Warum es in Deutschland früher so viel Lebensraum für Birkwild gab

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Moin!

Hier ein paar sehr sehr interessante Links, warum der Mensch seit über 1000 Jahren in weiten Teilen Norddeutschlands dem Birkwild taigawaldähnliche Lebensräume geschaffen hat.

Danke für die Verlinkung solcher bodenkundlicher Zeugnisse anthropogener Landschaftsgestaltung (a.k.a. "Waldverwüstung"). Zusätzlich dürften viele Arten von Mittelwald- und Heidewirtschaft profitiert haben, die mit der Plaggenwirtschaft Hand in Hand gingen und auch ohne Plaggen in weiten Teilen Deutschlands praktiziert wurden.

Viele Grüße

Joe
 
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Danke für die Verlinkung. Obwohl diese Wirtschaftsform hier nicht praktiziert wurde gibt es Parallelen. Die Rhön war zum großen Teil Moorlandschaft. Es gibt heute noch zwei Restmoore eines in Hessen eines in Bayern. Hier hat der Mensch ebenso Torf abgebaut und die Flächen ausgetrocknet. Ich kann mich noch gut an die industrelle Torfgewinnung erinnern. Der karge Boden diente dann auch als Weideland primär für Schafe.Andere sinnvolle landwirtschaftliche Bewirtschaftungen gab und gibt es nicht. Nur der östereichische Kanzler hat mal mit dem RAD versucht Fichten im größeren Stil anzupflanzen. Die Krüppel kann man Heute bestaunen, so Sie den noch nicht abgehauen sind.
 
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Danke für eure Zusatzinfos


alles sehr interessant


Es wurden ja nicht nur Plaggen gestochen.Vielerorts diente der Wald ja auch Jahrhundertelang als Weide fürs Vieh und wurde so parkartig licht. Stroh vom Getreide bekam das Vieh als Futter. Die Einstreu für die Ställe wurde im Wald vom Boden geharkt. Der Boden wurde immer nährstoffärmer und förderte Heide- Preiselbeere und Blaubeere und lichte Waldungen. Zur Niederwaldwirtschaft stelle ich auch mal Bilder ein, zu einem Treat übers Haselhuhn.
 
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Rhoenjäger sprach Moorlandschaften als Lebensraum des Birkwildes an.

Der Naturfilmer Jan Haft, der schon Filme wie "Das Kornfeld" oder "Wildes Bayern" produziert hat, hat wohl auch einen Film über den Lebensraum Moor gedreht. Bisher habe ich aber nur einen Trailer gefunden:

hier der Link

http://www.youtube.com/watch?v=_a7LP2izZMc
 

JMB

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Das ist ja nichts wirklich neues; wer sich mal mit den Lebensraumansprüchen der Rauhfußhühner und der neueren Wald-/Forstgeschichte befasst hat für den ist das ein alter Hut.

Übrigens hat Kalchreuter das in "Die Sache mit der Jagd" auch für Teile des Schwarzwaldes so ähnlich beschrieben.

Da muss sich der Naturschutz mal entscheiden, ob er einen künstlichen ("mit Gewalt" von Menschenhand GEGEN die Natur geschaffenen) Zustand konservieren will oder doch lieber "Prozessnaturschutz" betreiben. :twisted:


Nur der östereichische Kanzler hat mal mit dem RAD versucht Fichten im größeren Stil anzupflanzen. Die Krüppel kann man Heute bestaunen, so Sie den noch nicht abgehauen sind.
Wie sprichst Du denn über die Mitglieder des RAD?
Und die sind tatsächlich noch nicht alle wieder weg?
Diesen Eindruck hatte ich in der Hohen Rhön allerdings schon öfter.
:bye:


WaiHei
 
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Wenn ich mir es recht überlege zeugt das Abhauen von mangeldem Geschichtssinn.

Eigentlich könnte man so eine Fläche stehen lassen und als Mahn- Gedenkstätte umwidmen.
Ist ja heute modern.

Eventuell könnte man diese wertvollen Bestände sogar PFC zertifizieren lassen und nur noch bleifrei bejagen.

Dorthin müssten dann die Forststudenten aus den 3 angrenzenden Bundesländern Bildungsfahrten machen.

Mögliche Lehrinhalte:

"Die Unfehlbarkeit forstwirtschaftlicher Konzepte und ihre Folgen für folgende Generationen "

"Küstenfichte Baum der Zukunft ?"

"Douglasie Fluch oder Segen ?"

"Buchen ringeln leicht gemacht"

Ich betreue die Sonderausstellung: "Welche S a u treiben wir heute durchs Dorf ?"

Ich suche noch einen forstwirtschaftlichen Berater. Soll ich mal mit meinem Chef sprechen das er euren Zitronenfalter anruft ? :biggrin:
 
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Ich kann es nur aus hiesiger Sicht beschreiben (Emsland) :

Bis ins 19. Jahrhundert war Wolle (und damit Schafe) ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Nordwestdeutschland. Diese wurde im 19. Jahrhundert durch (importierte) Baumwolle abgelöst. Schafweide war also nicht mehr so nötig.

Die Almenden der Dörfer wurden aufgelöst und zum größten Teil verkauft (oft an reiche Fabrikanten). Auf diesen ausgemergelten Standorten versuchte man jetzt, Holz zu pflanzen, also Kiefer oder Fichte - Grubenholz eben für die zahlreichen Bergwerke.

Um 1860 begann eine Zuwanderung von Birkwild (war vorher gar nicht so häufig), und um 1900 gab es dann so viel Birkwild, dass man es wie Fasanen vor dem Hund schießen konnte. (In Bayern gab es zu der Zeit eine massive Ausbreitung des Auerwildes). In dem Maße, wie der neue Wald älter wurde, schwächte sich der Trend ab.

Mit Ende des 2. Weltkrieges (und dem Verlust von 30% des Staatsgebietes) mussten die Flüchtlinge untergebracht und ernährt werden. Unter dem Namen "Emslandplan" begann eine der größten Naturzerstörungen überhaupt. Damit verschwand auch der letzte Lebensraum für das Birkwild.
 
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Teils, teils.

Manche Gräben sind einseitig mit Erlen bepflanzt, diese Seiten werden nicht gemäht, und wenn die Erlen regelmäßig auf den Stock gesetzt werden, ist das schon besser als nichts.

Viele Gräben werden inzwischen jedoch nicht mehr bepflanzt (zu unpraktisch beim Unterhalt), und dann hängt es natürlich ganz entscheidend davon ab, wann im Jahr gemäht wird, je später desto besser.

Da hier alles sehr feucht ist, wächst der Mais hervorragend, auch bei armen Böden - muss ja nur ordentlich Gülle drauf. Leider dominiert dadurch die Milchwirtschaft (immer öfter in Kombination oder Konkurrenz zur Biogasanlage), und dann hat man bis zu sechs Grasschnitte im Jahr - fast hoffnungslos.
 
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@Perdixeinbürgerer :

Der natürliche Lebensraum von Birkwild in den Niederungen sind (waren) Hochmoore, insbesondere deren Randbereiche mit der Übergangszone zum umgebenden Wald.

http://www.bfn.de/0311_moore-entstehung-zustand.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Regenmoor

Und so sieht die Flächenentwicklung von Hochmooren vom Jahr 1700 bis heute aus :
Noch Fragen zur Ursache des Bestandszusammenbruches beim Birkwild ?

http://www.bfn.de/fileadmin/_migrated/pics/Moorverbreitung_EU_Ullrich_gross_03.jpg
Moorverbreitung_EU_Ullrich_gross_03.jpg
 
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Unter dem Link findet man ein langes Video über Russen beim Moosbeeren sammeln.


Bei uns in Deutschland kämpfen wir händeringend in der Rhön und in der Lüneburger Heide um die letzten 3 - 4 Birkhühner in freier Wildbahn.

Schaut euch mal nur die erste Minute in dem Video an. Da segelt mal eben ein "riesengroßer " Schwarm Birkhühner übers Moor. Unglaublich und wunderschön ! :)


https://www.youtube.com/watch?v=rtQMFhi-o0U
 

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