(Deutsche) Jagd und Neuankömmlinge?

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Ratzeputz schrieb in seinem Faden zur Altersstruktur
https://forum.wildundhund.de/showthread.php?118094-Altersstruktur-in-der-Jägerschaft-Demographische-Katastrophe




In den letzten Wochen hatte ich die Gelegenheit, die Alterstruktur einiger norddeutscher Kreisjägerschaften mal genauer zu betrachten.
......

Natürlich hat Deutschland insgesamt ein demographisches Problem. Und es ist ja kaum zu erwarten, dass unsere aktuell zu begrüssenden "Neubürger" aus Nordafrika und Asien neben dem Rentensystem auch das "toitsche" (das war ein Mohwak-Gedächtnis-Joke) Waidwerk retten werden.

....


und habe mir ein paar Gedanken dazu gemacht, die ich hier zur Diskussion stellen will. Ich gehe davon aus dass die Admins jeden nur rassistischen, illegalen und ausschliesslich verunglimpfenden Beitrag, der keine sinnvolle Argumentation enthält, sofort löschen. Ich hoffe auf einen fairen Gedankenaustausch.
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Nein, das althergebrachte toitsche Jagen werden die Neubürger wahrscheinlich nicht ins 22. Jahrhundert tragen, aber einige werden bestimmt Lust haben, in Deutschland jagen zu gehen (ob wir sie dann lassen ist ein anderes Ding...). Ich finde es es aber ein spannendes Thema: wie wird die Jägerschaft, die ich persönlich als größtenteils konservativ ansehe und erlebe, mit den Neuankömmlingen umgehen?



Dass es der Jägerschaft schwerfällt mit Neudeutschen umzugehen zeigt unter anderem, dass heute in manchen Gegenden Menschen kaukasischen Typs, die in Dtld. geboren wurden, blöd angemacht werden, nur weil ihr Nachname vom Balkan kommt.
Andererseits sind in manchen Landesforstverwaltungen die ersten farbigen Mitarbeiter mit Forstdiplom angekommen – einige außereuropäische Studenten kommen für ein paar Semester nach Deutschland und bleiben dann hier, so wie deutsche Forstleute in aller Welt arbeiten und teilweise dort bleiben. Und auch ein paar türkisch-namige Jäger habe ich inzwischen kennengelernt. Aber es sind weniger als der prozentuale Anteil der Türken an der deutschen Wählerschaft.


Ich finde es spannend zu überlegen, ob (erstrecht hier in Bayern) die Neubürger dann auch in Lederhosen und Dirndl auf der KJV-Versammlung sitzen und sich so an uns angleichen. Oder ob sie in anderer Kleidung teilnehmen und die Tracht auf solchen Events eben weniger wird. Damit habe ich persönlich kein Problem.


Vielleicht pachten in ein paar Jahren Syrer, Afghanen und andere, die hier durch ihre fleißige Arbeit Erfolg und Wohlstand haben werden, Reviere in Brandenburg, Thüringen, Schwaben, und bringen ihre eigene Geschichte, ihre Bräuche mit und ehren ein totes Tier anders als wir. Auch damit habe ich kein Problem, solange sie unseren entwickelten Wert des Tierschutzes bzw. der Weidgerechtigkeit leben.


Oder die Neubürger bleiben vorwiegend in den Ballungsräumen, werden zu naturfernen Städtern – und irgendwann zu Wählern, denen die Jagd genauso (un-)wichtig ist wie den Stadtleuten heute, und nur die auf dem Land lebenden „Altdeutschen“ gehen weiter Tiere töten, und werden von den Städtern aller Hautfarbe dafür schräg angeschaut.

Unsere mitteleuropäische Kulturen, und dazu zähle ich auch die deutsche Jagdkultur, hat sich schon immer gewandelt. Die deutsche Jagd wurde im Barock von der Parfoce-Jagd der französischen Könige beeinflusst – noch heute blasen wir das große Horn. Andererseits hat die deutsch-österreichische Jagd der Kaiserzeit Ostfrankreich, Polen, Ungarn und den Balkan dominiert und im tiefen Ungarn tönt auf Fürst-Pless-Hörnern zwischen den Fackeln das Halali (das übrigens auch französisch ist). Inzwischen übernehmen wir hier immer mehr Dinge aus den USA: Camouflage-Kleidung und Ausrüstung, Treestands werden populärer, Waffen, Lockgeräte. So verändern wir selbst heute auch schon die Jagd.

Was sind eure Gedanken zu diesem Thema?
Ich hoffe auf einen fairen Austausch.
 
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Über diesem Themenkreis pflegt doch normalerweise - nicht ganz grundlos - ein mehltauartiger Schleier zu liegen, daher ist eine sachliche und ausgewogene Diskussion sicher nicht zu erwarten.
 
G

Gelöschtes Mitglied 3257

Guest
Grundsätzlich finde ich es eine sehr gute Idee. Allerdings werden sich unsere Behörden sicher schwer tun, Leuten aus Kriegsländern deren Rolle teilweise eh nicht ganz klar ist, einen Freischein zum legalen Waffen Erwerb zu erteilen.
 
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I h kann jetzt nur für meine Ecke sprechen:
Ein Nachbarsbengel aus Kolumbien mit ziemlich dunkler Haut hatte Interesse und ich hab ihn bei der Forst als Treiber mitgenommen.
Er hat durch die Bank sehr netten Zuspruch für seinen Einsatz bekommen, schiefe Blicke hab ich nicht wahr genommen.
Dass er überwiegend in Deutschland aufgewachsen ist und perfekt Deutsch spricht, sieht man ihm nicht an.

Ich hab also die Hoffnung, dass wir Jäger hinter die Hautfarbe schauen...
 
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Spannende Gedanken und aus meiner Sicht auch logische Konsequenz.
Wie Forestgump schreibt, aus unterschiedlichen Gründen vermutlich nicht innerhalb der nächsten Jahre zu realisieren, aber es schadet ja nichts, etwas weiter in die Zukunft zu denken.
 
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Spannende Gedanken und aus meiner Sicht auch logische Konsequenz.
Wie Forestgump schreibt, aus unterschiedlichen Gründen vermutlich nicht innerhalb der nächsten Jahre zu realisieren, aber es schadet ja nichts, etwas weiter in die Zukunft zu denken.

Richtig. Denkt in die Zukunft, und seid froh, dass Ihr bewaffnet seid.
 
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Von Zuwanderern wird es welche geben, die das Leben hier als Chance sehen und sich für unser Land interessieren. Da wird es neben vielem anderen auch ein paar Jäger geben. Und dann wird es Zuwanderer geben, die unter sich bleiben und die damit für fast alles verloren sind. Was man dagegen tun könnte? Denjenigen, die keinen gesicherten Aufenthaltstitel haben, sollte man in die Heimat zurückhelfen, wenn dort kein Krieg mehr herrscht oder andere menschenunwürdige Zustände. Und bei denen, die dauerhaft hier bleiben werden, sollten wir alle, jeder, etwas dafür tun, dass sie sich hier integrieren können.
Btw.: bei uns jagen nicht nur Reinweisse oder Perfektdeutschsprecher (und damit meine ich nicht die Schwaben:p).
 
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Letztlich hat es doch immer NUR etwas mit Regelkonformität zu tun. Nach meiner Auffassung wird das in der ganzen Debatte leider übersehen und damit Raum für die politischen Ränder geschaffen. Es gilt, von ALLEN bedingungslose Regelkonformität in allen Belangen einzufordern. ... und alle werden bitte in gleicher Form sanktioniert.

Ich beschäftige in hochqualifizierten Jobs Mitarbeiter unterschiedlichster Herkunft und Kulturen. Mir hilft die Compliance an vielen Stellen. Davon abgesehen, dass sie strafrechtliche Tatbestände abdeckt, regelt sie auch den Strafraum für andere 'Regelabweichungen' (durchaus auch im positiven Sinne) und ist ein teils sehr nützlicher Hebel.

Domian hat es in einer Kolumne https://www.ksta.de/kultur/kolumne-von-juergen-domian-nicht-mehr-mein-land--meine-heimat-30056554
sehr gut auf den Punkt gebracht.

Soweit von allen Seiten ein Bekenntnis zu den Spielregeln, zur Pluralität UND zur bedingungslosen Säkularisierung (das gilt dann auch für Herrn Söder) existiert, funktioniert das völlig unaufgeregt.

Wenn man es denn bis zum Bodenblech bohrt, heißt dann auch die korrekt Frage: gehört Religion zu Deutschland?

Soweit wir zu den vorgenannten Dingen Klarheit geschaffen haben, funktioniert es sicher auch mit der Jagd. Vielleicht dann tatsächlich den (positiven) Hauch bunter.


Grosso
 

steve

Moderator
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Ich hätte gar keine Probleme mit einem - wie benennt man das denn jetzt korrekt - Mitjäger der nicht in Deutschland geboren ist. Im Job schätze ich seit Jahren das internationale Umfeld, mit allen möglichen Europäern und Nordamerikanern habe ich gerne zusammen gejagt. Ich zweifle allerdings daran ob wirklich größeres Interesse besteht Jäger zu werden. Wenn ich zurückblicke, dann bin ich bisher nur zwei jagenden Italienern als Abkömmlingen früherer Einwanderer begegnet. Einen Jäger dessen Vorfahren in den 50ern oder 60ern aus der Türkei kamen habe ich noch nicht kennengelernt.
 

ANS

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Die Jagd hier bei uns ist schon sehr auf eine eher „deutsche“ Mentalität zugeschnitten: Brauchtum, Jägersprache, 3-Jahresabschußplan, Streckenlistenabgabe zum Termin, Hegeschau, Verbißgutachten...
Da wird sicher nicht jeder Jagdinteressierte aus einem anderen Kulturkreis „angesprochen“.
Zugegebenermaßen kenne ich hier in Deutschland nur wenige ausländische Jäger, diese ausschließlich angloamerikanischer Herkunft. Die hier Jagenden sind vom deutschen Weidwerk (hier wohl besonders Jagdethik und Hundewesen, aber auch Brauchtum Traditionen und straff organisierte Gesellschaftsjagden) sehr angetan, Amerikaner finden aber vieles trotzdem „crazy“, der Engländer formuliert wortreiche und höfliche Analogien zu „typical german overengineering“.
Daher wird die Jagd in ihrer jetzigen Form wohl eher den ausländischen „Freak“ mit „special interest“, ohnehin lernbegierig und Integrationspolitik, anziehen. Wie viele werden das sein? Eine wohl eher zu vernachlässigende Zahl.
Werden andere Migranten mit dem Wunsch zu Jagen zum Zuge kommen, wird sich die Jagd meiner Ansicht nach drastisch verändern. Ob das eine Bereicherung wird oder nicht, bleibt abzuwarten.

Gruß & WH
ANS
 
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Anfang der 80er hatte mein Grossvater jeden Herbst Falkner zu Gast - u.a. einen schwarzen GI aus der nahen Airbase.
Lief reibungslos und gut - auch wenn Opa sonst nix von "Negern" hielt.
Englisch konnte Oppa auch nicht, aber Jagd, Strecke und Schüsseltreiben waren gut bis deftig:biggrin:
 
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Wir haben mal einen JJ Gelegenheit gegeben, der aus dem Iran des Shah stammte und dank religiöser Verfolgung 79 geflüchtet ist.
Mit einer Deutschen verheiratet, 3 Kinder im Ausland im Studium usw.
Dem sah man höchstens noch an wo seine Wiege stand, aber ansonsten, ist dann beruflich bedingt weggezogen und man hat sich aus den Augen verloren.
Ein türkischer Nachbar hat mir auch erzählt, daß er in der Heimat jagt, allerdings nur Niederwild mit der Flinte.

Ehrlich gesagt ist es mir gleich wo einer herkommt, einen GI hatten wir auch schon. Nur eins sollte klar sein, wir sind deutsche Jäger, mit deutschen Traditionen, wenn ich in Schweden bin, versuche ich auch nicht deutsche Jagdtraditionen zu verwirklichen.
 
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Yumitori

Guest
Zum Gruße,

@ cast liegt im Grunde richtig, ich hatte als Jagdnachbarn einen "echten Ami", der war persönlich eine absolute Granate im positiven Sinn, sogar mit Sinn für deutsche jagdliche Traditionen.
I c h finde, die Hautfarbe ist nicht das Problem, es sind die Mentalitäten, die oft nicht passen, die aber haben mit Farbe nichts zu tun, manchmal aber mit Religion.
 
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Mit dem rückschrittlichen Menschenbild in den meisten muslimischen Kulturen im Hinterkopf, kann man vermuten das es um den Tierschutzgedanken noch viel schlechter steht.
Von daher vermute ich das unsere waidgerechte Jagd mit hohen ethischen Standards, entsprechende Menschen nicht interessiert oder überfordert.
Eine Integration wäre wahrscheinlich nur erfolgreich wenn wir diese hohen Standards aufgeben und uns mehr in Richtung Mittelalter orientieren.

Aber vielleicht ist genau das der weg um die von manchem geforderte Reduzierung unserer Wildbestände zu erreichen. Mit Jägern die durch ihre kulturelle Prägung eventuell kein Verständnis für Schonzeiten, Elterntierschutz oder das Gebot der Nachsuche mitbringen, ließe sich sicher mehr in dieser Richtung erreichen.

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