Blattjagd in der Rhön - die Böcke feiern wie sie fallen

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14 Aug 2013
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Während meines letzten Deutschland Aufenthalts war ich Anfang August zur Jagd in meinem alten „Stammrevier“ eingeladen...Blattzeit.
Als nicht sonderlich erfahrener Blattjäger übte ich schon fleißig vorher auf die klassische Weise...
Leider klangen meine Fieplaute eher nach Schreiadler im Stimmbruch, damit würde sich kein Bock hinter dem Ofen vorlocken lassen.
Also doch wohl oder übel in einen Gummiblatter ( Buttolo ) investiert.
;-)

Dann geht es in die wunderschöne Rhön, großes Hallo, wir hatten uns lange nicht gesehen.
Im Revier kommt Muffel, SW, RW und Rehwild vor, ich habe freie Büchse, aber natürlich geht es hauptsächlich um letzteres.


Obwohl es ein wildreiches Revier ist, habe ich die ersten zwei Tage kaum Anblick.
Ein schwacher Bock läßt sich blicken, mehrer hundert Meter entfernt, als ich ihn anblatte, schlägt er sich in die Büsche.
Ich versuche es auch hauptsächlich auf Kanzeln am Waldrand, die Blick auf offene Flächen bieten.
Aber es funktioniert anscheinend nicht...beim Blatten bin ich sehr zurückhaltend, höchstens einmal pro Stunde, mit einer Wiederhohlung.


Also Strategiewechsel....näher an die Einstände, in den Wald.
Das große Revier hat eigentlich fast alles zu bieten, ca. 50% Mischwald, 50% Grünland und Feld, oft schön gegliedert mit Hecken und alten überwucherten Steinhaufen.
Da der Pächter mir einen großen Gefallen erweisen möchte, soll ich am nächsten Abend in einem Teil des Reviers ansitzen, daß normalerweise nur ihm vorenthalten ist. In diesen Waldstück hat ein kapitaler Bock seinen Einstand...
Es wird zunehmend heißer und schwüler....

Von der Landstrasse führt ein Forstweg ca. 1km in den Bestand. Die Kanzel ist ca. 50m vom Weg entfernt.


Ich mache es mir gegen 18:00 gerade gemütlich, da sehe ich schon Wild im Hochwald....DER Bock, 70 Meter vor mir. Doppelt Lauscher hoch, aber da ist noch etwas, eine Ricke überlappend hinter ihm.
Aber ich habe ja Zeit denke ich, bis ich hinter mir auf dem Forstweg Spaziergänger mit Hund wahrnehme.
:evil:
Der Bock hat auch schon etwas mitbekommen....er zieht jetzt schneller durch den Bestand.
Dann verharrt er kurz, Haupt und Hinterteil sind durch Bäume verdeckt, aber die Kammer ist frei, die Ricke hat auch genug Abstand.

Der Schuß bricht und das Stück geht ab....nach 5 Minütiger Pause zum vermeidlichen Anschuß...
Kein Schweiß. Mmmmh. Das Stück liegt auch nicht in Sichtweite.


Um nicht noch mehr zu zertrampeln, Anschuß markiert und Pächter angerufen...zufälliger Weise ist gerade der Nachbarpächter mit seinem Nachsuche erprobten DD auf einen Kaffee anwesend.
20 Minuten später sind die 3 vor Ort und wir untersuchen den Anschuß, nirgends Schweiß und der DD springt auch auf keine Fährte an.
Gefehlt...keine Glanztat, aber besser als eine schwierige Nachsuche verursacht. Schießen unter vermeidlichen Zeitdruck ( Spaziergänger ), nie eine gute Idee.


( Der Bock kam übrigends 2 Tage später durch den Revierpächter zur Strecke, ohne ältere Verletzungen )


Aber was mit dem angebrochenen Abend anfangen ? Es hat sicher noch 1.5 Stunden Büchsenlicht..
Ca. 500m den Forstweg entlang steht noch eine Leiter...also dort hin. Es ist ein kleiner ( 2 Meter hoch ) offener Sitz. Zur Sicherheit ziehe ich mein „Krähentarnnetz“ über den Kopf.

Es passier rein gar nichts, die Dämmerung kommt.....viel kann ich jetzt nicht mehr verlieren...also noch einmal kurz geblattet, da höre ich fast direkt etwas im Bestand auf mich zu kommen.
Ein Gabler steht vor mir und dann 10 Meter vor mir legt er sich ab.


Ich bin Salzsäule...die Waffe lehnt neben mir, aber keine Chance sie hoch zu bekommen ohne, daß er etwas mitbekommt.
Dann höre ich etwas hinter mir...kann mich natürlich nicht umdrehen, aber an der Reaktion des Gablers sehe ich, daß es ein dominanteres Stück sein muß.


Er steht auf und dann jagen sie sich 2-3 mal um den Sitz....der Gabler und hinter ihm ein ältere Bock..in der ganzen Aufregung kriege ich die Waffe hoch und kurz verhofft der ältere Bock.


Schuß auf 10 Meter...stürmt noch ein paar Meter weiter, aber der LIEGT !!
Ca. 3 Jahre alter Bock....na prima...aufgebrochen und ab in die Kühlkammer.
IMG_0220.jpg

Gegen 12 bin ich in der Koje, da ich ja schon meinen Bock habe, soll es morgen auf SW gehen.

Eine Kanzel im offenen Feld, aber Wald zu drei Seiten, ca 150m entfernt...eventuell läßt sich ja ein Schwarzkittel auf dem Rückweg zu den Einständen überraschen ?


Es ist noch komplett dunkel als ich zur Kanzel aufsteige....im Osten dämmert es.....DA ist Wild...zieht langsam über das Feld....nach 20 Minuten kann ich eine Ricke bestätigen...noch nicht offen und auch deshalb nicht mein Beuteschhema.
Ich konzentriere mich weiter auf die potentiellen Sauenwechsel und lasse die Ricke weiter nach links ziehen.


Aber was ist das ? Plötzliche Bewegung linker Hand und das kann nicht nur die Ricke sein !


Links befindet sich eine Hang mit mehreren Hecken in denen ein 8-9 Jähriger Bock bestätigt ist.

Der wurde schon mehrfach versucht zu erlegen oder anzublatten, aber anscheinend ist er nur so alt geworden, weil er etwas kleverer ist.


Durch das FG sehe ich jedenfalls gerade einen starken Bock der die Ricke beschlägt...
Das ganze 300m entfernt...., es ist der Gesuchte, aber er soll ja gerne seine guten Gene weiter geben..lassen wir ihm seinen Spaß.
Als er abreitet, fiepe ich kurz...der Bock kommt wie an der Schnur gezogen 80 Meter an den Hochsitz und steht dann breit.
Schuß.....eigentlich gut, aber soviel Testosteron läßt ihn noch 50 Meter auf der Wiese gehn, dann verendet er.


Ich kann es kaum glauben...soviele Höhen und Tiefen innerhalb 12 Stunden....er hat es knapp nicht zum Medallienbock geschafft, aber das ist nebensächlich.
IMG_0221.jpg


Erst gefehlt...zum Glück kein Leid verursacht..und dann 2 Böcke innerhalb einer Nacht herran geblattet, was will man mehr ?

Mein nächster Besuch in Deutschland ist wieder für Anfang August angesetzt....mal sehen was dies so bringt.


Eine erfolgreiche Bockjagd und viel Waidmannsheil !!
 
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