Einen guten Morgen wünsch ich euch,
nachdem ich vor einigen Wochen als Jungjäger hier meine ersten, jungfräulichen Fragen gestellt habe, habe ich jetzt doch einiges gelesen und nicht nur einer aus diesem Forum hat mir auch wertvolle Ratschläge geben.
Es sei hier noch mal kurz erwähnt, es geht um meine allererste Büchse inklusive allem, was eben dazugehört oder was man unter solchen Umständen überlegen sollte.
Mancher wird sich vielleicht erinnern, dass ich mir für meine erste Büchse anfangs ein Limit gesetzt habe beziehungsweise aus pragmatischen Gründen setzen musste.
Letztendlich bin ich dein euren Rat gefolgt lieber doch noch zu sparen...
Aus Gründen, die ich gerade hier nicht näher erläutern muss, soll es jetzt eine Tikka T3X Lite stainless, 20 Zoll in .308 werden.
Zu einem späteren Zeitpunkt möchte ich gerne den Multipurpose-Schaft von Edi (PSE) ausprobieren.
Die CTR habe ich verworfen, da ich den Schwerpunkt beim Jagen sehe...
Bei der Frage Edelstahl oder nicht habe ich mich immer wieder von Aussagen verunsichern lassen, dass der sagenumworbene „Fuchs bei Mondlicht“ schon aus 100 m Entfernung lächelnd davon schnürt, nachdem der Edelstahl-Jäger sich mit seiner Blinke-Büchse verraten hat.
Naja, falls sich solche Erfahrungen eines Tages nachvollziehbar bestätigen sollten, dann kann man die Tikka immer noch keramisch beschichten lassen...
Das einzige objektive Argument gegen Edelstahl wäre wohl der Umstand, dass er weicher ist als der nicht veredelte. Wobei das wohl zusätzlich auf den Hersteller und logischerweise den gezahlten Preis ankommt. Denn Stahl ist nicht gleich Stahl.
Wie auch immer – letztendlich habe ich da dann Edi (PSE) vertraut – an genügend Erfahrung und gesunden Menschenverstand mangelt es ihm bestimmt nicht.
Bei der Frage, welches Glas drauf soll, habe ich mir auch nicht leicht getan.
Tatsächlich habe ich mir mittlerweile einige Gläser in verschiedenen Geschäften anschauen können.
Aber erstens nicht alle im direkten Vergleich und zweitens natürlich nicht unter vergleichbaren oder gar jagdlichen Bedingungen – und erst recht nicht in der Dämmerung oder bei Mondlicht.
Absehen-Schnellverstellung und Parallaxe-Ausgleich habe ich als „vorerst nicht nötig“ verworfen.
Am Schluss bin ich dann bei dem Glas gelandet, dass ich schon recht früh favorisiert hatte und das auch sehr gut auf die leichte Tikka passt – das Kahles Helia 2-10 × 50i.
Die größere Schwester, das Helia 2,4-12 × 56 war auch in der Auswahl.
Aber da ich ja schon über 50 bin und eine Vergrößerung mehr als 10fach für mich vermutlich erst mal keine Rolle spielt, habe ich mich für das leichtere und schlankere „Universal-Glas“ entschieden.
Warum Universal-Glas? Für den, der vielleicht wie ich mit wenig Ahnung und viel Interesse hier im Forum zum ersten Mal landet, sei das näher erklärt.
Heutzutage führen ja wohl die meisten Jäger nicht nur ein Glas für quasi alles.
Soll heißen, gerade für Drückjagten wird immer öfter ein Rotpunkt-Visier verwendet.
Und da die Jagd bei uns wohl verhältnismäßig oft und tendenziell auch zunehmend häufiger in der Dämmerung oder zumindest nicht am helllichten Tage stattfindet, ist die Menge an Licht, die letztendlich im Auge ankommt schon von größerer Bedeutung.
Nicht nur ein Büchsenmacher hat deswegen gemeint, da nimmt man das „Größte“ – egal wie alt man ist. Und damit war ein 56er Glas gemeint.
Bei den Überlegungen beziehungsweise der Entscheidung hat mir auch folgendes geholfen:
Ein Glas mit der Festbrennweite vor 8x56 hat z. B. eine Austrittspupille von 7 mm. In meinem Alter komme ich (präziser mein Auge) vermutlich an diesen Wert nicht mehr ran, da sind häufig nur noch 5-6 mm gegeben. Ein 8x42 bietet dann mit einer Austrittspupille von 5,25 mm in etwa das, was ich vielleicht noch an Licht ausschöpfen kann, ist aber dafür leichter und günstiger.
Bei den variablen Zielfernrohren würde man aber bei solchem Vergleich Äpfel mit Birnen vermischen. Nehmen wir an, man hat eine maximale Pupillenweite von 5,5 mm. Eine Austrittspupille dieser Größe würde rechnerisch beim 50er-Zielfernrohr bei einer Vergrößerung von 9,1 erreicht werden. Bei einem 56er bei einer Vergrößerung von 10,2. Das belegt somit, dass man bei einem größeren Objektiv den Vergrößerungsbereich besser ausnutzen kann oder anders formuliert, noch bei einer etwas höheren Vergrößerung gleich viel Licht ins Auge fällt – das gilt natürlich nur, wenn alle anderen Parameter der verglichenen Gläsern identisch sind.
Dafür bietet das 50er „Universal“-Glas eine Sehfeld von 21 m bezogen auf 100 m bei der kleinsten Vergrößerung.
Damit ist es minimal „lichtschwächer“ beim Ansitz in der Dämmerung, aber sehr gut für die Pirsch und auch mit Einschränkungen zur Not auch für die Drückjagd brauchbar.
Ich habe jetzt für mich persönlich entschieden, dass der rechnerisch vorhandene Vorteil des 56er bei schlechtem Licht weniger wiegt, als die Vorteile eines leichteren, kompakteren und universelleren 50er Glases.
Hmmm, jetzt habe ich viel mehr geschrieben, als ich wollte. Aber mir hat’s manchmal auch geholfen, wenn ich einen Gedankengang von Anfang bis Ende am Stück lesen konnte.
Jetzt bin ich noch bei einer letzten Sache unschlüssig.
Bei der Montage des Zielfernrohrs.
Da ich ja mit null Ausrüstung anfange, muss ich auf nichts vorhandenes Rücksicht nehmen.
Die Tikka Lite hat keine Picatinny-Schiene.
Setze ich also auf diese oft empfohlene und international verbreitete Schiene als Basis, dann müsste ich in das Original von Tikka investieren – dann vielleicht auch gleich passend zum stainless-Lauf in Edelstahl?
Stahl-Schienen von Fremdherstellern gibt es für die Tikka T3 anscheinend nicht. Recknagel zum Beispiel bietet sie nur in Aluminium an.
Und natürlich gibt es auch hier kontroverse Ansichten. Die einen meinen, Aluminium reicht vollkommen, andere verweisen auf die Material-Festigkeit und die unterschiedlich große Ausdehnung bei Wärme beziehungsweise Kälte, welche bei Aluminium wesentlich größer ist.
Wie auch immer – ich müsste also in die Schiene investieren und dann zum Beispiel in eine Recknagel PSG Aufkipp-Montage (mit Polyformhebeln).
Damit wäre ich dann über den Daumen gepeilt bei 100-120 € für die Schiene in Stahl beziehungsweise Edelstahl plus 140 € für die Recknagel-Ringe.
Insgesamt also etwa 250 €, im Gesamtpaket mit Tikka und Glas rabattiert bei circa 220 €.
Jetzt haben mir mindestens drei Büchsenmacher aber vehement zur Dentler-Montage geraten! Sehr vehement, hmmm?!
Also entweder ist diese Wechsel-Montage wirklich so gut und angeblich idiotensicher, oder es gibt dafür andere Gründe?
Ich hab nicht vor, mir in absehbarer Zeit eine zweite Büchse zuzulegen. Und auch kein zweites Zielfernrohr. Vielleicht aber in nicht allzu ferner Zukunft ein Rotpunkt-Visier.
Also spielt das Thema „Wiederkehr-Genauigkeit“ – tolles Wort – schon eine Rolle.
Mir würde somit die Dentler-Basis-Variante genügen, um zwischen ZFR und Rotpunkt wechseln zu können.
Es gibt ja noch die Dentler Vario, die zusätzlich dafür gedacht ist, dass man ein Zielfernrohr wiederkehrgenau auf mehreren Waffen verwenden kann.
Preislich liegen wir da bei circa 360 € – im Gesamtpaket mit ZFR und Tikka bei etwa 300 €.
Vergleicht man die unterschiedlichen Montagearten nur bezüglich der Kosten, ist jetzt, als auch für eine zukünftige zweite Montage sicherlich eine Differenz zu Ungunsten der Dentler-Montage da.
Sie ist aber nicht so groß, dass das für mich den Ausschlag geben würde... jetzt, wo ich nach und nach alles Andere verkaufe und dafür eines Tages mit einer super Büchse, aber halt nackt durch den Wald pirschen werde ;-)
Wer von euch verwendet eine Dentler-Montage und kann die praxistauglich mit anderen Varianten vergleichen?
Danke und Grüße,
Harpia