Pro und Contra Kirrung

  • Ersteller Gelöschtes Mitglied 6475
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Wenn je 100 ha tatsächlich Fläche täglich einzwei Hände Mais an einer Kirrung ausgelegt werden, dann wird das kaum einen Einfluss auf die Wintersterblichkeit haben. Ob inzwischen bundesweit tatsächlich so sparsam gekirrt wird?
Wer es als Pächter geschafft hat, keinen oder nur noch einen niedrig gedeckelten Wildschaden bezahlen zu müssen, der mag andere Ziele im Blick haben als derjenige, dem jeder Schaden auf den Beutel geht.
Zu Zeiten des Bestandesaufbaus und hemmungslosen Kirrens, also in den 1980er und 1990er Jahren, da hatte das Kirren sicher größeren Anteil als heute.

Zu den Ernteresten: die hiesige JG hat beschlossen, keinen Schadenersatz an den Grundeigentümer zu leisten, wenn dieser seine Kultur nicht schützt oder Erntereste nicht beseitigt. Bisher hat sich noch kein Jagdgenosse gegen diesen Beschluss gewehrt.

Immerhin ist es aber schon mal ein Zeichen - und ein grundsätzliches Eingeständnis, dass eine aktive Mitwirkung der Bauern bei der Verhinderung und Verminderung des Schadens notwendig ist. I.d.R. muss ein JAB vor Gericht ziehen, um dem Landwirt zumindest eine Teilschuld abzuringen...

Was das Absammeln von Ernteresten betrifft, sollte man dies m.E. als JAB tunlichst unterlassen - man beraubt sich selbst der späteren Argumente...

Ich vermag daher nicht einzusehen, weshalb ein potentieller Pächter diese Mitarbeit nicht auch einfordern sollte, wenn er ein solches Revier ggfs. pachten wollte. Vor diesem Hintergrund wäre ja bereits ein Deckel ein Entgegenkommen an die JG. Und dass er dann "andere Ziele im Blick" hätte, na ja, eher unrealistisch...
 
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Na ja, "Keller" hatten wir 06/07 und die Spitzenstrecken mit nah an oder über 600.000 Stck begannen zeitgleich mit dem Biogasboom, komisch oder?....

In 2001/02 hatten wir auch schon 583.000 Sauen auf der Strecke. Es ist aber doch interessant, die enormen Schwankungen der Jahresstrecken zu erklären zu versuchen. Seit 2008/09 pendeln die Strecken jährlich zwischen (grob) 600.000 und 400.000 Stück. Jagen die Jäger etwa nur jedes 2. Jahr intensiv an Kirrungen? ;-)

https://www.jagdverband.de/sites/default/files/2018-01 Jahresstrecke Schwarzwild.jpg


.. wird es auch Landesweit durch Erntereste und/oder Vollmasten nicht mehr geben....

Im milden Westen oder den warmen Rhein-/Moselhängen mag das so sein. Gegen Klima und Vollmasten sind wir hilflos, gegen Erntereste nicht. Ich finde es unglaublich, wenn Landwirte die nicht abräumen und sich dann über zu viele Wildschweine und Wühlschäden beschweren, wenn sie vorher selbst die attraktivste Kirrung in ihre Flächen legen.

Bei uns verbiegen sich die Sauen jedenfalls seit Ende letzter Woche den Rüssel, wenn sie auf durchgefrorenen Äckern zu brechen versuchen würden. Aber hier im Umkreis haben es die Landwirte nun auch gelernt und lassen keine Erntereste mehr liegen.

... Die vereinzelten Kirrungsexzesse sind dagegen Bedeutungslos.

Das ist die Frage.

In Beitrag #377 meinte tom66 noch, dass jetzt gerade bei anhaltendem Frost und ohne Mast den Sauen nicht viel übrig bliebe, als an Kirrungen zu fressen. Meine Erfahrung mit untersuchten Mageninhalten von Drückjagdsauen ist, dass enorm viele davon sich irgendwo an Mais gütlich getan hatten, auch (oder insbesondere) in großen Waldgebieten ohne viel Zugang zu Ernteresten. Es müssen nicht mal Kirrungsexzesse sein, allein die Vielzahl an Kirrungen in den vielen Minirevieren, die bis zum nächsten Mond, oder dem WE, an dem die Pächter mal anreisen wollen, täglich "ordentlich" beschickt werden, damit am Tag X die Rotte auch sicher zur gewohnten "Sauen-Uhr-Zeit" aufkreuzt, ist in der Summe sicher keine Kleinigkeit mehr. Unsere beiden großen Landwarenhändler nennen jedenfalls die Jäger als bedeutende Größe ihrer Mais-Kunden! ;-)
 
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Zu den Ernteresten: die hiesige JG hat beschlossen, keinen Schadenersatz an den Grundeigentümer zu leisten, wenn dieser seine Kultur nicht schützt oder Erntereste nicht beseitigt. Bisher hat sich noch kein Jagdgenosse gegen diesen Beschluss gewehrt.

Das ist doch kein ersatzpflichtiger Wildschaden :no:
Was sagen denn die Wildschadenschätzer dazu? Kann doch nicht sein, dass die hierfür Ersatz verlangen.

Nach meiner Beobachtung bleibt bei der Ernte von Körnermais sehr viel Korn auf dem Acker liegen. Meine Schätzung liegt oberhalb von 1 t/ha. Bisher hat diese Schätzung kein Landwirt dementiert oder bestritten. Im Herbst/Winter sammeln sich tagsüber Tauben und Gänse, nachts holen sich die Sauen ihren Teil. Blöod nur, wenn da noch ein Landwirt auf die Idee kommt, nach der Ernte Gras einzusäen. Da gibt es bei uns nix, nichtmal eine entsprechende Forderung. Höchstens die Bitte mal ein wenig danach zu schauen.

wipi
 

z/7

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In 2001/02 hatten wir auch schon 583.000 Sauen auf der Strecke. Es ist aber doch interessant, die enormen Schwankungen der Jahresstrecken zu erklären zu versuchen. Seit 2008/09 pendeln die Strecken jährlich zwischen (grob) 600.000 und 400.000 Stück. Jagen die Jäger etwa nur jedes 2. Jahr intensiv an Kirrungen? ;-)
Meine Vermutung wäre, daß die Witterung nicht nur durch ihren direkten Einfluß auf den Erfolg der Reproduktion eine Rolle spielt, sondern auch indirekt, und zwar auf dem Umweg über der Jagd förderliche oder schädliche Wetterlagen. Sprich mangelnde Schneedecke, Schlechtwetter während der Mondphasen u.ä. mehr. Davon sind ja jeweils nicht nur einzelne Reviere betroffen, sondern größere Landstriche, so daß es sich durchaus auf die Gesamtstrecke auswirken kann, wenn in einem Jahr zufällig jede zweite Vollmondphase mit Schlechtwetter glänzt. Oder wie diesen Winter, große Landstriche kaum Schneedecke haben, jetzt noch Barfrost dazu.

Das wird allein sicher keine geringere Strecke erklären, trägt aber zu einer Verstärkung eines ohnehin vorhandenen Trends bei, da tendenziell gleichgerichtet.
 
G

Gelöschtes Mitglied 7846

Guest
servus
....

Bei uns verbiegen sich die Sauen jedenfalls seit Ende letzter Woche den Rüssel, wenn sie auf durchgefrorenen Äckern zu brechen versuchen würden. Aber hier im Umkreis haben es die Landwirte nun auch gelernt und lassen keine Erntereste mehr liegen.


...

wo bitte gibt es in Deutschland seit letztem Wochenende Dauerfrost, so, dass Böden tief frieren :what:

Da bin ich jetzt aber echt überrascht...
 
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Zu den Ernteresten: die hiesige JG hat beschlossen, keinen Schadenersatz an den Grundeigentümer zu leisten, wenn dieser seine Kultur nicht schützt oder Erntereste nicht beseitigt. Bisher hat sich noch kein Jagdgenosse gegen diesen Beschluss gewehrt.

wie schützen die ihre Kultur ,Acker?
 
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Gegenfrage: Wie tief muss der Boden denn frieren, damit keine Schweine mehr brechen?

Der Boden ist bei uns überall sehr stark mit Wasser angereichert zur Zeit. Teilweise steht sogar seit Wochen Wasser auf den Äckern. Zuvor hat es über mindestens 8 Wochen sehr stark geregnet.
Wie tief der Boden nun genau gefroren ist, vermag ich nicht zu sagen, da ich nicht gegraben habe. Mir ist nur aufgefallen, dass die Schweine momentan nicht mehr auf die Maisäcker gehen, wo sie bis vor kurzem noch aktiv waren. Kann es ggf. daran liegen, dass soviel Wasser im Boden ist?
 
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Bezieht sich ausdrücklich auf Berglebensraum in den Alpen in Gebieten, in denen erheblich weniger Freizeitdruck als bei uns herrscht, insbesondere dürfte dort bei Einbruch der Dämmerung Schluss sein mit der Aktivität von Freizeitsuchenden, anders jedoch bei uns. Zudem kommt dort wohl sowieso kein Schwarzwild vor, welches nach Einbruch der Dämmerung das Rehwild auch beuunruhigt. Auch liegt der Fokus dort nicht auf der Dämmerungs- und Nachtjagd, sondern allgemein auf der Beuunruhigung des Rehwildes durch die Jagd.
 
Zuletzt bearbeitet:
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Hi,
bei uns sind die Sauer quasi immer an der Kirrung. Jetzt war es kalt, letzte Nacht -5 und die Sauen kommen nicht. Der Jagdherr geht davon aus, dass die Sauen wegen dem Frost nicht rumziehen - zumal sie feist genug sind.
Peter
 
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z/7, zusätzlich zum Wetter lässt m.M. nach die Effektivität der Kirrung bei Vollmast Buche drastisch nach. Dort liegt dann das
Problem derer, die ihre Jagd großenteils auf die Kirrung ausrichten. 2006 war das sehr schön zu beobachten; Tenor: sind keine da!
Im Jahr darauf plötzlich wieder "explodiert".

La
 
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Wir hatten heute früh 11 Miese. Eingearbeite Ernterückstände sind nicht mehr verfügbar, aber bei dem Feist können sie eine schöne Weile mal ohne Kirrung auskommen. Da muss erst der Speck runter bis sich was tut. Wir würden ja gerne unsere Dickung auf links drehen, haben Hunde und mobile Sitze aus den Erntejagden, wäre kein Problem. Man kann auch gut hinfahren aber der Nachbar macht nicht mit. Müsste sich ein Schütze direkt auf die Kirrung stellen, 2 m neben dem Grenzstein.
Die BAYSF wollte letzten Winter hier eine revierübergreifende Jagd machen, alle sofort dabei von den Angrenzern. Bis auf einen Privatpächer der strategisch genau im Zentrum lag. Das wars dann.
Die aktiven oder passiven Schweinezüchter sind das Problem für beide Jagdarten. Sie hebeln die Drückjagd und!! eine erfolgreiche Kirrjagd aus.
 
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.....Wir würden ja gerne unsere Dickung auf links drehen, haben Hunde und mobile Sitze ....

Gut, aber das ist m. E. aus Sicht des Tierschutzes keine Sache zu dieser Jaheszeit. Das muss früher passieren, wenn die Winter-Stoffwechselabsenkung noch nicht eingesetzt hat, die Temperatur gejagtes Wild noch nicht so (existenziell) auskühlt und Bachen noch nicht frischen (von Ausnahmen abgesehen).

...Die aktiven oder passiven Schweinezüchter sind das Problem für beide Jagdarten. Sie hebeln die Drückjagd und!! eine erfolgreiche Kirrjagd aus.

Stimmt!

Leider kenne ich auch (nicht wenige) Fälle, wo auf aktive Drückjagden verzichtet wird, weil Abstauberjagden ohne Beunruhigung der eigenen Einstände müheloser sind die Erfolgsaussichten an den eigenen Kirrungen weniger gefährden!
 

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