Digitale Zigarettenpause

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In vielen Strängen sind bereits viele gute Tipps gegeben worden. Ich glauben einen einfachen Weg gefunden zu haben um diese auch in der Praxis anzuwenden und nicht zu schnell den Anschuss zu suchen. Ich nenne sie die digitale Zigarettenpause und ich habe sie bei mir eingeführt um als Nichtraucher auf der Einzeljagd ohne Stress die gefühlte ewige Viertelstunde+* abzuwarten und dumme Fehler zu vermeiden.

Diese digitale "Pause" besteht aus mehreren von mir fürs Verhalten aufs Smartphone diktierten Checklisten wie "Nachfragen", "Am Stand", "Anschuss suchen", "Anschusskontrolle" und so weiter. Der Ablauf ist etwas idealisiert und kann in der Praxis immer mal abweichen z.B wenn etwa ein Kalb liegt. Dennoch hilft er sehr. Also kurz zusammengefasst:


  1. Nach den handwerklichen Handlungen vor dem Schuss habe ich abgezogen und das Tier flüchtet und wechselt ein.
  2. Zuerst lausche und beobachte ich noch einige Minuten.
  3. Ich hole Smartphone heraus und diktiere leise die Fakten und meine Eindrücke. Ich speichere es dann unter dem Namen Ort+Datum.
  4. Danach höre ich mir den ersten Teil "Nachfragen" an.
  5. Darauf ergänze ich digital den ersten Eindruck. Etwa nach der Entfernung, markanten Stellen, einfach Sachen die einem der Hundeführer fragen würde. Wieder Abspeichern.
  6. Wieder mal beobachten ob nicht das Stück wieder da ist oder etwa das Alttier zurück wechselt.
  7. Als höre ich "Am Stand" mit einer kurzen Liste an Dingen wie Stand grell markieren, den Hintergrund begutachten etc. an. Bei gutem Licht fotografiere ich auch!
  8. Wieder Diktieren und Abspeichern.
  9. Nun sollte mindestens eine Viertelstunde vergangen sein. Also "Anschuss suchen" anhören
  10. Einen leichten Bogen aus der Seite wo das Stück nicht eingewechselt hat schlagen. Per eingeprägten Geländemarken, Entfernungsmesser etc. von schräg hinten vorsichtig angehen.
  11. Wieder mal stehen bleiben, den Blick kreisen lassen und lauschen.
  12. Nach dem Finden des Anschusses spiele ich mir noch den Anhalt "Anschusskontrolle" ein.
  13. Wiederum diktiere ich mir die Eindrücke ein, halte Prischzeichen fest und markiere mit bebänderten Stecken.
  14. Besonders wichtig ist es dass du dir selber per Band sagst "Im Zweifel immer den Schweisshund. Der weiß es besser als du!°"

Wenn du den Mann und Hund anrufst kannst du ihm auch gleich als Schritt 15 nach den üblichen Infos (Schritt 14) deine Aufnahmen zur Situation schicken. Die kann er etwa bei der Anfahrt anhören und sich so vorbereiten. Während der Wartezeit trage ich nach dem Üblichen das ganze ins digitale Jagdbuch (Google Docs) (15) ein und markiere Schussstand und Anschuss auf der eingeschweissten Revierkarte mit Stift (16). Danach kann ich zumeist schon Einweisen (17).

Gibt es keine Zweifel kommt als Schritt 14 je nach Lage beim Anschuss das andere Übliche.

Klingt wie eine Liste für einen Trottel, aber wir sind bei der Jagd hin und wieder alle einer. Mit vielen digitalen Zigarettenpausen verinnerlicht man dann die wichtigen Dinge immer mehr.

Habt ihr Fragen, Anmerkungen oder Verbesserungen? Hab es auf die Schnelle hingeschrieben, vielleicht hat einer Fehler erkannt und Besseres im Kopf....

WmH
Kronberg

*oder eben mehr.

°Sein Herrchen auch ;-)
 
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G

Gelöschtes Mitglied 8792

Guest
Fehlt nur noch die Sekretärin zum Diktat......

Ich halte es einfach so, das ich auf der Jagd meine Ruhe will. Vor allem vor dem Smartphone .

Ansonsten wäre es doch besser mit dem passenden Geschoss und dem passenden Treffersitz zu jagen. Dann liegt das Stück fast immer auf dem Platz.
 
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30 Aug 2015
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Ich würd' sicherheitshalber noch einen Laptop zur sofortigen schriftlichen Dokumentation mitnehmen :biggrin:

Für mich ist das was Du da schreibst (vorsichtig ausgedrückt) "very strange"
Ich habe ja nur eine subjektive Wahrnehmung - so wie die meisten - deshalb kann ich für mich in solchem Vorgehen keinen Sinn erkennen da bei mir von ca 30 Stück Rehwild, die ich dieses Jagdjahr erlegt habe, 2 Stück knapp 20 m Flucht hatten - alle anderen lagen im Schuss. Nach dem Schuss packe ich zusammen, baume 5 min später ab (leise wenn nicht alles abgesprungen ist) und verhalte mich danach deutlich laut (wie ein "blöder" Spaziergänger) und berge mein Stück

CD
 
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G

Gelöschtes Mitglied 8792

Guest
Fehlt beim diktieren nur noch. ....
27. Waffe nachdem Schuss repetieren oder abtippen und laden.
28. Warten ob sich das Stück wieder zeigt.
29. Waffe sichern.
30 . Wenn eingestochen, Waffe entstechen.
31. Waffe noch einmal kontrollieren.
32. Waffe in die Ecke stellen und warten..
.
.
.
.
.989. Ist der Akku vom Smartphone endlich leer, dann das Wild versorgen.
.
.
.
.
1027. Schriftliche Notiz mit Papier und Bleistift machen. Mit den Worten. ...
1028. Nächstes Mal den Ersatzakku, oder Powerpack nicht vergessen

Sorry. Konnte nicht anders ;-)
 
G

Gelöschtes Mitglied 15976

Guest
Also ganz im Ernst, das letzte worauf ich direkt nach dem Beute machen Lust habe, ist es mir irgend welche Dicktate ins Schmartphone zu flüstern:no:
Die 5 bis 10 Minuten kann ich mir gerade noch merken wohin ich geschossen habe oder wo das Stück ggf eingewechselt ist!
Ist schon wieder Schonzeit?
 
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Für mich Kindergarten. Klar lernt man aus Fehlverhalten, aber nach 10-15 Stk. ist man durch damit.
Zettel und Memo braucht da keiner mehr.
Aber ich hab vor einigen Jahren einen Motorradfahrer getroffen, der hatte allen Ernstes nen Zettel am Tank, welchen Oberschenkel er bei Rechts- oder Linkskurve anspannen soll und in welche Richtung er sich neigen soll.:lol:

Robert
 
G

Gelöschtes Mitglied 8926

Guest
Nee, da rauche ich lieber eine Handgedrehte. Die einzige Gelegenheit, bei der ich seit November 2014 überhaupt noch rauche, ist der Ansitz. Ich hab aufgehört suchtzurauchen und angefangen mit dem Genussrauchen. Seitdem schmeckt mir jede Zigarette.
 
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30 Sep 2009
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:biggrin:

Das Bild vom smartphonegesteuertemZombiejaga ist schon amüsant, aber zum Glück liegt in denallermeisten Fällen das Stück ja am oder in der Nähe desAnschusses. Da kann und soll die Regung nach dem Schuss liebend gerne kommen.


In den wenigen Fällen wo esflüchtend einwechselt kommen zumindest mir heiß die Zweifel und dieSorgen. Bin ich gut abgekommen, was bedeutet das Zeichnen wie ist esgenau geflüchtet und so weiter und es reißt mich innerlich zumAnschuss.


Genau da hilft es mir sehr durch diesessystematische Vorgehen zur Ruhe und dem Richtigen gezwungen zuwerden. Gerade da fühle ich mich in der Pflicht dem Stück gegenüberund stelle mein Jagdromantik zurück.


Habe ich so im schlechten Fall gestütztmit etwas Technik durch ruhiges und klares Herangehen demSchweißhund und dem Hundeführer nichts versaut, sondern die bestenChancen gegeben dann kann ich mit dem Bild vom Smartphonezombiejaga leben.

Denn dann kann ich zu mir sagen, dass ich zumindest meine Verpflichtung nach dem Schuss gegen demStück bestens erfüllt habe.

WmH
Kronberg
 
Y

Yumitori

Guest
Zum Gruße,

@Kronberg -
Deine A b s i c h t ehrt Dich natürlich, aber bist Du sicher, dass Du den "elektronischen Krückstock" brauchst?
Im Grunde hast Du doch alles drauf, was wichtig ist.

Ich bin froh, dass man den Quatschkasten abschalten kann und habe ihn nur dabei, um ggf. Hilfe holen zu können.
(Und es gibt tatsächlich Ecken in jedenfalls zwei nordhessischen Revieren, da gibt es keinen Netzempfang).

Wenn nach dem Schuss noch Wild in Sichtweite ist, warte ich mindestens 15 Minuten, bis ich zum Anschuss gehe bzw. zum gestreckten Stück, meist ist das Wild dann wieder eingewechselt, wenn n i c h t, gebe ich den Spaziergänger.
Ich bin allerdings auch Pfeifen-oder Zigarrenraucher, da kann ich mich statt auf die Elektronik leichter auf das Erlebnis konzentrieren.
Ausnahme: Erkennbare Lauf-- oder Schüsse ins Gebrech bzw. den Äser - da muss allerschnellstens der Hund bei. Glücklicherweise ist mir das aber noch nicht widerfahren.
 
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Wie so oft in letzter Zeit. "Ich habe hier eine Lösung, hat jemand vielleicht ein passendes Problem?"
 
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Früher ja da gab es Poesialben und Tagebücher in denen laut hörensagen nach Ereignisse festgehalten wurden. Oder Reiseberichte - heute wird alles dem Handy diktiert - teilweise gleich im Netz hochgeladen oder an hunderte Freunde geteilt.

Schöne neue Zeit.

Hat sich nicht viel geändert - na ja so altmodisch schreiben mit Stift und Papier ist nicht mehr nötig.

Halt, ich glaube die Leute früher haben nicht so viel gefragt, sondern im stillen Kämmerlein bei Kerzenschein IHR Ding gemacht.
 

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