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https://www.az-online.de/uelzen/suderburg/wolfsbestand-deutlich-verringern-9501193.html
Hösseringer Jagdaufseher fordert konsequentes Handeln gegen Raubtier / Immer weniger Rotwild-Kälber
05.01.18
Winfried Bielesch, Jagdaufseher für 1000 Hektar Privatwald bei Hösseringen, schlägt Alarm. In den Rotwild-Rudeln herrsche wegen des Wolfes große Unruhe, beklagt er.
© bs
Hösseringen. Als Winfried Bielesch kürzlich den Kadaver im Wald sah, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. Es handelte sich um einen kapitalen Rothirsch, der teilweise bis auf die Knochen aufgefressen worden war.
Inzwischen reißen Wölfe in der Region auch große Hirsche, wie dieses Foto beweist.
© bs
„Das müssen vier oder fünf Wölfe gewesen sein. Es sind eindeutig Kehlbisse zu erkennen“, schildert Bielesch, der Jagdaufseher für rund 1000 Hektar Privatwald in der Nähe von Hösseringen ist.
Dass Wölfe gemeinsam in größerer Zahl Jagd auf Wild machen, sei eine neue Entwicklung in der Region, erklärt er. „Ich beobachte den Wolf seit etwa acht Jahren. Zuerst waren hier nur Einzeltiere unterwegs, doch in den letzten Jahren sind es Rudel geworden“, erklärt Bielesch, der Vorstandsmitglied im Hochwild-Hegering Suderburg ist.
Er ist überzeugt, dass auch andere Tierarten die Ausbreitung des Wolfes spüren. Dazu hat Bielesch einen Versuch unternommen: Er ließ ein gerissenes Stück Wild im Wald liegen und installierte in der Nähe eine Wildkamera. „Normalerweise gehen Füchse und Kolkraben sofort an den Kadaver ran. Doch eine Woche lang war dort nichts zu sehen. Der Wolfsgeruch muss zu stark gewesen sein“, vermutet er.
Auch das Verhalten des Rotwildes habe sich verändert. „Es kommt aus Angst nicht mehr bei Tageslicht, sondern nur noch kurz in der Nacht auf die Fläche“, hat Bielesch von seinem Hochsitz aus beobachtet. „Außerdem ist das Rotwild dann sehr unsicher und schaut sich ständig um, ob ein Wolf kommt.“
Für die Jäger wiederum bedeutet das, dass sie Rotwild tagsüber kaum noch zu Gesicht bekommen. Dadurch können sie ihre Abschussquoten nicht mehr erfüllen. „Eigentlich hätte ich 2017 im Revier des Hochwild-Hegerings 40 bis 45 Stück Rotwild schießen müssen, es waren aber nur 20“, sagt Bielesch. Dabei sei Hösseringen eigentlich als eine der besten Rotwildjagden in der Region bekannt.
Die fehlenden Abschüsse hätten aber nicht zur Folge, dass sich das Rotwild stark vermehrt habe. Im Gegenteil: „Der Bestand ist definitiv zurückgegangen.“ Die Ursache seien wohl zunehmende Risse durch Wölfe. Es gebe auch immer weniger Rotwild-Kälber. „Da hat der Wolf in dem Rudel schon aufgeräumt“, drückt Bielesch es plakativ aus. Zudem hätten die Wildschäden zugenommen. Ernährte sich das Rotwild bis vor einiger Zeit bevorzugt von Gras und Klee auf offenen Flächen, schält es nun vermehrt die Rinden junger Bäume im Wald.
Was ist also zu tun? Da hat Bielesch klare Vorstellungen. „Ich kann mit dem Wolf leben, aber es ist dringend notwendig, seinen Bestand deutlich zu verringern – um etwa 50 Prozent“, fordert er die Aufnahme des Raubtieres ins Jagdrecht. „Wir müssen bald was unternehmen, sonst kriegen wir es nicht mehr in den Griff“, betont Bielesch. „Die Nachhaltigkeit für das Rotwild muss gesichert werden.“
Von Bernd Schossadowski
Remy
Hösseringer Jagdaufseher fordert konsequentes Handeln gegen Raubtier / Immer weniger Rotwild-Kälber
05.01.18
Winfried Bielesch, Jagdaufseher für 1000 Hektar Privatwald bei Hösseringen, schlägt Alarm. In den Rotwild-Rudeln herrsche wegen des Wolfes große Unruhe, beklagt er.
© bs
Hösseringen. Als Winfried Bielesch kürzlich den Kadaver im Wald sah, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. Es handelte sich um einen kapitalen Rothirsch, der teilweise bis auf die Knochen aufgefressen worden war.
Inzwischen reißen Wölfe in der Region auch große Hirsche, wie dieses Foto beweist.
© bs
„Das müssen vier oder fünf Wölfe gewesen sein. Es sind eindeutig Kehlbisse zu erkennen“, schildert Bielesch, der Jagdaufseher für rund 1000 Hektar Privatwald in der Nähe von Hösseringen ist.
Dass Wölfe gemeinsam in größerer Zahl Jagd auf Wild machen, sei eine neue Entwicklung in der Region, erklärt er. „Ich beobachte den Wolf seit etwa acht Jahren. Zuerst waren hier nur Einzeltiere unterwegs, doch in den letzten Jahren sind es Rudel geworden“, erklärt Bielesch, der Vorstandsmitglied im Hochwild-Hegering Suderburg ist.
Er ist überzeugt, dass auch andere Tierarten die Ausbreitung des Wolfes spüren. Dazu hat Bielesch einen Versuch unternommen: Er ließ ein gerissenes Stück Wild im Wald liegen und installierte in der Nähe eine Wildkamera. „Normalerweise gehen Füchse und Kolkraben sofort an den Kadaver ran. Doch eine Woche lang war dort nichts zu sehen. Der Wolfsgeruch muss zu stark gewesen sein“, vermutet er.
Auch das Verhalten des Rotwildes habe sich verändert. „Es kommt aus Angst nicht mehr bei Tageslicht, sondern nur noch kurz in der Nacht auf die Fläche“, hat Bielesch von seinem Hochsitz aus beobachtet. „Außerdem ist das Rotwild dann sehr unsicher und schaut sich ständig um, ob ein Wolf kommt.“
Für die Jäger wiederum bedeutet das, dass sie Rotwild tagsüber kaum noch zu Gesicht bekommen. Dadurch können sie ihre Abschussquoten nicht mehr erfüllen. „Eigentlich hätte ich 2017 im Revier des Hochwild-Hegerings 40 bis 45 Stück Rotwild schießen müssen, es waren aber nur 20“, sagt Bielesch. Dabei sei Hösseringen eigentlich als eine der besten Rotwildjagden in der Region bekannt.
Die fehlenden Abschüsse hätten aber nicht zur Folge, dass sich das Rotwild stark vermehrt habe. Im Gegenteil: „Der Bestand ist definitiv zurückgegangen.“ Die Ursache seien wohl zunehmende Risse durch Wölfe. Es gebe auch immer weniger Rotwild-Kälber. „Da hat der Wolf in dem Rudel schon aufgeräumt“, drückt Bielesch es plakativ aus. Zudem hätten die Wildschäden zugenommen. Ernährte sich das Rotwild bis vor einiger Zeit bevorzugt von Gras und Klee auf offenen Flächen, schält es nun vermehrt die Rinden junger Bäume im Wald.
Was ist also zu tun? Da hat Bielesch klare Vorstellungen. „Ich kann mit dem Wolf leben, aber es ist dringend notwendig, seinen Bestand deutlich zu verringern – um etwa 50 Prozent“, fordert er die Aufnahme des Raubtieres ins Jagdrecht. „Wir müssen bald was unternehmen, sonst kriegen wir es nicht mehr in den Griff“, betont Bielesch. „Die Nachhaltigkeit für das Rotwild muss gesichert werden.“
Von Bernd Schossadowski
Remy