Das erste Mal Namibia

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Nach spannenden zwei Wochen bin ich zurück aus Namibia - und es kann durchaus sein, daß es nicht das letzte mal war.

Für diejenigen, die - wie ich - davor stehen zum ersten mal eine solche Reise zu planen anbei meine Erkenntnisse und Empfehlungen:

Die Planung sollte ruhig ein Jahr im voraus beginnen. Kontakt mit der Farm, dem PH knüpfen, abklopfen ob man inhaltlich zusammen findet, Angebot erstellen lassen, Zeitraum aussuchen usw...

Für den Einsteiger würde ich eine Jagdfarm mit lizensiertem Jagdführer oder besser noch Berufsjäger/PH empfehlen. Am besten als 1:1 Führung. So lernt man am besten Wild, Land und Pirschjagd kennen.

Bei der Auswahl der Farm ist mir wichtig, daß das Wild frei ziehen kann und nicht gezäunt wurde. Gatterjagd mag zwar bei Amis beliebt sein, ist aber nicht mein Ding. Ich würde mir auch eine Garantie ausstellen lassen, daß auf dieser Farm nicht vom Auto aus gejagt / geschossen wird. Erstens ist dies verboten, zweitens wird so das Wild vergrämt. Eine Abstimmung über die Trophäen- bzw. Erlegungswünsche und dessen, was machbar ist sollte in jedem Fall erfolgen um Mißverständnisse oder Enttäuschungen zu vermeiden. Auch sollte das vorhandene Budget für Trophäen abgestimmt werden.

Als Reisezeit empfehle ich Juni bis August, dieses Jahr ging die Regenzeit bis in den Mai und ab September wird es wieder wärmer, was nicht jeder gut verträgt.

Die Anreise am besten als Direktflug, Air Namibia oder Condor liegen ab Frankfurt, inzwischen fliegt Eurowings auch von anderen Standorten.
Bei Air Namibia und Condor ist die Waffenmitnahme kein Problem, am Frankfurter Flughafen ist man routiniert in der Abwicklung.
Beim Zoll gibt es ein Formular zur Waffenaus- und -wiedereinfuhr, welches man unbedingt /zusammen mit der WBK) benötigt. Am Flughafen hilft einem der Zoll auch beim Ausfüllen der Formalien.
Waffe (in stabilem und gepolstertem Koffer) und Munition (max. 100 Schuß) müssen getrennt transportiert werden.
 
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Die Jagd selbst findet zumeist als Pirsch statt. Je nach Region befindet man sich über 1500 Meter über NN, so daß bei üblichen Pirschgängen von 5 bis 10 km (sowohl Vormittags- als auch Nachmittags) Kondition gefragt ist. Feste Stiefel, bei mir leichte rahmengenähte Bergstiefel aus Leder, haben sich bei mir bewährt. Hat man Wild im Anblick geht es runter vom Pick-Up und ab ins Gras oder den Busch und dem Wild hinterher, bis man auf eine Schußentfernung die man beherrscht heran gekommen ist - bei mir max. 200 Meter (vom Zweibein).

Ansitz kann auch mal stattfinden, sei es zur zwischenzeitlichen Erholung oder für ältere Jäger. Wer aber aktive Jagd erleben will, der sollte pirschen, das Erlebnis ist unvergleichlich.

Absolut verboten - auch wenn es immer wieder praktiziert wird - ist die Jagd vom Auto aus. Wer zu faul zum pirschen ist, der sollte besser nicht nach Namibia reisen und die weißen Jäger in Verruf bringen.

Typische Szene: Oryx im hohen Gras, wenn es sich lohnt, dann geht es los...
 

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Nach spannenden zwei Wochen bin ich zurück aus Namibia - und es kann durchaus sein, daß es nicht das letzte mal war.


Willkommen im Club! :biggrin::cheers:

Ich bin jetzt wirklich nicht der "Reisetyp", aber ich weiß sicher das mich der Afrikavirus erwischt hat und ich latent an dieser Krankheit leide...
;-)
 
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Als Vorbereitung ist neben körperlicher Fitness auch Schießtraining angesagt, mit der Safariwaffe und dem Kaliber (nicht daß man in Namibia plötzlich aufgrund eines ungewohnten Rückstoß das mucken anfängt) - und das ganze noch vom Zweibein aus, stehende oder kniend/sitzend. Große Schußserien von der Benchrestauflage sind nicht sonderlich hilfreich.
Die Schußentfernungen sind (zumindest bei mir war es so) deutlich weiter als im heimischen Revier. Auf Antilopen kommt man schwerlich unter 200 Meter heran. Warzenschweine werden ebenfalls auf der Pirsch oder auch mal vom Ansitz aus erlegt.

Schalldämpfer ist in Namibia erlaubt, ich werde beim nächsten mal aber einen sandfarbenen Filzüberzug beschaffen.
Entfernungsmesser ist von Vorteil, als Fernglas reicht ein 8x32, größer als 8x/10x42 würde ich nicht mitnehmen. Das Zeiss Terra hat mir gute Dienste geleistet, bei dem Preis wäre auch ein Verlust oder Beschädigung des Glases keine Tragödie. Das Material wird durch den Sand und Staub mehr gestresst als hierzulande.
Als Zielfernrohr reicht eigentlich ein 42er oder 50er Objektiv. Leuchtabsehen ist (wegen Tagjagd) nicht nötig. Über 12-fach habe ich auch nicht vergrößert.
 
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Das es im namibischen Winter abends, nachts und morgens kalt (um die 0 Grad) werden kann, dafür aber - wenn die Sonne aufgegangen ist - auch schnell warm wird, ist das Zwiebelschalenprinzip angesagt. Hemd, Pulli, Fleeceweste und Fleecejacke bilden eine gute Basis. Eine lange Unterhose schadet auch nicht...
Als Unterhemd habe ich Sportunterwäsche von Oldo getragen, was beim pirschen ganz angenehm war.

Neben festen Schuhen bzw. Stiefel sollte man lange Hosen tragen, es sind überall grobe und feine Dornen. Einen Hut oder Basecap darf man nicht vergessen.

Als Farben oder Muster weniger das lodengrün, sondern eher Schilf-Muster bzw. in Richtung Desert-Camouflage.

Handschuhe sind wichtig, auch eine Gartenschere kann einem im Busch gute Dienste erweisen (und sind ein nettes Geschenk für die schwarzen Jagdhelfer). Auch eine Taschenlampe schadet nicht, wenn die Nachmittagspirsch bis in den Abend geht und der PH keine Lampe mit hat (oder sie nicht funktioniert).

Auf Pirsch sieht man dann auch mal Warzenschwein, Schakal und Oryx zusammen oder ein Rudel Hartebeest...
 
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Bei der Stammtischfrage schlechthin, welches Kaliber...

Erlaubt sind in Namibia Kaliber ab 7mm.
Warzenschweine sind nicht besonders schwer und schußhart, hier reicht jedes übliche Mittelkaliber mit einem vernünftigen Geschoß.
Geht man auf Antilopen, so hört man immer wieder vom schußharten Oryx - und kann sich nichts darunter vorstellen bevor man es nicht selbst erlebt hat. Ein verantwortungsvoll handelnder PH wird kein Treffersitz Haupt erlauben oder gar vorschreiben.

Ich würde dem Trophäenjäger ein Kaliber ab .30 empfehlen, bei dem ein Geschoß (Bleikern) von 200grs (bei Kupfer entsprechend leichter) mit mind. 850 m/s die Mündung verläßt. Mit meiner 9,5x66SE fühlte ich mich nicht überbewaffnet.
Als Geschoß A-Frame, Partition bzw. bleifreie wie TTSX.

Anbei noch ein Beispiel mit jungen Oryx Bulle und Kuh, beim Bullen sieht man die dickeren, kürzeren und gespreizteren Hörner, die der Kuh sind dünner. länger, enger zusammen stehend:
 

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Spannend ist, wenn man bei Ende der Pirsch eine frische Leoparden-Fährte findet, die dort rein führt, wo man soeben raus kam...
 

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Neben Warzenschweinkeilern kann man nachts auf der Heimfahrt mit Glück noch einen Erdwolf (Insektenfresser) antreffen:
 

M29

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Hallo Lüderitz,
Weidmansheil zu Deiner Strecke.

Vielen Dank für deine Ausführungen und Berichte. Ich war schon zweimal da,
aber nur zur Fotojagd. Hat auch was.

Das nächste Mal (in 2 Jahren) soll es auch zur Jagd gehen. So wie du es beschreibst stelle ich es mir auch vor. Wäre auch meine Kragenweite.

Wenn es soweit sein sollte funke ich Dich mal an.

Ich kann mir vortsteilen das Du lange davon zehrt, und wünsche es Dir auch.

In diesem Sinne.

Weidmansheil
M29
 
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Das lese ich sehr gerne, super geschrieben. Waidmannsheil!!! :thumbup:
 
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Noch ein Satz zur Reisedauer: 10 Jagdtage sollten es schon sein, das bietet ausreichend Möglichkeit die gewünschte Strecke zu machen. Als Faustformel heißt es, daß 5 mal pirschen einen Trophäenträger ergibt.

Zu den Kosten: der Flug liegt bei 1000-1500€, das nächste mal werde ich aber den Zuschlag für einen weiteren Sitzabstand zahlen. Ein PH verlangt bei 1:1 Führung um die 200 € pro Tag, so daß man bei 10 Jagdtagen inkl. Unterkunft und sonstigem (Permit, Transfer) bei 2000-2500€ landet. Dann kommen noch Trophäengebühren hinzu.

Aktuell ist es so, daß man 2 Trophäen je Jäger und Jahr ausführen darf, der Kudu ist auf eine limitiert. Der PH achtet in der Freigabe darauf, daß die Trophäe auch die offizielle Maßgabe erfüllt (Mindestalter, Größe), sonst wird es nichts mit der Ausfuhr. Man sollte mit 8 bis 12 Monaten bis zum Erhalt der Trophäen planen.

Nochmal ein A-Frame neu und aus einem Oryx geborgen:
 
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Herzlichen Dank Lüderitz, für diesen Bericht! Liest sich spannend und viele meiner Fragen, die ich zu diesem Thema hatte - z.B. Waffentransport, Schussentfernung auf Wild - sind nun - mit Erfahrungswerten belastbar - beantwortet...Hoffe wir lesen noch einiges mehr von Dir und Deinen Erfahrungen in Namibia...
 
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Vielen Dank für diesen tollen Bericht und die Bilder. Bei uns geht es in 2 Jahren auf eine Rinderfarm mit PH und einem denke ich fairen Paket 7 Jagdtage incl. 1 Kudu, 1 Oryx und 1 Warzenkeiler +Schakale und noch 3 Ruhetage für 2500€+ 700€ für meine Freunding als nichtjagende Begleitperson +Flug und Trophäentransfer. Eventuel gehts dann an einem der Ruhe tage in den Erindi-Park.
Wir sind schon sehr gespannt. und Haben noch Viele Fragen. ZB reicht meine .308 mit entsprechenden Geschoss usw...

Ich haffe du wirst noch lange von diesem Abenteuer zehren.

WMH
Filzkrake
 
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Früh genug planen und v.a. den Flug früh genug buchen - so spart man sehr viel Geld!
Ich bin Ende März geflogen und hatte bereits im August letzten Jahres gebucht: Flug Air Namibia 680€!
 

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