Wildkaninchen

steve

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Ach super, vielen Dank Wautzebautz. Sehr interessant. "Teilweise[n] Sterilität"...wär gar nicht so verkehrt. :biggrin:
 
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Vielleicht hast Du ja auch einfach Glück und einen wenig lethalen Myxomatose-Stamm im Revier :

"Die in Frankreich am weitesten verbreiteten Stämme namens IIIA und IIIB führen in der freien Wildbahn zu einer Sterblichkeit von 50-70%. Die Stämme I und II führen zu einer höheren Sterblichkeit, die Stämme IV und V dagegen zu weniger als 50%."

Wenn man nun bei den Veterinärämtern bei toten Kaninchen den Myxomatose-Stamm feststellen könnte, dann wäre es ja theoretisch denkbar, die Ausbreitung der Stämme IV und V zu fördern. Ein Myxomatose-Ausbruch mit weniger als 50% Sterblichkeit würde zu vielen immunisierten Tieren führen und so die Population stabilisieren.
 

steve

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In jedem Fall führt die Myxomatose bei mir zu einer deutlich unter den 50% liegenden Sterblichkeitsrate. Schätzungen sind ja immer schwer, aber mehr als 25% des Gesamtbesatzes werden es sicher nicht sein. Allerdings muss man auch sagen, dass die Myxomatose in meinem und den angrenzenden Revieren jedes Jahr auftritt. Wie es nach ein oder zwei Jahren Pause aussehen würde ist wieder eine andere Frage.
 
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Dann wäre es doch mal hochinteressant, wenn Du ein offensichtlich an Myxomatose verendetes Kaninchen (bzw. ein erlegtes mit eindeutigen Symptomen) an das Veterinäramt schickst mit der Bitte, den Myxomatosestamm zu bestimmen.
 
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Habe gerade das sehr interessante kleine Buch von Francis Sell "Small Game Hunting" gelesen (ist natürlich schon recht veraltet, was die Waffentechnik betrifft). Da gibt es auch ein Kapitel über Cottontails. Und hier wiederum steht, dass man Cottontails vor allem auf Farmen finden wird, die Alfalfa, also Luzerne anbauen.

Hat jemand schon einmal festgestellt, dass Kaninchen besonders auf Luzerne stehen ?
 
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Hallo zusammen,
Wenn ich die Entwicklung der Kaninchenbestände in einigen Revieren, in denen ich zur Jagd gehe betrachte dann kann ich folgendes für die letzten 10-20 Jahre beobachten:

Das Angebot an Nahrung ist nicht entscheidend solange ganzjährig Grün zur Verfügung steht

Es gibt Stellen an denen kommen stabil über etliche Jahre immer Kaninchen vor.
Zwar mit jährlichen Schwankungen aber Myxomatose/ RHD schafft es in diesen idealen Kaninchenhabitaten nie den Bestand ganz auszulöschen.

Dazu bedarf es eines Walles mit sehr guter Drainage damit die Bauten nie überschwemmt werden und die Jungen bei Starkregen ertrinken - sowie sorgen diese "furztrockenen" Baubedingungen für anscheinend weniger Durchfallerkrankungen und damit gesündere Kanin, die auch mal eine Viruserkrankung überstehen.

Die guten Kaninchenburgen sind nur mit Sträuchern und Brombeeren oder in den letzten Jahren auf den Stock gesetzter Hecke bewachsen und bieten ausreichend Schutz vor Uhu, Bussard und co.

Zudem steht an diesen Top Kaninchenhabitaten eigentlich immer eine Falle für Iltis, Hermelin und Raubzeug.

Da wo im Dezember/Januar noch gut Kaninchen vorkommen werden diese bejagt, um die Sippe auszudünnen und somit den Krankheitsdruck und den Stress durch Rivalität zu reduzieren.

Diese optimalen Bedingungen findet man eigentlich nur auf Wallanlagen, die nach alter Väter Sitte angelegt wurden. Oft auch um Baugebiete etc.
Unten drunter Bauschutt, am besten schön grob und darauf eine Schicht Sand. So wurde unbewusst an einigen Stellen Top Kaninchen Burgen gebaut.

http://www.legendarydartmoor.co.uk/rabb_warr.htm

In England wurden quasi genau so Kaninchenbaue (warren) angelegt.
3 m breit, 1 m hoch mit Drainage unten drunter dann Steinschicht und dann Sand und rundherum ein Graben als Entwässerung bei Starkregen.

Ich überlege wie ich bei uns im Revier auch noch zwei oder drei Kaninchenburgen anlege. Unten grober Schotter/Schutt und dann Paletten auf den Koch drauf und mit Sand/ Strauchschnitt abdecken.

Es gibt auch ein YouTube Video wo der Amerikaner sagt er hätte durch die Verteilung von vielen Kanin Unterschlüpfen aus Paletten mit Sträuchwerk sein Kanin bestand vervierfacht! Beeindruckend.

Gruß
#Münsterländer
 
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anonym

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... kann ich folgendes für die letzten 10-20 Jahre beobachten:

Das Angebot an Nahrung ist nicht entscheidend solange ganzjährig Grün zur Verfügung steht

Es gibt Stellen an denen kommen stabil über etliche Jahre immer Kaninchen vor.
Zwar mit jährlichen Schwankungen aber Myxomatose/ RHD schafft es in diesen idealen Kaninchenhabitaten nie den Bestand ganz auszulöschen.

Dazu bedarf es eines Walles mit sehr guter Drainage damit die Bauten nie überschwemmt werden und die Jungen bei Starkregen ertrinken - sowie sorgen diese "furztrockenen" Baubedingungen für anscheinend weniger Durchfallerkrankungen und damit gesündere Kanin, die auch mal eine Viruserkrankung überstehen.

Obwohl wir hier in meiner Gegend alle die von Dir genannten Voraussetzungen haben:
- furztrockene Bauten im Lösboden
- grosse Burgen, vielfach durch Hecken vor Prädatoren geschützt
- auch im Winter genug in den Rebzeilen vorhandene Nahrung (gras, Klee, z.T. auch spezielle Untersaat), die ab Herbst auch nicht mehr gemulcht o.ä. wird

sind in fast allen Revieren die Kaninchenbestände vollständig erloschen, durch RHD und Myxomatose. Nur ein Revier ist mir bekannt, in dem die Bestände sogar sehr gut überlebt haben. Die Struktur dort kenne ich nicht, nehme aber an, dass sie sich nicht wesentlch von den anderen Revieren unterscheidet, der Weinbau sieht hier überall gleich aus.

Insofern kann ich Deine Beobachtung nicht bestätigen.

Weinbau ist im Übrigen auch der Grund, weshalb viele Revierpächter (ich gehöre nicht dazu) über das Erlöschen der Kaninchenbestände nicht unglücklich sind, das sie zum Teil heftigen Wildschaden verursachen können.
 
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Ich beschäftige mich nicht so ausgiebig mit Kaninchen. Aber was Münsterländer schreibt , klingt interessant.
Kommt doch das Kaninchen eher aus trockeneren mediteranen Gefilden.

Könnte man den von Münsterländer beschriebenen Haufen nicht zusätzlich mit Wärme speichernden Steinen aufbessern ? Bspw. Schutt aus Schamottsteinen verwenden ? Durch seine Hügelstruktur hat er ja sowieso schnell ein eigenes Mikroklima , ähnlich wie Spargeldämme in der Landwirtschaft , oder wie Ameisenhügel. Wenn dann noch die Wärme durch entsprechende Steine etwas gehalten werden könnte, wäre es mikroklimatisch doch ggf. noch besser, oder ?! Das gilt für Regionen mit doch eher feuchtem atlantischem Klima, wie die Nordwestdeutsche Tiefebene bspw. Nur so ein Gedanke :roll:


27321790kd.jpg
 
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anonym

Guest
Kommt doch das Kaninchen eher aus trockeneren mediteranen Gefilden.

Genau das ist der Punkt, meine Gegend hat ein "mediterranes" Klima. Dies führt u.a. auch dazu, dass bei uns hier Tier- und Pflanzenarten vorkommen, die eigentlich in Deutschland nicht heimisch sind: Orchideen, eine ganze Reihe von Vögeln (Bienenfresser, Wiedehopf, Zaunammer, ...).

Insofern eigentlich ideale Voraussetzungen für Kaninchen.
 
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Deshalb gibt es im Oberrheingraben, Rheinhessen und wie die Ecken alle heißen ja egtl. auch von Natur aus gut Kanin. Warum ihr trotzdem einen drastischen Rückgang habt ?! Vielleicht wegen der hohen Dichte kommt es auch schnell zu Infektionsausbreitungen ? Keine Ahnung.....
 

steve

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Man muss nach meiner Einschätzung bei der Betrachtung der Entwicklung der Wildkaninchenbesätze mehrere Besonderheiten im Vergleich zu anderen Niederwildarten beachten. Das Thema Seuchen ist hier noch allgegenwärtiger als z.B. beim Feldhasen. Zwar kommen auch beim Hasen Seuchenzüge – meist im Herbst – vor, diese führen aber nach meiner Wahrnehmung nur selten zu Ausfallquoten oberhalb von 50% des Sommerbesatzes. Bei Kaninchen habe ich – wieder nach meiner Wahrnehmung – verschiedene Situationen erlebt. Die erste RHD-Welle Mitte der 90er führte zu Ausfällen von gefühlt 95% bis hin zum Erlöschen inselartiger Vorkommen. Von den ersten Myxomathose-Wellen wird ähnliches berichtet. Vor sechs Jahren führte die zweite RHD-Welle zu einer kaum noch wahrnehmbaren Senkung des Besatzes. Die nun dieses Jahr krassierende Variante der RHD dürfte wieder zu einem Ausfall von rund 80% geführt haben. Letztlich sind dies Schwankungen die man bei der Betrachtung der Kaninchenbesätze unabhängig von deren Lebensraum „ertragen“ muss.

Wenn man sich nun die derzeitigen Kaninchenbesätze und die vor xyz Jahren anschaut muss man nach meiner Meinung parallel auch die Veränderung der Landschaft miteinbeziehen. Die alten Kaninchenbesätze sind vielerorts passé und meines Erachtens ein für allemal. Weshalb ist das so? Kaninchen verbreiten sich im Sommer nach meiner Wahrnehmung fast flächendeckend. Insbesondere im Münsterland ist mir aufgefallen, dass man im Sommer überall Kaninchen sieht. Nach der Getreide- und dann noch potenziert nach der Maisernte massieren sie sich dort wo sie noch Deckung finden, in Knicks und kleinen Büschen. Diese Massierung hat es nach meiner Einschätzung in früheren Jahren nicht gegeben, in denen die kleinen Strukturen noch häufiger in der Landschaft vorkamen. War früher (wohl) ein flächendeckender lockerer Kaninchenbesatz vorhanden, findet man nun vielerorts im Herbst einen inselartig massierten Besatz. Ich mit meiner laienhaften Sichtweise würde vermuten, dass diese inselartigen massierten Vorkommen sehr seuchenanfällig sind. Daher meine Vermutung, dass die Flurbereinigung und die moderne Landschaft auch die Seuchenanfälligkeit der vorhandenen Kaninchenbesätze erhöht haben.

Was Hegemaßnahmen angeht muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich da blank bin. Ich glaube der Ansatz Kaninchen haben es gerne warm, sicher und kuschelig im Bau, der ist sicher nicht verkehrt, aber auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Kaninchen haben gerne einen Wechsel zwischen Deckung und parkähnlichen Strukturen wie ihn beispielsweise Schwimmbäder oder Parks in Großstädten bieten. Das halte ich für essentieller als Schotteruntergrund und wärmende Steine. Sie sind auch was das Klima angeht sehr viel flexibler als anderes Niederwild; man siehe die hervorragenden Kaninchenvorkommen auf den friesischen Inseln, in Südschweden und sogar in Schottland. Insbesondere in Schottland sind der Hauptlebensraum neben den Knicks die Schaf-/Viehweiden mit kleinen eingestreuten Deckungsinseln welche oft nur aus Binsen bestehen.

Raubwild ist im Übrigen auch ein Thema was den Unterschied zum anderen Niederwild ausmacht. Die Kaninchen kommen bei flächendeckendem Vorkommen durch die Baue und die hohe Vermehrungsrate mit anderen Raubwilddichten gut zurecht wie das beispielsweise Hase und Rebhuhn tun. Umgekehrt ziehen inselartige Vorkommen Raubwild in einem Maße an welches man kaum für möglich hält, der „lebende Luderplatz“, quasi. Die Massierung kann letztlich dann auch zum Erlöschen einer Population führen; ich stelle mir das so vor, dass beim inselartigen Lebensraum/Vorkommen letztlich der Marder/Iltis unter Tage und Fuchs, Dachs, Marder, Iltis, Katze, Habicht, Bussard über Tage sowie nachts zusätzlich noch Uhu & Co. einen Druck aufbauen und zu Verlusten führen die irgendwann von einer begrenzten Population nicht mehr aufgefangen werden können. Ähnliches habe ich bei Rebhühnern beobachten können, welche durch ihr oft inselartige Vorkommen und die Masse an verschiedenen Beutegreifern ebenfalls die Herbstverluste oft nicht ausgleichen können, wasv ielerorts irgendwann zum Verschwinden führt.
 
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Steve: sehr interessante Ausführungen und durchaus plausibel. Bei städtischen Kaninchenpopulationen spielt nach meinen ebenfalls laienhaften Kenntnissen auch das innerstädtische Mikroklima eine Rolle. Zumindest in Köln in den Parks und in Bonn in der Rheinaue ist das nicht zu vernachlässigen. Zudem dürften sie in den Stadtparks auch gut drainierten Boden unteren Füßen haben, hier und dort auch Sand und / oder Schotteruntergrund. Dort werden auch viele Kanin von Hunden , Füchsen und Mardern und Vögeln getötet. Vielleicht aber nicht so massiv wie draußen im Feld
?!

Vielleicht schwächen auch Pflanzenschutzmittel das Immunsystem ?!


Zu Schottland und den friesischen Inseln : Was ist das denn für ein Boden ? Gut drainierter sandiger Boden , der sich nebenbei auch sehr gut Graben lässt ? Falls es leicht hügeliges Gelände sein sollte, ist auf den Hügelspitzen und an den Hängen auch immer direkt ein trockeneres wärmeres Mikroklima. :cheers:
 
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Unter dem Link ist eine Dünenlandschaft von der Nordseeinsel Spiekeroog. In solchen Ecken gibt es dort Kanin.

http://www.spiekeroog.de/typo3temp/pics/a53d4d2bcb.jpg


Sobald die Sonne raus kommt, wärmen sich naturgemäß die Kuppen auf; Wie bei Spargeldämmen in der Landwirtschaft. Der Sandboden sorgt für gute Drainage und damit trockenes Mikroklima. Die Kanin können auch sehr gut darin graben.


27323383jl.jpg
 
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