G
Gelöschtes Mitglied 3798
Guest
Nachdem ich das neueste Gutachten zur Wald / Wildproblematik, die Gesetzentwürfe und Pläne in verschiedenen Bundesländern und die Diskussionen ums Schwarzwild so verfolgt habe, hatte ich folgende Vision....
Wir schreiben das Jahr 2025...
Die Gesellschaft hat sich verändert und wir Jäger als Teil davon sind dem natürlich gefolgt.
Ich hatte vor 6 Jahren ein Revier gepachtet - die Pacht lag bei "ortsüblichen" 8,- Euro / ha - weiter wollte die Jagdgenossenschaft nicht runtergehen,
naja und wollte halt mein eigenes Revier.... :roll:
Zunächst ging ich daran mich um die überhöhten Schalenwildbestände zu kümmern - was ja meine gesellschaftliche Pflicht ist !
Innerhalb von drei Jahren habe ich es geschafft durch moderne Jagdmethoden den Wildbestand anzupassen - meinen Gästen hat das sehr gefallen, ich selber hab in der Zeit auch vier fünf Rehe erlegt.
Dumm war nur das ich die Menge an Wildpret für 43 Cent / Kilo an einen Wildprethändler abgeben musste.
Leider darf man dieser Tage nicht mehr wie früher selbst vermarkten, auch selber essen ist verboten - die Eu sagt man müsse die Verbraucher schützen.
Gottseidank hat mir der Wildhändler angeboten - Teile meiner Rehe - nun lebensmitteltechnisch geprüft für 38 Euro / kg - zu überlassen, so kann ich wenigsten zweimal im Jahr Wild essen....
Naja, ist ja ein Vorzugspreis - der Wildhändler muss ja auch sehen wo er bleibt - hats auch nicht leicht der Gute - Fleischessen ist heutzutage ja gesellschaftlich sehr kritisch zu sehen und deshalb stark reglementiert.
Ja, der EU - Zentralrat weiß was gut für die Bürger ist - deshalb ist er ja auch sehr besorgt....
Wenigstens ist der Waldzustand jetzt so wie er sein soll - das sieht man ja an den Weisergattern - jetzt sieht der Wald überall so aus - gottseidank !
Die Jagdgenossen freuen sich auch...
Gut, wir hatten auch schon kleinere Differenzen - ich hatte mal darauf hingewiesen, das in Gattern ja nur zu sehen ist wie Wald ohne Wild aussieht.
Das hat man aber nicht gelten lassen, das könne man nicht so sehen - sagte man mir.
Das habe ich natürlich eingesehen - der Waldbesitzer muss natürlich auch wirtschaftlich denken....
Muss ich ja auch - sagte ich und bat darum den Pachtpreis zu reduzieren.
Schließlich rentiere sich eine Drückjagd ja auch nicht mehr - und Einzeljagd ist ja mittlerweile verpönt.
Das hat der Jagdvorsteher aber leider abgelehnt, man hätte ja schließlich einen Vertrag, meinte er...
Ausserdem habe die Jagdgenossenschaft ja auch Unkosten - man müsse mal die Wege wieder in Angriff nehmen, ausserdem wolle man einen neuen Brennholzfertiger beschaffen
- der alte schaffe die anfallenden Mengen nicht mehr - man müsse ja auch von was leben...
Wo wir grad dabei wären, meinte der Herr Jagdvorsteher, beim Selmerbauern im kleinen Talholz wäre ein verbissenes Ahornbäumchen gefunden worden.
Ich solle doch mal vorbeikommen und das wie üblich "unkompliziert" regeln - man würde sich ja diesbezüglich auf mich verlassen können.
Wahrscheinlich würde mir der Selmerbauer auch nicht den Ertragsausfall eines 120 Jahre alten Furnierbaumes in Rechnung stellen, sondern vermutlich nur den Brennholzwert eines 80 jährigen Baumes.
Irgendwas müsse er ja verlangen, meinte der Jagdvorsteher, man müsse ja schließlich auch leben....
Das verstünde ich sicher...
Da lachte er, der Herr Jagdvorstand...
Man sehe sich ja zum Jagdessen.
Ach ja, sagte er noch, wir müssen noch einen Termin fürs jährlich Kaffekränzchen für die Damen des Dorfes ausmachen - und ob man wieder mit einer kleinen Spende für den Sportverein rechnen dürfe...
...dann ging er, der Herr Jagdvorstand.
Naja, ich will mal nicht so sein denke ich mir - man hat ja schließlich gesellschaftliche Pflichten.
Vielleicht lässt ja der Wirt etwas im Preis nach fürs Jagdessen - aber seit ich ihm kein Wild mehr liefern darf - wegen der EU - Regelung, muss ich natürlich auch den vollen Preis zahlen.
Er hätte ja auch nichts zu verschenken, meinte der Wirt...
Naja, hoffentlich lassen mich heuer die Sauen in Ruhe.
Seit diese neuen Kulturen mit der neuen Maissorte - extra für Biogas und Kraftstoff gezüchtet angebaut werden, steigen die Schäden noch mehr.
Das dumme an der Sorte ist, das die Sauen fast nichts anderes mehr fressen...scheint ihnen zu schmecken.
Letztes Jahr musste ich einen Kredit aufnehmen um die Schäden auszugleichen.
Auf eine Beteiligung der Jagdgenossenschaft wollte man nicht eingehen.
Es sei ja schließlich meine gesellschaftliche Pflicht - Schäden des Wildes zu bezahlen - schließlich sei ich ja auch Schuld an den hohen Schwarzwildbeständen.
Das hab ich natürlich eingesehen...
Leider kann ich das Schwarzwild nicht mal mehr zum Wildhändler bringen.
Vor ein paar Jahren hatte man überall Hormonpräperate ausgelegt.
Man wollte so die Vermehrung eindämmen - hat leider nicht geklappt.
Dafür gilt jetzt aber das Fleisch als belastet und darf nicht mehr in Verkehr gebracht werden...Schade, hab früher immer gern Wildsaubraten gegessen...
Wenigstens hat man auf Kreisebene eine Sammelstelle für erlegte Wildschweine eingerichtet.
Dort werden die Kadaver als Biomasse in Strom verwandelt.
Wie man hört macht die Anlage satte gewinne.
Warum wir dann pro Kadaver - man nennt Sauen nicht mehr "WIld" - 67 Euro Entsorgungsgebühren zahlen müssen weis ich nicht genau.
Es hat mal geheissen, man hätte ja auch Unkosten und ausserdem fiele ja die Trichinenschau weg, sagte man....
Das verstehe ich natürlich - wird ja nix billiger....
Unfallwild müssen wir übrigens auch dort abgeben.
Eingraben sei eine Sauerei sagte man uns - ausserdem seuchentechnisch bedenklich, hieß es.
Na was wäre denn dann mit Tieren die so verenden und die keiner findet, die gräbt ja auch keiner ein, fragte ich mal auf der Behörde -
ich musste ein Ordnungsgeld zahlen weil ich einen Unfalldachs nicht innerhalb der vorgeschriebenen 12 Stunden beseitigt hatte -
- das könne man so nicht sehen meinet der Sachbearbeiter.
Es sei halt meine gesellschaftliche Pflicht Unfallwild zu beseitigen, meinte der Sachbearbeiter - schließlich hätte ich ja auch den Spaß am Wild...
Da hat er gelacht, der Herr Sachbearbeiter..
Naja, hat ja irgendwie schon recht, der Herr Sachbearbeiter und er muss es ja wissen.
Natürlich werden Sauen nur noch auf Drückjagden bejagt.
Organisiert werden diese Jagden aber zentral von der Forstverwaltung.
Wenn ich Glück habe bekomme ich heuer einen Platz in meinem Revier zugeteilt.
Aber meinen Gästen gefällt es jedes mal bei mir zu jagen...
Ich hatte mal nachgefragt, ob ich nicht immer in meinem Revier angestellt werden könne.
Das sehe man nicht so gern, sagte man mir, man wolle die Pächter lieber in anderen Revieren haben - man befürchte sonst Jagdsabotage.
Aber man wisse ja, das ich zuverlässig sei und wolle sehen was man für mich tun kann.
Revierübergreifende Jagden seien ja eine gesellschaftliche Verpflichtung.
Lachend hat er mir dann auf die Schulter geklopft der Herr Forstmann, es seien ja nicht alle so Zuverlässig wie ich - es gäbe da noch so einige Kandidaten aus der "alten Zeit" meinte der Forstmann...
Das hat mich schon Stolz gemacht - als so Zuverlässig zu gelten.
Er wolle mir übrigens gerne noch die Fotos des letzten Kolbenhirsches zeigen den er letztens im Staatsforst erlegt hätte.
Die Freude sei sehr groß gewesen....und man müsse ja auch nichts bezahlen - als Forstbediensteter.
Das wird bestimmt schön...ja, die habens noch gut beim Forst...
Da fällt mir ein hoffentlich bekomme ich nicht wieder diese ausgeleierte Doppelbüchse zugeteilt - irgendwie komme ich mit der nicht klar.
Tja, eigene Waffen haben wir nicht mehr - die mussten wir endgültig abgeben.
Das sei unsere Gesellschaftliche Pflicht sagte man und die Gesellschaft wolle einfach keine Schusswaffen mehr in Privathaushalten.
Gut, die Förster durften die Waffen behalten, aber die sind ja auch sozusagen immer im Dienst, das verstehe ich.
Entschädigt hat man uns nicht - es sei nicht die Aufgabe der Gesellschaft die Kosten für fehlgeleitete Liebhabereien zu tragen.
Im Gegenteil - hieß es - die Waffenbesitzer müssten für die Kosten der Entsorgung aufkommen, das wäre ja nicht Aufgabe der Gesellschaft, hieß es.
Ausserdem, so las man in der Verordnung des Ministeriums, sei es die gesellschaftliche Pflicht der Waffenbesitzer diese Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor den Waffen zu dulden.
Naja, stimmt schon - ist ja auch ganz schön gefährlich so eine Waffe.
Obwohl - um meine Repetierer wars schon schade - naja...
Meine Schrotflinten sind ja übrigens als erstes eingezogen worden.
Man hatte der Jägerschaft das Bedürfnis aberkannt.
Durch die neue Jagdzeitenregelung und den reformierten Katalog der jagdbaren Arten - sind sämtliche Niederwildarten - halt so nennt man das nicht mehr...
...jedenfalls sind sämtliche Nichtschalenwildarten aus dem Katalog herausgenommen worden.
Die Bejagung dieser Arten sei gesellschaftlich nicht mehr länger akzeptiert hieß es.
Bejagung der Beutegreifer sei auch überkommener Humbug und müsse aufhören - Studien haben dies belegt, hieß es.
Naja, wenn das so ist und die Gesellschaft das wünscht muss es wohl so sein....
Einzig den Fasan ließ man im Jagdrecht .....allerdings wurde dessen Totalabschuss angeordnet - den könne man aber auch mit der Kugel erledigen - schließlich sei der Fasan eine nicht heimische Art....
Mir tat das schon ziemlich weh - hatte ich doch eigentlich ein recht schönes Fasanenrevier herangehegt...Oha...hegen darf man ja auch nicht mehr sagen.
Aber die Behörden hatten recht, es ging ziemlich schnell den Fasan mit der Kugel wieder völlig auszurotten.
Hätte ich nicht gedacht - aber da sitzen ja auch Fachleute an den richtigen Stellen, das merkt man halt.
Und schließlich war es ja meine gesellschaftliche Verpflichtung bei der ausmerzung von Faunenverfälschern mitzuhelfen -auch wenns schwer fällt.
Aber man muss halt auch mal Opfer bringen..
Naja, schön waren sie schon die Treibjagden früher...aber man muss halt mit der Zeit gehen.
Und wenn die Gesellschaft das wünscht, muss man auch mal Opfer bringen.
Aber wenigstens konnte man die traditionellen Schüsseltreiben erhalten.
Einmal im Herbst trifft man sich im Vereinsheim mit der Dorfjugend und den alten Treibern und macht ein Fest.
Das Schüsseltreiben gefällt ihnen - wenigstens müssen sie jetzt nicht mehr durchs Gebüsch kriechen.
Und beim Jagdgericht könne sie dann auch mal ihren unmut über den Pächter äußern.
Aber ich bin da nicht empfindlich, versteh da schonmal Spaß....
Ist halt ne alte Tradition gewesen - diese zu erhalten ist mir natürlich das Geld wert.
Mir fehlt das jagen trotzdem noch ein bisschen.
Obwohl, wenn ich mal wieder im Feld die Acker auf Schäden kontrolliere, sehe ich eh keine Hasen und Rebhühner mehr.
Sind wohl ausgestorben.
Naja, sie standen ja auch auf der Roten Liste, die Jäger hätten sie dahingebracht sagen die Naturschützer.
Die Jagdlobby hätte viel zulange das Bejagungsverbot blockiert, sagen sie.
Nun sei es halt zu spät und diese Arten verloren.
Schuld seien definitiv die Jäger - sie hätten die Bestände zusammengeschossen - sagen die Naturschützer.
Vermutlich haben sie recht - Studien beweisen das ja - mir wars halt nie so bewusst...naja....
Gottseidank, laufen ein paar Wiederansiedlungsprojekte des Umweltministeriums - leider bisher kaum mit erfolg.
Es sei halt schwierig - sagen die Naturschützer.
Man müsse noch mehr Grundlagenforschung betreiben.
Das koste natürlich Zeit und Geld.
Gottseidank ist Geld vorhanden.
Die Mittel kommen aus der Jagdsteuer - schließlich sind die Jäger auch am Untergang von Hase und Rebhuhn schuld.
Ich finde es ja auch richtig, das wir Jäger so wenigstens etwas wieder gutmachen können.
Trotzdem überlege ich schon manchmal, warum ich mir das mit der Jagd überhaupt noch antue.
Ob ich das Revier nochmal pachte weiß ich auch noch nicht...
Im großen und ganzen sei man schon mit mir zufrieden, sagen die Jagdgenossen - ich müsse halt noch etwas intensiver gegen Reh und Sau vorgehen.
Man sei auch gerne bereit mich bei meinen Bemühungen zu Unterstützen.
Man kenne noch ein paar Revierlose Jäger - die würde man mir schicken.
Für eine gscheide Brotzeit würden die bestimmt noch ein paar Stücke erwischen können.
Naja, mal überlegen...
Ach Gott, da fällt mir ein, ich muss ja noch die Pacht überweisen - da verstehen die Herren Jagdgenossen keinen Spaß, wenn nicht pünktlich gezahlt wird.
Naja, verständlich, die haben ja auch Verpflichtungen....
Aber irgendwie wars früher schöner mit der Jagd.
Naja die Zeiten ändern sich halt und schließlich habe ich als Jäger der Gesellschaft gegenüber auch eine gewisse Verantwortung.
Das wäre ja auch nicht fair, gegenüber der Gesellschaft, einfach hinzuschmeissen, so wie viele andere meiner Bekannten.
Nein, einfach aufgeben ?
Nach allem was die Gesellschaft für uns Jäger getan hat ?
Das geht doch wirklich nicht...
Obwohl....???
Wir schreiben das Jahr 2025...
Die Gesellschaft hat sich verändert und wir Jäger als Teil davon sind dem natürlich gefolgt.
Ich hatte vor 6 Jahren ein Revier gepachtet - die Pacht lag bei "ortsüblichen" 8,- Euro / ha - weiter wollte die Jagdgenossenschaft nicht runtergehen,
naja und wollte halt mein eigenes Revier.... :roll:
Zunächst ging ich daran mich um die überhöhten Schalenwildbestände zu kümmern - was ja meine gesellschaftliche Pflicht ist !
Innerhalb von drei Jahren habe ich es geschafft durch moderne Jagdmethoden den Wildbestand anzupassen - meinen Gästen hat das sehr gefallen, ich selber hab in der Zeit auch vier fünf Rehe erlegt.
Dumm war nur das ich die Menge an Wildpret für 43 Cent / Kilo an einen Wildprethändler abgeben musste.
Leider darf man dieser Tage nicht mehr wie früher selbst vermarkten, auch selber essen ist verboten - die Eu sagt man müsse die Verbraucher schützen.
Gottseidank hat mir der Wildhändler angeboten - Teile meiner Rehe - nun lebensmitteltechnisch geprüft für 38 Euro / kg - zu überlassen, so kann ich wenigsten zweimal im Jahr Wild essen....
Naja, ist ja ein Vorzugspreis - der Wildhändler muss ja auch sehen wo er bleibt - hats auch nicht leicht der Gute - Fleischessen ist heutzutage ja gesellschaftlich sehr kritisch zu sehen und deshalb stark reglementiert.
Ja, der EU - Zentralrat weiß was gut für die Bürger ist - deshalb ist er ja auch sehr besorgt....
Wenigstens ist der Waldzustand jetzt so wie er sein soll - das sieht man ja an den Weisergattern - jetzt sieht der Wald überall so aus - gottseidank !
Die Jagdgenossen freuen sich auch...
Gut, wir hatten auch schon kleinere Differenzen - ich hatte mal darauf hingewiesen, das in Gattern ja nur zu sehen ist wie Wald ohne Wild aussieht.
Das hat man aber nicht gelten lassen, das könne man nicht so sehen - sagte man mir.
Das habe ich natürlich eingesehen - der Waldbesitzer muss natürlich auch wirtschaftlich denken....
Muss ich ja auch - sagte ich und bat darum den Pachtpreis zu reduzieren.
Schließlich rentiere sich eine Drückjagd ja auch nicht mehr - und Einzeljagd ist ja mittlerweile verpönt.
Das hat der Jagdvorsteher aber leider abgelehnt, man hätte ja schließlich einen Vertrag, meinte er...
Ausserdem habe die Jagdgenossenschaft ja auch Unkosten - man müsse mal die Wege wieder in Angriff nehmen, ausserdem wolle man einen neuen Brennholzfertiger beschaffen
- der alte schaffe die anfallenden Mengen nicht mehr - man müsse ja auch von was leben...
Wo wir grad dabei wären, meinte der Herr Jagdvorsteher, beim Selmerbauern im kleinen Talholz wäre ein verbissenes Ahornbäumchen gefunden worden.
Ich solle doch mal vorbeikommen und das wie üblich "unkompliziert" regeln - man würde sich ja diesbezüglich auf mich verlassen können.
Wahrscheinlich würde mir der Selmerbauer auch nicht den Ertragsausfall eines 120 Jahre alten Furnierbaumes in Rechnung stellen, sondern vermutlich nur den Brennholzwert eines 80 jährigen Baumes.
Irgendwas müsse er ja verlangen, meinte der Jagdvorsteher, man müsse ja schließlich auch leben....
Das verstünde ich sicher...
Da lachte er, der Herr Jagdvorstand...
Man sehe sich ja zum Jagdessen.
Ach ja, sagte er noch, wir müssen noch einen Termin fürs jährlich Kaffekränzchen für die Damen des Dorfes ausmachen - und ob man wieder mit einer kleinen Spende für den Sportverein rechnen dürfe...
...dann ging er, der Herr Jagdvorstand.
Naja, ich will mal nicht so sein denke ich mir - man hat ja schließlich gesellschaftliche Pflichten.
Vielleicht lässt ja der Wirt etwas im Preis nach fürs Jagdessen - aber seit ich ihm kein Wild mehr liefern darf - wegen der EU - Regelung, muss ich natürlich auch den vollen Preis zahlen.
Er hätte ja auch nichts zu verschenken, meinte der Wirt...
Naja, hoffentlich lassen mich heuer die Sauen in Ruhe.
Seit diese neuen Kulturen mit der neuen Maissorte - extra für Biogas und Kraftstoff gezüchtet angebaut werden, steigen die Schäden noch mehr.
Das dumme an der Sorte ist, das die Sauen fast nichts anderes mehr fressen...scheint ihnen zu schmecken.
Letztes Jahr musste ich einen Kredit aufnehmen um die Schäden auszugleichen.
Auf eine Beteiligung der Jagdgenossenschaft wollte man nicht eingehen.
Es sei ja schließlich meine gesellschaftliche Pflicht - Schäden des Wildes zu bezahlen - schließlich sei ich ja auch Schuld an den hohen Schwarzwildbeständen.
Das hab ich natürlich eingesehen...
Leider kann ich das Schwarzwild nicht mal mehr zum Wildhändler bringen.
Vor ein paar Jahren hatte man überall Hormonpräperate ausgelegt.
Man wollte so die Vermehrung eindämmen - hat leider nicht geklappt.
Dafür gilt jetzt aber das Fleisch als belastet und darf nicht mehr in Verkehr gebracht werden...Schade, hab früher immer gern Wildsaubraten gegessen...
Wenigstens hat man auf Kreisebene eine Sammelstelle für erlegte Wildschweine eingerichtet.
Dort werden die Kadaver als Biomasse in Strom verwandelt.
Wie man hört macht die Anlage satte gewinne.
Warum wir dann pro Kadaver - man nennt Sauen nicht mehr "WIld" - 67 Euro Entsorgungsgebühren zahlen müssen weis ich nicht genau.
Es hat mal geheissen, man hätte ja auch Unkosten und ausserdem fiele ja die Trichinenschau weg, sagte man....
Das verstehe ich natürlich - wird ja nix billiger....
Unfallwild müssen wir übrigens auch dort abgeben.
Eingraben sei eine Sauerei sagte man uns - ausserdem seuchentechnisch bedenklich, hieß es.
Na was wäre denn dann mit Tieren die so verenden und die keiner findet, die gräbt ja auch keiner ein, fragte ich mal auf der Behörde -
ich musste ein Ordnungsgeld zahlen weil ich einen Unfalldachs nicht innerhalb der vorgeschriebenen 12 Stunden beseitigt hatte -
- das könne man so nicht sehen meinet der Sachbearbeiter.
Es sei halt meine gesellschaftliche Pflicht Unfallwild zu beseitigen, meinte der Sachbearbeiter - schließlich hätte ich ja auch den Spaß am Wild...
Da hat er gelacht, der Herr Sachbearbeiter..
Naja, hat ja irgendwie schon recht, der Herr Sachbearbeiter und er muss es ja wissen.
Natürlich werden Sauen nur noch auf Drückjagden bejagt.
Organisiert werden diese Jagden aber zentral von der Forstverwaltung.
Wenn ich Glück habe bekomme ich heuer einen Platz in meinem Revier zugeteilt.
Aber meinen Gästen gefällt es jedes mal bei mir zu jagen...
Ich hatte mal nachgefragt, ob ich nicht immer in meinem Revier angestellt werden könne.
Das sehe man nicht so gern, sagte man mir, man wolle die Pächter lieber in anderen Revieren haben - man befürchte sonst Jagdsabotage.
Aber man wisse ja, das ich zuverlässig sei und wolle sehen was man für mich tun kann.
Revierübergreifende Jagden seien ja eine gesellschaftliche Verpflichtung.
Lachend hat er mir dann auf die Schulter geklopft der Herr Forstmann, es seien ja nicht alle so Zuverlässig wie ich - es gäbe da noch so einige Kandidaten aus der "alten Zeit" meinte der Forstmann...
Das hat mich schon Stolz gemacht - als so Zuverlässig zu gelten.
Er wolle mir übrigens gerne noch die Fotos des letzten Kolbenhirsches zeigen den er letztens im Staatsforst erlegt hätte.
Die Freude sei sehr groß gewesen....und man müsse ja auch nichts bezahlen - als Forstbediensteter.
Das wird bestimmt schön...ja, die habens noch gut beim Forst...
Da fällt mir ein hoffentlich bekomme ich nicht wieder diese ausgeleierte Doppelbüchse zugeteilt - irgendwie komme ich mit der nicht klar.
Tja, eigene Waffen haben wir nicht mehr - die mussten wir endgültig abgeben.
Das sei unsere Gesellschaftliche Pflicht sagte man und die Gesellschaft wolle einfach keine Schusswaffen mehr in Privathaushalten.
Gut, die Förster durften die Waffen behalten, aber die sind ja auch sozusagen immer im Dienst, das verstehe ich.
Entschädigt hat man uns nicht - es sei nicht die Aufgabe der Gesellschaft die Kosten für fehlgeleitete Liebhabereien zu tragen.
Im Gegenteil - hieß es - die Waffenbesitzer müssten für die Kosten der Entsorgung aufkommen, das wäre ja nicht Aufgabe der Gesellschaft, hieß es.
Ausserdem, so las man in der Verordnung des Ministeriums, sei es die gesellschaftliche Pflicht der Waffenbesitzer diese Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor den Waffen zu dulden.
Naja, stimmt schon - ist ja auch ganz schön gefährlich so eine Waffe.
Obwohl - um meine Repetierer wars schon schade - naja...
Meine Schrotflinten sind ja übrigens als erstes eingezogen worden.
Man hatte der Jägerschaft das Bedürfnis aberkannt.
Durch die neue Jagdzeitenregelung und den reformierten Katalog der jagdbaren Arten - sind sämtliche Niederwildarten - halt so nennt man das nicht mehr...
...jedenfalls sind sämtliche Nichtschalenwildarten aus dem Katalog herausgenommen worden.
Die Bejagung dieser Arten sei gesellschaftlich nicht mehr länger akzeptiert hieß es.
Bejagung der Beutegreifer sei auch überkommener Humbug und müsse aufhören - Studien haben dies belegt, hieß es.
Naja, wenn das so ist und die Gesellschaft das wünscht muss es wohl so sein....
Einzig den Fasan ließ man im Jagdrecht .....allerdings wurde dessen Totalabschuss angeordnet - den könne man aber auch mit der Kugel erledigen - schließlich sei der Fasan eine nicht heimische Art....
Mir tat das schon ziemlich weh - hatte ich doch eigentlich ein recht schönes Fasanenrevier herangehegt...Oha...hegen darf man ja auch nicht mehr sagen.
Aber die Behörden hatten recht, es ging ziemlich schnell den Fasan mit der Kugel wieder völlig auszurotten.
Hätte ich nicht gedacht - aber da sitzen ja auch Fachleute an den richtigen Stellen, das merkt man halt.
Und schließlich war es ja meine gesellschaftliche Verpflichtung bei der ausmerzung von Faunenverfälschern mitzuhelfen -auch wenns schwer fällt.
Aber man muss halt auch mal Opfer bringen..
Naja, schön waren sie schon die Treibjagden früher...aber man muss halt mit der Zeit gehen.
Und wenn die Gesellschaft das wünscht, muss man auch mal Opfer bringen.
Aber wenigstens konnte man die traditionellen Schüsseltreiben erhalten.
Einmal im Herbst trifft man sich im Vereinsheim mit der Dorfjugend und den alten Treibern und macht ein Fest.
Das Schüsseltreiben gefällt ihnen - wenigstens müssen sie jetzt nicht mehr durchs Gebüsch kriechen.
Und beim Jagdgericht könne sie dann auch mal ihren unmut über den Pächter äußern.
Aber ich bin da nicht empfindlich, versteh da schonmal Spaß....
Ist halt ne alte Tradition gewesen - diese zu erhalten ist mir natürlich das Geld wert.
Mir fehlt das jagen trotzdem noch ein bisschen.
Obwohl, wenn ich mal wieder im Feld die Acker auf Schäden kontrolliere, sehe ich eh keine Hasen und Rebhühner mehr.
Sind wohl ausgestorben.
Naja, sie standen ja auch auf der Roten Liste, die Jäger hätten sie dahingebracht sagen die Naturschützer.
Die Jagdlobby hätte viel zulange das Bejagungsverbot blockiert, sagen sie.
Nun sei es halt zu spät und diese Arten verloren.
Schuld seien definitiv die Jäger - sie hätten die Bestände zusammengeschossen - sagen die Naturschützer.
Vermutlich haben sie recht - Studien beweisen das ja - mir wars halt nie so bewusst...naja....
Gottseidank, laufen ein paar Wiederansiedlungsprojekte des Umweltministeriums - leider bisher kaum mit erfolg.
Es sei halt schwierig - sagen die Naturschützer.
Man müsse noch mehr Grundlagenforschung betreiben.
Das koste natürlich Zeit und Geld.
Gottseidank ist Geld vorhanden.
Die Mittel kommen aus der Jagdsteuer - schließlich sind die Jäger auch am Untergang von Hase und Rebhuhn schuld.
Ich finde es ja auch richtig, das wir Jäger so wenigstens etwas wieder gutmachen können.
Trotzdem überlege ich schon manchmal, warum ich mir das mit der Jagd überhaupt noch antue.
Ob ich das Revier nochmal pachte weiß ich auch noch nicht...
Im großen und ganzen sei man schon mit mir zufrieden, sagen die Jagdgenossen - ich müsse halt noch etwas intensiver gegen Reh und Sau vorgehen.
Man sei auch gerne bereit mich bei meinen Bemühungen zu Unterstützen.
Man kenne noch ein paar Revierlose Jäger - die würde man mir schicken.
Für eine gscheide Brotzeit würden die bestimmt noch ein paar Stücke erwischen können.
Naja, mal überlegen...
Ach Gott, da fällt mir ein, ich muss ja noch die Pacht überweisen - da verstehen die Herren Jagdgenossen keinen Spaß, wenn nicht pünktlich gezahlt wird.
Naja, verständlich, die haben ja auch Verpflichtungen....
Aber irgendwie wars früher schöner mit der Jagd.
Naja die Zeiten ändern sich halt und schließlich habe ich als Jäger der Gesellschaft gegenüber auch eine gewisse Verantwortung.
Das wäre ja auch nicht fair, gegenüber der Gesellschaft, einfach hinzuschmeissen, so wie viele andere meiner Bekannten.
Nein, einfach aufgeben ?
Nach allem was die Gesellschaft für uns Jäger getan hat ?
Das geht doch wirklich nicht...
Obwohl....???