Gestern war mal wieder eine dieser Nächte wo Frust und Glückseeligkeit nur Minuten voneinander getrennt liegen...
Der Mais ist dieses Jahr ein besonders heißes Eisen bei uns im Revier. Gefühlt so viele Sauen wie noch nie, aber aufgrund von Straßen, fehlendem Kugelfang und anderen Unpässlichkeiten klappte es nicht annährend so oft wie erhofft.
Letzte Woche bevor ich mich für eine Woche nach Schweden verabschiedete, meldete unser Lieblings-Landwirt (das meine ich auch wirklich so) frischen Wiesenschaden per Whats-app. Hingefahren angeschaut, nen passenden Platz ausgesucht und mit Hilfe eines Jagdkameraden eine fahrbare Kanzel dort platziert. Am Abend folgte der Ansitz und prompt kam gegen 23 Uhr eine 11 köpfige Rotte in Anblick, die mir allerdings nicht genug Zeit ließ die Waffe aus dem Fenster zu bugsieren. Leicht gefrustet ging es dann nach Schweden.
Keine 300m von der Wiese liegen 2 Maisschläge des oben erwähnten Landwirtes. Auch dort konnte ich frischen Schaden und vielversprechende Wechsel ausmachen. Also selbes Spiel wie die Woche zuvor. Fahrbare Kanzel passend hingestellt und um 22 Uhr saß ich bei perfekten Bedingungen auf der Kanzel. Wolken, der Mond der ordentlich dagegen knallte und leichter Nieselregen. Hell genug zum Ansprechen und Schießen, aber so dunkel das keine Schatten geworfen wurden und man mit ziehenden Sauen rechnen konnte. Ein Jungjäger positionierte sich an der Wiese. Getrennt wurden die Kanzeln durch einen sanften und mit Brennesseln und Brombeeren bewachsenen Hügel. Durch dieses Gestrüpp gingen Wechsel sowohl zu mir Richtung Mais, als auch zu ihm Richtung Wiese. 50/50 Chance also für uns beide...
Gegen 23 Uhr konnte ich oben auf der Kuppe eine langgezogene schwarze Linie ausmachen. Glas hoch: Sauen!
Die Rotte war im Begriff auf mich zuzuwechseln. Etwa 200m entfernt waren sie und man konnte schon sehen, das es 3 größere Stücke und etwa 10-15 kleinere Schweine in der 30kg Klasse waren. Der Wind stand perfekt. Doch anstatt meinen Mais anzuwechseln, bogen die Sauen nach unten ab, nahmen ordentlich fahrt auf und überquerten die ca 400m lange Wiese im Eiltempo und verschwanden in einem anderen Maisschlag. Ein leiser Fluch und im selben Moment war ich auch schon draußen und nahm die Verfolgung der Rotte auf. Am Mais angekommen, ging ich dessen Rand und die umliegenden Wiesen ab. Immer abglasend und in die Stille der Nacht lauschend. Doch von den Sauen war nichts zu hören oder zu sehen. Lediglich das sie im Mais verschwunden waren, konnte ich am Einwechsel deutlich riechen.
Irgendwo auf der Pirsch musste meine Schutzsocke fürs ZF aus der Jackentasche gefallen sein. Gefrustet das es offenbar schon wieder nicht seien sollte, machte ich mich auf den Rückweg zur fahrbaren. In der Hoffnung wenigstens die "Socke" (ich rede von diesem Niggeloh-Teil) wieder zu finden. Doch das war im dunkeln die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Da der Regen stärker wurde und ich mit dem Jungjäger vereinbart hatte bis 2 Uhr sitzen zu bleiben, ging es wieder hoch auf die Kanzel. Die Uhr zeigte 23:50. Ich lehnte mich zurück und war durch den prasselnden Regen irgendwann leicht eingenickt als mich lautstarkes Gegrunze wach machte. Keine 50m vor mir war ein riesiger schwarzer Haufen zu sehen. Die Rotte war tatsächlich zurückgekehrt und wollte diesmal nun in "meinen" Mais. Als der erste Frischling breit stand, war die Kugel auch schon aus dem Lauf. Die Sau lag im Knall und der Rest verabschiedte sich im Eiltempo über die Kuppe, am Jungjäger vorbei und in die Nacht.
Es lag ein Frili-Keilerchen mit Lungenschuss und aufgebrochen 32kg. Als ich am Stück inne hielt und die zurückliegenden Wochen, mit häufigem Anblick aber wenig Erfolg Revue passieren lies, konnte ich nicht anders als daran zu denken das ich es nicht anders haben will. Das ist Jagd, mal klappt es und mal eben nicht...