Insektenschwund...

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Fangen alle privaten Hausgartenbesitzer doch auch mal an:

- Lassen wir doch einfach mal einen Brennnesselhorst im Garten stehen. Viele Schmetterlingsarten sind auf diese Pflanze als Raupenfutterpflanze spezialisiert. Ca. 50 Falterarten nutzen die Brennessel, also als Spezialist oder neben einer Reihe anderer Nahrungspflanzen.

- Bauen wir doch einfach ein kleines naturbelassenes Feuchtbiotop in den Garten.

- Pflanzen und säen wir ein paar Quadratmeter insektenfreundliche Blühsträucher und Blumen im Garten, welche von März bis in den Spätsommer hinein Nektar und Pollen liefern.

- Lassen wir doch ab Herbst einen Laubhaufen über die Jahreszeiten hinweg in einer Gartenecke liegen. Gerne darf auch ein Baumstämmchen in der gleichen Ecke als Totholz verrotten.

Lassen wir ein paar Stängel von Stauden über den Winter stehen, damit Insekten und Spinenn daran und darin überwintern können.

etc. etc.
 
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Fangen alle privaten Hausgartenbesitzer doch auch mal an:

- Lassen wir doch einfach mal einen Brennnesselhorst im Garten stehen. Viele Schmetterlingsarten sind auf diese Pflanze als Raupenfutterpflanze spezialisiert. Ca. 50 Falterarten nutzen die Brennessel, also als Spezialist oder neben einer Reihe anderer Nahrungspflanzen.

- Bauen wir doch einfach ein kleines naturbelassenes Feuchtbiotop in den Garten.

- Pflanzen und säen wir ein paar Quadratmeter insektenfreundliche Blühsträucher und Blumen im Garten, welche von März bis in den Spätsommer hinein Nektar und Pollen liefern.

- Lassen wir doch ab Herbst einen Laubhaufen über die Jahreszeiten hinweg in einer Gartenecke liegen. Gerne darf auch ein Baumstämmchen in der gleichen Ecke als Totholz verrotten.

Lassen wir ein paar Stängel von Stauden über den Winter stehen, damit Insekten und Spinenn daran und darin überwintern können.

etc. etc.

Die Gedanken sind gut..... aber man merkt, dass Du nicht aus dem schwäbischen kommst ;-)
 
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Wenn man mein Gartenstück sieht, schlägt man sowieso die Hände über dem Kopf zusammen...zumindest als Liebhaber von sterilen Vorstadtgärten. Da kann es aber auch mal passieren , dass einem ein dicker Nashornkäfer im Sommer an den Kopf fliegt....
 
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Die Gedanken sind gut..... aber man merkt, dass Du nicht aus dem schwäbischen kommst ;-)

Bis auf die Brennnesseln (kein Platz) beschreibt er meinen Garten und ich wohne im schwäbischen.
Meine Nachbarn maulen auch mal (Mitte Juni: Herr... etzd kend mer au scho Hegga schneida) aber das ignorier ich.

Umgeben bin ich von einem Festungsareal, da hat die Stadt jetzt auch Insektenwiesen auf mehreren hundert Quadratmeter gepflanzt und Brennnesseln dürfen auch bis Oktober stehen bleiben, da tut sich was im kleinen.

Das alles wird aber in Tropfen auf den heißen Stein bleiben, die Studie hat ja einen erheblichen Rückgang in Naturschutzgebieten nachgewiesen, nicht auf Nutzflächen, da wird die Situation noch weit dramatischer sein.
Die Studie wurde am Wochenende auch in der Washington Post beleuchtet da dass Phänomen des Insektenrückgangs auch in USA besteht.

Zu den konkreten Ursachen möchte ich nicht spekulieren aber das die Lösung hochpriorisiert wird, daran wäre mir schon gelegen. Und es wäre mir lieber wenn die Landwirtschaftspolitiker sich des Themas annehmen würden als das Spielfeld den Ideologen zu überlassen.
 
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Keine wissentschaftlich valide Aussage, aber eigene Erfahrung:

Die Mittel gegen den Maiszünsler werden von der Maispflanze aufgenommen, und die Insekten (nicht nur Honigbienen) nehmen Pollen auf, verfüttern das an ihre Brut und was macht das Teufelszeug? Genau, das was es soll, Insekten töten!!


Bausaujäger

Also wir haben hier in der Gegend ca. 50% Körnermais in der Fruchtfolge und das bestimmt schon seit über 20 (!) Jahre.
Biogasanlagen gibt es nur vereinzelt...

Ich persönlich kenne keinen Landwirt, der gegen Maiszünsler spritzt!
Und Neoniconoide als Beize sind im Mais schon seit vielen Jahren verboten.

Die einzige Bekämpfung gegen den Zünsler ist bei uns, daß im Herbst die Maisfelder nach der Ernte gemulcht werden und anschließend zu ca. 80% gepflügt!

Also halte ich Deine obige Aussage für - um es vorsichtig zu formulieren - unbegründet!

Da wir eben schon so lange Mais in erheblichem Umfang in der Fruchtfolge haben, kann ich (für meine Gegend) behaupten, daß der hier mit Sicherheit keine Schuld am Rückgang der Insekten / Niederwild hat!

Wir hatten in den 90er Jahren Treibjagden mit 150 Stück Niederwild aufwärts und jetzt machen schon seit Jahren gar keine mehr. Und bei den unmittelbaren Nachbarn ist die Historie und die jetzige Situation identisch!

Da MÜSSEN andere Ursachen vorhanden sein!

Ich fürchte hier wird einer Ackerkultur eine Schuld in die Schuhe geschoben, die weder beweisbar noch gerechtfertigt ist!

Im Übrigen halte ich jedes Maisfeld das nach einer Zwischenfrucht steht für wesentlich wertvoller als eine Wiese die fünfmal (oder öfter) gemäht wird! Mein Nachbar mit den Bienen hat sich erst vor ein paar Tagen "beschwert", weil seine Bienen nicht zur Ruhe kommen. In meiner Zwischenfrucht steht zuviel Phacilia und Buchweizen die blühen... :biggrin:
Der andere Aspekt ist, daß von August 2017 bis September 2018 nur EINE Bearbeitung im März zur Saatbeetbereitung stattfindet - ansonsten hat das Bodenleben inkl. aller Insekten seine Ruhe (Aussaat dürfte keine große Auswirkung haben, da nur streifenweise bis max. 5cm Tiefe)
 
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Für manche Insekten und Spinnenart ist "eine " Bodenbearbeitung im Jahr schon zu viel:

- Gelege einiger Heuschreckenarten müssen ab dem Spätsommer über den Winter bis zum kommenden Frühling ihre Ruhe haben.

- Die Engerlinge vieler Käfer , besonders die der Junikäfer und die des Maikäfers , wollen auch nicht vom Pflug und Grubber auf den Kopf gestellt werden.

- Weg- und Rasenameisenkolonien können je nach Art Jahrzehnte überleben. Einmal geht der Pflug oder Grubber tief durch, dann war es das. Es müssen sich erst wieder neue Gründungsköniginnen zum Kolonieaufbau einfinden. Denen blüht dann auf gleicher Fläche das gleiche.

- Manche Schmetterlingsraupe geht im Spätsommer über den Winter in den Boden oder in die Streuauflage . Einmal unterpflügen, dann war es das.

- Bodenspinnen haben Röhren im Boden. Geht der Pflug einmal im Jahr drüber, war es das.


Früher wurde auch gepflügt. Aber es gab für oben genannte Insekten genug Wiesen und Randsäume mit unbearbeitetem Boden.
( Andere Insektenarten brauchen dagegen tatsächlich Störstellen, wo ein- oder zweijährige Kräuter der Ruderalflora aufkommen. Siehe Ackerbegleitkräuter in ungespritzten Äckern. )
Früher gab es noch die gesunde Mischung in der Feldflur. So zu sagen, für jede Art etwas.
 
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Für manche Insekten und Spinnenart ist "eine " Bodenbearbeitung im Jahr schon zu viel:

ich wollte jetzt schon fragen, ob Du die Landwirtschaft komplett abschaffen und bei den großen vierbuchstabigen nur noch (ich nenne es jetzt einmal vorsichtig) Produkte aus dem Ausland erwerben willst ;-)

- Gelege einiger Heuschreckenarten müssen ab dem Spätsommer über den Winter bis zum kommenden Frühling ihre Ruhe haben.

- Die Engerlinge vieler Käfer , besonders die der Junikäfer und die des Maikäfers , wollen auch nicht vom Pflug und Grubber auf den Kopf gestellt werden.

- Weg- und Rasenameisenkolonien können je nach Art Jahrzehnte überleben. Einmal geht der Pflug oder Grubber tief durch, dann war es das. Es müssen sich erst wieder neue Gründungsköniginnen zum Kolonieaufbau einfinden. Denen blüht dann auf gleicher Fläche das gleiche.

- Manche Schmetterlingsraupe geht im Spätsommer über den Winter in den Boden oder in die Streuauflage . Einmal unterpflügen, dann war es das.

- Bodenspinnen haben Röhren im Boden. Geht der Pflug einmal im Jahr drüber, war es das.


Früher wurde auch gepflügt. Aber es gab für oben genannte Insekten genug Wiesen und Randsäume mit unbearbeitetem Boden.
( Andere Insektenarten brauchen dagegen tatsächlich Störstellen, wo ein- oder zweijährige Kräuter der Ruderalflora aufkommen. Siehe Ackerbegleitkräuter in ungespritzten Äckern. )
Früher gab es noch die gesunde Mischung in der Feldflur. So zu sagen, für jede Art etwas.

Damit hast Du aber wieder den Bogen in meinen Augen bekommen... es ist (zumindest bei uns) so, dass fast jeder Landwirt Jahr für Jahr immer eine Drillreihe mehr an seinen Ackerrand legt... wo sollen da noch Randsäume stehen bleiben :what:
 
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Auch wir konnten in unserem Revierbogen leider feststellen, dass sich mehr genommen wurde als einem tatsächlich zusteht.... Die Äcker wurden nach und nach - quasi schleichend - vergrößert.
Dort wo eigentlich ein unbefestigter Feldweg mit Randstreifen verlaufen sollte, stand mannshoch der Mais (bis zum Waldrand). Das Feld hatte den gesamten Feldweg und Randstreifen einverleibt. Bei einer Überprüfung des Revierteils auf eben diese Sachlage hin, konnten noch weitere derartige "Entwicklungen" festgestellt werden. Wo kein Richter da kein Kläger.... Auf großes Interesse stieß diese Feststellung auf dem zugehörigen Amt, nachdem eine freundliche Information des/der entsprechenden Landwirte von diesen versucht worden war aus zu sitzen ....
Wenn eben solche Kleinstrukturen nach und nach untergepflügt werden, ist dies der Sache insgesamt nicht weiter förderlich.
 
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Man glaube es kaum. Es gab sogar einmal die Zeit in Mitteleuropa mit umgekehrten Verhältnissen.

Über das Mittelalter hinweg bis ins 17. und und 18 . Jahrhundert überwog grossflächig der Flächenanteil im Offenland, wo der Boden lange Ruhezeiten hatte.
Bei der Dreifelderwirtschaft lag immer ein Drittel der Ackerfläche für ein ganzes Jahr komplett brach. Die grossen abgeholzten Offenflächen und Lichten Hutewälder fern der Äcker waren allgemeines Weideland ( Allmenden) , und hatten grossflächig ungestörten Boden. Es gab alle paar Jahre dokumentierte Heuschreckenplagen von Wanderheuschrecken , welche über die Ernten herfielen.
Es gab sogar königlich preussische , und kaiserlich österreichische Anordnungen, nach welchen die Brachflächen mit den Heuschreckengelegen von Hausschweinen durchwühlt oder der Boden umgegraben werden sollte. Damals fast ein aussichtloser Kampf; die Heuschrecken fanden dennoch massig Brutfläche.

( im Buch " Ernten machen Geschichte " sind Originalauszüge aus diesen Anordnungen zitiert. )

Heute ist es in Ackerbaugebieten genau umgekehrt. Da überwiegt die Bodenbearbeitung.
 
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Fangen alle privaten Hausgartenbesitzer doch auch mal an:

- Lassen wir doch einfach mal einen Brennnesselhorst im Garten stehen. Viele Schmetterlingsarten sind auf diese Pflanze als Raupenfutterpflanze spezialisiert. Ca. 50 Falterarten nutzen die Brennessel, also als Spezialist oder neben einer Reihe anderer Nahrungspflanzen.

- Bauen wir doch einfach ein kleines naturbelassenes Feuchtbiotop in den Garten.

- Pflanzen und säen wir ein paar Quadratmeter insektenfreundliche Blühsträucher und Blumen im Garten, welche von März bis in den Spätsommer hinein Nektar und Pollen liefern.

- Lassen wir doch ab Herbst einen Laubhaufen über die Jahreszeiten hinweg in einer Gartenecke liegen. Gerne darf auch ein Baumstämmchen in der gleichen Ecke als Totholz verrotten.

Lassen wir ein paar Stängel von Stauden über den Winter stehen, damit Insekten und Spinenn daran und darin überwintern können.

etc. etc.

Wir haben in einer Ecke auf unserem Grundstück eine "Wildblumenecke". Was sich da an Insekten tummelt ist wirklich der Hammer. Selbst jetzt Ende Oktober kann man da noch Wildbienen bei der Arbeit beobachten. Wer die Möglichkeit bei sich hat, sollte die paar Quadratmeter „opfern“.
 
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Man glaube es kaum. Es gab sogar einmal die Zeit in Mitteleuropa mit umgekehrten Verhältnissen.

Über das Mittelalter hinweg bis ins 17. und und 18 . Jahrhundert überwog grossflächig der Flächenanteil im Offenland, wo der Boden lange Ruhezeiten hatte.
Bei der Dreifelderwirtschaft lag immer ein Drittel der Ackerfläche für ein ganzes Jahr komplett brach. Die grossen abgeholzten Offenflächen und Lichten Hutewälder fern der Äcker waren allgemeines Weideland ( Allmenden) , und hatten grossflächig ungestörten Boden. Es gab alle paar Jahre dokumentierte Heuschreckenplagen von Wanderheuschrecken , welche über die Ernten herfielen.
Es gab sogar königlich preussische , und kaiserlich österreichische Anordnungen, nach welchen die Brachflächen mit den Heuschreckengelegen von Hausschweinen durchwühlt oder der Boden umgegraben werden sollte. Damals fast ein aussichtloser Kampf; die Heuschrecken fanden dennoch massig Brutfläche.

( im Buch " Ernten machen Geschichte " sind Originalauszüge aus diesen Anordnungen zitiert. )

Heute ist es in Ackerbaugebieten genau umgekehrt. Da überwiegt die Bodenbearbeitung.

Ganz ehrlich:
Da finde ich den "Jetztzustand" erstrebenswerter!

Damals sind einfach zu viele regelmäßig verhungert oder waren unterernährt - da sch...e ich auf die Heuschrecken und betreibe lieber vernünftigen Ackerbau....
 
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Ich denke, die Wenigsten wünschen sich frühere Zustände in diesem Extremmaß zurück. Es war nur das Gegenbeispiel dafür, was früher noch mehr als reichlich zur Verfügung stand und heute in vielen Intensivackerbaugebieten Mangelware ist. Heute gibt es dort das andere Extrem.

Nebenbei: Solche Gradationsjahre von Heuschrecken und anderen Insekten sind auch schon immer gute Zuwachsjahre für insektenfressende Vogelarten gewesen. Ähnlich wie in Mäusejahren Greifvögel gute Zuwächse haben. Nach Bestandseinbrüchen können sich dadurch auch durch Naturereignisse geschmälerte Populationen wieder erholen.
Der aisatische Rosenstar zieht bspw. Heuschreckenschwärmen hinterher , in manchen Jahren bis ins östliche Europa rein.


Ein weiterer möglicher Punkt:

11. Auch bei uns in den ländlichen Dörfern wurde in den letzten Jahren der klassische Gartenkompost im Hausgarten durch die Biotonne ersetzt. Selbst in meinem ländlichen Dorf nutzen nur noch eine Hand voll Haushalte einen Gartenkompost , der Rest hat die Biotonne. Auf dem Kompost wurde aller Biomüll entsorgt und es entwickelten sich auch viele Fliegenarten, diverse Käfer usw. Dieser Faktor ist in der Summe auch großflächig weg gefallen.
 
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