Tierische Einwanderer - von Jägern und Gejagten
SPIEGEL TV Extra 2002
SPIEGEL TV-Autor Mate Spörl erlebte die hohe Kunst des Fallenstellens bei der Bisamjagd, begegnete dem Reinhaltungsgebot verpflichteten Hobbyanglern an süddeutschen Baggerseen bei der Dezimierung des amerikanischen Ochsenfroschs, fischte mit Biologen nach Killerkrebsen im Rhein und machte sich mit der "Gesellschaft zur Rettung des Störs" auf die Suche nach den letzten einheimischen Kaviarfischen.
Immer mehr fremde Tierarten siedeln sich in Europa an. Die Ursachen für den Zustrom sind vielfältig: Exotische Krebse und Muscheln reisen in den Ballasttanks von Schiffen nach Europa; Reptilien, Vögel und andere Tierarten entfliehen zoologischen Gärten, Zuchtbetrieben oder Privatgehegen. Erst einmal in Freiheit, verbreiten sie sich oft rasch und weiträumig. In Deutschland haben sich die ursprünglich aus Amerika stammenden Waschbären angesiedelt; ein Pelztierfarmer hatte vier Exemplare 1934 bei Frankenberg in Hessen ausgesetzt. Südamerikanische Nutrias graben seit den zwanziger Jahren ihren Bau in Bachufer und Dämme. Dass inzwischen afrikanische Halsbandsittiche und Flamingos in Nordrhein-Westfalen brüten, Streifenhörnchen aus Asien die Parks von Paderborn bevölkern und riesige Ochsenfrösche bei Karlsruhe quaken, wirkt auf puristische Artenschützer irritierend.
Ob die rund 400 neuen Arten, die in Mitteleuropa bislang registriert wurden, eine Gefahr oder eine Bereicherung für die heimische Tierwelt darstellen, darüber tobt der Streit unter den Experten. "Faunenbewahrer" contra "Faunenverfälscher". Über eine Definition, wer als Neubürger zu gelten hat, ist man noch nicht hinausgelangt. Als echte Neozoen - so der Fachbegriff für die tierischen Einwanderer - sollen danach Wildtiere gelten, die sich erst nach 1492 (dem Jahr der Entdeckung Amerikas) außerhalb ihrer Heimat ausgebreitet haben, mit Hilfe des Menschen - absichtlich oder nicht - eingeschleppt wurden und ohne Nachschub einen Bestand gebildet haben, der sich selbst erhält. Was etwa bei der an der Ruhr entdeckten Schmuckschildkröte noch nicht gesichert ist, weil sie erst mit zehn Jahren geschlechtsreif wird.
Umstritten bleibt aber, welche Tierart auf Dauer bleiben darf und wer besser wieder verschwinden sollte. So wollen die "Faunenbewahrer" der importierten Regenbogenforelle an die Kiemen gehen, weil sie scheinbar den Fortbestand der in Deutschland ansässigen Bachforelle gefährdet. Und wegen angeblichen Eierdiebstahls soll der Waschbär kräftiger bekämpft werden.
meh infos unter http://www.xxp.tv/programm/mo/
SPIEGEL TV Extra 2002
SPIEGEL TV-Autor Mate Spörl erlebte die hohe Kunst des Fallenstellens bei der Bisamjagd, begegnete dem Reinhaltungsgebot verpflichteten Hobbyanglern an süddeutschen Baggerseen bei der Dezimierung des amerikanischen Ochsenfroschs, fischte mit Biologen nach Killerkrebsen im Rhein und machte sich mit der "Gesellschaft zur Rettung des Störs" auf die Suche nach den letzten einheimischen Kaviarfischen.
Immer mehr fremde Tierarten siedeln sich in Europa an. Die Ursachen für den Zustrom sind vielfältig: Exotische Krebse und Muscheln reisen in den Ballasttanks von Schiffen nach Europa; Reptilien, Vögel und andere Tierarten entfliehen zoologischen Gärten, Zuchtbetrieben oder Privatgehegen. Erst einmal in Freiheit, verbreiten sie sich oft rasch und weiträumig. In Deutschland haben sich die ursprünglich aus Amerika stammenden Waschbären angesiedelt; ein Pelztierfarmer hatte vier Exemplare 1934 bei Frankenberg in Hessen ausgesetzt. Südamerikanische Nutrias graben seit den zwanziger Jahren ihren Bau in Bachufer und Dämme. Dass inzwischen afrikanische Halsbandsittiche und Flamingos in Nordrhein-Westfalen brüten, Streifenhörnchen aus Asien die Parks von Paderborn bevölkern und riesige Ochsenfrösche bei Karlsruhe quaken, wirkt auf puristische Artenschützer irritierend.
Ob die rund 400 neuen Arten, die in Mitteleuropa bislang registriert wurden, eine Gefahr oder eine Bereicherung für die heimische Tierwelt darstellen, darüber tobt der Streit unter den Experten. "Faunenbewahrer" contra "Faunenverfälscher". Über eine Definition, wer als Neubürger zu gelten hat, ist man noch nicht hinausgelangt. Als echte Neozoen - so der Fachbegriff für die tierischen Einwanderer - sollen danach Wildtiere gelten, die sich erst nach 1492 (dem Jahr der Entdeckung Amerikas) außerhalb ihrer Heimat ausgebreitet haben, mit Hilfe des Menschen - absichtlich oder nicht - eingeschleppt wurden und ohne Nachschub einen Bestand gebildet haben, der sich selbst erhält. Was etwa bei der an der Ruhr entdeckten Schmuckschildkröte noch nicht gesichert ist, weil sie erst mit zehn Jahren geschlechtsreif wird.
Umstritten bleibt aber, welche Tierart auf Dauer bleiben darf und wer besser wieder verschwinden sollte. So wollen die "Faunenbewahrer" der importierten Regenbogenforelle an die Kiemen gehen, weil sie scheinbar den Fortbestand der in Deutschland ansässigen Bachforelle gefährdet. Und wegen angeblichen Eierdiebstahls soll der Waschbär kräftiger bekämpft werden.
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