Wo geht der Knopfbock?

steve

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Ich jage in einem Staatsrevier wo ziemlich streng nach Öko-Grundsätzen gejagt wird. Ich habe da noch nie einen Knopfbock gesehen oder geschossen.

Siehst Du da einen Zusammenhang? Ich nehme an Du unterstellst den Jägern die in Ihren Revieren Knopfböcke haben



Man muss nur ganz fest dran glauben, dann ist das alles ganz einfach. Schießt man viel, werden die Rehe fett wie Otter, stark wie Sibirier, schießt man wenig werden sie mickerig, hasengroß und nicht mal für die Wand bleibt was über. Und wenn man ganz fest die Augen zumacht hier im Forum, dann kann man es sogar glauben.

Nach einigen Minuten war in einer größeren Lücke ein Reh zu identifizieren, aber noch kein Geschlecht. Glücklicherweise hielten sich die beiden Rehe noch so lange dort auf, bis das Licht zum Ansprechen des Knopfböckchens reichte.

32555530if.jpg

Gestern Abend auf dem Weg zum Hochsitz traf ich unerwartet auf diesen Winzling(...)

32673477ri.jpg


32672729ck.jpg

Ätzend diese Züchter bei HessenForst.Wenn die mal mehr Rehe schießen würden würde da ne 1 vor der 6 stehen.
 
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Siehst Du da einen Zusammenhang? Ich nehme an Du unterstellst den Jägern die in Ihren Revieren Knopfböcke haben
Das ist eine Unterstellung! Ich habe berichtet, wie sich das in dem Revier, in dem ich jage verhält. Meiner Meinung nach bietet dieses Revier einen ziemlich idealen Lebensraum für Rehwild (viel Einstand, viel Verjüngung, große Dickungen).
Insgesamt würde ich die Wildbretgewichte dort als relativ hoch einstufen, schwache Stücke sind sehr selten. Ob das jetzt von den idealen Lebensbedingungen oder dem geringen innerartlichen Konkurrenzdruck durch intensive Jagd geschuldet ist kann ich nicht sagen....wird wohl ein Zusammenspiel aus beidem sein. Wie das beim Stöberjäger aussieht kann ich nicht sagen, aber ich vermute mal dass dein Vergleich ordentlich hinkt.

Ja, ich denke, dass intensive Jagd der Konditionierung des Rehwildes zuträglich sein kann, aber dass sie das vollkommene Fehlen von Knopfböcken begründet hast du mir in den Mund gelegt!
 
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@ Steve #46:

Dein Zusammenstückeln von Teil-Zitaten und Eigentext ohne klar ersichtliche Zuordnung macht das Lesen und Verstehen nicht einfach.

Die Fotos oben wie auch schon vorher (S.2 des Fadens) belegen, wenn ihnen schon Argumentationswert zugebilligt wird, meinen Satz aus #22:
"Dass auch durch Mangelsituationen, Verlust der führenden Ricke, Krankheiten, Parasiten...mal ein Knopfgehörn entstehen kann, sei unbestritten - dann aber immer verbunden mit allgemeinen Mangelsymptomen ("mickern)."

Hauptursache vermehrten Auftretens von Knoppern ist die Überhege.
Und der Wildbiologie ist es relativ egal, ob Du daran glaubst oder nicht.

Wandersmann
 
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Moin, @Wandersmann es muß auch andere Gründe für das vermehrte Vorkommen von schwachen Böcken geben.
Wir legen unseren Abschußplan ordentlich fest und überschiessen auch, oder beantragen nach, wenn es uns zu viel vorkommt.
Vor 3 Jahren habe ich allein 3 Knopfböcke geschossen, ein JJ noch einen. Dann kommt wieder Jahrelang keiner vor, es bleibt eines der Rätsel des Rehwildes... Vor 2 Jahren haben wir 3 starke, alte 6 er geschossen, das kam auch noch nie vor, jedes Jahr ist anders.

Horrido
 
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@ Äsungsfläche:

Das Problem bei einigen Einschätzungen in diesem Faden scheint mir zu sein, dass die allermeisten tatsächlich davon ausgehen, ihren Rehwildbestand zahlenmäßig zu kennen.
Vergiss es!
Zählen im Wald unmöglich, in der offenen Feldmark auch, und selbst in übersichtlichen Gebieten nicht machbar,
siehe Beispiel unser Revier:

Besteht aus 1800Ha nordelbischer Marsch, also flachestes Land (unter Meeresspiegel) mit drainierten Weiden und Ackerland soweit das Auge reicht. Oder, wie ich mit ganz leichter Übertreibung zu sagen pflege:
"Deutschlands einziges Revier ohne Baum & Strauch". Hasen & Flugwild gut, Rehe dünn gesät und alle meine älteren (örtlich aufgewachsenen) Mitjäger schwören Stein und Bein, dass sie jedes Reh mit Vornamen inklusive ihres festen Standortes kennen. Die jüngeren sind noch unentschieden. Zur Abschussplanung wurde bis 2016 (ist jetzt entfallen) immer "35 Stück Standwild" angegeben, obwohl der jährliche Abschuss (= ohne Fallwild) kontinuierlich steigt, von 5 oder 6 männlichen in 1980 bis 21 m & w in 2017 (dazu 6 Fallwild & 4 mähtote Kitze).
Ich mach mir einen Spaß draus, Böcke zu schießen und vorzulegen, die noch nie jemand vorher in Anblick hatte - egal ob bis auf Stümpfe zurückgesetzt oder hoch auf. Aber Lehren daraus ziehen? Nein, denn "Wir kennen ja unser Rehwild".

Wandersmann
 
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@Wandersmann
Klammern wir doch die absoluten Zahlen aus. Und klammern wir die Jahres-Strecken aus und nehmen an, dass die Rehwild-Dichten (regional) dann keinen allzu großen Schwankungen ausgesetzt sind. (Darf man das annehmen?)
Dann sind vermutlich Krankheiten oder Verlust der Ricke etc. als Ursache für Knopfböcke näher liegend, als die Wilddichte selbst ... nach den Schwankungen die @aesungsflaeche beschreibt.

Andernfalls bliebe eben nur die Erklärung, dass alles Zufall ist und man in einem Jahr drei der Knopfler sieht und in einem anderen eben nicht? Oder dass man trotz intensiver Jagd/Beobachtung in bestimmten Jahren das stärkere Rehwild nicht zu Gesicht bekommt, obwohl es da ist?
Also ich bin mir sicher, dass ein Jäger, der vielleicht über Jahrzehnte sein Revier betreut, reale Schwankungen feststellen kann, abseits dieser Grauzone, die es unbestritten geben wird. Zumal in Zeiten, da man immer häufiger auch nachts draußen ist, was meiner Meinung nach zusätzlich Überblick verschafft.
 
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ob in großen oder kleinen Revieren, Knopfer sind Zufallsbegegnungen, ob mitten drin oder an der Grenze.
Knopfer sind die Prügelknaben, die weder von Geißen noch von stärkeren Böcken und schon gar nicht von Jägern geduldet werden.
Das ist zumindest meine Beobachtung, der jedoch keinerlei Wissenschaft zugrunde liegt.
Ob und wie sich Knopfer entwickeln würden, ließe man sie gezielt laufen, ist eher weniger erforscht. Wozu auch, es reicht, dass sie "schlechte Vererber" sind. Ein paar habe ich hier eingestellt:


32986738vo.jpg
32986740al.jpg
32986741hz.jpg
32986742mh.jpg
32986743dr.jpg
32986957cz.jpg


Von einem JJ, wie von jedem Jäger, der allein in einem Revier jagen kann oder darf, wird nach einer Vorgabe jagen und zwar wurscht auf welches Wild. Wird "freie Büchse" gewährt, ist das was anderes.


Auf starkes Wild ist ein Jäger nicht selten "stolz" obwohl er für dessen Zustandekommen nix getan hat, es sei denn er hat es über Jahre herangehegt um zu erfahren, über welches Potential "sein" Wild genetisch verfügt, ohne es herangemästet zu haben.
In dem kürzlich gelaufenen Film über die Jagd war ein Jäger sichtbar stolz über den erlegten Hirschen, wobei er außer den Abschuss bezahlt und gut getroffen hat, nix relevant war, um darauf stolz zu sein.

Zu jagen kann Freude bereiten und auch kleine Beute wie ein Knopfer verlangt die gleiche Einstellung zu freilebenden Kreatur wie der Lebenshirsch, auf den man schon gar nicht stolz zu sein braucht. Aber das ist meine Ansicht nach 60 Jahren Jagd, zu der ich schon recht früh gekommen bin.
 
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@ Swerve:

"...nehmen an, dass die Rehwild-Dichten (regional) dann keinen allzu großen Schwankungen ausgesetzt sind. (Darf man das annehmen?)"

Darf man nicht annehmen.
Unser Revier "1800 Ha ohne Baum & Strauch", unter Meeresniveau, ist einfach nicht rehfreundlich - kaum Deckung, dem Winde zugeneigt (Westküste!), feucht, ab Getreideernte kahl...Zahlen siehe oben (bummelig 15/ 100Ha über die Jahre)
Direktes Nachbarrevier, 45m über Meeresniveau, Knicks und Feldinseln noch und noch, kleinparzellig, viel Weide- und Grasland, Acker dazwischen, Deckung & Äsung satt, trocken, windgeschützt, gut 60 Stück Abschuß jährlich auf 1500 Ha...
Mein Bezirk im Landesforst: Abschuß 15 - 20/100Ha über die Jahre inkl. DJ, plus ohne den leisesten Verdacht auf Ausrottung!
So unterschiedlich kann Besatz sein.

Wandersmann
 
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Wir werden das Rätsel, warum oder nicht, hier nicht lösen. Noch eine Begebenheit zum Text von Sir Henry. In besagtem Jahr mit den reichlich vorkommenden Knopfböcken saß ich abends im Juni an einem Gerstenschlag neben dem ein Feldweg verläuft, um auf Raubwild zu passen, als von hinten ein Reh in der Gerstenfahrgasse anwechselte. Schwaches Stück, nichts auf dem Haupt, Schmalreh... als das Stück ca 60 Schritt entfernt war , glaubte ich Brunftkugeln zu erkennen und die Schürze fehlte.
Ich habe 2 JJ an einem Wildacker in der Nähe angesetzt, die den Knopfer bestätigen und erlegen sollten. Nachdem beide immer nur ein Schmalreh und führende Ricken sowie einen bekannten starken 6er gesehen haben, ich mir aber ziemlich sicher war, habe ich mich selbst dorthin gesetzt.
Das "Schmalreh" trat zusammen mit dem 6er aus und zwar in seinem Einstand, wurde auch geduldet, als es anfing zu fegen und ich den Pinsel sehen konnte, knallte es auch schon, der Bursche wog gerade 11 kg im Juni. So viel dazu, dass die geringen Böcke überall Schläge bekommen.

Horrido
 
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@ Äsungsfläche:

Das ist ja gerade der Witz bei den Knoppern:
1. das "Gehörn" findet praktisch nicht statt
2. der "revierinhabende" Bock sieht in ihm keinen Konkurrenten und lässt ihn gewähren
3 Durch die Dominanz des starken Bockes wird ja die Entwicklung des Jährlingsgehörnes (hormonell) unterdrückt, der Kleine ist ruhig & zufrieden, da er keine Prügel bekommt, noch nicht einmal angedrohte.
4. Im Brunftbetrieb ist es dann aus mit der Freundschaft, da wird nix geduldet außer weiblichen Wesen.
Wie menschlich, die Rehböcke:)
 

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