Das hat nix

Wie oft habt ihr schon erlebt, daß ein Stück getroffen wurde, obwohl der Anschuß das

  • noch nie

    Stimmen: 8 9,4%
  • selten

    Stimmen: 56 65,9%
  • alle naslang

    Stimmen: 21 24,7%

  • Umfrageteilnehmer
    85

z/7

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Wie oft habt ihr schon erlebt, daß ein Stück getroffen wurde, obwohl der Anschuß das Gegenteil nahelegte?


  1. noch nie
  2. selten
  3. alle naslang

Nachdem mir das Thema gestern gleich zweimal unter kam - einmal im RL, einmal hier im Forum - , und in der letzten Woche allein viermal, hab ich das Bedürfnis, mein Bauchgefühl endlich mal statistisch etwas besser abzusichern. Daher die Umfrage. Um keinen falschen Eindruck von fundierter Datengrundlage aufkommen zu lassen, sind die Fragen bewußt nicht numerisch gestaltet, sondern nur grobe Tendenzen. Wer dank eigener Aufzeichnungen genauere Zahlen hat, darf die gerne im Faden beisteuern. Meine buchhalterischen Synapsen sind leider völlig unterentwickelt, ich hab nach dem dritten Fall aufgehört zu zählen.

Das Unterforum Jagdpraxis wurde bewußt gewählt, weil ich denke, daß die Ursache des Problems weder in der Hundearbeit noch in der Waffentechnik zu suchen ist, sondern viel früher, nämlich bei Annahmen, die dem Jungjäger schon in der Ausbildung vermittelt werden. Das Unterforum Ausbildung wäre auch ein Kandidat gewesen, aber da finden sich evtl nicht genug erfahrene Jäger für ein aussagekräftiges Umfrageergebnis.

Worum geht es?

Ich habe es in meiner bescheidenen Nachsuchenkarriere inzwischen sehr oft erlebt, daß selbst bei schwachem Wild, unabhängig vom Geschoßtyp, am Anschuß nix lag, daß ein fetter Kugelriß vermeintliche Sicherheit gab, gefehlt zu haben, und dann doch das Stück nach wenigen Metern bis etlichen 100 Metern lag, oder sich die Gewißheit ergab, daß es doch getroffen wurde. Bei starken Stücken noch häufiger. Die Mehrzahl dieser Fälle hatte ich in meiner Praxis zwar beim Ansitz, bei Bewegungsjagden ist es allerdings oft so, daß der Jagdleiter als solcher dazu tendiert, die Einschätzung des Schützen zu übernehmen. Als Nachsuchengespann hat man darauf wenig Einfluß. Die Qualität einer DJ-Organisation läßt sich imho daher durchaus auch an der Konsequenz der Anschuß-Kontrolle ablesen. Leider kommt auch hier einer der unten beschriebenen Effekte zum Tragen.

Ich bin mir bewußt, daß sowohl die Umfrage als auch meine eigene Erfahrung sich nur auf die Fälle beziehen kann, die trotzdem erfolgreich nachgesucht wurden. Die Dunkelziffer dürfte also höher liegen, und mein Verdacht ist, daß sie erheblich höher liegt, und ein nicht unwesentlicher Teil der "Hat-Nixe" in unseren Wäldern und Sümpfen verludert.

Ich denke, dieses Problem ist ein Fehler mit System. Man lernt in der Ausbildung, daß der Jäger deshalb nicht mit Vollmantelgeschossen schießt, weil durch Deformation bzw. Zerlegung des Geschosses erstens eine möglichst gute Tötungswirkung erzielt werden soll, und zweitens ein möglichst aussagekräftiger Anschuß entstehen soll.

Mit dieser Vorstellung wird der Jungjäger ins Revier geschickt, und grade wer mit Fuchs und schwachem Kitz anfängt, bei Sauen brav von klein nach groß, wird diese Vorstellung auch recht schnell bestätigt sehen. Dadurch entsteht eine Erwartungshaltung, die nach Art einer selffullfilling prophecy einen Teufelskreis zur Folge hat. Der Schütze findet nichts und mangels Suche mit einem firmen Gespann ergibt sich auch kein korrigierender AHA-Effekt. Verstärkt wird die Entwicklung dieser unseligen Vorstellung durch den Umstand, daß der noch unerfahrene Schütze zu der Annahme tendieren wird, daß er gefehlt hätte.

Ein weiteres Informationsdefizit ähnlicher Natur kommt erschwerend hinzu: die Einschätzung der Qualität der Arbeit des gerufenen Gespanns erfolgt mit dem Schützen in der Regel durch jemanden, der a priori schlechter qualifiziert ist, sie zu beurteilen, als das Gespann selber.

Dies ist eine klassische Spielwiese des bekannten Effekts, daß die Zahl der Erfahrungsjahre nichts mit der Qualität der Erfahrung zu tun haben muß. Ohne damit irgendjemanden verurteilen zu wollen, die meisten können es dank des oben beschriebenen Teufelskreises einfach nicht besser wissen. Dies ist daher auch keine moralische Anklage der Jägerschaft als solcher, man handelt schließlich nach bestem Wissen und Gewissen.

Nur vllt eine Anregung, ob man nicht im Rahmen der Ausbildung die Arbeit nach dem Schuß etwas ausführlicher thematisieren sollte.
 
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27 Nov 2016
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16.943
Anschußkontrolle mit firmem Hund sollte der Normalfall sein! Die Praxis sieht, wie oben beschrieben, leider anders aus. Habe ich auch schon häufiger erlebt.Wenn mir das als Schütze passiert ist es doch keine Schande. Anschuß verbrechen und nach Ende des Treibens einen SH Führer um Kontrolle zu bitten. Wenn es vorbei ging, kann man beruhigt ein Bier beim Schüsseltreiben trinken. Die gleiche Unsitte ist, wenn man eine NS verursacht hat und die für den nächsten Morgen angesetzt wird, nicht zu erscheinen da man auf einer anderen Jagd geladen ist. Das ist unterirdisch und solch ein Idixt fliegt bei uns von der Liste.

Horrido
 
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2.835
Ich beziehe mich jetzt ausdrücklich nur auf von mir beschossene Stücke.

Wenn ich am vermeintlichen Anschuss nichts finde, dann suche ich an der falschen Stelle!
Den richtigen Anschuss kann ich nur finden wenn da auch irgendwas ist, sei es Schweiß Schnitthaar oder eben Kugelriss.

Vorbei ist der Schuss erst wenn ein guter Hund dies bestätigt, daher wird JEDER Schuss bei dem das Wild nicht liegt mit dem Hund kontrolliert. Es kam bisher nur selten vor, dass ich (vom Ansitz) einen Hund brauchte. Wirklich vorbei war dabei die Ausnahme, meist lag der Anschuss doch ein paar Meter weiter und der Hund hat diesen verwiesen oder nach einigen Metern war Schweißbestätigung auf der Fährte.
 
G

Gelöschtes Mitglied 4585

Guest
sobald ein stück beschossen muß man von einem treffer ausgehen.
ob das stück nun zeichnet oder nicht.

ganz egal was man glaubt oder hört.
 
G

Gelöschtes Mitglied 21531

Guest
Eherne Regeln:

1. Jeder Anschuß(-Bereich), bei dem das Stück nicht in Sichtweite verendet liegt, ist mit firmem Hund zu kontrollieren !
Natürlich darf jeder dem Lungenschweiß wie aus der Gießkanne bis zum Stück nachgehen, wenn er ihn denn erkennt !

Es gibt Kammertreffer ohne jede Pirschzeichen oder viele überhaupt nicht gefundene "Minimal"-Anschüsse, bei denen Stücke angeflickt wurden...

"Schweiß" will immer nur der menschliche Jäger sehen, um bestätigt zu sein, der Hund braucht ihn nicht und Schweiß sagt auch nie alles über den Treffer. Kugelriss = Fehlschuß ist Blödsinn, schließlich gibt's Restprojektile aus Ausschüssen.

2. Die Wild-Art "Hat-nix" gibt's leider nur zu oft und ist nur in der o.a. Arbeitsweise zu bestätigen oder eben zu verwerfen !

3. Hundeführer wissen in punkto Ansprache Anschuß, Schußverhalten Wild, Geschoßwirkung usw. i.d.R.mehr als Otto-Normal-Schütze; bei Nachsuchen sind sie der Jagdleiter !

4. Allwissend ist aber kein Jäger, und "gibt's nicht", gabs schon oft auf der Jagd; es gibt immer wieder Situationen, die nicht vorhersehbar waren und sogar erstmals auftreten !

5. Grundehrlichkeit/Realismus (auch gegenüber sich selbst!)
fehlt leider oft bei Jägern, egal in welcher "Schicht".

Also ist immer Skepsis geboten seitens Anstellern, Jagdleitern, Hundeführern in Bezug auf Aussagen der Schützen !
 
G

Gelöschtes Mitglied 21531

Guest
Praxis-Schilderung akt. Ereignis aus vorletzter Nacht:

- Schuß eines Jagdkollegen auf einz. stärkere Sau; .30-06, TUG, ging wie gesund ab
Aussage des Schützen: bin gut abgekommen, breit auf Kammer, "Sau ist tot"
- Pirschzeichen am Anschuß = Null!
- nach 30m am Einwechsel in dichte Verjüngung abgestreifter Schweiß, wenig Schweiß an Boden getropft mit Gewebe (Fett)
- dann keine weiteren Pirschzeichen in Fährte mehr !
- Abbruch der nächtl. Kontrolle mit Hund, die man erst gar nicht macht, wenn der Schütze nicht solche Aussagen macht.
(war aber noch im Revier, meine Sau hing schon um 23 h am Haken...)

- morgens nach 600 m Totsuche jg. Keiler (71 kg aufg.) dch. BGS e. anderen Führer gefunden

Sau war tot , sicher aber erst nach paar Stunden ! Treffer "mop" = Körpermitte und zu tief...!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

JBB

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Kommt vor, Tendenz 5-10% tät ich bei mir sagen.

Kleines Beispiel. April bei miesem Licht auf vllt 30_40m ne Sau beschossen. ÜL Klasse. Am Anschuß nix zu sehen im Taschenlampenlicht. Abbruch. Morgens wieder nix gefunden. Aber ich war mir absolut sicher. Hund hat sie nach 40m gehabt. Ausschuss weiter hinten und sofort zu gewesen.

Die 5-10% sagrn aber nur direkt am Anschuß nix. Meist paar Meter weiter. Aber vllt steh ich dann falsch oder ich hab Pech. Schsu ich frühs nach, können Schnecken zb schon ganze Arbeit geleistet haben.
 

z/7

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Oder Fliegen. Eingetrockneter Schweiß feinst verteilt im Gras ist unsichtbar. Ohne den weißen Leithund hätt schon so manche Nachsuche gar nicht erst stattgefunden.

Am zuverlässigsten holen wahrscheinlich die einen Hund, die mit rotem Schweiß auf grünem Gras eh ein Problem haben...
 
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Moin!

... oder die sich als gute Schützen (im Sinne von: nur Schüsse anbringen, die man auch beherrscht) verstehen und deshalb nicht an Fehlschüsse glauben. ;-)

Viele Grüße

Joe
 

JBB

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Anderes Beispiel, gekrellter ÜL. Abgesehen davon, dass der Treffer eindeutig war... Aber für mich bisher mein Extrem.

Auf den Treffer hin fiel die Sau um, schlegelte sekundenlang und kam dann hoch. An genau dieser Stelle hatte ich NIX. Kein Schweiiß, keine Haare... Absolut nix. An einem Erdklumpen konnte man die Borsten erkennen vom Liegen. In der Fährte später viel Schweiß. Ich hatte an der Liegestelle eindeutig was erwartet.

WMH
 
G

Gelöschtes Mitglied 15976

Guest
Also mir ist es jetzt 2×passiert das ich am Anschuss nichts gefunden hatte, ich habe dann dafür gesorgt das nachgesucht wurde und siehe da das Stück lag doch den ersten Schweiß fand man nach 200! Metern vorher hatte der Hund zwar gearbeitet und war sehr interessiert aber mehr war für uns nicht zu erkennen im hohen Gras.
Das Stück hatte den Schuss 3 fingerbreit hinter dem Blatt allerdings Steckte das Herz mit der Spitze nach außen im Ausschuss fest!
Das 2. × war es so das ich am Anschuss Kugelriss fand und sonst nichts, da bin ich am nächsten Morgen mit dem Hundeführer hin hab ihn eingewiesen und der Hund fand den Anschuss 5 Meter vor dem Kugelriss das Stück lag 40 Meter weiter im Graben trotz Blattschuss, das Geco Tm hat einfach mal nicht aufgemacht Einschuss und Ausschuss Kalibergroß:evil: diesen Plunder nutze ich nur noch auf Scheiben!
 
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Kugelriss ist ein Standardproblem. Kognitive Dissonanz, wenn man es hart nimmt. Jungjäger lernen, dass ein Kaliber immer so gewählt werden soll, dass ein Ausschuß entsteht, wenn das Wild getroffen ist. Ausbluten und Wundfährte. Bedeutet, dass Geschoss muss austreten und landet bei korrektem Kugelfang in der Nähe des Anschusses, idealerweise dahinter. Komisch ist nur, dass auch viele "erfahrene Jäger" den Kugelriss als untrügliches Zeichen des Fehlens interpretieren. Intelligenzfrage und Lernkurvenproblem? Wissensmangel, tradiert!!!! Jedes in den Boden eindringende und abprallende Geschoss hinterlässt einen Kugelriss, denn der Riss entsteht durchs Abprallen. Meistens! Der vorherige Treffer ist nur durch Nachmessen zwischen der Höhe des Wildes, des vermeintlichen Treffersitzes und des Einschlags im Boden zu bestätigen und durch Auspulen des Geschosses aus dem Boden ansatzweise zu bestätigen....und die Frage, ob die torpedoförmige Kugel vor dem Eindringen in den Boden getroffen hat, ist am Erscheinungsbild des Risses nicht abzulesen, auch nicht am deformierten Geschoss. Ein vor einem idealen also lehrbucmäßigen also rechtlich einwandfreien Kugelfang abgegebener Schuss dürfte an sich nur ein Loch im Boden aber nie einen Riss aufweisen.

Ein weiteres Wissensproblem ist: Wild zeichnet wie gezeichnet! Nein, es zeichnet nicht immer und schon gar nicht lehrbuchmäßig.

Welcher Jäger lernt heute noch, seine Treffer auf der Scheibe anzusagen? Das Ansagen des Abkommens ist schon mal die halbe Miete. Wo stand mein Absehen/Leuchtpunkt...ich trau mich es zu schreiben, wo stand mein Korn... als der Schuss brach.

*....dann:Selbst erfahrene Jäger und Ballermänner wissen nicht, was passiert, wenn ein Geschoss vor der Wildberührung und nach dem Austritt aus dem Wildkörper auf den Boden trifft..... Na? Was passiert? Es kann und wird bei einem Winkel von ca. 10 Grad abprallen. Zwangsläufig und je härter der Boden, desto wahrscheinlicher prallt es ab. Wer diese Kenntnisse hat und trotzdem schoss und damit eine Gefährdung erzeugte, die besser unterblieben wäre, der zeigt nicht den richtigen Anschuss und erzählt lieber... "Das hat nix!!!! Brauchst nicht hingehen!" ...und dann kommt es wie mir ein Förster vor Jahren erzählte: Hinter dem Kamm lagen dann Kälber, Tiere etc....

So, dieses oder jenes könnte ich besser formulieren, aber ich bin heute lange jagen und für andere nachsuchen gewesen. Ich bin müde und will ruhen.
 
Registriert
27 Feb 2017
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81
Moin, natürlich sollte immer mit einem gutem Hund kontrolliert werden. Sofern der nicht da ist muss das der Pächter entscheiden wie es weiter geht. Keine Pirschzeichen muss grade bei Sauen nichts heißen - habe auch einige Sauen gehabt (egal welches Kaliber u welches Geschoss) da war der Ausschuss gleich wieder zu u man konnte kein Schweiss sehen aber die Sau lag mausetot 30 m. Kugelriss ohne Pirschzeichen waren bei bis jetzt immer Fehlschüsse! Gott sei Dank habe ich in nächster Nähe motivierte NS-Führer die gerne kontrollieren und so sollte es auch sein! Fakt ist jeder ist für seinen Schuss verantwortlich!!!


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Registriert
15 Okt 2011
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Ein NS-Führer der für Kontrollsuchen nicht raus kommen will sollte sich nich Nachsuchenführer nennen. Der ist nämlich keiner.

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