Wildfleisch im Discounter sehe ich eher zwiegespalten als rein ablehnend. Jedem Verbraucher sollte klar sein, dass es doch höchst unwahrscheinlich ist, dass man solche Mengen aus heimischen Wäldern bedienen kann. Nicht das wir nicht genug hier hätte um die Nachfrage befriedigen zu können, der limitierende Faktor ist für mich vornehmlich die Logistik, zu viele "Erzeuger mit geringen Mengen" über ganz Deutschland verteilt. Selbst wenn man nur ein Saisonangebot hätte ist es einfacher die gesamte Charge bei einem Großhändler/Schlachter zu ordern und von da aus zu verteilen anstatt vor Ort mit jedem "Kleinmengenerzeuger" individuell zu arbeiten. Dazu kommt, dass es ja auch einheitlich in der Tiefkühle liegen soll, nicht nur in einer einheitlichen Verpackung, sondern vergleichbare genormte Packgrößen/-gewichte bei gleicher Qualität (z.B. also bitte nur Schweine zwischen 61,4-66,7 kg für die Weiterverarbeitung). Das alles in "Discounter"-Qualität kann nur eine Farm liefern. Hinzu kommt, dass hier hart kalkuliert wird und über die Masse verdient wird, wir Jäger können dieses hochwertige Produkt nicht zu diesen Preisen anbieten, und zu unseren Preisen wird die Ware wohl "leider" im Regal bleiben.
Das Positive für mich ist aber, dass der Verbraucher durchaus auch mal auf das Produkt "Wildfleisch" (besser wäre wohl der Begriff Gatter-/Farmfleisch) aufmerksam wird und vlt hier der "Einstieg" schmackhaft gemacht wird. Ein Mensch, der noch nie ein Produkt vom "richtigen" Jäger erhalten hat kann den Qualitätsunterschied nicht kennen, mit gewecktem Interesse für das Produkt könnte aber hier die Anfangshürde tiefer gelegt werden, sich einen Jäger "zu suchen", bei dem er dieses Produkt bekommen könnte.
Ein weiteres Positives ist für mich die Art der Erzeugung (zumindest wenn ich mich an die Rotwildfarmen aus Neuseeland erinnere), die Geweihten und Nichtgeweihten haben, zumindest aus meiner Sicht, ein eher "angenehmeres" Dasein auf der Welt als das für den Weltmarkt produzierte Borsten- und Geflügelvieh (NICHT als Bauerbashing zu verstehen - die Zwickmühle und daraus resultierende Notwendigkeit dieser Produktion ist mir durchaus bewusst). Und bzgl der vermeintlichen CO2 Bilanz bin ich mir auch nicht sicher, ob nicht eine "Riesenladung" aus NZ mit dann zentraler Verteilung hier nicht genauso gut abschneidet wie der individuelle Kleinstmengentransport von a-b-c-d-e-f.
P.S. Natürlich kann man jetzt anmerken, dass der Discounter-Käufer es sich bestimmt eh nicht leisten kann beim Jäger zu kaufen oder nur fehlendes Verständnis und Bewusstsein vorhanden ist, sehe ich aber anders! Jeder (leuchtende Ausnahmen bestätigen die Regel) kauft hier mal ein, von bettelarm bis stinkereich und von richtig dämlich bis hochintelligent!
Schönen Morgen
Sauenglück