Die Krux mit den Bushings fürs Halskalibrieren

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'n Abend,

Ich bin zwar noch nicht Wiederlader, aber beschäftige mich seit längerem relativ intensiv mit der ganzen Geschichte.
Dabei ist einiges klar geworden, vieles ist aber noch im Graubereich.

Dazu zählt die Sache mit den Bushings für Halskalibriermatritzen.
Ich verstehe einfach nicht, wie man das für sich richtige Bushing findet resp. wieso dies unter Umständen für Wiederlader A ein anders sein sollte als für Wiederlader B (oder ist das am Ende gar nicht so?).
Die Suchfunktion konnte mir nicht helfen... :?

Die Anleitung von Henke, die hier folgt, verstehe ich grundsätzlich schon:
"Aufgabe des Bushings ist es, den Hülsenhals soweit herunterzukalibrieren, dass ein neues Geschoss gesetzt werden kann. Deshalb muss eine geladene Patrone vor dem Abfeuern gemessen werden. Dieser Wert wird in Zoll umgerechnet. Anschließend werden 2/1000 Zoll abgezogen, weil der Hülsenhals ca. 1/1000 Zoll zurückfedert und 1/1000 Zoll "Grip" erforderlich sind, um das Geschoss festzuhalten. Dann hat man das richtige Bushingmaß in Zoll. Der Halsdurchmesser der abgeschossenen Hülse ist für die Bestimmung des Bushingmaßes völlig
uninteressant."


Aber es stellen sich für mich folgende Fragen:

- Was für eine Patrone soll man denn überhaupt als "Messvorlage" nehmen?
Wenn es eine von einem x-beliebigen Hersteller sein kann, dann frage ich mich, wieso man überhaupt ein für sich passendes Bushing wählen muss, da Fabrikmun ja nach gewissen Vorgaben gefertige wird und man daher sagen könnte, das im Rahmen von gewissen Toleranzen immer dasselbe Bushing für Patrone/Laborierung X passt.
Die Hersteller schreiben jedoch nicht: "Patrone X: Bushing X1".

Und da auch Fabrikmun gewissen Toleranzen unterliegt, so kann das ja nicht die richtige Antwort sein... :?:

- Wieso misst man nicht eine aus der eigenen Waffe abgeschossene Hülse? Diese wurde ja gewissermassen feuergeformt und dürfte eher passen. Klar, dass der Hals etwas zurückgefedert ist, aber diese Werte kennt man ja in etwa und könnte dann das passende Bushing finden, oder?
Wobei dies bei genauem Nachdenken eigentlich wenig zur Sache tut - der Hals muss ja das Geschoss halten können.Also diese Passage kann man wohl vergessen :oops:

Irgendwie habe ich das Gefühl, was verpasst zu haben :oops:

Wer kann mich erleuchten?

Danke! :D
 
G

Gelöschtes Mitglied 6300

Guest
Als Messvorlage nimmt man die Hülse, die man laden möchte, kallibriert sie (voll) und setzt das Geschoss, das man laden möchte. Jetzt kommt die Meß- und Rechenprozedur, die Du schon beschrieben hast und es kann losgehen. Da die Hülsen unterschiedlicher Hersteller unterschiedliche Wandstärken haben können, kann man sich mit Halskalibrieren den für seine Geschosse optimalen Hülsengrip selbst einstellen.

Den Hals einer abgeschossenen Hülse zu messen ließe keinen Rückschluß mehr auf das exakte Geschoßkaliber und die Wandstärke des Hülsenhalses zu, daher macht es keinen Sinn.

Ich hatte übrigens auch zunächst nur Zylinderpatronen geladen und dann viel später eine Weile gebraucht, bis mir die Thematik bei Flaschenhalshülsen klar wurde.

Gruß
SJ

Edit sagt: Guguru war schneller
 
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Um die Erklärung zu ergänzen,die leere,fertig kalibrierte Hülse sollte bei Matchmuni am Hals 2-3/100 mm kleiner sein,als die geladene Patrone. Bei Jagdmunition kalibriere ich gerne 5-7/100mm kleiner,für besseren Grip.
Das letzte 100stl mm ist nicht so wichtig,wie die Gleichmäßigkeit.
Bei Wilson(Redding) werden die Grössen in Zoll angegeben,wobei man immer die nächstkleinere als die am Hals gemessene nimmt,da die Hülsenhälse etwas zurückfedern.
Da Du mit dem Wiederladen beginnst,ein Rat von mir: Kaufe immer bestes Material,denn Du entwickelst Dich weiter und wirst mit Standartware bald nicht mehr zufrieden sein!Dann kaufst Du doppelt!!
 
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Schwarzer Jäger schrieb:
Als Messvorlage nimmt man die Hülse, die man laden möchte, kallibriert sie (voll) und setzt das Geschoss, das man laden möchte. Jetzt kommt die Meß- und Rechenprozedur, die Du schon beschrieben hast und es kann losgehen.

Aha, das leuchtet sogar mir ein.... :wink:

Kann man also sagen, dass bedingt durch die unterschiedliche Materialstärke der Hülsenhalswände bei gegebenem Geschossdurchmesser die Grösse des Bushings variiert?

In dem Fall sollte man sich gleich mehrere, nahe beinander liegende Bushing-Grössen bestellen und dann probieren, mit welchem der Grip am besten stimmt, ja?

Danke allen Postern! :D
 
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Den Albrecht habe ich vor 5 Minuten wieder weggelegt... :lol:
Wenn man weiss (und das tue ich eben erst jetzt), was alle mit "man misst eine fertige Patrone" o. ä. meinen, dann ist alles klar!

Danke für die restlichen Artikel, bin grad dran.

Der von Redding leuchtet ein; interessant, dass sie aber nur 1/1000" weniger für die Bushing-Grösse empfehlen.
Henke sagt 2/1000 und im Buch von Roland Zeitler ist gar von 3/1000 die Rede... :oops:
 
G

Gelöschtes Mitglied 4508

Guest
Dahu schrieb:
1.) Kann man also sagen, dass bedingt durch die unterschiedliche Materialstärke der Hülsenhalswände bei gegebenem Geschossdurchmesser die Grösse des Bushings variiert?

2.)In dem Fall sollte man sich gleich mehrere, nahe beinander liegende Bushing-Grössen bestellen und dann probieren, mit welchem der Grip am besten stimmt, ja?

Danke allen Postern! :D

ad 1.) Ganz klar, JA!

ad 2.) Mehere Bushings sind auf jeden Fall von Vorteil, da man ja nicht immer nur eine Hülsenlos hat.

Für's allgemeine Verständnis:
Die Bushingmatritzen sind eigentlich von/für Benchrester entwickelt worden. Diese drehen die Hülsenhälse ab. D.h. sie bringen die Wandstärken der Hülsenhälse auf ein einheitliches Mass. Sie nivelieren also Produktionsvarianzen.
Damit erreicht man auch ohne Einsatz eines Innenaufweiters und Einsatz des passenden Bushings einen gleichmässigen Geschossgrip. - Soweit die Benchrest-Theorie.

Für den "normalen" sportlichen und jagdlichen Wiederlader, der seine Hülsenhälse nicht abdreht, bringen die Matritzen aber auch Vorteile. Normale Matritzen kalibriene die Hülsenhälse gnadenlos herunter, so dass auch der dünnste Hals das dünnste Geschoss hält. Dabei wird das Messing extrem bewegt und schnell hart (work-hardened).
Durch die Auswahl des richtigen Bushings kann man dies zumindest wirksam reduzieren. Bei nicht abgedrehten Hülsenhälsen nimmt man im Zweifel eine Nummer kleiner - das ist immer noch besser als eine Standardmatritze.

Zudem sind die Varianzen in den Wandstärken bei qualitativ guten Hülsen zu 90% zu vernachlässigen. Das merkt man sehr gut, wenn man - trotz Bushingeinsatz - mal den Innenaufweiter einsetzt. Beim Ausfahren desselben merkt man ja wieviel Widerstand da ist.

Ausserdem wir m.E. der Einfluss des Auziehwiderstandes auf die Präzison masslos übertrieben (könnte sein, dass ich gleich gesteinigt werde ...). Der Ausziehwiderstand ist im Vergleich zum Einpresswiderstand des Geschosses in die Züge und Felder einfach zu gering.
 
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Auch wenn's thematisch etwas abdriftet:

Ist in dem Fall das case preparing mit Hülsenhalsabdrehen etc. noch das letzte Quäntchen in Sachen Präzision und - trotz aller Argumente für jagdlich auch hochpräzise Mun - etwas zu viel des Guten?
für Nicht-Benchrester?
Weil die ganze Doughnut-Geschichte (http://www.6mmbr.com/jgcaseprep.html) und was die Konsequenzen sind (Druck) und wie man sie los wird und was man dazu braucht hat mich schon etwas schwindelig werden lassen... :shock:

Und wegen dem Ausziehwiderstand: Welchen Einfluss hat der auf den Druck? Weil wenn ich was deutlich gelernt habe, dann dass so ziemlich alles einen Einfluss auf den Gasdruck haben kann. Das kann toll sein oder auch weniger. Kann der deshalb nicht zu hoch werden?
 
G

Gelöschtes Mitglied 4508

Guest
Dahu schrieb:
Auch wenn's thematisch etwas abdriftet:

Ist in dem Fall das case preparing mit Hülsenhalsabdrehen etc. noch das letzte Quäntchen in Sachen Präzision und - trotz aller Argumente für jagdlich auch hochpräzise Mun - etwas zu viel des Guten?
für Nicht-Benchrester?
Weil die ganze Doughnut-Geschichte (http://www.6mmbr.com/jgcaseprep.html) und was die Konsequenzen sind (Druck) und wie man sie los wird und was man dazu braucht hat mich schon etwas schwindelig werden lassen... :shock:

Und wegen dem Ausziehwiderstand: Welchen Einfluss hat der auf den Druck? Weil wenn ich was deutlich gelernt habe, dann dass so ziemlich alles einen Einfluss auf den Gasdruck haben kann. Das kann toll sein oder auch weniger. Kann der deshalb nicht zu hoch werden?

Der Dreaded Doghnut ist wieder was ganz anderes; hat mit dem HH-Abdrehen nichts zu tun. Benutz mal die Suche. Da wirst Du massig Stoff finden.

Wegen des Ausziehwiderstandes wird kein Druck zu hoch; es sei denn, die Hülsen sind nicht getrimmt, damit zu lang und am Übergang Lager-Lauf werden HH-Rand und Geschoss zusammengepresst.
 
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Was bisher noch nicht erwähnt wurde:
nicht nur die Wandstärken der einzelnen Hülsenlose sind unterschiedlich -
auch die Patronenlager weisen gewisse Toleranzen auf....
manche Selbstladewaffen haben extrem weite Patronenlager -
die Hülsen passen dann nur in eine waffe mit engem MATCH-Lager,
nachdem sie duch eine "Smal-base"- Matrize gejagt wurden....
P. :D
 
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Lone Rider schrieb:
Der Dreaded Doghnut ist wieder was ganz anderes; hat mit dem HH-Abdrehen nichts zu tun.

Hmm, im erwähnten Artikel spricht er aber beim Thema Abdrehen davon, wie man den verhindert...!? Vielleicht verstehe ich aber den Zusammenhang falsch.
Werde bei Gelegenheit mal die Sufu beüben.

Ja, das mit den unterschiedlichen Patronenlagern ist mir bekannt. Aber danke dennoch für den Hinweis.
 
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Dahu schrieb:
…Weil die ganze Doughnut-Geschichte (http://www.6mmbr.com/jgcaseprep.html) und was die Konsequenzen sind (Druck) und wie man sie los wird und was man dazu braucht hat mich schon etwas schwindelig werden lassen...

…Hmm, im erwähnten Artikel spricht er aber beim Thema Abdrehen davon, wie man den verhindert...!? Vielleicht verstehe ich aber den Zusammenhang falsch. …
Die Sache ist ganz einfach – durch mehrmaliges verfeuern der Hülse fließt Hülsenmaterial vom Schulterbereich
in den Übergang zum Hülsenhals und verursacht – bei verschiedenen Kalibern in unterschiedlichem Maß - dort
eine Zunahme der Materialstärke, einen Wulst - den sog. "Doghnut“.

Das kann dazu führen dass die Ladefähigkeit der Patrone beeinträchtigt, und das Geschoß dort massiv
geklemmt wird, was einen massiven Anstieg des Auszugwiderstandes und somit des Gasdruckes zur
Folge haben muss.

Was Jacob Gottfredson in dem von Dir verlinkten Artikel macht indem er die Schneide seines "Neck Turner“
1/32 Zoll (0,8 mm) tief in den Übergang von Hals zu Schulter der Neuhülsen hineinschneiden lässt ist im
Voraus Platz für diesen Materialfluss zu schaffen, um die Bildung des "Doghnut“ zu verhindern oder sie
wenigstens hinauszuzögern.

Dahu schrieb:
… Und wegen dem Ausziehwiderstand: Welchen Einfluss hat der auf den Druck? Weil wenn ich was deutlich gelernt habe, dann dass so ziemlich alles einen Einfluss auf den Gasdruck haben kann. Das kann toll sein oder auch weniger. Kann der deshalb nicht zu hoch werden?...
Um den normalen Auszugwiderstand - also ohne mechanisches Klemmen durch "Doghnut“ oder nicht
getrimmte Hülsen – brauchst Du Dir im Zusammenhang mit dem Gasdruck keine Gedanken zu
machen, sehr wohl aber im Zusammenhang mit der Präzision.

WH H
 
A

anonym

Guest
Hirschberg schrieb:
[
Was Jacob Gottfredson in dem von Dir verlinkten Artikel macht indem er die Schneide seines "Neck Turner“
1/32 Zoll (0,8 mm) tief in den Übergang von Hals zu Schulter der Neuhülsen hineinschneiden lässt ist im
Voraus Platz für diesen Materialfluss zu schaffen, um die Bildung des "Doghnut“ zu verhindern

Der Typ hier predigt genau das Gegenteil: Deutlich vor dem Beginn der Schulter aufhören (s. 6:10min)
http://www.youtube.com/watch?v=JASKPjKE ... re=related
 

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