Wie meinst du das? Wie sehen deine Sorgen aus? Wie war dir Entwicklung beim Schwarzwild aus deiner Sicht bisher und was fürchtest du für die Zukunft? Was macht denn die jagdliche Kultur beim Schwarzwild aus und was befürchtest du für die Zukunft? Ich frage weil mit den von dir gewählten Worten alles mögliche gemeint sein kann.
Hallo.
Nun, in unserer Region haben sich die Sauen seit 2011 sehr stark vermehrt. Zuvor gab es auf Grund zweier harter und später Winter deutliche Einschnitte im Bestand. Die Zunahme wurde sicher begünstigt durch die üblichen milden Winter bei uns und mehrerer guter Masten in den letzten Jahren. Wegen steigender Wildschäden gingen einerseits die Landwirte "auf die Barrikaden" andererseits stiegen auch die Kosten für die Reviere mit Feldanteil.
Obwohl dort zum Teil bereits enorme Strecken erzielt werden konnten war keine Besserung in Sicht. Ausschlaggebend sind nach meiner Meinung die "anhängenden" ca. 15000 ha zusammenhängende Waldflächen in denen der Zuwachs flächendeckend nicht abgeschöpft wurde, wodurch es zu den o.g. Problemen kam. Zusätzlich bedingen sehr hohe Bestände natürlich ein größeres Risiko von Krankheiten und Seuchen, sofern sie einmal angekommen sind.
Zu Deinen Fragen:
die bisherigen Möglichkeiten reichten aus um sehr große Strecken in den Revieren mit "Feldanteil" zu erzielen. Von daher ist eine Aufhebung der Schonzeiten kein großer Faktor. Überläufer lasse ich teilweise noch gelten, wobei es bislang auch so passte wenn man sich halbwegs im Griff hatte. Ob dann ein Stück 11 oder 14 Monate alt (und damit ein Überläufer) war spielte nie eine Rolle. Man kann vor dem Schuss in diesem Bereich lediglich nach Gewicht ansprechen.
Ich fürchte, durch neue Möglichkeiten werden bewährte und begründete Grundsätze "weich gespült" und der Umgang mit dem "ritterlichen" Schwarzwild verkommt vollends. Die Freigabe von Nachtsichtzielgeräten könnte dies noch weiter fördern.
Persönlich glaube ich auch nicht, dass man mit der Technik dauerhaft erfolgreich sein wird. Am Ende wird es eine noch größere Ausbreitung geben, wodurch noch mehr Flächen "bewacht" werden müssen.
Ich fürchte, Schwarzwild wird immer weniger nach den gewachsenen und bewährten Grundsätzen bejagd. Es gilt immer häufiger "schwarz - bumm", ein Strich mehr in meiner Streckenliste und gut ist. Schlechte Schüsse veranlassen immer weniger Schützen dazu das Stück zu erwerben. Hauptsache Strich, eines weniger und der Rest ist mir egal.
Wir könnten aber die momentane Situation sehr wohl nutzen um Strecke zu machen. In unserer Gemeinde teilt eine Landstraße das große Waldgebiet. Bewegungsjagden waren deshalb fast nicht möglich, revierübergreifend schon gar nicht. Auf Grund der Vorgaben der Behörden ist es aber dieses Jahr gelungen, die Straße auf einer Länge von über 6 km komplett zu sperren, inklusive Überwachung der Sperrung, die einen Umweg von ca. 20 km zur Folge hatte! Die erste übergreifende Jagd wurde zwar etwas überhastet organisiert, trotzdem hat alles einigermaßen funktioniert und am Ende lagen 76 Sauen auf ca. 1000 ha.
Kann man sicher noch verbessern, aber es war aus meiner Sicht ein Erfolg.
Schön wäre es, wenn im kommenden Jahr die Waldreviere sihc ein Beispuel nehmen und ebenfalls gemeinsam versuchen mehr Strecke zu machen (durch zeitgleiche Jagden o.ä.).
Also lasst uns doch zunächst mal schauen, was können wir in der aktuellen Situation machen und nicht nach dem Gesetzgeber rufen. Ich denke, momentan wird vieles möglich gemacht was vorher nicht möglich gewesen wäre (z.B. Straßensperrung). Bringt natürlich keinen Strich auf der eigenen Liste, aber bringt was ;-)
wipi