Schwarzwild Populationsdichte

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Kann man das ganze SW Wildbret nicht in die USA schippern und dort im Supermarkt verkaufen? Oder ist diese Infrastruktur nur eine Einbahnstraße? :biggrin:
 
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in USA hat Wildfleisch beim Verbraucher ein sehr schlechtes Image. Ist was für red necks und hillbillies
 

JEF

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Kann man das ganze SW Wildbret nicht in die USA schippern und dort im Supermarkt verkaufen? Oder ist diese Infrastruktur nur eine Einbahnstraße? :biggrin:

Andersherum läuft es bereits....:no: letzte Woche hier im Kaufl...d entdeckt. Wildschwein Gulasch zu 10€ das Kilo. Importiert aus den USA....
 
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Ich greife diesen Faden mal wieder auf. Es hatte sich eine recht lebhafte, zum Teil sachliche und durchaus auch fachlich ansprechende Diskussion entwickelt.
Ganz kurz zur Erinnerung: Ich hatte ja im Rahmen eines bescheidenen Projekts für die hiesigen Reviere eine Populationsdichte von 20 - 50 Sauen pro 100 Hektar bejagbarer Fläche ermittelt (nicht Frühjahrsbestand!!!).
Für einige war sofort klar, dass das nicht stimmen kann weil solche Populationsdichten unmöglich sind. Das haben namhafte Autoren vor ca. 30 Jahren tatsächlich festgestellt.
Nun bin ich zwar zwar völlig namenlos....aber doch schon brandaktuell. Und die eingesetzten Methoden sind wissenschaftlich erprobt (auch wenn der Rahmen und Umfang sehr begrenzt und bescheiden waren).
Nun ganz egal wie man die zahlen und ihr Zustandekommen bewertet.....das Jagdjahr ist mittlerweile beendet und die offiziell gemeldeten Abschusszahlen für das Untersuchungsgebiet liegen vor. Vielleicht sind sie ja für den ein oder anderen ganz interessant.
Ich habe das Gebiet nach Bejagungsintensität aufgeteilt. Bejagungsintensität "hoch" bedeutet: Große Drückjagd mit massivem Hundeeinsatz, intensive ganzjährige Kirrjagd, intensive Ansitze und Pirschgänge auf Schadflächen mit Einsatz von WBK, passionierte Jäger vor Ort die beim Schwarzwild keinen jagdlichen Einschränkungen unterliegen.
Bejagungsintensität "mittel" bedeutet: Drückjagd wie bei "hoch", Kirrjagd weniger intensiv, ein passionierter Jäger ohne Einschränkung vor Ort, einige Mitjäger in Mondphasen oft da und dann ohne Einschränkung.
Bejagungsintensität "gering": Drückjagd nicht auf ganzer Fläche, Kirrjagd ohne klares Konzept bzw. Umsetzung, kaum passionierte Jäger vor Ort diese unterliegen großen jagdlichen Einschränkungen (nur bis 30 kg, nicht in der Woche vor Anreise ortsfremder Mitjäger usw.), gemessen an der Fläche sehr wenige Jäger die die Reviere in ihrem Urlaub bejagen, jagdliche Prägung eher Niederwildjagd.
Ich denke so kann man die Bejagung in etwa einschätzen. Hier nun die Zahlen:

Bejagungsintensivität Gesamtfläche in Hektar Gesamtabschuss Pro 100 HA DJ Kirrung Sonst. EJ
Hoch 1100
331 30,1 32
(9,7 %)
188
(56,8 %)
111
(33,5 %)
mittel 750 151 20,1 42
(27,8 %)
92
(60,9 %)
17
(11,3 %)
gering 1650 226 13,7 104
(46 %)
89
(39,4 %)
33
(14,6 %)
Gesamt 3500 708 20,2 178
(25,2 %)
369
(52,1 %)
161
(22,7 %)



Sonstige Verluste sind nicht eingerechnet, was natürlich auch schwierig ist. Dennoch gehe ich davon aus, dass eine nicht unbedeutende Zahl auf anderen Wegen den Tod findet. Ich (also meine eigene Überzeugung) gehe z.B davon aus, dass man auf die DJ-Strecken mindestens 5 % Stücke zurechnen kann, die nicht erfolgreich oder gar nicht nachgesucht werden. In einem großen Revier mit geringer Bejagung wurden diesen Winter einige verendete Frischlinge gefunden (nein keine ASP sondern starker Parasitenbefall)....auch in diese Richtung wird es eine nicht zu unterschätzende Dunkelziffer geben. So manche Frischlingsbache wird bei der Beburt umkommen usw. usw.. vielleicht kann ja einer der Cracks mal eine der hiesigen Situation angepasste Schätzung machen.

Ansonsten ist mein Fazit: Bezogen auf die Gesamtfläche wurde der Zuwachs nicht ganz abgeschöpft. Durch die fehlende Mast und die hohe Nahrungskonkurrenz, sind viele Stücke nach dem Winter geschwächt. Besonders die Frischlinge der letzten Reproduktionsperiode sind auffallend schwach. In Summe wird das zu einer deutlich niedrigeren Zuwachsrate in diesem Jahr führen. Die Hauptfrischzeit ist in diesem Jahr wahrscheinlich um 1 bis 2 Monate nach hinten verschoben und fällt in den April und Mai, die Nebenfrischzeit wird tendenziell Juli/August sein.
Insgesamt sind die Bestände nach wie vor drastisch hoch. Die eventuell stark verringerte Zuwachsrate bietet jedoch die Chance die Population etwas zu reduzieren (mit etwas kann hier nur gemeint sein, dass es gelingt z.b. den Zuwachs +10% zu entnehmen oder so ähnlich....alles was darüber hinaus geht ist Fantasterei).
Selbstverständlich sollte weiterhin von allen jagdlichen Möglichkeiten Gebrauch gemacht werden. Die Erlegungen schwankten von Revier zu Revier von ca. 10/100 Hektar bis knapp 40/100 Hektar (!!!) und die Reviere unterscheiden sich in der Qualität nur marginal....man sieht also was möglich ist....
 
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ZF, könntest du noch etwas zu Höhenlage, Geländeprofil und Wald/ Feldanteil schreiben?

Grüße La
 
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ZF, könntest du noch etwas zu Höhenlage, Geländeprofil und Wald/ Feldanteil schreiben?

Grüße La

Höhenlage ist ca. 80 bis 450 Meter. Das Gelände ist geprägt von unzähligen Seitentälern des Hauptflußes...steile Hänge mit Eiche/Hainbuche/Hasel. Wo es nicht so steil ist oft Eiche/Buche Mischwald aber auch Fichte oder Douglasie. Auf den Höhen dann Ackerbau mit Raps/Weizen/Gerste. Im Durchschnitt sind 2/3 Wald und 1/3 Feld...das Gelände ist oft so gestaltet, dass Wald und Feld kleinräumig ineinander verzahnt sind und die Waldfeldkante relativ zur Feldfläche sehr lang ist.
Früher war der Grünlandanteil größer....diese oft kleinen Parzellen sind nicht selten verwildert....da wuchern dann z.b. Schwarzdorn und Hasel...hier und da eine ältere Eiche...
 
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Danke, ich hatte vor allem wegen der, in straff bejagten Revieren relativ geringen DJ- Strecke gefragt. Bei dem Profil m.E. nach kein Wunder,
schafft doch die dritte Dimension zusätzlich zum Schwarzdorn ihre eigenen Probleme.

Grüße La
 
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Bejagungsintensivität Gesamtfläche in Hektar Gesamtabschuss Pro 100 HA DJ Kirrung Sonst. EJ
Hoch 1100 331 30,1 32
(9,7 %)
188
(56,8 %)
111
(33,5 %)
mittel 750 151 20,1 42
(27,8 %)
92
(60,9 %)
17
(11,3 %)
gering 1650 226 13,7 104
(46 %)
89
(39,4 %)
33
(14,6 %)
Gesamt 3500 708 20,2 178
(25,2 %)
369
(52,1 %)
161
(22,7 %)




Richtig interessant ist an deinen insgesamt hochbrisanten Zahlen ist für mich vor allem der hohe Anteil der Strecke durch Drückjagd bei den Revieren mit geringer Bejagungsintensität im Vergleich zu den anderen von dir eingeteilten Jagdintensitäten und zu den durchschnittlichen Streckenanteilen!
Dies entspricht auch meiner persönlichen Erfahrung; zu geringe Bejagungsintensität über das gesamte Jahr verteilt führt zu anteilig höheren Strecken der Bewegungsjagden und gaukelt dadurch indirekt eine hohe Effizienz dieser Jagdmethode vor, die bezüglich einer Reduktion keinesfalls ausreichend ist.
These:
Vernachlässigt man vorher seine "Hausaufgaben" in Form von Einzeljagd und auch Kirrungsjagd über den gesamten Rest des Jahres, erreicht man wohl kaum (oder besser gesagt nie) eine Reduktion!
Dies wird häufig aber generös ausgeblendet!
Alle Jagdmethoden müssen in ihrer Effizienz und Methodik optimiert werden und vor allem auch durchgeführt werden, um eine zielgerichtete und zweifelsfrei notwendige Reduktion erreichen zu können!

Nochmals Danke für die Veröffentlichung dieser hochinteressanten Zahlen!

Gruß

Prinzengesicht
 
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...Alle Jagdmethoden müssen in ihrer Effizienz und Methodik optimiert werden und vor allem auch durchgeführt werden, um eine zielgerichtete und zweifelsfrei notwendige Reduktion erreichen zu können!....

Wir werden ja sehen, ob dort demnächst die "Reduktion" erreicht sein wird, weil so erfolgreich gekirrt wurde. ;-)
 
G

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Guest
@zweiterfruehling :thumbup:

Würde mir gern mehr derartig substantielle Beiträge in der Jagd wünschen und weniger Stammtisch. Leider müssen wir nicht so tun, als stände die Bestandsverringerung entgegen aller Beteuerungen in ihrer Wertigkeit wirklich überall ganz oben.

Danke!
 
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Wir werden ja sehen, ob dort demnächst die "Reduktion" erreicht sein wird, weil so erfolgreich gekirrt wurde. ;-)


Leider Gottes kämpfen die "Allemethodenbenutzer" ja zu häufig vergeblich an gegen die "Anhänger der reinen Bewegungsjagdlehre" und müssen deren Sauen-Überschüsse dann auch noch ausbügeln!:biggrin:


Gruß

Prinzengesicht
 
G

Gelöschtes Mitglied 20129

Guest
Leider Gottes kämpfen die "Allemethodenbenutzer" ja zu häufig vergeblich an gegen die "Anhänger der reinen Bewegungsjagdlehre" und müssen deren Sauen-Überschüsse dann auch noch ausbügeln!:biggrin:


Gruß

Prinzengesicht

Die Datenlage spiegelt es wieder, das reine Bewegungsjagden auf SW nie zu den Strecken führen können, die man mit allen Strategien erreichen kann. Die Feldanlieger sind oft gekniffen was die Bejagung von SW angeht.
 

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