Ehrlich gesagt kann ich die Kritik an dem Purdey-Repetierer nicht nachvollziehen.
Das Problem an Nobelschmieden (ein gutes Beispiel sind diverse Ferlacher Handwerker) ist doch oft, dass antiquierte, unpräzise Waffen ohne jegliche nennenswerte Innovationen in hohe Holzklassen gekleidet und mit oft dekadenten und viel zu schweren Gravuren überladen werden.
In Puncto Design waren die Engländer seit jeher den Herstellern vom Kontinent überlegen. Eleganter, besser ausbalanciert und gerade die Gravuren betreffend, deutlich ausgewogener.
Jetzt bringt Purdey einen modernen Repetierer heraus mit einem traumhaften Schaft mit Bettung, einem präzisen Lauf und einer durch und durch stimmigen und eleganten Linienführung, die ich jedem buckelschäftigen Bauernmöbel aus D oder AT vorziehen würde und hier behauptet jemand, dass die Formsprache nicht stimmig sei...
Kimme und Korn sind auf vielen modernen Waffen nicht mehr zu finden und das zu Recht. Auf einer Nachsuchenwaffe, hat es absolut seine Berechtigung und wer damit auf der Drückjagd umzugehen weiß, auch kein Problem. Aber mal Hand aufs Herz: Die absolute Mehrheit der Jäger schießt über das Zielfernrohr und trainiert wenig bis gar nicht über die offene Visierung zu schießen. Wenn das Zielfernrohr wirklich einmal streikt, wird der Großteil von uns so ehrlich sein müssen, dass der Trainingsstand für sauberes Weidwerken nicht ausreichend ist.
Das Fehlen von K&K ist eine ganz logische und vernünftige Entwicklung bei modernen Waffen, die nach meinem Geschmack gerade auch Gewehre mit dickeren Läufen (die in der heutigen Zeit auch jagdlich keine Seltenheit mehr sind), eleganter wirken lässt.
Zweifellos lötet Purdey aber auf Wunsch auch eine Eisenvisierung auf das gute Stück.
Der einzige Kritikpunkt, den ich teile, ist die Montage, die auch mir in der Tat etwas zu hoch erscheint.
Unterm Strich hat Purdey hier aber eine Waffe geschaffen, die modernen Ansprüchen genügt und trotzdem konsequent, elegant und formschön umgesetzt wurde. Davon könnten sich viele kontinentale Barockschmieden eine Scheibe abschneiden.
Ich selbst bin ein Freund schöner Hölzer, schwarzen Stahls und edler Gravuren, aber auch Waffen aus dieser Kategorie (oder gerade diese !) sollten sich auch an heutigen Maßstäben messen lassen, wenn sie nicht untergehen wollen.
Der Gebrauchswert sollte bei aller Schönheit erhalten bleiben und das hat Purdey hier meiner Meinung nach geschafft.