung, Anstand... das sind alles Dinge, die sich erstmal anstrengend anhören und damit für viele Jagdscheininhaber (Jäger mag ich da nicht schreiben) schon deshalb ausscheiden. Man geht doch nicht zur Jagd, um sich mit blöden Tugendkatalogen rumzuplagen oder sich anzustrengen. Das Hobby Jagd soll schließlich Spaß machen! Und da ist dann eben jede technische Krücke recht.
 
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Yumitori

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@ ratzeputz -

ich habe das Schätzen von Entfernungen auf genau die Tour gelernt und im väterlichen Revier einen E-Messer nicht gebraucht, in Südtirol wäre er hilfreich gewesen - aber damals gab es die noch nicht wirklich handlich.
Ansonsten wieder 100% Zustimmung, vielleicht mit einer kleinen Einschränkung - ich bin (wie man mir hier schon vorhielt) wohl wirklich herzlos - denn jene, die nicht auf meine Worte achten wollen (befolgen kann man ja nicht erwarten), sind mir recht schnell wirklich gleichgültig, insoweit rührt mich kein Gewissen, wohl aber, wenn ich bemerke, dass ich einem "Neugierigen" etwas zu sagen vergaß.

Und manchmal muss ich grinsen - wie etwa jüngst, als ein Forist, der sich eher als Wildmanager versteht (so meine ich), ein Foto von zwei erlegten "Schweinchen" einstellte. Und die hatten doch tatsächlich einen "letzten Bissen" - es gibt sie noch, die Erlebnisse, die hoffen lassen.
 

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