Mal was ohne Erlegung...
Ich muss dazu anmerken, dass ich noch relativ neu im Feldrevier unterwegs bin und die Lernkurve nach oben geht. Auch jagt hier vor Ort niemand so, jedenfalls nicht im Abendansitz. Maximal Senf/Raps/Mais wird bei Verdacht mal durchgegangen, so weit möglich.
Durch das Forum und einige Videos inspiriert, kontrolliere ich dieses Jahr intensiv Raps/Getreideschlagkanten. Direkt hinter meinem Haus (25m ab Hauseingang) hab ich einen solchen Schlag. Beim ersten Durchgehen sehe ich einige verdächtige Stellen, zweifele aber noch aufgrund der kleinen Größe (danke nochmal @Tins für seine Expertise - er war sich sofort sicher das es eine Bache mit Frischlingen ist, selbst bei der geringen Größe), ob das wirklich Sau ist. Losung und Trittsiegel fehlen, bei uns ist es seit Wochen staubtrocken. Schnell stelle ich eine Leiter in die Nähe und am ersten Abend, wo ich es packe, gehe ich es an - gestern.
Wind ist leider nicht optimal, normal haben wir Westwind, diesmal NO. Ich umrunde das Feld, will gerade Richtung Sitz, da sehe ich schon eine Sau an der Raps/Getreidekante stehen. Verdammt! Wind passt zum Angehen nicht, also umrunde ich den ganzen Schlag um von der anderen Seite angehen zu können. Ich lege alles ab, was ich nicht brauche und gehe langsam ins Feld hinein. Für ein Haus meiner Nachbarschaft bin ich nun die Abendunterhaltung - so ganz glauben, dass die Sauen so nah ans Haus kommen, wollen sie es noch nicht.
Ganz langsam gehe ich durch den Knie- bis Hüfthohen Weizen in der Fahrspur vorwärts. Lautlos geht kaum, dafür ist die Spur zu eng und der Weizen natürlich entgegen der Gehrichtung geknickt... Leider tut mir die Sau nicht den Gefallen weiter Richtung Fahrspur zu ziehen, so dass ich nun einen Fahrspurwechsel machen muss. Alles geht gut soweit, ich bin inzwischen auf 35-40m dran. Aber mehr wie aufs dickste Schiff schiessen kann ich noch immer nicht. Da rauscht es im Raps nah bei mir und eine weitere Bache erscheint auf dem Feld, sie scheint hier der Chef zu sein, soviel ist gleich klar. Das Getreide um sie bewegt sch immer wieder, ganz klar, Frischlinge. Sehen... sehen kann ich sie nicht.
Nun zieht sie an der Rapskante entlang auf mich zu - es rauscht, es quickt, es atmet... Anspannung pur. So hab ich noch nie gejagt bisher, es ist berauschend irgendwie. Wenn sie mit dem Trupp ins Feld abbiegt, könnte ich auf Kurzdistanz meine Chance bekommen. Auf einmal bleibt sie stehen, hebt den Wurf, saugt begierig Luft ein. Man kann die Urgewalt, die da auf 10-15m neben einem steht förmlich hören! Ein Kommando, alles verschwindet im Raps. Ich höre sie auf- und abziehen, aber nix... es wird langsam dunkel. Verdammt...
Ich schaue auf den Wetterhahn auf meinem Dach, auf den der Kirche... reiner Ostwind, dass sollte doch... bewegt hatte ich mich auch nicht... Feuchter Finger... ne, Ost ist das nicht, Seifenblasen raus... verdammt! Ganz ganz schwacher Nordwind - zu schwach um die Wetterhähne zu drehen, stark genug um genau der Sau entgegen zu wehen. Ich packe ein - und schwöre mir, morgen komme ich wieder, das Spiel ist noch nicht vorbei!!! Die Nachbarn sind etwas enttäuscht, gesehen haben sie nix, dafür gehört haben sie die Sauen. Glaube ihnen ist nun etwas mulmig
So, den Sitz etwas verstellen gehen jetzt, heute Abend ist laut vorhersage Süd bis Südost, also ideal für das Unterfangen!