Der erster Bock und der Abschied aus dem Revier

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Ich möchte euch gerne folgendes Szenario schildern und mal paar unbefangene Meinung dazu hören.

Eine ganze Zeit lang jage ich in meinem zweien Revier, das gleich vor der Haustür in der schönen Eifel liegt. Ich komme mit allen super aus und investiere sehr gerne viel Zeit in die Jagd dort.
Es vergehen dieses Jahr sicher um die 40 Ansitze bei denen ich nur beobachte, die Natur genieße und mich vor allem auch mit RW beschäftige, was für mich etwas ganz Neues ist.
Grundsätzlich habe ich Spießer, Knöpfe und Gabler frei.
Einig habe im Anblick aber entschließe mich aber immer gegen einen Schuss, obwohl einige Male gesagt wurde ich soll ruhig schießen, weil zu viel Wild im Revier sei.

An einem geplanten Ansitzabend treffe ich mich beim JH bzgl. der Aufteilung.
Es wird explizit nochmal draufhingewiesen, dass es an der Zeit ist Kälber und wenn möglich direkt das Alttier zu strecken. Am besten nix laufen lassen insofern alle Faktoren passen.
Ich habe schon öfter gesagt, dass ich mit meine wenigen Erfahrung mir eine Dublette nicht zutraue aber instinktiv entscheide, wenn es soweit ist.

Ich fahre zu meiner Kanzel und habe ein Alttier mit Kalb vor, allerdings ist kein sicherer Schuss in meinen Augen möglich, weil die Schneise zu eng ist. Nach weiteren Warten kommt ein Gabler auf die Wildwiese. Alle Faktoren passen und ich entscheide mich nach einigem SW mein erstes Rehwild zu strecken. Der Schuss fällt, der Bock zeichnet gut und geht paar Meter in die Dickung, wo ich ihn schließlich Fallen höre.
Ich sitze etwa 10 Minuten weiter auf der Kanzel und es kommt ein Knopfbock. Ich kann es kaum glauben. Es passen wieder alle Faktoren aber ich einschließe mich zu warten und ihn nur zu Strecken, wenn er in Richtung Dickung geht wo ich denke, dass der Gabler auf mich wartet.
Es vergehen, weitere 10 Minuten und er bewegt sich tatsächlich dorthin.
Der Schuss fällt, der Bock liegt am Platz.

Ich rufe den JH an und gehe nach nochmaligen 15 Minuten zum Knopfbock. Dann suche ich mir den Anschuss vom Gabler und versuche ihn in er Dickung zu finden, leider wurde es zunehmend Düster.
Ich entscheide mich meinen JH darum zu bitten, dass er mit dem Hund kommt. Das tut er auch und die Nachsuche beginnt. Leider ist der Hund noch jung und kommt mit der Situation nicht klar, dass hier ein Bock liegt er den anderen aber suchen soll. Wir brechen die Nachsuche ab und nehmen den einen Bock mit.
Ich biete mich an am nächsten Morgen gleich mit suchen zu kommen und habe ein unfassbar schlechtes Gewissen und denke dauernd darüber nach ob der erste Schuss wirklich gut war, habe ich den Bock wirklich hinfallen hören? Ich bin doch ein guter Schütze durch den Schützenvereinen?
Der JH will lieber alleine mit seinem Hund gucken gehen.
Am nächsten Morgen der Anruf: der Bock lag einige Meter in der Dickung, trotz gutem Schuss.
Allerdings weiß ich nicht, ob Sie weiter bei uns jagen. Sie haben einen Bock krankgeschossen und dann einen weiteren gestreckt. Das ist unethisch. Was ging ihn ihrem Kopf vor sich?
Ich entschuldige mich, schildere meine Gedanken und versichere, dass ich sicher war, dass mit meiner Büchse alles i.O. war. Außerdem dass ich doch gesehen habe wie der Bock zeichnet und gehört habe wie er umfällt. Das spielt alles keine Rolle, ich habe ja nicht gesehen wie er am Platz lag und habe ihn krankgeschossen.
Ich gehe nach dem Telefonat in mich, denke darüber nach und verstehe zum Teil die Welt nicht mehr. Bei der SW jagt gingen das Stück in der Regel noch paar Meter, trotz super Schuss. Auf Drückjagten schießt man oft sogar flüchtig hintereinander und weiß nicht zu 100 ob der Schuss ok war (das ist übrigens nicht so mein Fall).
Dann denke ich an das Alttier mit dem Kalb das man nach Möglichkeit strecken soll und finde das was ich getan habe bedeutend weniger schlimm. 2 Schüsse auf 2 Stücke nicht flüchtiges Wild, das ich frei habe und auch strecken sollte.
Ich lasse einige Tage vergehen, rede mit Bekannten Jägern und Freunden.

Dann kommt der Anruf, man möchte mir mitteilen, dass ich da nicht mehr jagen darf. Es wäre ja klar, dass die Jagd nach einem krankgeschossenen Stück für den Tag beendet ist. Allgemein schießt man nur ein Stück an einem Tag. Man wünscht mir aber alles Gute.
Es wird noch drauf hingewiesen, dass mit andern Jägern darüber gesprochen wurde und keiner nachvollziehen kann was ich da getan habe. Angeblich wurde sogar darüber abgestimmt (ohne mich selber anzuhören).
Mir werden die Trophäen angeboten, ich soll diese doch gerne abholen, die wären für mich.
Ich habe nur eine letzte Bitte, die Trophäen zu entsorgen.
Als ich die Bitte ausgesprochen habe, habe ich gemerkt wie dem JH das sprechen schwer gefallen ist. Damit hat er nicht gerechnet. Ggf. dachte er wirklich ich hätte nur deshalb zwei Stücke gestreckt? Ich weiß es nicht.

Hinzu kommt, das man sich ja so viel Zeit für mich nehmen wollte, mir einiges zeigen wollte. Defacto ist das nicht viel in diese Richtung passiert.
Was zurückbleibt ist ein Jungjäger ohne Revier, der sich fragt, ob er sich aufgrund seiner Unwissenheit wirklich so unmöglich verhalten hat, und das ganze einige Zeit verdauen musste um überhaupt wieder an Jagd denken zu können.
 
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Ich glaube es macht Sinn etwas weiter auszuholen um deinen Post besser verstehen zu können. Was ist passiert?


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Das Ausgangspost bestärkt mich wieder in der Meinung, dass es bei der Jagd nichts gibt, was es nicht gibt.

Mit der Entscheidung mußt Du leben, die Frage ist, ob Du da glücklich geworden wärst.
Es gibt anderes, dass kann ich Dir versichern.

Remy
 
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Hättet ihr einen brauchbaren Hund, wären alle glücklich und zufrieden...

So ist es blöd gelaufen und verstehen kann ich deinen JH nicht!
War wohl Neid im Spiel.

Wünsche dir viel Glück im weiteren Jägerleben! :)
 
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Wenn es halt nicht paßt, dann such dir ein neues Revier und neue Mitjäger! Fertig! Tiefenpsychologische Tiefenanalysen werden nichts bringen. Wenn du mit deiner Entscheidung im Reinen bist und nach deiner Schilderung wären das wohl die meisten, dann lohnt es sich nicht irgendwelchen, verqueren Gedankengängen, anderer Jagdscheininhaber nachzuhängen!
 
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Guest
Also ich möchte hier nicht den Richter spielen sondern einfach nur meine Meinung kundtun. Ist ganz gewiss auch keine Wertung an Deiner Person sondern wirklich nur, ich wiederhole mich, meine Meinung.

Ich würde, auf dem Einzelansitz, kein zweites Stück beschiessen wenn ich nicht zu 100% sicher bin dass das erste Stück verendet ist. Und wenn ich das erste Stück nicht sehen kann, kann ich nicht sicher sein.
Ich persönlich hätte daher keinen zweiten Schuss abgegeben wenn das erste Stück nicht an Ort und Stelle liegt. Sonst wird das so ein Jagd in der Jagd Ding mit allen Problemen die das mit sich bringt.

Weiterhin verstehe ich auch nicht dass Du zwei Stück männliches Rehwild schiesst wenn vorher darauf hingewiesen wurde dass Alttiere und Kälber weg müssen :what: Aber vielleicht hab ich das auch nur falsch verstanden.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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@ begel: auch wenn es sehr schwer fällt, die ganze Sache abhaken und was neues suchen!
So wie es sich liest, war es ja nicht dein erstes Stück Wild und du warst dir deines Schuss sehr sicher.
Wenn der Pächter bittet, dass bei Rotwild nach Möglichkeit Doubletten geschossen werden sollen, dann wäre die Frage, welchen Haltepunkt er denn bevorzugt, damit nicht das ähnliche wie bei dir eintritt....

Wie gesagt, abhaken und was neues suchen, auch wenn es sehr schwer fällt!
 
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Also ich möchte hier nicht den Richter spielen sondern einfach nur meine Meinung kundtun. Ist ganz gewiss auch keine Wertung an Deiner Person sondern wirklich nur, ich wiederhole mich, meine Meinung.

Ich würde, auf dem Einzelansitz, kein zweites Stück beschiessen wenn ich nicht zu 100% sicher bin dass das erste Stück verendet ist. Und wenn ich das erste Stück nicht sehen kann, kann ich nicht sicher sein.
Ich persönlich hätte daher keinen zweiten Schuss abgegeben wenn das erste Stück nicht an Ort und Stelle liegt. Sonst wird das so ein Jagd in der Jagd Ding mit allen Problemen die das mit sich bringt.

Weiterhin verstehe ich auch nicht dass Du zwei Stück männliches Rehwild schiesst wenn vorher darauf hingewiesen wurde dass Alttiere und Kälber weg müssen :what: Aber vielleicht hab ich das auch nur falsch verstanden.

Danke für deine Meinung. Kann dieses Argument mit den 100% auch nachvollziehen und genau das ist mir durch den Kopf gegangen.
Es wurde immer wieder auf Alttiere und Kälber hingewiesen, allerdings nicht nur. Böcke sollten genau so geschossen werden. Ich habe das Bespiel nur genannt, weil ich einen Abschuss von Alttier + Kalb wesentlich kritischer gegenüberstehe als dem was ich getan habe. Es hieß grundsätzlich "nix laufen lassen"

Ich habe das Thema auch abgeschlossen und einiges an Zeit vergehen lassen. Allerdings habe ich schon Interesse an Meinungen dazu.
Und das ich mir ein neues Revier suchen muss steht vollkommen außer Frage.

Vielen Dank für die Beteilgung hier.
 
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Hallo @begel_01!

Also gut... meine SUBJEKTIVE Meinung zu dem von Dir Geschilderten:

Ich halte es für falsch, dass Du den zweiten Bock noch be-/geschossen hast. Und zwar aus dem Grund, weil Du den ersten nicht hast verenden sehen.

Wenn ich das so einschätze, dann auch deshalb, weil Du Dich selbst ja als Jungjäger beschreibst und damit wohl über nur begrenzte jagdliche Erfahrung verfügst.

Wäre ich der Jagdherr und müßte so eine Situation bewerten, dann würde es für mich schon einen Unterschied machen, ob sie ein Jungjäger "verursacht" hat oder z.B. ein Jäger, den ich seit 20 Jahren persönlich kenne und von dem ich weiß, dass er diese Zeit lang auch aktiv war. Dessen Einschätzung (sinngemäß "ich bin gut abgekommen und hab das Stück in der Dickung zusammenbrechen hören") würde ich einfach mehr vertrauen als der eines Jungjägers.

Ich weiß, dass es jagdliche Situationen gibt, wo weiter gejagt/geschossen wird, auch wenn das erste beschossene Stück nicht am Anschuss liegt. Darauf will ich aber hier nicht eingehen; ich habe nur versucht, die von Dir geschilderte Situation nachzuvollziehen, für mich zu bewerten und Dir meine Meinung zu schreiben.

Dich für diesen (möglichen) Fehler gleich "rauszuschmeißen" lässt aber auch ein Stück weit darauf schließen, welche Interessen der Jagdherr hat. Wenn bei mir jemand mit auf die Jagd gehen würde, dann müsste ich mich mit demjenigen (ganz unabhängig von irgendwelchen finanziellen Geschichten) gut verstehen. Und jemanden, den ich für gut/nett halte, schmeiß ich nicht gleich aus der Jagd raus, weil er - meiner Meinung nach - einen Fehler gemacht hat. Dem erklär ich, warum ich das, was er gemacht hat, für falsch halte und dass ich das nicht mehr will. Wenn der andere das dann einsieht oder meine Meinung/Vorgabe zumindest akzeptiert, jagt man zusammen weiter. Wenn nicht, dann passt es halt nicht, aber es ist davor zumindest ein ehrliches Wort geredet worden...

Gruß

Michel
 
G

Gelöschtes Mitglied 18527

Guest
[...]

Dich für diesen (möglichen) Fehler gleich "rauszuschmeißen" lässt aber auch ein Stück weit darauf schließen, welche Interessen der Jagdherr hat. Wenn bei mir jemand mit auf die Jagd gehen würde, dann müsste ich mich mit demjenigen (ganz unabhängig von irgendwelchen finanziellen Geschichten) gut verstehen. Und jemanden, den ich für gut/nett halte, schmeiß ich nicht gleich aus der Jagd raus, weil er - meiner Meinung nach - einen Fehler gemacht hat. Dem erklär ich, warum ich das, was er gemacht hat, für falsch halte und dass ich das nicht mehr will. Wenn der andere das dann einsieht oder meine Meinung/Vorgabe zumindest akzeptiert, jagt man zusammen weiter. Wenn nicht, dann passt es halt nicht, aber es ist davor zumindest ein ehrliches Wort geredet worden...

Gruß

Michel

Sehe ich ganz genauso. Fand den Rausschmiss dafür auch überzogen und in gewisser Weise auch respektlos.
 
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..Wenn du mit deiner Entscheidung im Reinen bist...

Genau das dürfte begel_01 wohl am meisten zu schaffen machen. Er war im Glauben, gut und richtig zu handeln. Anstatt ihm nun zu zusprechen wurde er vor vollendete Tatsachen gestellt und quasi aus dem Revier geworfen ohne seine Beweggründe ausreichend darlegen zu können. Also nicht auf ein -vermeintliches- Fehlverhalten anzusprechen und ihm zu sagen wie er in Zukunft mit solchen Situationen umzugehen hat wurde ihm vermutlich etwas unterstellt und er steht nun da und hat Wut ob der unfairen Vorgehensweise.

Für die Zukunft vielleicht folgender Tipp: Nach dem Schuss vom Ansitz, bei welchem du nicht sicher siehst dass das Stück liegt, nach Möglichkeit zuerst das Stück bergen/sichten. Sollte das Stück nicht direkt gefunden werden eben eine Nachsuche anleiern. Wenn es gefunden wurde und es alle Umstände zulassen kannst du weiter ansitzen.

Leider ist es nicht selten dass so mit einem Jungjäger umgegangen wird. Ihm fehlt einfach noch die Erfahrung wie man sich in entsprechenden Situationen in dem jeweiligen Revier verhalten soll. Er wird alleine gelassen, handelt nach bestem Wissen und Gewissen und bekommt dafür einen Ar$chtritt anstatt ihm etwas beizubringen. Sehr unbefriedigende Situation, die am Jungjäger nagt anstatt ihn daran wachsen zu lassen. Didaktische Katastrophe aber das Revier ist ja nicht nur waidmännisch sondern waidheilig...
 
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21 Mrz 2007
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Ist immer schwer aus der Ferne zu urteilen, oder sich eine Meinung zu bilden.

Komisch finde ich das Verhalten des Pächters schon, aber dem lieben Gott sein Tiergarten ist groß und jeder hat eine andere Auffassung.

Darum habe ich versucht möglichst viel schriftlich im Begehungsschein festzuhalten. Seither habe ich keine Probleme mehr (oder es ist Glück).
Aber dadurch weiß jeder wie er dran ist.
Bei mir hättest Du Alles richtig gemacht, ich hab da kein Problem damit, dass auf ein weiteres Stück geschossen wird, wenn man das erst beschossene sicher
glaubt.

Robert
 
Registriert
12 Dez 2016
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103
Der erste Bock ging also nur ein paar Meter und hatte einen guten Schuss? Dann verstehe ich die Entscheidung nicht. Bei einem Altjäger hätte man vermutlich nichts gesagt, denn "der kann das beurteilen". Einem Jungjäger der sagt, "ich habe ihn zusammenbrechen hören" traut man nicht, obwohl sich die Sache ja am nächsten Tag als richtig herausgestellt hat.

Bei Ärzten nennt man das Götter in Weiss. Bei Jägern Götter im Loden....
 

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