Als online-Abonnent der Allgemeinen Zeitung (wie einige Vorposter auch) und von der Jagd in Namibia Begeisterter, beobachte ich die Entwicklung und sprunghafte Zunahme der Gewaltkriminalität mit sehr großer Sorge. Ich war 2008 unten und habe mich nur noch gewundert, wie sich das Land zum Negativen verändert hat. Auch macht mir die zunehmende rassistische Hetze vom anscheinend alle Entwicklungen verschlafenden Altpräsidenten Nujoma ("Ihr müßt die Kolonialisten aus dem Land jagen" ) Sorge.
Die Vorgänge mit mit wiedererlangter Freiheit nicht umgehen können, Abschaffung der Apartheit (die in NAM nie in dem Ausmaß wie in SA bestanden hat) zu begründen ist m. E. zu simpel. Das ist wieder das typisch deutsche Beurteilen aus der Ferne und zeugt davon, daß man sich nie mit dem Land befasst hat. Schwarze haben mir 2008 gesagt, daß es ihnen früher besser ging und vor allem sicherer war (Taxifahrer, Angestellte in Swakop, Arbeiter). Auch Einzelfälle rassistischer Bemerkungen Weisser als Allgemeinzustand aufzuführen ist in meinen Augen mehr als daneben, denn in NAM leben Schwarz und Weiss zum weit überwiegenden Teil seit Jahrzehnten friedlich und ohne Rassenhaß nebeneinander.
JETZT gibt es erste offizielle Hassprediger aus der Politik - gegen Weiß.
Man kann auch nicht Arbeitsplätze aus dem Boden stampfen, wenn kein Bedarf da ist. Das Problem sehe ich u. a. darin, daß viele nur den vermeindlichen Reichtum der Weissen sehen, ohne aber die Arbeit, die dahinter steckt, daß Arbeitslosigkeit, Alkohol, Drogen und unfähige Politik eine hochexplosive Mischung sind. Es ist leichter, um an Alkohol und Geld zu kommen, zu wildern und wehrlose Bürger, abgelegene Farmer und Touris zu überfallen, als zu arbeiten. Das haben viele schnell gelernt. Auch macht es den Anschein, daß die Politiker zum Teil korrupt und unwillig sind.
Die Polizei ist denkbar schlecht ausgebildet, ja, man muß sich vorstellen, daß Polizeistationen nicht einmal ein Handy oder Funk sowie 24-Stunden einsatzbereite Fahrzeuge haben (der Farmerverband hat hier ja schon unterstützend gewirkt). Von Hundestaffeln, Tel-Fax-Email-Kommunikation ganz zu schweigen. Es zeigt sich immer wieder, daß vor allem die Regierungsbehörden in vielen Dingen völlig unfähig sind. Und der Fisch fängt bekanntlich beim Kopf... .
Überaus wichtig ist, daß wir aufhören, als Deutsche mit allem Angebot in Hülle und Fülle, mit funktionierender Legislative und Exikutive Urteile über Dritte zu bilden, ohne jemals unten gewesen zu sein. Auch halte ich die Politik der Bundesrepublik in Namibia, also des Botschafters, für völlig falsch - man sehe nur auf die Sache mit den Visa. Die Amerikaner sind uns hier um Welten voraus. Wer zahlt, kann auch Forderungen stellen. Möchte mal die US-Regierung sehen, wenn soviele US-Touris überfallen würden, wie Deutsche oder Deutschstämmige oder wenn es Probleme wegen willkürlich festgesetzter Aufenthaltstage gäbe. Da würden die Verantwortlichen vor Ort schnell "die Waden vorne" tragen.
Es muß endlich mal Schluß sein, ständig Diskussionen über hundert Jahre alte Schuldfragen zuzulassen und dann mit der Gießkanne Geld zu verteilen, das bei irgendwelchen korrupten Politikern versickert. Unterstützung ja, aber an Forderungen gebunden - Gutes tun, darüber sprechen und das Ganze überwachen. Persönlich, aber das ist nur meine Meinung, denke ich, daß es keine Lösung nach Schema F geben kann. Eine Lösung sehe ich nur in der Summe vieler Ansätze; wir bilden bspw. in jedem noch so korrupten Land Polizisten aus. Mein Freund war lange als Ausbilder in einem Staat Ex-Jugoslawiens - und weiß, daß sein Einsatz völlig umsonst ist. Es könnte die Polizeiarbeit vor Ort massiv durch Technik und Ausbilder, durch Hundestaffeln und Ermittlungsschulung unterstützt werden - schließlich haben wir ja genügend und nicht nur touristische Verbindungen nach Namibia. Und so gäbe es sicher viele viele Ansätze, auch im Bereich Bildung, Wirtschaft, Aufklärung, Medizin usw. Doch eines ist meiner Meinung nach klar:
Es ist völlig sinnlos, ein Land mit Maßnahmen oder finanziell zu unterstützen, wenn keine Gegenleistung von der Regierung gefordert und diese überwacht wird - und schon gar nicht bei der rasant zunehmenden negativen Entwicklung in Richtung Bananenrepublik. Das ist Verschwendung von Steuergeldern.
Wenn hier von übergeordneter bundesdeutscher Stelle kein massiver Druck auf Namibias Regierung kommt, dann bewegt sich absolut nichts. Wenn es so weiter geht, wird das Land wie das einst reiche und sichere Simbabwe - wo auch viele Farmer anfangs blauäugig gedacht haben, sie können sich wehren und seien gut gerüstet - in einem Strudel von Gewalt, Korruption und Willkür untergehen.