Zum 1. Mai, nach hiesiger Landesregelung Aufgang der Jagd (nur) auf männliches Rehwild, eine "Geschichte wie zum 1. April" aus dem Vorjahr:
Morgens hatte es noch keiner unserer höchstmotivierten Jungjäger geschafft einen Bock zu strecken. Das brachte mich dazu - es war ein schöner Frühlingstag - mal rauszuschauen wo sich was tut und ob denn Sitz und Leitern tragfähig sind. Das Revier ist zu 100% landwirtschaftlich intensiv genutzt, Rehe knapp in der offenen Feldmark, Jagddruck aber sehr gering; das Festnageln einer Sprosse stört nicht dauerhaft den hungrigen Bock.
Eine Kombinierte ist immer am Mann, wenn ich im Revier unterwegs bin.
Bei der Inspektion meiner einzigen Kanzel - eingerichtet im Wesentlichen für den weiblichen Abschuss und Fuchsansitz im Winter - fielen mir ein paar Schadstellen ins Auge. Waffe unter der Kanzel abgelegt, Zollstock mit rauf, Luke auf, Oberkörper durch gezwängt und Maße genommen für notwendige Reparatur. Alles mit Radau, Gestöhne, Gefluche!
Dann Erstaunen, als ich mal nach vorne blickte: da stand ein Bock, geschätzt um die 5, knapp über Lauscher, ein ewiger Durchmogler und schaute auf 60 Schritt Deutschlands merkwürdigstem Handwerker bei seinen Verrenkungen zu.
Ich war sauer, fühlte mich verarxxxt von diesem Bock, der einem bei sonstigen stundenlangen Ansitzen auf Leitern und auf der Pirsch stets versetzte. Pure Mordlust kam hoch. Also zurück mit dem Oberkörper in die Kanzel, langsam, ganz langsam runter, die Waffe holen, wieder hoch, um den Bock jenseits der Schilfkante ins Visier zu nehmen, der immer noch staunend dem Treiben zusah.
Abends gab es dann angeschmorte Zwiebeln mit Äpfeln und Lebergeschnetzeltem, dazu einen Riesling der sehr lieblichen Qualitätsstufe von der unteren Saar und 'nen Mirabell aus gleicher Gegend.
Dem Bock habe ich sein unbotmäßiges Verhalten verziehen.
Wandersmann
(Kein Jägerlatein!)