Gehörschaden trotz Gehörschutz?

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Hallo zusammen,

unmittelbar vor bzw. im Zusammenhang mit der Zulassung der Schalldämpfer wurde natürlich auch der elektronische Gehörschützer rauf und runter diskutiert.

Dabei wurde in einer Gefährdungsbeurteilung ein bemerkenswerter, allerdings zunächst nicht ganz aus der Luft gegriffener Aspekt erwähnt: Da ein elektronischer Gehörschützer erst nach 2/1000 sec. dicht mache, sei bis zur elektronischen Abriegelung bereits die Hälfte des Schalles durch und der Spitzenpegel erreicht. Dadurch könne - so die Aussage - das Gehör geschädigt werden, obwohl der Schuss subjektiv als voll gedämpft empfunden wird.

Logischer wäre aber viel mehr, dass das eingebaute Mikrofon rein technisch gar nicht in der Lage ist, ein Geräusch stärker als mit 82 oder 85 dB wiederzugeben und damit alles, was lauter ist, automatisch gedämpft wird. Insofern wäre auch die Geschichte mit der aktiven Abriegelung nach 2/1000 sec. unlogisch und unnötig.

Kennt sich jemand aus, wie die Dinger tatsächlich funktionieren?

VG
Wanderfalke09 ;)
 
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Also ich bin kein Physiker aber das aktive Headset hat ja vor allem eine passive Dämpfung.
Damit werden generell ALLE akustischen Impulse gedämpft. Das Mikro nimmt alle Geräusche unselektiv auf und diese werden über einen Lautsprecher nach innen übertragen.
Natürlich in einem "gesunden" Level. Die Selektivität kommt nun daher, dass zu laute Signale nicht nach innen übertragen werden.
Selbst wenn die Trägheit der Elektronik so richtig wäre, dann würde das bedeuten, dass die ersten 2/1000 nicht innen ankommen und die restlichen 1000stel dann auf "normalem" Level.

Also kurzum: Ich halte das für Unfug.. aber wie gesagt nur mit meinem -hoffentlich gesunden- Menschenverstand argumentiert.

Achja, habe auch ein aktives Headset von 3M.

Andi

PS: Mal schauen was die Experten sagen
 
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Kommt sicherlich auch auf die Frequenz an, die mit hohen dB auf die Ohren trifft...


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Wenn ich mich richtig erinnere, überträgt mein Sporttac die Aussengeräusche mit maximal 80?db.
 
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Worüber man sich bei Gehörschutz lieber mal Gedanken machen sollte ist, wie derselbe dämpft und welcher Lärm tatsächlich entsteht und wieviel dann noch am Ohr ankommt.

Wenn man davon ausgeht, daß ein Sporttac eine SNR von 26db hat ist das nicht besonders viel und in Situationen wie in geschlossenen Ständen, dann der Wert der auf das Gehör trifft immer noch über 137 db liegt, genau dann wird es bei Impulslärm gesundheitsschädlich.

Über 80db betrifft nur Dauerlärm.

Ein SD, der den Schusslärm um 30db senkt ist also wesentlich effektiver.
 
G

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Guest
Da ich persönlich betroffen bin, Gehörschutz ist nur ein Mittel um das Gehör zu schützen. Und zwar vor dem Schussknall. Da ist jeder Dämpfer besser als keiner.

Aber, die Gesundheit allgemein, trägt ebenso- vielleicht sogar - deutlich mehr zum Erhalt des Gehörs bei. Denkt bspw. an euren Blutdruck.


CdB
 
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Hallo Wanderfalke09,

Die eingebauten Lautsprecher (Das Mikrofon hat damit erstmal nix zu tun ;-)) sind bei meinem ProTac II auf maximale 82db begrenzt, d.h. kein Geräusch aus dem Lautsprecher - egal wie schnell es runtergeregelt wird - ist lauter als 82db!!!

Nun kommt ja der eigentliche Schusslärm passiv durch die Kapseln des Gehörschutzes (siehe Casts Beitrag) und an den Kapseln vorbei (!) bis an mein Ohr! Das ist die Lärmquelle um die man sich sorgen sollte!
Nehmen wir mal an, ich stehe auf dem Drückjagdbock und trotz Gehörschutz gelangen noch 120db (Beispielhaft) an mein Ohr und die Lautsprecher im Gehörschutz lassen für ein paar 1000stel sek nochmals 82db "aktiv verstärkten" Schussknall an mein Ohr. Jetzt kommt die Rätselfrage:p: Wie hoch ist dann der summierte Lärm an meinem Ohr? ...... Antwort: 120db (Kommastellen im Nirvana ignoriert) :)!
Da eine Logarithmische Funktion zugrunde liegt, spielen deine 82db in Sekundenbruchteilen (bei den für uns relevanten Dezibelbereichen) gar keine Rolle!
Hoffe geholfen zu haben :cool:. Gruss Wisent
 
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JBB

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Worüber man sich bei Gehörschutz lieber mal Gedanken machen sollte ist, wie derselbe dämpft und welcher Lärm tatsächlich entsteht und wieviel dann noch am Ohr ankommt.

Wenn man davon ausgeht, daß ein Sporttac eine SNR von 26db hat ist das nicht besonders viel und in Situationen wie in geschlossenen Ständen, dann der Wert der auf das Gehör trifft immer noch über 137 db liegt, genau dann wird es bei Impulslärm gesundheitsschädlich.

Über 80db betrifft nur Dauerlärm.

Ein SD, der den Schusslärm um 30db senkt ist also wesentlich effektiver.

Korrekt, wobei zwischen Erstschußdämpfung und Dämpfung danach zu unterscheiden ist - das ist VIELEN SD Nutzern nicht bewußt! Bei dir gehe ich davon aus... du weißt es.

Und ich habe nicht umsonst den dicksten aktiven von 3M mit 32 oder 33dB Dämpfung genommen. Ich habe nur ein Gehör, wie ich es schütze, ist meine Verantwortung. Viele schützen es gar nicht. Und auf dem Schießstand nutze ich immer noch Stöpsel obendrauf - aber meine Entscheidung.
 
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Da es auch Dämpfer gibt bei denen der FRP keine Rolle spielt ist das nur bedingt ein Problem.
Mir käme kein Dämpfer auf die Waffe, dessen FRP bei +5 db gegenüber dem 2. Schuss liegt.
 
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Vielen Dank für die Antworten!

Somit macht es also gar keinen Sinn, den aktiven Gehörschützer kurz vor dem Schuss auszuschalten (was wohl manche machen). Und eine Elektronik bedingte Schädigung des Gehörs ist demnach auch Unsinn, zumindest sind die aktiven Schützer nicht schlechter als die passiven.

Ich schieße seit zwei Jahren mit Schalldämpfer, aber einerseits finde ich den Knall zumindest noch unangenehm, zum zweiten kann auch der gedämpfte Schuss (der ja immer noch mindestens 130 dB hat) zu Schäden führen. Deshalb habe ich den elektronischen Gehörschutz zusätzlich auf. Im Winter hat er zudem den Vorteil, dass es warme Ohren gibt ... Außerdem fliegt man bei Drückjagden gefühlt rückwärts vom Sitz, wenn man ohne Gehörschützer den Knall des Nachbarschützen mit seinem 9,3er-Stutzen abbekommt.

VG
Wanderfalke09 ;)
 
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Ich schieße seit zwei Jahren mit Schalldämpfer, aber einerseits finde ich den Knall zumindest noch unangenehm, zum zweiten kann auch der gedämpfte Schuss (der ja immer noch mindestens 130 dB hat) zu Schäden führen.

Ersteres liegt am Dämpfer und letzteres ist falsch.

Impulslärm über 137db führt zu Schäden, bei 130 ist noch alles gut und den Unterschied hörst du.

ist demnach auch Unsinn

Richtig.

zumindest sind die aktiven Schützer nicht schlechter als die passiven.

Jein, nicht wegen ihrer aktiven Funktion, sondern weil sie meist nicht so gut dämpfen. Vorallem die gefühlt meistverkauften Peltor Sporttac und Sordin supreme dämpfen geradeso.
Es gibt allerdings keine aktiven, die so gut dämpfen wie die besten passiven. Zumindest ist mir keiner bekannt.
 
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Ersteres liegt am Dämpfer und letzteres ist falsch.

Impulslärm über 137db führt zu Schäden, bei 130 ist noch alles gut und den Unterschied hörst du.
Da würde ich kein pauschales Urteil abgeben wollen. Empfindung ist immer subjektiv (auch beim Lärm), auch die Schwelle der Schädigung dürfte individuell unterschiedlich sein.

Der eine schießt ein Jägerleben lang ganz ohne Gehörschutz und ohne Schalldämpfer und hat nie Probleme, der andere vergisst ein einziges Mal den Gehörschutz und erleidet einen Schaden.

Der eine empfindet den Gehörschutz als unangenehm und störend, der andere hat keinerlei Probleme damit, eine Frage der persönlichen Befindlichkeiten.

Ich habe einen Hausken JD224 an einem 52er Lauf in 8x57IS, und ich bin hochzufrieden damit. Aber mit Gehörschutz schießt es sich trotzdem angenehmer als ohne.

Ich hatte auch zuvor nie Probleme mit dem elektronischen Gehörschutz, insofern nehme ich den gerne weiter als zusätzlichen Schutz.

VG
Wanderfalke09 ;)
 

JBB

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Es gibt allerdings keine aktiven, die so gut dämpfen wie die besten passiven. Zumindest ist mir keiner bekannt.

Peltor Pro Tac 2 oder Pro Tac 3 Shooter (bei letzterem hab ich aber keine Ahnung ob er verstärkt oder nur hören erlaubt - scheint aber zu verstärken) - SNR 32dB.

Sind halt ned so schön flach und können damit am s´Schaft anstoßen, zumindest etwas.
 

tar

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Hab mal gelesen bei den Kapselgehörschutzen wird bei der Beurteilung gegenüber den Laborwerten 5 dB abgezogen.
 
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auch die Schwelle der Schädigung dürfte individuell unterschiedlich sein.

Ich behaupte mal, NEIN.

Sonst würde die Schwelle von 137 db keinen Sinn machen.

Der eine schießt ein Jägerleben lang ganz ohne Gehörschutz und ohne Schalldämpfer und hat nie Probleme

Das ist falsch, nur ist der Grad der Schädigung ist möglicherweise unterschiedlich, es werden ja auch Leute schwerhörig, die niemals größerem Lärm ausgesetzt waren.

Und zu der Empfindlichkeit.
Musik wird bspw unterschätzt, Berufskrankheit bei Musikern (ich rede von klassischen) ist eine Gehörschädigung, durch Musik, die niemals als wirklich schmerzhaft empfunden wird.

Lärm ist Lärm, ab etwa 85db(A) Tagesexposition, also Dauerlärm und 137 db(C) Spitzenschalldruck ist vorbei mit lustig.
 
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