Flintenlaufgeschosse in der jagdlichen Praxis

A

anonym

Guest
Mich würde mal interessieren, ob noch jemand in der jagdlichen Praxis Slugs benutzt und wofür.

Früher waren die wohl auf Drückjagden oft zu finden; überall wo ich hingekommen bin, waren die ausdrücklich verboten.

Im Bereich Sportschiessen haben Slugs in den letzten 10 Jahren einen gewaltigen Auftrieb erlebt und seit ca. 2008 die Zeitung "Visier" einige Male über das Wiederladen dieser Pillen berichtete, werden diese auch in grossen Mengen gegossen und geladen.

Da fragt man sich:

Wenn jetzt in zahlreichen Bereichen bleifreie Jagdgeschosse vorgeschrieben sind, warum dann nicht auch einfach Slugs aus Zinn giessen und verballern?


Teuer? Sicher, wenn ein Kilo Zinn rund 30 Euro kostet, dann kommt ein Slug mit 25 Gramm Zinn (aus Blei würde der Slug ca. 36 Gramm wiegen, Zinn ist aber weniger dicht) auf rund 75 Cent Materialkosten.

Und das ist ja noch keine Patrone.

Wäre aber 100% bleifrei und da die Lyman- Flintenlaufgeschosse aus dem Schrotbecher verschossen werden, sind Laufablagerungen sowieso kein Problem.

Nur - braucht das noch jemand?
 
A

anonym

Guest
Ich hab's schon mehrfach geschrieben - ich bin ein Freund von FLGs.
Wenn ich mit meiner Kombinierten raus gehe - und das ist meistens der Fall - dann sind immer zwei FLGs in der Jacke. Vielleicht liegt's an meinen ostdeutschen Genen...
Zu Einsatz kam ein FLG bis jetzt erst einmal. Da allerdings war es der Schuss auf Nummer sicher.

Von Brenneke gibt es bleifreie (Zinn) Treibspiegel-FLGs (Rubin Sabot Nature); von diesen habe ich mir einige Schachteln zugelegt. Nicht, weil ich unbedingt bleifrei wollte, sondern wegen der höheren V0.
610 m/s Mündungsgeschwindigkeit und angeblich 0,5cm tief auf 100m sind eine deutliche Hausmarke.
Ich versprach mir davon ein gutes Zusammenspiel zwischen FLG und Kugel.

Auf dem Stand habe ich damit auf 50m stehend freihändig einen Streukreis von etwa 6 cm (3 Schuss) hinbekommen. Aufgelegt wäre es sicher einiges besser gewesen.

Lange Rede, kurzer Sinn - ich gehöre nicht zu denen, die in FLGs irgendetwas wahnsinnig Vorgestriges sehen. So ausgerüstet fühle ich mich jederzeit sicher und top motorisiert.
 
Registriert
16 Jan 2006
Beiträge
4.749
Hallo,

FLGs sind überall dort sinnvoll, wo Schußdistanzen über 50m nicht vorkommen.
Wenn im Treiben Sauen drin sind oder beim Bestücken der Kirrung mit tagaktivem SW zu rechnen ist, man noch für andere Wildarten eine Kombinierte oder eine DF führt ist das FLG immer sinnvoll.
Das sie plötzlich nichts mehr taugen sollen ist genauso eine marktschreierische Unart wie die plötzliche Unbrauchbarkeit des Stechers oder "unbeleuchteter" Zieloptiken.
Es wird oft gegen die Bleibatzen ins Felde geführt, daß sie zu Querschlägern neigen, das ist richtig, nur gehört es dazu, egal ob ich mit Flinte oder Büchse jage, daß ich meines Zieles und des unmittelbaren Hinterlandes mir bewußt bin. Auf steinigem Acker ist ein Büchsengeschoß-Querschläger der u.U. noch weiter fliegt als ein FLG-Querschläger genauso unangenehm. Bin ich mir nicht sicher unterlasse ich den Schuß, egal ob Büchsen- oder Flintenlaufgeschoß.
Beide habe ich schon auf Gesellschaftsjagden "pfeifen" gehört und ich möchte genauswenig in ein 9,3mm-TM reinrennen, wie in ein 16er Brenneke.

Ein Zinn-FLG wäre sicherlich nicht schlecht. Da man sich Kokillen für Blei-Vorderladergeschosse anfertigen lassen kann, dürfte eine spez. FLG-Kokille für Zinn-Geschosse auch kein Problem sein (ebenso Kokillen für alte Expresskaliber wie z.B. 9,3x72R). ;)


Grüße
Saturn
 
A

anonym

Guest
Die Kokillen sind fertig zu bekommen, da muss man nichts anfertigen lassen.

:thumbup:

Child, wie kommt Du mit der Trefferleistung hin?

Ich komme aus keiner meiner JAGDwaffen (Drilling, BBF) so mit dem Slug hin, wie ich möchte - die Präzision reicht mir einfach nicht.

Wäre sicher durch ausführliches Testen zu verbessern, ich bin aber zu alt dafür.
 
A

anonym

Guest
Count Zero schrieb:
Child, wie kommt Du mit der Trefferleistung hin?

Ich komme aus keiner meiner JAGDwaffen (Drilling, BBF) so mit dem Slug hin, wie ich möchte - die Präzision reicht mir einfach nicht.
Wie meinst Du das?
Bei mir fliegt die Kugel 4cm hoch über die 10 (auf 100m)
und das FLG landet in der Keilerscheibe etwa 10:30 Uhr in der 9 (auf 50m) - ist also ein paar cm links zur Kugel.
Das reicht fürs Benchrestschießen nicht, aber mir für die Jagd.

Bei meiner ersten Kombinierten habe ich noch mit Brenneke Classic probiert; die flogen 3 Uhr durchschnittlich 25 cm rechts. Ist also das Rubin Sabot Nature schon eine deutliche Verbesserung.

Darüber hinaus ist der Kugellauf meiner Jetzigen verstellbar, so dass ich diese Differenz eigentlich noch ein wenig mehr angleichen könnte. War bis jetzt aber zu faul dafür...

Im Schrank habe ich auch noch einige Päckchen "Treffer" von Schönebeck; und dann will ich auch noch die normalen Rubin Sabot von Brenneke ausprobieren. Von den ballistischen Daten her sollten die sogar bis knapp 100m einsetzbar sein.
 
Registriert
30 Mrz 2009
Beiträge
1.031
Kenne diese FLG Zinn-/Bleikokillen leider nicht, aber mal ein Gedanke dazu:

Die Streukreisprobleme könnten beim Geschoss-Materialwechsel vielleicht darin begründet sein, dass die Form des neuen Zinn-Geschosses dem Blei-Original viel zu ähnlich ist, man die Kokillen evtl. nur dem materialspez. Gießverhalten angepasst hat, sprich, dass aufgrund des geringern spez. Gewichtes das Pfeilprinzip beim fast unveränderten Zinn-Slug nicht ausreichend für die Flugstabilisierung sorgt.

Wäre das so, müsste im Vergleich der Slug-Kopf etwas massiver oder das Leitwerk filigraner bzw. etwas länger bei gleichem Gewicht geformt werden...

Wmh
 
A

anonym

Guest
Ich habe Flintenlauf-Geschosse aus Zinn noch nie legiert.

Die Kokillen gibt es von Lyman; bewährt und problemlos.

Die Lee Slugkokille ist nicht empfehlenswert.

Leider bekomme ich aus meinen Jagdwaffen nicht brauchbar mit Slugs hin; nur mit einer Mossberg 500 mit GEZOGENEM Lauf kann man damit auf 50 Meter fast die Innenzehn rausschiessen.
 
Registriert
27 Sep 2006
Beiträge
27.241
Moin!

Wenn Du selber giessen willst solltest Du vielleicht darüber nachdenken, wie Du das Zinn legieren willst um das Auftreten von Zinnpest bei winterlichen DJ zu verhindern. Die Hersteller von zinnbasierter Munition haben das auch getan. ;)

Viele Grüße

Joe
 
A

anonym

Guest
Count Zero schrieb:
aus keiner meiner JAGDwaffen
Sorry, jetzt erst habe ich das "keiner" gelesen.
Vorhin konnte ich es trotz mehrfachen Lesens des Satzes nicht sehen - so ergab der Satz für mich keinen Sinn. Deshalb meine Nachfrage...

Wie fliegen denn die FLGs aus Deinen Waffen und welche Präzision würdest Du Dir mindestens wünschen?
 
Registriert
22 Aug 2012
Beiträge
2.457
Hallo,

ich habe immer FLG dabei, wenn ich nur mit der Flinte unterwegs bin, man weiß ja nie, auch bei uns werden Schweine häufiger.

Kenne ein Revier in der Nähe, dass ein traditionelles Niederwildrevier ist, wo man aber mittlerweile mehr mit Sauen zu tun hat (ohne dass die Leute dort besonders froh darüber wären, denn die Niederwildbesätze gingen gleichzeitig steil nach unten).

Dort werden bei der Gesellschaftsjagd auf Sauen grundsätzlich nur Flinten mit FLGs geführt, aufgrund des geringeren Gefährdungsbereichs. Mag in dem Fall auch besser seien, denn mit der Flinte umgehen können die Leute da gut. Einer von den hat an einem Tag drei Frilis mit sauberen Kammerschüssen gestreckt.

Gerade in klassischen "Flinten-Gegenden" in den Niederwild noch eine wichtige Rolle spielt sind FLGs wohl noch häufiger als manche denken, wieviel Wild dann tatsächlich damit erlegt wird, ist eine andere Frage. Ein griechischer Bekannter hat mir erzählt, dass bei ihm in der Heimat die immer häufiger werdenden Sauen ausschließlich mit FLG bejagt werden.

Persönlich hatte ich erst einmal die Gelegenheit, als Rehwild bei der Treibjagd frei war. War aber 30M weg und ich hätte mich wohl nicht getraut das nur über die Laufschiene zu beschießen, zumal es hier weit und breit keine Möglichkeit gibt sowas zu trainieren. Es bleibt doch eher ein Notbehelf um die Flinte im Fall der Fälle schalenwildtauglich zu machen oder aus der Kombinierten eine mehrschüssige Kugelwaffe zu machen.

Wmh. Skidder
 
Registriert
16 Mrz 2012
Beiträge
1.692
Skidder schrieb:
...Dort werden bei der Gesellschaftsjagd auf Sauen grundsätzlich nur Flinten mit FLGs geführt, aufgrund des geringeren Gefährdungsbereichs. ...

Schon mehr als ein vorsorglicher Schütze hat bei einer Niederwildjagd ein FLG im linken Lauf gehabt, Sau kann ja immer kommen...in der Schusshitze wurde der Fasan dann mit zwei Schuss beschossen...und in solchen Situationen kann sich der Gefährdungsbereich dann wesentlich vergrößern...

Ähnliches Spiel wenn die Patronen nicht streng getrennt geführt werden, ein Griff in die Tasche und schon wird aus Versehen ein FLG geladen. Bei usern die das Geschäft nicht beherrschen, kann das sehr gefährlich werden.

Ich habe aus Interesse bei Drückjagden die Schützen, die mit Kombinierten und FLGs kamen, gefragt, wie denn die Läufe zusammen schießen. Die wenigsten hatten das ausprobiert.

FLGs können bei korrekter Anwendung durchaus eine gute Berechtigung haben, in der Praxis sieht es aber manchmal doch sehr bedenklich aus.

Vor mehr als hundert Jahren wurden in Großbritannien Flinten für die Kolonien gebaut, die nur in der Chockesektion gezogen waren. Sie wurden je nach Hersteller als Paradox/Explora/Fauneta et. al. verkauft. Die Einzelgeschosse waren drallstabilisiert und die Schrotgarbe entsprach ungefähr einem Viertelchoke. In D habe ich sowas noch nicht gesehen, im Ausland schon...
 
A

anonym

Guest
Mohawk schrieb:
Moin!

Wenn Du selber giessen willst solltest Du vielleicht darüber nachdenken, wie Du das Zinn legieren willst um das Auftreten von Zinnpest bei winterlichen DJ zu verhindern. Die Hersteller von zinnbasierter Munition haben das auch getan. ;)

Viele Grüße

Joe


Altes Thema!

Da ist ein bisschen Antimon drin.
 
Registriert
22 Aug 2012
Beiträge
2.457
Hallo,

ich hatte ganz bewusst "Gefährdungsbereich" geschrieben, da FLGs ja nur etwa 1500m bei 30 Grad-Winkel fliegen, typische Büchsengeschosse aber auch schon mal 5000m.

Die Herren in dem Revier (die bisher nur klassische Niederwildtreibjagden organisiert hatten) haben sich halt ausgerechnet, dass so keine der umliegenden Ortschaften gefährdet wird.

Ich sehe FLGs als genauso gefährlich an wie du und habe auch recht dumm aus der Wäsche geguckt, als ich da mit dem Drilling kam (den ich mir u.a. für genau solche Gelegenheiten gekauft habe) und ob dieser Begründung den Kugellauf nicht laden durfte.

By the way: Linker Schrotlauf 5cm rechts, 10cm hoch, Rechter schrotlauf 5cm links, 10cm hoch auf 50m :biggrin:

Wmh. Skidder


Wilde Jagd schrieb:
Skidder schrieb:
...Dort werden bei der Gesellschaftsjagd auf Sauen grundsätzlich nur Flinten mit FLGs geführt, aufgrund des geringeren Gefährdungsbereichs. ...

Schon mehr als ein vorsorglicher Schütze hat bei einer Niederwildjagd ein FLG im linken Lauf gehabt, Sau kann ja immer kommen...in der Schusshitze wurde der Fasan dann mit zwei Schuss beschossen...und in solchen Situationen kann sich der Gefährdungsbereich dann wesentlich vergrößern...

Ähnliches Spiel wenn die Patronen nicht streng getrennt geführt werden, ein Griff in die Tasche und schon wird aus Versehen ein FLG geladen. Bei usern die das Geschäft nicht beherrschen, kann das sehr gefährlich werden.

Ich habe aus Interesse bei Drückjagden die Schützen, die mit Kombinierten und FLGs kamen, gefragt, wie denn die Läufe zusammen schießen. Die wenigsten hatten das ausprobiert.

FLGs können bei korrekter Anwendung durchaus eine gute Berechtigung haben, in der Praxis sieht es aber manchmal doch sehr bedenklich aus.

Vor mehr als hundert Jahren wurden in Großbritannien Flinten für die Kolonien gebaut, die nur in der Chockesektion gezogen waren. Sie wurden je nach Hersteller als Paradox/Explora/Fauneta et. al. verkauft. Die Einzelgeschosse waren drallstabilisiert und die Schrotgarbe entsprach ungefähr einem Viertelchoke. In D habe ich sowas noch nicht gesehen, im Ausland schon...
 
Registriert
23 Mrz 2006
Beiträge
2.772
Auf Einzeljagd durchaus zu gebrauchen. Hatte ich immer an der Kirrung in der BBF. Auf 50M liegt der Einschlag genau in der 10 und die Kugel bisserl drüber. Auf 100 Meter hab ich es nie getestet. Auf Kirrentfernung von ca 30 Meter Loch in Loch.

War noch nie auf einer Treib.- oder Drückjagd wo das FLG zugelassen war. Wurde vom Amtsleiter oder Revierinhaber auch immer angesprochen.

Was mir aufgefallen ist das gerade im Winterlichen Ansitzen bei starken Frost die Abprallgefahr unheimlich hoch ist. Die Dinger prallen gern an Wegen und Bäumen am und taumeln dann mit tödlicher Geschwindigkeit ins Unterholz.

Habs immer dabei gehalbt weil ich anfangs dachte die 6,5x57R wäre für Sau etwas Schwach auf der Brust und neben Fuchs kann die Sau immer kommen. War quatsch. Mit der 6,5x57R lag noch jede Sau. Füchse hab ich meist mit der Kugel erlegt.

Zumindest ist die Wirkung umwerfend und mach recht wenig kaput.

Meiner Meinung ist und bleibt das FLG eine reine Notlösung. In Ländern wo in bestimten Zeiten nur mit FLG/Slugs gejagd werden darf mag das anders aussehen. Die jagen auber auch mit speziel dafür gemachten Flinten mit gezogenen Läufen.

Übrigens sehr erfolgreich mit der kleinen .410
 
Registriert
16 Jan 2006
Beiträge
4.749
Hallo.

Schlawiener schrieb:
Zumindest ist die Wirkung umwerfend und mach recht wenig kaput.

Meiner Meinung ist und bleibt das FLG eine reine Notlösung.

das ist doch eigendl. ein Paradoxon. :? :what:

Grüße
Saturn
 

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
102
Zurzeit aktive Gäste
511
Besucher gesamt
613
Oben