Eindrücke Leica Magnus 2.4-16x56

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Hallo an alle,

nachdem ich mich einige Zeit mit der Anschaffung eines neuen Zielfernrohres beschäftigt habe, möchte ich meine Erfahrungen gern mit Euch teilen, da ich schon viele Informationen aus dem Forum erhalten habe (als "stiller Mitleser") und mich nun revangieren möchte.

Zur Vorgeschichte: Ich besitze ein Zeiss Classic Diavari 3-12x56, mit dem ich das Problem habe, dass ich in der Dämmerung, also praktisch immer bei der Ansitzjagd, trotz der Dioptrinverstellung am Glas nicht scharf hindurchsehen kann. Laut meinem Optiker liegt das an meiner Hornhautverkrümmung, die durch meine Brille ausgeglichen wird aber anscheinend nicht zur Bauart des ZFRs passt. Ich habe vergangenen Herbst in einem Jagdgeschäft den Test mit zwei identischen ZFRen gemacht und tatsächlich festgestellt, dass meine Augen / meine Brille nicht zu diesem ZFR passt. Also musste ein neues her.

In Frage kamen zunächst die Klassiker, die man so im Kopf hat: Zeiss Victory Variopoint 3-12x56 und Swarowski Z6i 2,5-15x56 (das kenne ich von meinem Schwiegervater), hinzu kamen dann noch andere Modelle von Kahles, Meopta und Docter, wobei die letzten drei schnell wieder aus dem Rennen waren, da sie zwar auch preislich aber vor allem qualitativ nicht in der Liga meiner beiden Favoriten spielte. Erst einige Zeit später wurde ich dank dieses Forums auf das Leica Magnus aufmerksam.

Wirklich überrascht war ich immer wieder von der Art und Weise, mit der über das Leica im Internet dirkutiert wird. Mich erinnert das ganze an den Apple-NichtApple-Krieg, bei dem es auch - wenn überhaupt - nur nebensächlich um Argumente geht, sondern nur um Ja aus Liebe und Nein aus Hass. Beim Leica Magnus scheint das ähnlich zu sein: Überwiegend liest man von beinahe lachhafter Verehrung und radikaler Ablehnung, Pro und Contra in einer Meinung verbunden findet man nur selten.

Damit also zum Test:

Das Zeiss Victory Variopoint 3-12x56 spielt auf sehr hohem Niveau, kommt aber nach einiger Betrachtung m.E. nicht ganz an die optische Leistung des Swarowski Z6i 2.5-15x56 heran. Ich finde, dass das Swaro ein wirklich beeindruckendes ZFR ist, das in Sachen Schärfe und Farbwiedergabe Maßstäbe setzt. Ich hatte bereits einige Male zuvor bei meinem Schwiegervater durch dieses ZFR geschaut und war jedes mal von ihm angetan. Nach einem ausgiebigen Test hatte das Swaro damit das Rennen gegen das Zeiss gewonnen, es ist einfach gefühlte 5-10% besser. Die Probleme mit der Unschärfe in der Dämmerung hatte ich übrigens bei beiden Gläsern nicht.

Da ich ein Leica Geovid 15x56HD besitze und damit auch ausgesprochen zufrieden bin, wollte ich dem Leica aber wenigstens eine Chance geben, bevor ich mich auf das Swaro festlege. Zunächst war es aber schwierig, ein Exemplar zu finden, da es nur sehr schleppend auf den Markt kam. Auf der Pferd&Jagd im Dezember 2011 war zwar ein Leica-Stand, der war aber deart überfüllt, dass ich schlicht weg keine Lust hatte, mich dort anzustellen. Erst Anfang des Jahres bekam ich die Möglichkeit, das Magnus zu testen.

Erster Eindruck: Auch ein ziemlicher Moppel, ähnlich dem Swarowski. Das liegt sicherlich am großen Zoomfaktor, spielt aber für mich keine Rolle, da ich es nur zum Ansitz nutze. Die Ausstattung ähnelt dem Z6i doch sehr: An- und Abschaltautomatik, Neigungssensor, Tag- und Nachtmodus des Leuchtpunktes, Beschichtung des Glases gegen Verschmutzung. Beide ZFRe erfüllen die versprochenen Leistung voll und ganz, hier gibt es keinen Unterschied.

Wichtigster Punkt des Vergleiches: die Bildschärfe. Das Swaro hat wie o.g. eine tolle Schärfe, das Leica aber hat für meinen Geschmack noch einen Tick mehr zu bieten. Die Probleme, die allenthalben beschrieben werden, dass sich das Bild und das Absehen wölben, konnte ich nicht feststellen. Ich finde die Schärfe des Leicas perfekt, vielleicht 2-3% besser als das Swaro. Hieran seht Ihr schon, dass es letzten Endes nur ein Gefühl oder eine Geschmackssache ist. Mein Schwiegervater übrigens empfand es genau andersherum.. Für mich holt wiederum das Leica den Punkt, wobei gerade hier ein objektives bzw. für jeden gültiges Urteil unmöglich ist.

Kommen wir zur Verarbeitung: Beide ZFRe sind perfekt. Weder Swaro noch Leica haben Schwächen, nicht in der Materialwahl, nicht in der Verarbeitung (Kanten etc.), nicht in der Passgenauigkeit der Teile und schon gar nicht in der Funktionstüchtigkeit der Tasten und Dreher. Unentschieden.
(P.S.: Lächerlich zu erwähnen, aber eine Einschränkung hat das Leica: Der Aufdruck des Skala auf der Entfernungsverstellung ist nicht ganz deckend, d.h. es schimmert ganz leicht der schwarze Grund durch. Das finde ich jedoch so vernachlässigbar, dass es in die Bewertung nicht einzufließen hat.)

Bedienung: In der Bedienung unterscheiden sich Swaro und Leica. Die Schalter und Drehknöpfe gehen am Leica schwerer als am Swaro; was nun besser und schlechter ist, ist Geschmackssache. Hier hat für mich das Leica den Punkt: Mir kommt es entgegen, wenn etwas Spannung drauf ist und ich leichte Kraft anwenden muss. Das habe ich übrigens am Zeiss geschätzt: Hier musste insbesondere bei der Verstellung der Vergrößerung am meisten gearbeitet werden.
Die Schwäche des Leica gegenüber dem Swaro sehe ich im An- und Abschalten des Leichtpunktes: Beim Swaro muss man gezielt einen kleinen Schalter umlegen, was übrigens auch mit Handschuhen geht. Beim Leica hingegen muss man das große Rad auf dem Okular drehen. Da der Rand dieses Rades gummiert ist, kann das auch man unbeabsichtigt passieren. Ein Problem ist das letzten Endes nicht, da auch das Leica nach drei Minuten abschaltet, dennoch finde ich die Lösung des Swarowksi besser.
Wiederum stark ist die Verstellung der Helligkeit des Leuchtpunkts beim Leica: Rechts und links auf das gerade erwähnte Rad drücken, dimmt den Leuchtpunkt. Das finde ich sehr sehr praktisch, weil es mit einem Handgriff und ohne Fummelei erledigt ist.

Bei mir hat nun das Leica das Rennen gemacht - fast schweren Herzens, weil ich mich mit einem Swarowski auf meiner Büchse schon sehr angefreundet hatte. Da das Leica aber - vielleicht ist das die passende Formulierung - einen Tick besser zu meinen Augen passt, habe ich mich dafür entschieden. Letzten Endes muss auf diesem höchsten Niveau jeder selbst entscheiden, welches ZFR das richtige ist. Abgesehen von denen, die sich generell nur nach Prinzip und "blindem Glauben" an einen Hersteller binden, wird das sicher ähnlich knapp und schwierig zu entscheiden. Bei allem muss man bedenken, dass es sich um Nuancen handelt, die in der jagdlichen Praxis wahrscheinlich einen minimalen bis gar keinen Unterschied machen. Trotzdem gilt: Wer sich mit seiner Ausrüstung wirklich wohl fühlt, schießt am besten. Dieses Gefühl muss man herstellen, argumentieren lässt sich daher nur in gewissem Rahmen.

Ich hoffe, ich konnte Euch ein paar hilfreiche Gedanken und vielleicht einen Eindruck vom Leica Magnus mitteilen. Wenn gewünscht, kann ich auch gern ein paar Bilder nachreichen.
 
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Ergänzend ist der katastrophale Zoomverstellring des Leica ZF zu nennen.
Zu weicher ungriffiger Gummiring. Für eine praxisnahe schnelle Verstellung ungeschickt gelöst. Ist beim Z6 besser gemacht.
 
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@Westfalen:Gib mal Laut wenn du das Glas hast! Hast du dieses mit ASV bestellt? Mich würde die Wiederholgenauigkeit des ASV interessieren! Ansonsten vielen Dank für deine Ausführungen!


Gruß

AccuBond
 
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AccuBond schrieb:
Hast du dieses mit ASV bestellt? Mich würde die Wiederholgenauigkeit des ASV interessieren!


Gruß

AccuBond

Hallo,

also mal ganz ehrlich, für diesen stolzen Preis, und dann so eine Frage, das ist bei mir Grundvoraussetzung, die muss funktionieren ( auch ohne Gummihammer).

Gruß
voyager
 
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Hallo AccuBond,

ich habe das Glas bereits seit ein paar Tagen. Wenn ich irgendwas testen soll, sag bescheid! ASV habe ich aber nicht, da konnte ich nicht so richtig den Sinn erkennen. Welchen Vorteil hätte mir das gebracht? Wobei es jetzt eh zu spät ist.

Wieder mal bewiesen wird der Punkt Geschmackssache beim Zoomverstellring. Schmalspießer empfindet die Lösung von Leica als katastrophal, ich finde sie top, zumal völlig identisch mit Zeiss und Swarowski. Dass das Gummi bei Zeiss am härtesten ist, bei Swarowski mittelhart und bei Leica am weichsten, stimmt, dennoch liegen sie so nah beieinander, dass ich in der Handhabung nicht den kleinsten Unterschied feststellen konnte. So weit gehen die persönlichen Eindrücke auseinander..
 
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@Westfalia: Wenn keine ASV kannst du aber mit Sicherheit Angaben zur Wiederholgenauigkeit der normalen Absehenverstellung machen! Vielen Dank!

Gruß

AccuBond
 
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@Voyager: Du hast vollkommen Recht! Sollte selbstverständlich sein, ist aber leider nicht immer, auch im Premiumbereich nicht! Hier hatten sich ja schon einige Varipoint Besitzer geäußert... und das Urteil der Wiederholgenauigkeit der Absehenverstellung von Zeiss ist ja nicht gerade positiv ausgefallen! Optik und Mechanik sind halt zwei unterschiedliche Paar Schuhe! Ich würde mir, bezogen auf die Mechanik, auch sofort ein S&B zulegen, wenn die Optik nicht wäre!


Gruß


AccuBond
 
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WestfalianAlien schrieb:
Hallo AccuBond,

ich habe das Glas bereits seit ein paar Tagen. Wenn ich irgendwas testen soll, sag bescheid! ASV habe ich aber nicht, da konnte ich nicht so richtig den Sinn erkennen. Welchen Vorteil hätte mir das gebracht? Wobei es jetzt eh zu spät ist.

Wieder mal bewiesen wird der Punkt Geschmackssache beim Zoomverstellring. Schmalspießer empfindet die Lösung von Leica als katastrophal, ich finde sie top, zumal völlig identisch mit Zeiss und Swarowski. Dass das Gummi bei Zeiss am härtesten ist, bei Swarowski mittelhart und bei Leica am weichsten, stimmt, dennoch liegen sie so nah beieinander, dass ich in der Handhabung nicht den kleinsten Unterschied feststellen konnte. So weit gehen die persönlichen Eindrücke auseinander..

Gebe zu katastophal ist übertrieben, fällt halt im direkten Vergleich auf.
 
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Vor ein paar Wochen hab ich mich entschlossen mir ein neues Glas zu gönnen, zu diesem Zeitpunkt war mir klar ich kauf ein Swarovski Z6i 2.5-16x56, also ab zum Büma. Dort angekommen legte er mir auch das Leica Magnus auf den Tisch und meinte Schau mal da durch dann Überleg dir das noch mal. Gesagt getan ich war begeistert, preislich und Ausstattungstechnisch schenken die beiden sich nichts sind nahezu identisch, Optisch fiel die Wahl auf das Magnus von Leica das mit meinen Augen gesehen einen Tick bessere Schärfe zeigte.
Also Glas gleich auf die Waffe montieren lassen und am nächsten Tag guter Dinge auf den Schießstand.

Nach 5 Schuss 30.06 lauter Schwarze Punkte im Glas also weiter geschossen es wurden immer mehr die sich dann lustig im Glas verteilten ich war begeistert! was man für den Preis so alles bekommt.

Also am nächsten Tag ab zum Umtausch, alles problemlos abgelaufen auch das einschießen keine schwarzen Punkte mehr ich war glücklich und konnte nun das Glas beim Ansitzt testen.

"Was die Dämmerungsleistung des Magnus angeht hat es gegenüber meinem Zeiss Varipoint 3-12x56 ganz klar die Nase vorne."

Nun hatte ich es ein paar Tage mit zum Ansitz bis plötzlich der Leuchtpunkt ausfiel, verdammt dachte ich die Batterie schon leer nach so kurzer Zeit , also Runter und ab zum Auto Ersatzbatterie einbauen, brachte aber nichts der Leuchtpunkt blieb Dunkel, genervt nach Hause gefahren.

Zwei Tage später bin ich dann zum Büma und hab mir ein Swarovski montieren lassen, ich hatte endgültig genug von der Bastelei, seither bin ich wirklich glücklich………………..
 
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Ui ui ui, das klingt ja vielversprechend. :25: Dann hoffe ich mal, dass das nicht die Regel ist. Zum Schießstand bin ich mit dem Glas nich nicht gekommen, was ich aber wahrscheinlich nächste Woche nachhole. Jetzt bin ich ja wirklich gespannt, ob mein Exemplar auch spinnt.
 
W

Waidmann_bw

Guest
Denke die Jungs von Leica haben da noch so manche Hürde zu meistern, die Optik an sich ist hervorragend hab das Glas schon selbst getestet, das Problem mit dem Leuchtpunkt hatte ein Jagdkamerad von mir allerdings mit einem 1-6,3x24, der hat es auch schnell umgetauscht bekommen seither funktioniert es prima.

Gruß Horst
 
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abgesehen davon, dass ich mir aus Servicegründen kein deutsches Glas mehr kaufen würde, hat es m.E. seine Berechtigung bei allen neuen Gläsern etwas zu warten, bis die Kinderkrankheiten vorbei sind.

wahei
tempest
 
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hat es m.E. seine Berechtigung bei allen neuen Gläsern etwas zu warten, bis die Kinderkrankheiten vorbei sind.

so ging es mir mit Meopta. Und bin so geheilt, dass ich kein Vertrauen mehr dazu habe.
Blos da lief die Abwicklung nicht so problemlos.



Schon Schade, dass solche Kinderkrankheiten bei einem Premiumhersteller auftreten.

Robert
 
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Robert aus BY schrieb:
Schon Schade, dass solche Kinderkrankheiten bei einem Premiumhersteller auftreten.

Leider hat Leica nicht nur bei den ZF Probleme mit der QS in der Fertigung. Dagegen ist der Service erstklassig, die Mitarbeiter dort aber aus diesem Grund sehr belastet.
Manchmal hat man den Eindruck, man müsse ein neu gekauftes Produkt erstmal zum CS (=Customer Service) schicken, damit man ein wunderbar funktionierendes Gerät in Händen hält.
 
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11 Jan 2010
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Habt Ihr bei anderen Leica-Geräten denn auch Probleme?

Ich habe inzwischen zwei Ferngläser, einen alte Leica-Fotoapperat und eine neue Leica-Digitalkamera. Alle diese Sachen, insbesondere die Ferngläser, sind in meinen Augen wirklich die berühmte Spitzenklasse!

Auf das ZFR bin ich nun auch gespannt. Ich will möglichst bald damit auf den Schießstand, um dann im Mai für die Bockjagd eingerichtet zu sein. Ich hoffe, dass mein Exemplar des Magnus einwandfrei ist.
 

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