Pauschalurteile werden "Suhler Waffen" nicht gerecht, dafür sind die beteiligten Faktoren zu variabel. Hersteller, Materialverfügbarkeit (beides auch schon vor 1945 relevant), Personal-Ressourcen (sehr relevant nach Wiederaufnahme der Produktion nach Ende WKII), Zioelvorgaben, Arbeitsorganisation....
Wenn am pauschalieren will:
1. siehe Habermann #5
aber: Suhls goldene Jahre litten ab Kriegsbeginn, man könnte das Jahr 45 durch "vor 1939" einschränken.
2. Unmittelbar mit Wiederaufnahme der Produktion (zuerst für Ost-"Wiedergutmachung", dann auch gegen Westdevisen so um 1952) war die Qualität (pauschaliert) bescheiden, Teile der alten Belegschaften saßen noch in Russland ein oder flohen in den Westen, Firmenleitungen gingen "verloren", Arbeitskollektive mussten sich entwickeln, Sollvorgaben eingehalten werden, koste es was es wolle, Material lag teils noch rum (Krupp Flintenlaufstähle zu Hauf), Systeme nicht soviel, wie oft in Verkaufsanzeigen suggeriert wird, Ersatzstoffe aus Eigenproduktion mussten ran... Beschwerden häuften sich (s. u.a. Merkel-Buch v. Fritze, S.116).Warenzeichen-Streit um Markennamen kostete Energie...
3. So ab Mitte der 50er Jahre konsolidierte sich die Produktion, Normen wurden installiert, die Beschäftigten waren motiviert, Z.B. konnte Merkel - da Devisen erwirtschaftet wurden - Qualitätsrohstoffe zukaufen (Böhler Laufstahl z.B.), die Qualität dieser Periode ist nach Beurteilung vieler älterer Büchsenmacher sehr gut (pauschalierend betrachtet). Wenn ich meine 210-250E aus 1959, egal ob als BBFl oder BFl abkippe, ist es feinsamtiges Gleiten und die Schlagstücke singen beim exakt gleichmäßigen einrasten - und natürlich arbeiten die Ejektoren so synchron, daß die Hülsen im gleichmäßigen Bogen exakt gleich weit fliegen.
4. Ab Mitte der 70er Jahre gab es wider Engpässe, westliche Rohwaren wurden zu teuer (Devisen knapper), ESW-Stahl mit sehr unterschiedlicher Qualität trotz Normierung kam gegen Böhler & Co. nicht an, Arbeitsvorgaben wurden erhöht...Die Auswirkungen wurden immer deutlicher.
Dazu kam der falsche Ansatz, die Qualitätskontrolle ans Ende der Produktion zu setzen, nicht als permanenten Prozess von der Planung über den Materialkauf bis zum fertigen Produkt. Als der Ausschuss zu groß wurde, wurde "gedengelt" und letztlich der Qualitätsanspruch gesenkt.
Ein Grund, weshalb diese Produktionsstätten nach der Wende "unverkäuflich" waren.
(Die Entwicklung der BÜHAG- und weniger "Privat-"Betriebe müßte differenziert betrachtet werden).
Wandersmann
Vergleichbar lief es in der Jagdoptik der einst weltweit führenden Carl-Zeiss-Jena Werke - die Schere zur Westproduktion klaffte immer weiter auseinander, trotz eines hochqualifizierten Mitarbeiterbestandes und einzigartiger Erfahrung.