Ich lebe und jage seit meiner Kindheit im Rotwildkerngebiet. Ich habe seit ich in der Lage bin, einen klaren Gedanken zu fassen, nie eine Brunft ausgelassen. Die Erlebnisse in der Hirschbrunft waren neben der Geburt meiner Kinder und ungezählten glücklich überstandenen Kletter- und Bergtouren mit die aufregendsten Erlebnisse meines Lebens. Ab Mitte September dreht sich bei mir für drei Wochen (fast) alles nur noch um Hirsche.
Eine Hirschbrunft in freier Wildbahn zu erleben, ist für mich das höchste Erleben im gesamten Jagdjahr. Einen reifen Hirsch bejagen zu dürfen, m. E. die Krönung eines Jägerlebens.
Ein Jäger, dem dabei nicht das Blut in Wallung kommt, der mit der Jagd mehr die Trophäe oder der Platz an der Wand oder die Kosten des Tottrinkens im Vordergrund sieht, anstelle des aufregenden Waidwerks, der sollte eine Einladung auf einen reifen Hirsch wahrlich ablehnen. Ich selbst würde ein solches Erlebnis auch nur einem Jäger ermöglichen wollen, der es wirklich zu schätzen weiß und ehrliche Freude und Erfüllung darüber empfindet.
Allerdings gibt es bei uns auch keine Brunfthirsche auf Bestellung. Unsere alten "Hansis" kennen wir zwar auch mit Vornamen, doch oft nur durch einzelne, seltene und meist zufällige Begegnungen weniger Auserwählter in vielen Jahren. Sie zu erlegen, bleibt in der Regel der Erfahrung ortskundiger Profis und deren Gäste vorbehalten. Ein Erlegen mit Ansage von Ort und Uhrzeit, gibt es hier bei alten Hirschen nicht.
Ich würde Robert Offenheit empfehlen. Eine Klarstellung, dass eine solche Ehre, einen reifen Brunfthirsche erlegen zu dürfen, zwar ein riesen großzügiges Geschenk ist, aber nicht den gebührenden Stellenwert für ihn hat, würde mir als - wenn vielleicht auch überraschten - Jagdherrn, den allerhöchsten Respekt abtrotzen. Geschäftspartner hin oder her. Das hätte Größe und Stil.