Volle Matrixhärte bekommt man auch schon mit einem c70 als C-Stahl hin - mehr Kohlenstoff bildet schon Eisenkarbid, das verschleißmindernd eingelagert wird. Volle Härte liegt so bei Härte ~65 Rockwell C (HRC), damit kann man als grobem Indikator Glas ritzen.
Verschleißminderung rein über Steigerung der Härte ist aber eine Sackgasse. Man tauscht Verschleiß in Form von Abriebfestigkeit gegen grob formuliert Sprödigkeit, also die Neigung zu Ausbrüchen. Die sog. Zähigkeit fällt ab einer gewissen Härte deutlich ab. Nicht umsonst bewegt man sich bei Messern irgendwo im Fenster 58-60 HRC und geht den Weg über die Einlagerung von Karbiden zur Steigerung der Verschleißbeständigkeit.
Mal als 'Querdenkeransatz': auf die Spitze getrieben hat das nicht erst die Pulvermetallurgie sondern schon viel früher der persische Schmelztiegeldamast - die Wootzklinge. Da waren Härten um 45HrC der Grundmatrix gegeben bei so massiver Einlagerung von Eisenkarbid, dass sich durch Ätzung ein fantastisches Muster zeigte - bei durchaus gegebener Praxistauglichkeit für den Einsatzzweck.
Legierungen rein über den C-Gehalt zu sehen, ist nicht zielführend. Der Kohlenstoff wird ja bei Anwesenheit von karbidbildenden Elementen gebunden und steht für die Härtung der Grundmatrix nicht mehr zur Verfügung.
Letztlich dreht sich das Ganze immer wieder um die Menge, Größe und Verteilung von Karbiden in einer gehärteten Grundmatrix.
Und um die darauf abgestimmte Dimensionierung der Klinge.
Ohne Karbid geht jagdlich nicht viel - beim Auslösen von Leckern von Sauen bin ich mit einer C70 Klinge bei mehreren Stücken schnell an Grenzen gestoßen.
Für die Freunde von Understatement bietet sich da was in Richting A2, 1.2519, 1.2552, SB-1 oder auch M2 an - aber das wissen die Interessierten in der Regel schon
Der normale 'User' bekommt an sich wenig Infos zu Hintergründen und muss dann darauf vertrauen, dass der Hersteller sinnvoll Material und Dimensionierung gewählt sowie sauber verarbeitet hat - wenns nicht passt, ist das ebenso ein Ratespiel der Ursache (und nur Wahl des Stahles ist oft zu kurz gegriffen) wie bei nicht ordentlich schießenden Waffen.
Erfahrungsaustausch hilft, persönliche Erfahrungen sind aber durch nichts zu ersetzen, um den besten Kompromiss für sich zu finden.