Seltsame Erlebnisse beim Ansitz

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Mondansitz im Winter, tiefe Nacht, weit nach Mitternacht. Heimweg zu Fuß. Ich trage einen Lodenmantel mit Kapuze, eine Sturmhaube, die dicken Sorel. Über dem Rücken den zusammengerollten Ansitzsack, über der Schulter den Drilling. In der rechten Hand einen erlegten Fuchs. Das Licht ist schon schlecht.

Ich habe ca 2 km Fußweg vom Luderplatz zum völlig alleine liegenden Haus in einem ansonsten komplett unbesiedelten Waldgebiet. Der Weg führt mich über eine seit Stunden unbefahrene Landstraße.

Völlig überraschend bemerke ich plötzlich in diesem Nirgendwo mehrere erzählende und lachende Personen die Straße auf mich zukommen, offensichtlich junge Männer, die eine „abenteuerliche“ Nachtwanderung unternehmen. Mit einer solchen Begegnung ist hier um diese Zeit unmöglich zu rechnen.

Ich möchte die Leute nicht erschrecken oder ängstigen oder Ärger mit Ihnen bekommen, komme aber jetzt auch nicht mehr unbemerkt von der Straße. Also laufe ich weiter und möchte mich um größtmögliche Normalität bemühen, als begegne und grüße man sich tagsüber während eines zivilisierten Spazierganges in einem belebten Stadtpark.

Die Männer bemerken mich nicht, bis ich auf wenige Schritte herangekommen bin und mit fester und bestimmter Stimme „guten Abend“ wünsche.

Offenbar völlig kalt erwischt, springen die Männer vor lauter Schreck panisch auseinander. Einer schreit laut auf vor Entsetzen. Ein anderer ruft: „was ist das?“ Ich gehe ungerührt, den Drilling über der Schulter, die Kapuze tief im Gesicht, den Fuchs in der Hand, ohne weiteren Kommentar an den Schockierten vorüber als sei gar nichts besonderes an dieser Situation.

„Ist das ein Mensch?“ ruft da einer. „Ich weiß es nicht“, ein Zweiter. „Es schleppt doch was auf dem Rücken“ raunt ein Dritter. „Nein, in der Hand“, wieder der Zweite. „Oh Gott, was ist das nur?“, wiederholt der Erste.

Ich entschließe mich, die Sache aufzulösen, bevor sie am Ende noch über mich herfallen, bleibe stehen und drehe mich zu den Männern um. Doch bevor ich etwas sagen kann, rennen die Helden der Nacht so schnell sie können, gepackt von blanker Panik, in wilden Todesfluchten von dannen. Noch lange höre ich sie rennen und schreien.

Vermutlich glaubten die Männer damals, dem Tod in Person des Sensemanns höchstpersönlich begegnet zu sein. Ich konnte auf dem Heimweg von dieser besonderen Ansitznacht hingegen kaum aufhören zu lachen. Und ich werde diese - zumindest für mich - lustige Geschichte, die sich vor vielen Jahren zutrug, sicher niemals vergessen.
 
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10 Apr 2012
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Letztes Jahr zur Blattzeit hatte ich folgendes Erlebnis.

Unweit des von mir gewählten Sitzes befindet sich ein Feldweg, der so früh eigentlich noch nicht genutzt wird, um so mehr war ich über das Auto welches an mir vorbei tiefer ins Revier gefahren ist erstaunt.
Bei näherem Hinsehen entpuppte es sich als Wolf ( Mercedes Geändewagen der BW) , das ständige Türenschlagen und die lautstärke Unterhalten der beiden Soldaten hat mich schon ganz schön geärgert

Plötzlich knackte es in der Hecke unterhalb, sollte der Bock sich doch noch die Ehre geben?
Also das Glas hoch und die Dickung gescannt, und siehe da, ein Hauptfeld kommt strammen Schrittes auf mich zu.

Keine zwanzig Meter vor mir dreht er sich um, zieht die Hose runter und will sich erleichtern. Mein ihm freundlich zu gerufenes guten Morgen , brachte ihn so aus der Ruhe, das er schleunigst sein Beinkleid nach oben gezogen hat, und sich suchend umgesehen hat. Erst als ich laut gelacht habe, hat er mich entdeckt.

Das ganze hat mich dann doch für den verpatzten Ansitz entschädigt.

Den Bock könnte ich dann 2 Tage später zurück Strecke bringen.
 
P

Parabuteo

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Ansitz auf der Waldwiese.
Hase äst seit Zwei stunden am Gras herum. Es raschelt im Gebüsch: Auftritt Scmalreh. Hase drückt sich im niedrigen Gras. Schmalreh fängt an zu äsen und bewegt sich im Zickzack auf den Hasen zu, der weiterhin so tut als wär er nicht da. 1m vor dem Hasen hält das Schmalreh an und äst auf der Stelle. Plötzlich klappt der Hase die Löffel hoch... Reh springt ungelogen aus dem Stand 2m in die Luft und düst in die Dickung als würde der Hase gleich explodieren. Nach dem das Schrecken des Rehs immer leiser wurde stand der Hase wieder auf, kratzte sich und äste in aller Ruhe weiter.
 
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Ich war vor vielen Jahren mal als Begleiter (Jagdführer wäre für einen Teenager ohne Jagdschein zu viel des guten) mit einem recht netten Anwärter auf ansitz. Irgendwann seh ich eine einzelne Sau am Waldrand. Ich mach den Kollegen drauf aufmerksam, der spricht die Sau aber eindeutig als Basthirsch an. Ich bestehe auf Sau (Wohlgemerkt, heller Tag, Sonnenschein und vielleicht 70m Luftlinie). Wir beide zweifeln gerade an der Zurechnungsfähigkeit des anderen, als Sau und Hirsch nahezu syncron einen Schritt nach vorne machen und nun tatsächlich beide für uns beie zu sehen sind. Davor hatte ich den Hirsch hinter einer dicken Buche und der Kollege die Sau hinter der selben Buche. Die Sau war auch gleich wieder in der Dickung verschwunden, der Hirsch äste noch ein wenig länger.

Am Abend drauf sitzt ein Dad auf selbigem Hochsitz. Zei Minuten nach dem Hirsch erscheint erneut die "Symbiose-Sau" auf dem selben Wechsel. Mein Dad hat sie dann auch zum bleiben überredet, der Hirsch ist abgesprungen...
 
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12 Nov 2014
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Vor einigen Jahren sitz ich frühs auf einem Sitz, mitten im Einstand. Es tut sich nicht viel, irgendwann schießt ein Sperber am Sitz vorbei ein die Verjüngung und gleich draus klagt ein Jungvogel fürchterlich. die alten (Amseln) stürzen sich auch den Räuber, und das gezehter wird noch lauter. Wenige Sekunden drauf fliegt der Sperber mit seiner Beute erneut am Hochsitz vorbei, hinterher die beiden Altvögel und gleich drauf sprintet ein Fuchs hinter dem Trio her. Dummerweise rennt der Rote eine Rückegasse entlang und verhofft nach 30 Metern, was ihm zum Verhängnis wird.
Aufgrund dieser Erfahrung hab ich mir irgendwann mal ne Vogelklage gekauft. Bis heute hab ich keinen einzigen Räuber damit vors Rohr gelockt...
 

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