Ricke/Geis: Wie lange ohne Kitz noch Milch in der Spinne?

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Gelöschtes Mitglied 3257

Guest
Die Tage hatten wir eine interessante Diskussion um das Thema Rickenabschuss etc. Kitz vor Ricke/Geis ist natürlich klarer Fall, gerade um die Zeit. Jetzt aber die Frage: Teilweise gelingt es auch erst 2-3 Wochen später, die Ricke zu erlegen. Manche meinten, es wäre total normal, wenn dann noch etwas Milch in der Spinne ist. Andere meinten, dass wäre ein sicheres Zeichen dafür, dass man hier eine noch führende Ricke erlegt hat.

Wie sind hier die Meinungen bzw. eigenen Erfahrungswerte?
 
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Beim Absetzen des Kitzes bzw. bei Verlust nach Abschuss versiegt die Milchproduktion nicht sofort mit Beendigung des Saugens, sonder unterschiedlich langsam. Nach 14 Tagen kann also durchaus noch Milch im Brust-Drüsengewebe sein, seltener in den Strichen. Wenn also bei leichtem Druck ("Ausstrippen") der Zitze sofort Milch auströpfelt, spricht dies für ein noch anhaltendes Säugen (sprich: führendes Muttertier).
Beweisend ist auch dies nicht, da je nach vorherigem Milchdruck und Kürze eines stattgefundenen Kitzabschusses auch nach wenigen Tagen noch Milch im Strichkanal sein kann.
Meine Beobachtung - auch zur aktuellen Zeit - ist, dass einzelne, auch durchaus normal entwickelte, Kitze zwar dem Muttertier folgen, das Gesäuge beim prüfenden Blick von hinten (auf die "Spinne") schon nicht mehr als solche erkennbar ist und auch nicht mehr besogen wird. Bei solchen Ricken fällt beim Anschneiden der schon rückentwickelten Milchdrüse auf, daß praktisch keine "frische Milch" mehr erkennbar ist.
Aber auch hier findet sich - wie fast immer bei biologischen Prozessen - eine große Bandbreite.
Meiner Einschätzung nach, aufgrund meiner persönlichen Beobachtungen über die Jahre, bedeutet aber rückgebildetes Milchgewebe und beendetes Säugen noch nicht ein beendetes "Führen" im Sinne von "Erziehung zum Selbstständig sein" bei unserem Rehwild.

Sicherlich ein Gebiet für eine Diskussion.

Wandersmann
 
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Meiner Einschätzung nach, aufgrund meiner persönlichen Beobachtungen über die Jahre, bedeutet aber rückgebildetes Milchgewebe und beendetes Säugen noch nicht ein beendetes "Führen" im Sinne von "Erziehung zum Selbstständig sein" bei unserem Rehwild.

:thumbup:
 
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Gelöschtes Mitglied 15848

Guest
Zwei Wochen noch normal, so meine Erfahrung.

Oder man hat nach 2 Wochen die falsche Ricke gestreckt.

Bei mir steht das Rehwild jetzt im Herbst schon teilweise so eng im Acker oder auf dem Grünland nebeneinander, daß sich nach 2 Wochen kaum noch sagen lässt zu welchem Kitz die Ricke gehörte oder immer noch gehört.
 
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anonym

Guest
Die Ricke (auch das Tier) führt, leitet, educated, stabilisiert, ökologisiert bis ins nächste Jahr,
daher gabs ja mal die uralt gepflegte Lodenjockelmeinung unter Jägers - erst Kitz dann Ricke,
auch wenn das in die jetztige Waldpflege nicht mehr so gut passt.
Daher sind die Milch oder nicht Milch Diskussionen eher moralisch beruhigend, als jagerisch sinnhaftig - da dies sehr variable ist, wie unten angemerkt.
Hatte gerade erst eine einen Graben überspringende Ricke vor, hätte schiessen können, dahinter im Wald dann gleich auf das Kitz, hätte ich vil bekommen, vil auch nicht. Gesehen habe ich beide zusammen nicht gleich. Als das Kitz kam war die Ricke schon wieder weg.
dorn
 

steve

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gabs ja mal die uralt gepflegte Lodenjockelmeinung unter Jägers - erst Kitz

Jeder Mensch - egal ob traditionell oder hipp eingestellt - der etwas Empathie mitbringt, sollte das auch heute so halten. Zwar empfiehlt der alte ÖJVler Wildmeister Hans Behnke in "Hasenfeld - ein Revier wird aufgebaut" in einer Situation anders herum zu handeln, aber das muss die Ausnahme bleiben. Ich habe keine Probleme scharf zu jagen solange es sauber geschieht. Für das unsaubere Jagen gibt es in keinem jagdkulturellen Umfeld Gründe.
 
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Ein anderer, damals recht bekannter Forstmann, propagierte vor einigen Jahren in einer Jagdzeitschrift, daß durchaus im freien Gelände (größere Weide etc.) Ricke vor Kitz(en) geschossen werden könnte, da dann das/die Kitze i.d.R. am Ort des Geschehens blieben und folglich leicht zu erlegen wären.
Kurz darauf schrieb er von der frühen Selbständigkeit der Kitze, so dass bei herbstlichen Bewegungsjagden durchaus Ricken mit und ohne Kitz geschossen werden könnten.

Wandersmann
 
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Kurz darauf schrieb er von der frühen Selbständigkeit der Kitze, so dass bei herbstlichen Bewegungsjagden durchaus Ricken mit und ohne Kitz geschossen werden könnten.

Wandersmann

Viele Staatsreviere handhaben das so und legen es sich aus wie sie es brauchen.
Die Rehkitze werden von April bis Juni gesetzt, da ist so eine pauschale Aussage schlecht anwendbar, deshalb halte ich es persönlich so @steve geschrieben hat.
 
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Ich fang grundsätzlich mit dem Kitz/den Kitzen an und meistens klappt es dann auch innerhalb der nächsten Stunde die Geiß dazu zu erlegen. Wenn ich (auf Ansitz) mir sicher bin, dass ich die Geiß nicht erwischen werde, lass ich auch die Kitze auch laufen. Wenn die Geiß zwei Kitze hat, ist es besser erst nur ein Kitz zu erlegen und die Woche drauf, das zweite und die Geiß. Immer klappt es nicht, aber immer öfter...

Ein Kollge mit Parteibuch beim ÖJV hat mir erklärt, dass er es ebenfalls so macht. Seine Begründung: Wenn er (was er wohl gelegentlich auch schon versucht hat) zuerst die Geiß erlegt hat, war es verdammt schwierig, das Kitz dazu zu erwischen. Das hat ihn des öfteren mehrere erfolglose Ansitze gekostet. Umgekehrt kam die Geiß relativ zuverlässig innerhalb der nächsten Stunde zurück, wenn die Kitz gefehlt haben (was auch meiner Erfahrung entspricht). Wichtig ist aber, die Geiß innerhalb der nächsten 24 Stunden zu erlegen, danach verschwinden die für Monate. Dass sie sich im kommenden Jahr nochmals die Kinder wegschießen lässt, halte ich für unwahrscheinlich. Drum ist es so wichtig, dass man stets bemüht ist, immer die gesamte Sippe zu entnehmen und andere komplett laufen läßt. Anders schießt man sich seinen Rehwildbestand schlau.

Wo die Rehe mit der Ernte auf den Feldern in Sprüngen >3 Stücken zusammen stehen, sollte man sein weibliches Rehwild zu diesem Zeitpunkt bereits erfüllt haben.

Auf Drückjagden ist es ungleich schwieriger, Kitz und Geiß zu erlegen. Wenn da Geiß mit Kitz(en) ankommt, ist die Geiß tabu, bis die Kitze liegen, unabhängig ob Oktober oder Januar. Einzeln laufende Geißen/Schmalrehe erlege ich auch, wenn so von der Jagdleitung gewünscht. In den allermeisten Fällen war bislang die Spinne leer und sehr oft ließ sich nachvollziehen, dass das / die Kitz(e) zwei drei Stände weiter erlegt wurden. Mein Eindruck ist auch, dass beim Einsatz von niederläufigen, spurlaut jagenden Hunden bis Bracken- oder Wachtelgröße die Familienverbände von Reh und Rotwild nicht so häufig gesprengt werden, wie beim Einsatz von Vorstehhunden.
 

Rotmilan

Moderator
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Kann ich so nicht bestätigen, wir jagen idR nur mit Hunden bis Wachtelgröße und ich habe schon oft beobachten können, das die Geißen / Ricken die Hunde auf sich ziehen. Die Kitze verbleiben alleine in der Dickung.

Bei Rotwild lang auch eine Bracke, sofern sie das Überraschungsmoment auf ihrer Seite hat, um ein Rotwildrudel zu "sprengen".

Rehwild trennt sich überlegt, Rotwild nur in der Not.

Deshalb gilt für mich auf der DJ beim Rehwild: nur Kitze oder Dublette (Kitz zuerst).
 
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Stichwort Überraschungsmoment: Ein durchaus langsamer Hund jagt mit gutem Spurlaut z.b. Altier und Kalb. Ein weiterer Hund der den Laut hört, stellt sich mit schlafwandlerischer Sicherheit auf den Wechsel und lässt sich das Wild zutreiben. Dann jagt er von vorne an und dem Wild bleibt nichts anders übrig als sich zu trennen.

Wenn ich dann höre: Das ist der Preis einer Drückjagd, dann soll derjenige Mal diese Einstellung vor einer laufenenden Fernsehkamera vertreten. Ein Unternehmen ist umso "erfolgreiche" je mehr es in irgendwelchen "Grauzonen" operiert. Die Mafia schreibt andere Gewinne als der Gemüsehändler der Schutzgeld bezahlen muss. Also wenn bei einer Drückjagd ethische und moralische Bedenken schicht und ergreifend außen vor bleiben, dann ist sie effektiver als eine Jagd die sich an diesen Maßstäben orientiert.

Wir brauchen sicher in vielen Fällen die Drückjagd, aber so wie sie oft praktiziert wird, ist es eine harte Gratwanderung zwischen Eventveranstaltung und einem Medikamt mit vielen Nebenwirkungen, bei dem dann nur noch eine Dosiserhöhung wirkt.

Wenn es uns gelingt, z.B. einen Rehwildbestand nur über die Einzeljagd zu reduzieren, dann hat die Drückjagd mit vielen Schützen, langer Liegezeit des erlegten Wildes und mit ihren, von Ausnahmen abgesehenen schlechteren Trefferergebnis eigentlich keine Berechtigung. Das es dem einen oder anderen besser gefällt, dass das Wild nach dem Schuss noch drei Purzelbäume schlägt als das es mit einem sauberen Schuss beim normalen Ansitz zusammenbricht steht noch einmal auf einem anderen Blatt.

Ja ich liebe die kleinen Rehriegler, wo das Wild eben sofort versorgt werden kann. Als die Drückjagd auf Rehwild noch nicht so richig hoffähig war, wie habe ich die kleinen Drücker mit einen oder zwei Jungjägern geliebt. Ein Treiben dauerte oft eine halbe Stunde und mehr, ich saß auf einem Zwangswechsel und geschossen wurde Reh, Fuchs und Has. Inzwischen gibt es hier keine Kulturzäune mehr und dann wird es alleine schon schwierig.

Aber der Deutsche neigt immer von einem Extrem ins andere zu fallen. Auf das Verbot verfolgte der Erhebung zum Mittel der Wahl unter Ausblendung aller Nachteile. In Tschechien sind übrigens Treib- und Drückjagden auf Rehwild verboten.
 

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