Naturbrut Fasan

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Hallo zusammen,
Ich möchte eines vorausschicken, damit es nicht wie in vielen anderen Threads in die falsche Richtung läuft:

Ja, ich habe die gängige Literatur (Fasanenhege zeitgemäß [Schmidt], Fasan und Rebhun [Behnke], etc) gelesen, die Biotope sind als sehr gut und vernetzt zu bezeichnen und die Jagd auf Raubwild, Raubzeug sowie die bejagbare Luftwaffe wird sehr ehrgeizig betrieben - sowohl mit der Flinte als auch mit der Falle und revierübergreifend. Der Hase hat uns unsere Mühen längst gedankt und auch die Landwirte, die zur Treibjagd als Treiber wieder begeistert auf dieses Datum fiebern spielen auch sehr gut mit (ja, wir laden immer noch dazu ein. Die Biotope werden dabei ausgelassen. Es handelt sich somit „nur“ noch um einen bewaffneten Spaziergang. Aber für ein gutes Miteinander zwischen Jägern und Landwirten ist diese Institution absolut unabdingbar. Die meisten Probleme wurden bislang beim Schüsseltreiben geklärt). Die Eier stammen von Pärchen, die aus ausgemähten Gelegen erbrütet wurden. Naturnäher haben wir es noch nicht geschafft. Wir haben in den vergangenen Jahren schon viele Erfahrungen mit dem Aufzüchten und Aussetzen von Fasanen gemacht und sind stolz auf eine zwar überschaubare, aber langsam wachsende Population. Es geht mir in diesem Thema also nicht um die Voraussetzungen für eine funktionierende Fauna, sondern um etwas ganz Spezielles:

Wir haben in diesem Jahr eine Anlage übernommen, die wir auf einen mit allerlei revierüblichen Kräutern und Bewüchsen vorbereiteten Pachtstreifen an einer Waldkante aufstellen werden. Selbst für die Etablierung von Ameisen wurde gesorgt. Es handelt sich um mehrere mittelgroße Parzellen hintereinander. Diese Anlage hat sich über viele Jahre für Jungdfasanen bewährt. Meine Ansinnen ist es, in jedem Abteil jeweils eine Zwerghuhnglucke Fasaneneier ausbrüten zu lassen. Ich habe allerdings (auch nicht im Bekanntenkreis) keinerlei Erfahrung mit dieser – ich sage mal „Freilandbrut“. Ist es überhaupt möglich und wie sollte das am besten Ablaufen? Welche Voraussetzungen muss ich für die Brut schaffen in Bezug auf Brutkästen z.B. und wenn ja in welcher Form? Vielleicht finde ich hier ja jemanden mit Erfahrung darin, der mir sagen kann, ob das überhaupt Sinn ergibt, oder ob die Glucken weiterhin im „Stall“ brüten sollten und wir sie dann gemeinsam mit den Küken in die Voliere setzen, wenn die ersten 10 Tage rum sind. So haben wir es bislang sehr erfolgreich gehandhabt. Ich möchte aber mit dieser Idee noch näher an die natürliche Brut gelangen und noch weniger Menschenkontakt zu den Küken erwirken.

Ich würde mich freuen, wenn mir dabei jemand helfen könnte.
Vielen Dank im Voraus und Horrido!
 
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Wichtig ist schon mal dass die Glucken immer einzeln brüten. Ist im Stall genauso. Man weiß nie was im Kopf der Kolleginnen vorgeht. Da werden Eier von anderen Hennen zu den bereits brütenden Glucken gelegt und auch bezüglich der Küken gab es schon Überraschungen. So können auch fremde Küken von anderen Hennen getötet werden. Muss nicht sein, aber möglich. Ich würde unter kontrollierten Bedingungen im Stall brüten lassen, die Küken dann die ersten Tage in einer Box halten. Wenn sie richtig beweglich sind, mit der Glucke in die Voliere. Was passiert wenn zum Schlupftag starker Regen einsetzt, da gehen in der Natur auch ein Teil der Küken verloren. Ich habe meine Küken sogar oft 14 Tage bis 3 Wochen in der oben geschlossenen Voliere gehalten. Wenn Jungfasane aber erst mit 6 Wochen in die bewachsene Voliere kommen, dann scheuen sie die Deckung. Der freie Boden ist normal für sie, dann eben auch der Feldweg wo man diese Vögel dann meist sieht.
Ein anderes Problem ist das Aufbaumen. Manche Hühnerglucken baumen zu früh auf und die Fasanküken kommen da noch nicht mit nach oben, verklammen und gehen ein. Ich halte die Glucken daher innerhalb der Voliere in einem Gitterkäfig für die erste Zeit. So kann man auch mehrere Glucken zusammen in einer Voliere halten. Die Küken laufen zusammen und vertragen sich und die Glucken können fremde Küken nicht attackieren. Nach einiger Zeit gewöhnen sie sich zusammen.
Die Auswilderung erfolgt dann mit 6 Wochen zusammen mit der Glucke. Natürlich gibt es Verluste, ich will aber ja wildbahntaugliche Fasanen die selbst reproduzieren und nicht nur welche um die Treibjagdstrecke zu sichern. Diese Jungfasane sind im Herbst nicht mehr von Wildbruten zu unterscheiden.
 
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Klingt toll. :thumbup:

Es gibt oder gab? mal eine Fasanerie in Bocholt? die in großen Grünvolieren mit unterschiedlicher Vegetation immer im Abstand von einigen Metern Aufzuchtkästen ähnlich den von Behnke/Claußen aufgereiht hatte.

Dort wurden dann Zwerghuhnglucken aus der Umgebung auf Hühnereiern angesetzt. Die, die sitzen blieben, haben Fasaneneier bekommen, der Rest wurde wieder raus genommen und durch andere ersetzt.

Die Glucken haben die Fasane im regengeschützten Abteil erbrütet und später die gesamte Kiste als Auslauf bekommen. Wenn die Fasane etwas weiter waren, wurde bei entsprechendem Wetter die Kiste soweit aufbebockt, dass die Kücken raus konnten.

Den Rest kennst du ja, wenn du die Bücher gelesen hast.
Damit ist es ab dann so, wie Colchicus es schon beschrieben hat. Die Fasane erkunden die Umgebung, die Glucken baumen aber noch nicht auf und können sich nicht gegenseitig angehen.

Ich schließe mich mit meiner Empfehlung Colchicus an: Bleib lieber die ersten 2 Wochen mit den Jungen und der Glucke im Stall mit Dach und weg vom Naturboden.
Meiner Meinung nach nehmen die Jungfasane in diesem Alter wenig bis gar nichts von Ihrer Umgebung wirklich auf. Sie lernen nur: was kann ich fressen, wo muss ich hin, wenn es kalt wird und dass man immer aufpassen muss, wo die Mutti ist. Wirkliche "Prägung" auf die Umwelt und die Umgebung kommt erst später. Deswegen halte ich das aufwändigere Erbrüten im Brut- und Aufzuchtkasten für unnötig.

Schöne Grüße und WH

Kuder
 
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Die Methode kenne ich auch ähnlich von Behnke. Der hat auch die Glucken bei einigen Varianten der Aufzucht in Kästen , wo die Küken draußen laufen. Diese Methode wird auch in den Nachbarländern schon länger praktiziert.

Man muss nur darauf achten, dass die Küken nicht durcheinander laufen . Dass eines abends nicht 30 Küken unter einer Glucke hängen, und unter der anderen nur 2 Küken.

Dass Küken in den ersten Tagen nicht geprägt werden, da bin ich anderer Ansicht. Eine Untersuchung behauptet, dass sie in den ersten 5 Wochen nach dem Schlupf an den Geburtsort geprägt würden. Was besonders auch für Rebhühner interessant ist. Auch die Feindreflexe sollten in den ersten Wochen regelmäßig gereizt werden. Je älter die Küken Werden, desto mehr verkümmern sie. Daher sollten Glucken mit Küken auch spätestens mit 5-6 Wochen raus. Wer schonmal eine führende Hühnerglucke beobachtet hat, der weiß , dass wenn sie die Küken warnt, sich diese blitzschnell ducken . Aber da werden uns in Zukunft sicher noch weitere , und genauere Untersuchungen vorgesetzt werden.
 
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@ perdi
Sorry für's späte Einsteigen aber muß nebenbei noch arbeiten. Hast mich wohl schon vermisst?:biggrin:
Also bei Brut und Aufzucht bin ich raus. Da gibt es Leute mit viel mehr Erfahrung. Bei uns ist alles Naturbrut. Auch wenn du es mir nicht glaubst.
Allerdings bauen wir zum Herbst eine Voliere für Rebhühner, da kann ich vielleicht nächtes Jahr ein kleines Wörtchen mitreden.
Ansonsten ein großes Lob an den TS. Wer sich so viel Arbeit macht meint es auch ernst. Ich wünsche dir ein mildes Frühjahr. :thumbup:
 
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Wow, vielen Dank schon mal für diese fruchtbaren Kommentare!

Das, was Ihr hier mitteilt ergibt alles absolut Sinn und auch wenn es nicht unbedingt mein Vorhaben bekräftigt, bin ich über jede Kritik froh.
Ganz loslösen kann ich mich aber von dem Gedanken nicht, weil ich irgendwie das Gefühl habe sie dadurch noch naturnäher aufzuziehen. Aber ich weiß leider auch wie ihr, dass die ersten 10-14 Tage tatsächlich unter Obhut besser laufen. Vielleicht versuche ich es erst einmal mit einer Glucke und stelle dazu in der Voliere eine mit Heu gepolsterte, von Boden leicht erhöhte Brutbox auf. Hoffentlich führt diese Ideologie nicht die ganze Brut vor die Hunde.

Lieber Perdixeinbürgerer,
5 Wochen sind doch ziemlich sportlich oder? Du scheinst Erfahrungen mit so jungem Aussetzen zu haben. Kannst Du einschätzen, wie hoch die Verluste im Gesperre sind, sollte die Glucke frühzeitig gerissen werden? Kommen die Jungs dann schon mit der Umwelt klar?

Lieber Colchicus,
ja, das mit dem frühen Aufbaumen habe ich im letzten Jahr erleben müssen. Ein Gitterkäfig hat auch bei mir Abhilfe geschaffen.

Danke für das Lob, Fuhnejäger! Man muss nur einen Weg finden, die Mitjäger zu Motivieren. Einzelne Niederwild-Idealisten haben es heute nicht leicht ;)

und natürlich auch Dir, Kuder vielen Dank für den Kommentar!

Horrido!
 
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Ich hab mal einen Test gemacht mit 9 Junghähnen Anfang Juli, 6 Wochen alt ohne Glucke. Da die Gruppe immer schön beisammen geblieben ist, konnte ich gut den Verlauf beobachten. Von diesen 9 Junghähnen waren im Herbst, sprich September noch 6 Stück sichtbar. Dann löste sich die Gruppe auf und man kann nicht mehr genau nachvollziehen wie viele in den Winter gegangen sind.
Es muss natürlich alles passen, in dem Fall zwei Buntbrachen, Hecken und die Beutegreiferdichte...
 
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Ja, das klingt ganz nach den üblichen natürlichen Verlusten - sofern natürlich die fehlenden tatsächlich alle gerissen wurden.

Klar, die Umwelt muss wirklich passen. Mit viel Glück beim Wetter gab es in dem einen oder anderen warmen Jahr auch in den strukturärmeren Revierteilen immer mal wieder regelmäßige Sichtungen, aber Erfolg hat es mittel- und langfristig nur dort, wo die oft beschriebene Flora passt. Da gebe ich Dir absolut recht.
 
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Wielange sollte man die Fasanenkücken mit den Glucken im Voliere lassen bevor man diese rund ums Voilere auswildert?

Hatte immer im Kopf dass diese da schon 2 Monate alt sein sollten?

Was mir beim Auswildern aus dem Voilere aufgefallen ist, ist dass rund um das Voliere genügend Deckung sein sollte und kein Hochwald etc. Da die Küken immer ums Voliere laufen und auf den ungeschützten Waldboden hierbei von Beutegreifern mit Leichtigkeit geschlagen werden können...


Ein Habicht machte mir hierbei letztes Jahr sehr hohe Ausfälle!



Gruß und WMH!

Michi
 
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Guten Abend, Hunter.


Ja, auf diesen Tipp bin ich vor Jahren auch gestolpert und habe den ersten Jahrgang mit 10 Wochen ausgewildert. Dass das viel zu spät war, weiß ich jetzt. Im Vorpost wurde teilweise sogar schon die 5. Woche empfohlen. Das hat mich zwar auch überrascht, aber ich werde auf jeden Fall in diese Richtung tendieren. Wenn ich eines bei der Aufzucht gelernt habe dann ist es, auf Ratschläge zu hören und sich auch mal was zu trauen - wenn auch im Rahmen.
 
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Also der Jungfasan muss mit einem tadellosen Gefieder ausgewildert werden, am besten er vermausert ins Alterskleid in der Wildbahn. Oft wird es doch so gemacht: Da kommen die Jungfasane aus einer Fasanerie und werden dann in eine Auswilderungsvoliere gepackt, die ist wesentlich kleiner als die Aufzuchtvoliere, sie brechen sich im vermauserten Zustand mt 8 oder 10 Wochen z.B. die Stoßfedern ab und müssen mit diesem Manko bis zur nächsten Mauser damit fertig werden, dann noch ein paar gebrochene blutige Federkiele beim Fangen und die Krankwitterung ist perfekt. Die Brustmuskulatur entwickelt sich in der freien Wildbahn zehnmal besser als in der Voliere, wenn das Wachstum abgeschlossen ist, wird es dramatisch. Bei Rebhühnern noch gravierender da bei ihnen als Grünäser der Magen kleiner bleibt. Also es gilt der Grundsatz so lange in der Voliere wie nötig und so früh wie möglich raus. Die Umstände draußen müssen passen. Aber diese Jungfasane kommen dann im Juli/August in ein absolutes Nahrunshoch und das ist optimal.

Zu dieser oft diletantischen Vorgehensweise kommt noch die Tatsache, dass es Fasane handelt, die überhaupt nicht mehr selbst brüten oder wissen wie man Küken führt, den richtigen Nistplatz findet und und und..

Ich kenne Fasanenhalter die haben jetzt schon die ersten Eier im Brutschrank. Was soll das bringen? Wenn die Fasane das draußen auch so machen, ist das Gesperre verloren da noch die Insekten fehlen. Also ich will keine frühen Bruten.
 
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Warum versucht Ihr nicht relativ optimale Bedingungen im Revier herzustellen und arbeitet mit wilden Fasanen und deren Bruten?
Revierverbessernde Maßnahmen, Verzicht auf Bejagung für mehrere Jahre und Raubwildjagd?
Es funktioniert, ich habe heute Abend draussen gesessen, um mal zu sehen, Was an Rehwild da ist und ich habe überall balzende Hähne gehört. Wir setzen nichts aus.

Horrido
 
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Ich denke das Problem ist die Verfügbarkeit. Gerade in den Regionen wo es seit langem keine Fasane mehr gibt findest du niemanden der dir Eier von Wilden Tiere überlässt oder sogar eine Henne...
 

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