Schalenwild direkt aus der Decke schlagen JA / NEIN

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Ich kann lediglich für uns sprechen, womit sowohl mein Vater und ich bestimmt im Gesamten seit über 40 Jahren gut beraten sind.

Ich muss vorweg auch sagen das ich es als puren Luxus empfinde, da ich in meinem Jagdrevier wohne. Nach dem Schuss sind wir normalerweise spätestens nach 15 Minuten zu Hause und unser Aufbrechraum kann damit benutzt werden. Es wird damit lediglich das Stück Wild im Revier verbrochen, der Rest spielt sich bei uns in "gesicherter Umgebung" ab.

Wir ringeln und brechen das Stück auf, so dass wir ebenfalls den Brustkorb wieder eröffnen können, da wir danach das Stück mit kaltem Wasser ausspritzen und alle Verunreinigungen bestmöglich entfernt haben. Das Schloss wird nicht eröffnet. So kann das Stück in der Decke/Schwarte, etc (im weiteren Verlauf nur Decke genannt) verbleiben. Das Stück kann dann mit dem Spreizer viel besser auskühlen bevor es in die Kühlung kommt. Es sind somit lediglich die Schnittflächen Angriffspunkte, bei denen Mikroorganismen eindringen können. Müsste ich im Revier aufbrechen, würde ich den Brustkorb nicht eröffnen, so habe ich aber die Möglichkeit dieses komplett zu machen.

Nach dem Abkühlen kommt das Stück mit der Decke in die Kühlung. Es verbleibt dann normalerweise 1 bis 3 Tage in der Decke in der Kühlung zwecks Reifung (SW abhängig vom Erhalt des Trichinenergebnisses). Früher hing dieses wie bei manchen Vorrednern ca. 1 Woche in der Kühlung, aber wir haben mittlerweile festgestellt, wenn dieses nur die 1 bis 3 Tage hängt, dass dieses einfacher aus der Decke geht. Das Fleisch wird direkt nach dem Zerwirken einvakuumiert (wichtig!!!) und dann noch 1 bis 2 Tage im Kühlhaus belassen, bis wir dieses eingefrieren. Wir konnten hinsichtlich des Reifungsprozesses von 1 Woche in der Decke zu diesem hier keinen signifikanten Unterschied feststellen, nur dass subjektiv der Wildgeschmack nicht so extrem in den Vordergrund tritt. Manche Kunden mögen dieses Wildgeschmack, andere nicht und ist damit meiner Meinung nach Geschmackssache.

Wozu ich mich ganz klar abgrenze ist, das Stück direkt nach dem Schuss aus der Decke zu schlagen und dann ins Kühlhaus zu hängen zur Reifung. Das Fleisch wird rot-braun, trocken und die Konsitenz enstpricht ähnlich Leder. Natürlich kann man dieses äußere Schicht wegschneiden, jedoch empfinde ich Wildfleisch zu wertvoll, so dass ich dort noch groß etwas wegschneiden möchte. Man sieht diesen Unterschied sehr schön, wenn man ein Stück aufbricht und am Pinsel bzw. Brunftkugeln zu weit wegschärft und nach paar Tagen dieses aus der Decke schlägt. Der Unterschied zum bedeckten Fleisch und dem ohne Decke ist schon gravierend. Ist das Stück aus der Decke geschlagen, hat man natürlich auch eine größere Angriffsfläche für Mikroorganismen, die sich im Kühlhaus in die Mikrorupturen und damit in das Fleisch setzen können. Ich sehe auch wie ein Vorredner die Decke als natürliche Schutzschicht.

Wir schneiden lediglich den Ein- und Ausschuss noch großzügig weg, weil etwaige Verunreinigungen während der Reifezeit weiter ins Wildbret eindringen können.


@ Mittagspirsch:
Bei uns ist nur vor dem Ergebnis der Trichinenprobe lediglich neben dem Ausweiden das Abschwarten erlaubt. Ein Zerwirken nicht. Alles muss bei uns bis Negativergebnis vorgehalten werden. Wir haben nicht wirklich positive Trichinenergebnisse, schwarte trotzdem erst ab nach Negativergebnis. Bei uns kann Montags und Donnerstags dieses eingereicht werden, so dass du unter normalen Umständen Dienstags oder Freitags dein Ergebnis hast.

@ Alligatorin: Wieder mit gefährlichem Halbwissen unterwegs. Hatten wir ja ausgiebig unter https://forum.wildundhund.de/showthread.php?109329-Haare-auf-dem-Wildbret-entfernen festgestellt. Schlachthof ist nicht Wildkammer. Hausschwein und Hausrind ist nicht Wildschwein und Reh.
 
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scaver

Guest
Guten Abend,
in und an der Decke sind Billionen von Mikroben, die keiner haben will. Die bringen Dich nicht um, aber brauchen tut man sie nicht. Erst wenn das Fell runter ist, kann man den Schaden der Kugel beurteilen. Die Blätter sollte man lüften, wenn das in der Decke geschieht hat man da dann auch Mikroben drin. Nach dem aus der Decke schlagen oder Abschwarten wird mit Wasser großzügig gereinigt, selbiges mit geeigneten Maßnahmen abgetrocknet. Die Oberfläche des Wildkörpers kann mit einen Gasbrenner abgebrannt werden, reduziert die Keimbelastung erheblich. Das ist klar alles umständlich und zeitaufwendig.
Natürlich trocknet die Oberfläche an. Das kann aber noch im Gulasch oder Hack verwertet werden z.B.
Das Trockenfleich kann vor dem Verkauf entfernt werden, für den Eigengebrauch. Das ist natürlich arbeitsintensiv, besonders wenn viel Wild anfällt. Aber die Stücke die ich selbt verkoche, werden so ohne Schaden behandlet. Es geht aber auch wie vor 100 Jahren. Da war ja vieles besser, besonder die Niederwildjagd. Die Hasen waren aber oft gut durch. :roll:
sca
 
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Hallo,

wir/ich mach es auch so, dass das Wild nach dem Aufbrechen aus der Decke geschlagen wird; Aus-/Einschschuss und Einblutungen werden sorgfältig entfernt sowie das Stück gut abgewaschen.
Anschließend zerlegt und etwas abtropfen lassen, danach in die Umluftkühlung bei ca. 3 - 5 Grad für 3 Tage. Dann vakuumieren, noch 2 - 3 Tage in der Kühlung liegen lassen und eingefrieren.
Jetzt mag der eine oder andere Wildkenner wohl entsetzt aufwerfen weil Wasser an das Wild gelangt:-D
Ich kann nur sagen, dass die Wildteile in der Umluft bedingt durch das Abwaschen kaum (lederartig) austrocknen oder umröten, jedoch leicht antrocknen. Ist aber kein Problem weil in den paar Tagen im Vakuum ein "Feuchtigkeitsausgleich" stattfindet, so dass keine Lederhaut vorhanden ist. Dürfte ja bekannt sein, dass einvakuumiertes Fleisch immer Flüssigkeit zieht.

Ich halte das für hygienischer und praktikabler als in der Decke abzuhängen. Vorteil ist, dass wirklich aller Schweiß, Hämatome und Einblutungen vom Wildpret entfernt sind.

Ach ja, hinsichtlich Zartheit und Geschmack hatten wir bisher keinerlei Beschwerden, im Gegenteil....

Waidmannsheil
 
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Mein letztes Kitz hate ich geringelt, aus der Decke geschlagen und dan aufgebrochen, danach bei 4 grad 6 Tage in meinem Landig LU7000 hängen lassen. Meine Abnehmer auch ein älterer Jäger von uns
haben das Wildbret als sehr gut befunden. Sie haben es am 7 Tag Vakumiert bei mir abgeholt. Das Wildbret wir zwar etwas trocken das Stimmt, aber die Schäufele wo wir am Sonntag gemacht haben waren nicht trocken aus dem Vakum. Auch das zerwirken ging in meinen Augen besser.
 
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Ich mache es nur bei Sauen die oft sehr feist sind und dann besser durchkühlen. Das Abschwarten im warmen Zustand geht wesentlich schneller als wenn alle steif ist.
Die ledrige Oberfläche bei den Widerkäuern gefällt mir nicht, da bleibt die Decke bis zum Zerlegen dran.
 
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Wir hängen das Wild in der Decke bzw. Schwarte eine Woche in die Kühlung. Sodann wird es abgeschwartet oder -gezogen, zerwirkt und einvakuumiert. Die eivakuumierten Teile bleiben noch 3-4 Tage in der Kühlung, erst dann wird eingefroren.

Von Abziehen oder -schwarten direkt nach der Erlegung halte ich nichts, in der Decke oder Schwarte ist das Wildbret während dem Abhängen am Besten geschützt.
 
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Wozu ich mich ganz klar abgrenze ist, das Stück direkt nach dem Schuss aus der Decke zu schlagen und dann ins Kühlhaus zu hängen zur Reifung. Das Fleisch wird rot-braun, trocken und die Konsitenz enstpricht ähnlich Leder.

Das ist schlicht falsch.

Das zerwirkte Wild kommt ins Vakuum und wird dann eingefroren, wenn es wieder aufgetaut aus des Vakuum kommt ist da nix mehr von der trockenen Seite zu sehen.
Gibt aber Experten die reißen beim aufbrechen von Rehwild mit dem Zwerchfell auch das gesamte Bauchfell raus, da darf man sich nicht mehr wundern.

Also viel Unsinn und Halbwissen wieder mal.
 
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Ich habe es in den Beiträgen nicht gelesen, deshalb die Frage, wie es denn um das Parieren (Entfernen) der Faszien (auch Silberhaut genannt) vom Träger, den Läufen, dem Rücken, den Filets und auch den Keulen (im Zweifel Oberschale, Unterschale, Nuss) steht?
Überlässt man es demjenigen, der die Teile kochen/braten will, im Falle der Verwendung durch Dritte also auch den Dritten, oder öffnet Ihr nach 3 Tagen die Tüten, um die Stücke dann erneut zu vakuumieren?
Nach meiner Erfahrung, mache das seit fast 60 Jahren, funktioniert das sehr gut, wenn ich es nach dem "aus der Decke schlagen" mache, so dass alle Teile dannecht bratfertig sind. Schwarzwild lege ich in der Regel zum Abschwarten auf eine VA-Platte (Tischhöhe), geht dann auch zügig von der Hand, wobei ich immer darauf achte, dass die Messer gut scharf sind/bleiben, sie sind ja nicht zum Reiten da.
Gruss und waidmannsheil, DKDK.
 
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Ich habe es in den Beiträgen nicht gelesen, deshalb die Frage, wie es denn um das Parieren (Entfernen) der Faszien (auch Silberhaut genannt) vom Träger, den Läufen, dem Rücken, den Filets und auch den Keulen (im Zweifel Oberschale, Unterschale, Nuss) steht?

parieren geht zu lasten der haltbarkeit, das würde ich bei kurzbratteilen immer erst kurz vor der zubereitung machen.

in der gatronomie darf wild nur ohne decke ins kühlhaus, vertrocknet ist mir dabei noch nichts - außer den filets, speziell beim reh.
die habe ich immer möglichst schnell entnommen und eingeschweißt reifen lassen.
 
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10 Jan 2013
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@ Alligatorin: Wieder mit gefährlichem Halbwissen unterwegs. Hatten wir ja ausgiebig unter https://forum.wildundhund.de/showthread.php?109329-Haare-auf-dem-Wildbret-entfernen festgestellt. Schlachthof ist nicht Wildkammer. Hausschwein und Hausrind ist nicht Wildschwein und Reh.


Ich vermute du hast in ihrem Beitrag etwas ueberlesen.
Das was sie beschreibt halte ich fuer praksisbetont und richtig. Wir machen es auch so.
Lies ihren Beitrag einfach noch einmal.

tømrer
 
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außer den filets, speziell beim reh.

das kommt auch darauf an wie der Zustand des Bauchfells oder Flomen ist.
Hat das Reh im Winter ordentlich weißes, kann man auch das Filet drin lassen, war da aber ein übereifriger dran, der bei aufbrechen alles rausgerissen hat liegen die Filets frei.
 
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21 Jan 2002
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in der gatronomie darf wild nur ohne decke ins kühlhaus

Jein, wie in jeder Metzgerei/Schlachthof.
Hat man zwei Kühlhäuser, kann in eins davon Wild in der Decke und Schwarte, so lange man nichts anderes darin lagert.
Da die wenigsten sowas haben, nehmen Gastwirte meist nur ohne Decke/Schwarte an.
Einer unserer Gastronomiebetriebe macht eine Ausnahme, der nimmt ganz gern mal ein Reh in der Decke, um den Koch-Azubis das aus-der-Decke-schlagen zu zeigen.
 
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7 Jan 2017
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Geht bestimmt beides, da ich aber eine Wildkammer mit mehreren Mitjägern benutze lass ich die Decke drauf. Kann immer mal passieren, das nächsten Morgen die Kammer voll mit Schwarzwild hängt. So ein Keiler im Dezember frisch aus der Suhle muss nicht unbedingt mit meinem frisch aus der Decke geschlagenen Rehkitz kuscheln, obwohl im das als letzter Bissen wohl wesentlich besser gefallen würde als so ein paar bittere Eichenblätter.
 

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