Blei in Geiern?

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Gelöschtes Mitglied 15701

Guest
In der Falknerei wird gelehrt keine mit Blei geschossenen Tauben etc. zu veratzen. Falls ein Greifvogel Blei mit der Nahrung aufnimmt kommt es sehr schnell zu einer Bleivergiftung. Steht so auch im Schöneberg Falknerei - Leitfaden zur Prüfung und Praxis
 
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Der Artikel ist köstlich. „Mit Blei angereicherte Munition...“.

Was die Greife angeht, wie konnten die Populationen an Greifen in Buntland überhaupt wieder auf die Beine kommen, wo doch in der TäTäRä und der BeeRDigung seit Jahrzehnten bleihaltig verknallt wurde und die DDR Naturschutzbehörden sogar baten, Aufbrüche liegen zu lassen, damit die Adler im Winter nicht verhungerten?

Was die Gesamtgiftbilanz angeht, da steht wohl Kupfer dem Blei nicht viel nach. Wenn ich die Suppe sehe, die aus meinen mit Kupferlingen belasteten Läufen kommt. Wohin schütten das wohl all die Jäger und Schützen?

Wie machen das eigentlich die NATO-Askari der bunten Wehr? Die ballern fröhlich Millionen Mumpeln mit Blei in die Welt und die Umwelt leidet da auch nicht, oder?
 
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In der Falknerei wird gelehrt keine mit Blei geschossenen Tauben etc. zu veratzen. Falls ein Greifvogel Blei mit der Nahrung aufnimmt kommt es sehr schnell zu einer Bleivergiftung. Steht so auch im Schöneberg Falknerei - Leitfaden zur Prüfung und Praxis

Das wird oft erwähnt. Ich habe hierüber aber noch keine wissenschaftliche Studie gelesen. Es wäre also möglich, dass hier immer wieder einer vom anderen abschreibt.

Eine wissenschaftliche Untersuchung müsste zwei Parallelgruppen umfassen, die eine wird mit bleifreiem Wildbret, die andere mit bleihaltigem Wildbret gefüttert. Der Bleigehalt der Tiere wird regelmäßig überprüft.

Es stellen sich aber immer wieder dieselben Fragen :

- wie viel Blei bleibt tatsächlich im Aufbruch zurück (Röntgenaufnahmen liefern hier ausdrücklich keine quantitative und nur eine sehr begrenzte qualitative Aussage) ?
- wie viel Blei enthält das übliche Beutespektrum der Greifvögel sowieso (ohne Geschossreste) durch andere Umweltverschmutzung
- wie schnell kann die Magensäure von Greifvögeln Bleireste tatsächlich auflösen (in meinem Anorganik-Praktikum musste ich Blei mehrere Stunden mit konzentrierter Salzsäure KOCHEN, um es in Lösung zu bekommen), bevor die Bleireste wieder ausgeschieden werden
- ist eine langfristig potentielle Bleivergiftung für die Tiere schlimmer als ein kurzfristig eintretender Hungertod ?
- wieso war die Populationsentwicklung vieler Greifvögel positiv, als noch in großen Mengen bleihaltiger Aufbruch ausgelegt wurde ?
 
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In Tschernobyl gedeiht die Natur Prächtig, auch Menschen leben da. Atomunfälle in einem solchen Ausmaß sind wohl doch nicht so schlimm!

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Nachdem reihenweise Nymphensittiche starben, weil sie an der Bleibeschwerung von Gardinen geknabbert hatten, ergab eine Versuchsreihe:
Die Aufnahme eines einzigen 3mm-Schrotkorns ist für Nymphensittiche in der Regel ohne Behandlung mit EDTH tödlich.

Eine solche Versuchsreihe mit Geiern ist wohl nicht möglich.
 
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Da gibt es einen seit Jahrzehnten laufenden Feldversuch......

In Argentinien atzen Greife zu hunderten die geschossenen Dove.

Anhang anzeigen 60743

da sind auf der Fläche nur zwei zu sehen, es saßen aber bis zu 30 dort. Auch tagaktive Eulen machten sich an den Tisch. Da müßte doch mal was auffallen?

so in Groß

Anhang anzeigen 60744

sind die bleiresistent?
 
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Moin!

Das wird oft erwähnt. Ich habe hierüber aber noch keine wissenschaftliche Studie gelesen. Es wäre also möglich, dass hier immer wieder einer vom anderen abschreibt.

Guggst Du z.B. hier ...

Es stellen sich aber immer wieder dieselben Fragen :

- wie viel Blei bleibt tatsächlich im Aufbruch zurück (Röntgenaufnahmen liefern hier ausdrücklich keine quantitative und nur eine sehr begrenzte qualitative Aussage) ?
- wie viel Blei enthält das übliche Beutespektrum der Greifvögel sowieso (ohne Geschossreste) durch andere Umweltverschmutzung

Nach dem Vorsichtsprinzip ist das relativ nebensächlich, weil nicht beeinflussbar.

- wie schnell kann die Magensäure von Greifvögeln Bleireste tatsächlich auflösen (in meinem Anorganik-Praktikum musste ich Blei mehrere Stunden mit konzentrierter Salzsäure KOCHEN, um es in Lösung zu bekommen), bevor die Bleireste wieder ausgeschieden werden

Da unterscheiden sich m.W. Greifvögel auch voneinander, d. h. die haben unterschiedlich zusammengesetzte und unterschiedlich starke Säuren.

- wieso war die Populationsentwicklung vieler Greifvögel positiv, als noch in großen Mengen bleihaltiger Aufbruch ausgelegt wurde ?

Weil die Reproduktion über der Mortalität lag, was aber nicht bedeutet, dass es keine Mortalität und keinentsprechendes Siechtum gab. Das war ja das Problem mit den Seeadlern: die Population hat die Verluste an bleivergifteten Adlern locker weggesteckt (was jetzt die Geierpopulationen anscheinend nicht mehr schaffen), die kranken Vögel sind trotzdem "verreckt".

Viele Grüße

Joe
 
G

Gelöschtes Mitglied 3063

Guest
sind die bleiresistent?

Wieso? Weißt Du, ob die nicht eingehen? Siehst Du seit 10 Jahren die selben Individuen?

Wie Mohawk schon andeutet: häufige Greife können die Mortalität kompensieren. Das heißt dann nur, dass es für den Bestand nicht schädlich ist. Bei seltenen Arten kann es ganz anders ausschauen.
 
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@ Wautzebautz und @ Mohawk # 24

Bei Federvieh ist weniger die Magen-Säure entscheidend - die haben (wir) Säuger ja auch - sondern die Vormägen mit ihren "Mühlsteinen".
Diese Steinchen, die essentiell für Vogelmägen sind und der Zerkleinerung vieler Futterbestandteile (Körnerschalken usw.), machen halt aus Bleipartikeln beim aasfressenden Greifvogel oder bei Schrotkörnern, die gründelnde Enten in Ufernahen Gewässern aufnehmen gut resorbierbare Partikel und führen zu Vergiftungen.
Deshalb ist z.B. in vielen Entenreichen Gewässern Ostamerikas (Chesapeake-Bay u.a.) Bleischrotjagd schon seit ewigen Zeiten Taboo.

Und deshalb sterben auch die alten Jäger nicht an Bleivergiftung, die in Ihren Wurmfortsätzen oft 10 oder 20 Bleischrotkörner liegen haben. Solange diese nicht zerkleinert werden wie beim Federvieh passiert da nix.

Und noch ein Beispiel für die Interessierten:
Blei ist ein Werkstoff, den Rindviecher mit Begeisterung fressen! Bekannt wurde dies durch eine Straße, an der ausgediente Autobatterien "entsorgt wurden". Angelockt durch die aus den Batterien herausragenden Pole trampelten die Rinder solange auf den Batteri4en rum, bis sie an die Bleiplatten im inneren kamen - die "fraßen sie auf (leckten sie mit ihrer raughen Zunge), wie andere Leute Schokolade" - und legten sich zum ewigen Schlaf...

Auch zu Kupfer etwas tierisches: Schweine im UK der Kolonialzeit - als es den Landjunkern noch richtig gut ging - wuchsen zuerst deutlich
besser als erwartet, nachdem der Gutsbesitzer Kupfer-Wasserleitungen im neuen Stall einbaute. Danach gab es allerdings massenweise tote Schweine (durch Leberdegeneration), als die Schweine, die Kupfer lieben wie Rinder das Blei, die Rohre annagten - Die Dosis machte das Gift.
Kupfer ist für Lebewesen ein lebensnotwendiges (essentielles) Element, Zentralatom wichtiger Enzyme. Im übermapß wird es giftig, besonders schnell bei Schafen.
Genug für heute, lassen wir die Ideologen und die, die sich um keinerlei Grundlagenwissen scheren, mal wieder an die Bleifront, da sie ja alles genau kennen;-)

Wandersmann
 
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Bei Federvieh ist weniger die Magen-Säure entscheidend - die haben (wir) Säuger ja auch - sondern die Vormägen mit ihren "Mühlsteinen".
Ich wurde zwar nicht angesprochen, aber - vielen Dank. Again what learned, wie der Engländer sagt (oder so). Das wusste ich nicht, erscheint aber absolut plausibel!
 
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Moin!

@Wandersmann:
Hast Du eine Quelle zu den Gastrolithen bei Greifen? Es wäre mir nämlich neu, dass die gezielt Steinchen aufnähmen. Bei Samenfressern etc. ist das ja normal. Im Gegenzug suche ich mal die Arbeit zu den unterschiedlichen Magensäuren bei Greifen raus. ;-)

Viele Grüße

Joe
 
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Moin!

@Wandersmann:
Hast Du eine Quelle zu den Gastrolithen bei Greifen? Es wäre mir nämlich neu, dass die gezielt Steinchen aufnähmen. Bei Samenfressern etc. ist das ja normal. Im Gegenzug suche ich mal die Arbeit zu den unterschiedlichen Magensäuren bei Greifen raus. ;-)

Viele Grüße

Joe



:thumbup:
Er sprach leider nur von "Federvieh" und hat das nicht weiter differenziert, daher drängte sich mir exakt die gleiche Frage auf wie dir!
Her mit Quelle!

Gruß

Prinzengesicht
 
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Und deshalb sterben auch die alten Jäger nicht an Bleivergiftung, die in Ihren Wurmfortsätzen oft 10 oder 20 Bleischrotkörner liegen haben. Solange diese nicht zerkleinert werden wie beim Federvieh passiert da nix.

Dass da nix passiert, ist auch nicht ganz richtig:

https://www.livescience.com/38914-mysterious-lead-poisoning-pellets.html

https://www.researchgate.net/public..._Lead_Pellets_within_the_Appendix_Vermiformis

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1278491/

In der letzten Literaturangabe sind noch weiter Fälle von Vergiftung durch Verschlucken von metallischem Blei anggeben.

usw. usw....

Mind. ein Todesfall ist schon vorgekommen:

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/3225449

Kinder werden da verhaltensauffällig,
Erwachsene vorzeitig altersstarrsinnig bis dement.

Nur nicht Jäger: Die sind immun
 
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