Moin,
erst einmal vielen Dank an @Fex für die Daten. Der Verzehnfachung der Maisanbaufläche steht also eine Verzehnfachung der Jagdstrecke (in Baden-Würtemberg) gegenüber. Soviel können die Jäger dann auch nicht falsch gemacht haben.
Ich bin im Übrigen der Meinung, dass diejenigen, die meinen alle Jäger seinen im Zusammenhang mit der Sauenexplosion Versager, Nichtkönner, Kirrorgiasten, "Alles-Falsch-Macher", ... (bitte die Liste nach eigenem Gusto fortsetzen) sich den Schuh doch bitte selbst anziehen mögen. Mir passen diese Schuhe zumindest nicht. Vielleicht auch einfach mal in die wirklich großen Jagdreviere schauen (von-und zus, Firmenreviere, Privatreviere der Superreichen,...) - da findet oft die ein oder andere Kirrorgie statt, damit dann den Jagdgästen auch das Passende geboten werden kann. In den meisten Revieren, die ich so kenne, wird gemäß den rechtlichen Rahmenbedingungen gekirrt - und das ist auch so in Ordnung. Da wird auch ordentlich gejagt und Strecke gemacht. Wenn dann auf Drückjagden die Freigabe wieder lautet: bitte nur unter 40 kilo, bitte nur braune Sauen, ... wird das Problem auch nicht kleiner. Und wenn dann mal tatsächlich ein Frischling mit angesaugter Zitze liegt, und der Schütze dann die volle Dröhnung gesagt bekommt, werden wieder zig Mitjäger im Sinne Maos erzogen (bestrafe einen - erziehe hunderte). Da lassen dann viele den Finger auf den Drückjagden grade.
Das dann in den Schutzgebieten keine oder nur erschwerte (Sauen-) Jagden stattfinden dürfen, kann man sicherlich nicht den Jägern ankreiden - da sind zuallererst die (bekannten) Naturschutzverbände in der Pflicht. Wir Jäger werden da ja von der Politik gern außen vor gelassen, und sollen den Kram erst dann wieder richten, wenn das Kind schon tief im Brunnen liegt. Zumal die Jagd in Schutzgebieten keinesfalls verboten ist, sondern der nachhaltigen Nutzung zumindest auf dem Papier eigentlich nichts im Wege steht. Sauenzuchtgebiete von Nanu und co sind ein Teil des Problems und sollten als solches auch benannt werden.
Ich persönlich glaube nicht, dass wir die Sauenschwemme mit waidmännischen Mitteln in den Griff kriegen werden - Jagen bedeutet für mich immer noch, dass ich kein Schädlingsbekämpfer oder Abknaller bin. Ich möchte weiterhin Wild gemäß dem Abschussplan bzw. in vertretbaren Mengen erbeuten und auch für sinnvoll verwerten.
Wenn die ASP kommt (und sie wird mMn kommen) werden die Preise und der Absatz für das Schwarzwild dramatisch in den Keller gehen - die Normalbevölkerung wird kein "virusbelastetes Wildbret" kaufen und verzehren wollen (da kann man langanhaltend versuchen aufzuklären - der Verbraucher denkt "iss Virus drin >> gefährlich >> kann ich nicht essen"). Das Gleiche wird auch passieren, wenn mit Kontrazeptiva in die Population eingegriffen wird (wer will schon mit Hormonen "verseuchtes" Fleisch essen). Das dürfte das Problem weiter verschärfen.
Solange wir in Deutschland riesengroße Flächen mit Mais-, Raps-, und Weizenanbau haben, werden sich die Sauen freudig vermehren. Die Verantwortung für die Sauenschwemme einseitig den Jägern und der Jagd anzulasten ist weder zielführend noch richtig (siehe die Graphiken von @Fex).
munter bleiben!!
hobo