.338 Lapua Magnum

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Letztens standen auch ein Par in unserer Jagdschulgruppe zum Verkauf. Mauser in 8x68s.

Ein Glück ist der Schrank fast voll, und der Geldbeutel leer. Ansonsten gilt Haben ist besser als Brauchen!
 
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Schönen Gruß von 2RECON, hier ein Text von ihm aus einem anderen Forum:

Was wir heute als .338“ Lapua Magnum kennen ist das Ergebnis einer Entwicklung die 1982 begann.
Zu jener Zeit stellte die US Army fest das es zwischen der 7,62x51mm und der 12,7x99mm eine (zu) große Lücke bei der Scharfschützen - Bewaffnung gab. Um diese Lücke zu schließen wurde eine Patrone/ Munition gesucht die folgende Kriterien erfüllen sollte:
- geeignet für MG, halbautomatische Waffen und Sniper (SWS)
- für alle Aufgaben der ,heute als „SOCOM-Units“ bezeichneten, Special Forces geeignet ( hier gemeint : Army Rangers, Green Berets, DELTA, Navy Seals und Marine-RECON )
- 250grs.(16,2gramm) Geschoßgewicht
- Mündungsgeschwindigkeit min. 3000fps.( 914m/sec)
- Effektive Reichweite 1500 Meter.
Der Entwicklungsauftrag für diese neue Patrone wurde an die Firma RAI (Research Armament Industry ) vergeben. Beteiligt waren neben RAI als Lieferant der Waffe
( Haskins Rifle), BELL( Bell Brass Extrusion Lab.) für die Patronenhülsen und Hornady als Entwickler/ Lieferant des Projektils.
Mit der später als „Haskins – Rifle“ Modell 300 und Modell 50 bezeichneten Waffe wurden die ersten Versuche durchgeführt.
Im Kaliber 300 WinMag scheiterte diese Waffen-Munitions-Kombination aber an der mangelhaften Zielballistik. Die Vorgaben wurden hier nicht annähernd erreicht.
Um im Ziel ausreichend Energie zu generieren entschied man sich mit einem größerem Kaliber zu arbeiten. Ausgewählt würde der Diameter .338“ (8,585mm, allgem. auf 8,6mm verrundet)
Da es damals, 1982/83 keine Patronen in der benötigten Leistungsklasse gab sah man sich gezwungen mit Wildcat - Patronen zu arbeiten.
Erste Versuchsreihen wurden mit einer auf .338“ eingezogenen .378“ Weatherby Magnum durchgeführt. Diese wurden aber schnell eingestellt da es durch den zylindrischen Hülsenkörper in Verbindung mit der Bauform „Gürtelhülse“ ständig zu Problemen beim Zuführen der Patrone kam.
Etwa ab Anfang 1984 begannen Versuche mit einer auf 338“ eingezogenen Hülse der .416 Rigby. Die genauen Abmessungen, das „Design“ der „338/416“, erstellte Ed Dillon. Das die Wahl auf die englische Großwildpatrone fiel ist bei einem Blick auf deren CIP - Datenblatt leicht nachzuvollziehen.
Mit einem geringfügig größerem R1 Durchmesser(Stoßboden) und annähernd identischer Länge L3 (Hülsenlänge) ist so die Möglichkeit gegeben die Läufe ( von der Laufmacher- Legende „Boots“ Obermeyer) der zuvor verwendeten 338-378WEA einfach aufzureiben und weiter zu verwenden. Die ersten umgeformten und korrekt gestempelten Hülsen für die .338/416 lieferte die Firma BELL.
Anläßlich der Shot-Show 1984 wurde ein „Agreement“ mit LAPUA getroffen die
338/416 als langfristiger Entwicklungspartner zu unterstützen.( Grundlage „The next Big Thing“, Spätere Übernahme der Munitions - Produktion )
Ferner lieferte Lapua ab Ende 1984/ Anfang 1985 die ersten, später als „B-408“ bezeichneten, Geschosse.
1985 zeigten sich zunehmend Probleme mit dem stark vereinfachtem Verschluß der Haskins - Rifle. Was bis dahin in den Kalibern .300 Winchester Magnum und 50 BMG problemlos funktionierte ergab wiederholt zuführprobleme. Um diese endgültig zu lösen wurden ab 1985 Verschlüsse auf Basis des 98“er Mauser Systems vom deutschen Hersteller Heym verwendet. Von Seiten der Beschaffungsbehörden gab es darauf hin nur noch Interesse an der Haskins Rifle in den Kalibern 300 Winchester Magnum und .50 BMG.
Lapua stand nun allein mit der halbfertigen 338/416-Patrone da.
Zwar war das Interesse der US Militärs erloschen, europäische Beschaffer zeigten sich an der Grundidee einer weit reichenden SSG - Patrone so stark interessiert das man entschied das Projekt allein zu Ende zu führen. Zu dieser Zeit, etwa Anfang / Mitte 1985 bauten u.a. ERMA, Mauser, Heym und Sako erste „semi- custom“ Waffen für die Erprobung der Patrone in verschiedenen Ländern. Der Lapua Vertreter in England, Malcom Cooper, startete gerade mit der Entwicklung der Accuracy International Waffen in 308Win und 300 WinMag.
Das Lapua mit dieser Entscheidung richtig lag zeigte sich ab 1986 als die 338/416 das Erprobungsschießen der US Army in Quantico/Virginia gewann. Das Interesse aus NATO-Staaten und die Nachfragen im allgemeinen stiegen stark an.
In Lapuas Entwicklungsabteilung entstand von etwa Mitte 1985 bis zur deren CIP-Zulassung 1989 die .338“ Lapua Magnum. ( 8,6x69mm) Diese Arbeiten umfaßten nicht nur den kompletten Neuaufbau einer ( Hülsen-) Fertigung „vom Rohmaterial an“ inklusive der Optimierung der einzelnen Fertigungsschritte, sondern auch eine grundsätzliche, tiefgreifende Änderung der gesamten Hülsengeometrie.

Die Hülse der 338/416 wurde nicht nur von über 71mm Länge auf 69,2mm verkürzt.
Sowohl der Konus des Hülsenkörpers als auch der Schulterwinkel wurden modifiziert. So änderte sich der Schulterwinkel der 338/416 von 30° (alpha/halbe, ähnlich 6mmPPC) auf rund 20°, dem Maß der „klassischen“, sog. „MG-Schulter“.
Wirklich signifikant sind allerdings die Änderungen im Boden und Wandstärken
der Hülsen. Hier wurde so viel Material zugegeben das die Hülse aus Lapua Fertigung heute, nach der 8x68S aus RWS - Fertigung, die hinsichtlich Gasdruck stabilste Hülse auf dem Markt darstellt.
Seit ihrer CIP-Zulassung im Jahr 1989 ( SAAMI 2007*) eilt der 338LM der Ruf als „ultimative Scharfschützen- Patrone“ voraus. Nicht nur stellt sie scheinbar in fast jedem Bereich neue Bestmarken auf, sie hat auch einen neuen Wettlauf um die beste/ leistungsstärkste Patrone im Kaliber .338“ entzündet. Patronen wie die
.338-378Weatherby, .338 Remington Ultra Magnum, .338 Edge, .338 Excalibur oder .338 NORMA Magnum entstanden in den folgenden Jahren.
 
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Ergänzung zum max. zul. Gasdruck:

Warum aber wurde die Lapua nicht mit 4700bar,ja nicht einmal mit 4400bar (dem aktuell zulässigem Höchstwert) sondern mit lediglich 4200bar zugelassen ?

Wer dazu bei Lapua selbst, oder bei der CIP nachfragt bekommt keine oder keine nachvollziehbare Antwort. Hintergründe erfährt man nur wenn man sich mit „Insidern“ oder Mitarbeitern z.B. von Beschußämtern unterhält. Dort wird dann folgende Geschichte erzählt…..

Der Gasdruck wurde im Jahr 2007, mit der Aufnahme der .338Lapua Magnum in die SAAMI-Liste, endgültig auf 4200bar festgelegt.
Die SAAMI ist das amerikanische Gegenstück zur europäischen CIP.
Bei der „Vereinigung der Waffen und Munitionshersteller“ wird aber im Gegensatz zur CIP keine Prüfung im eigentlichen Sinne durchgeführt, sondern lediglich die An/+Vorgaben der US-Hersteller gesammelt und aufgelistet.
Nun ist es ja im Interesse aller wenn die Munition sowohl im US als auch im europäischen Bereich gleiche Werte aufweist. Einzig entscheidend dabei ist die Marktmacht.
Sprich, der größte Markt bestimmt was zu geschehen hat, wie hoch ein Wert festgelegt oder wie groß/klein eine Toleranz ausgelegt wird. Vereinfacht gesagt, wenn ein US Hersteller eine europäische Munition nicht in seiner Waffe verwenden kann geht er zur SAAMI und läßt diese so „anpassen“.

Aber warum wird eine Patrone derart „kastriert“ das sie innenballistisch fast nicht mehr funktioniert?
Zum Einen schützt man so seine „eigenen“ Patronen.
Für viele Schützen zählen nur die veröffentlichten Werte von Mündungsgeschwindigkeit oder Mündungsenergie. Ein echtes „Verkaufsargument“ für die Hersteller.
Drückt man also die Werte der Konkurrenz bleibt mehr „Markt“ für die eigenen Produkte.
Wichtiger aber sind eher andere Sachverhalte.
Zum Beispiel gibt es in den USA keine Beschußprüfung wie sie im CIP-Raum üblich ist. Es wäre für einen US Waffen bzw. Munitionshersteller schlicht undenkbar das eine, gar staatliche, Behörde dessen Produkte vor dem Verkauf überprüft.
Allerdings gibt es dort geradezu groteske Produkthaftungs-Richtlinien und Verfahren die oftmals rational nicht mehr nachvollziehbar sind.
Nichts wäre für einen z.B. Waffenhersteller schlimmer, „teurer“, als wenn sich herausstellen würde das die verwendete Munition zu stark (Druck) für seine Waffen war und diese, und noch schlimmer der Schütze selbst dadurch geschädigt wurde.

Bleiben wir gedanklich noch bei einem zul. Gasdruck von 4700bar für die 338 Lapua Magnum und sehen wir uns das Verschlußsystem des meistverkauften US-Gewehrs an.
Das Gewinde mit dem der Lauf in das System eingeschraubt wird hat die Bezeichnung / Größe 1 1/16“x16 UF. Metrisch bedeutet dieses einen Durchmesser von 26,987mm und eine Steigung ( von Gewindespitze zu Gewindespitze) von 1,587mm. Um den Kerndurchmesser des Gewindes zu berechnen subtrahiert man die Steigung vom Nenndurchmesser.
So verbleibt ein (Material-) Durchmesser von 25,4mm im am höchsten belasteten Bereich des Laufes. Solide sollte man denken. Moment, der Mindestdurchmesser im Patronenlager der 338Lapua liegt bei 15,03mm.
Somit verbleibt eine Wandstärke von 5,18mm….
Bei entsprechender Material- und Verarbeitungsqualität hält das den 4700bar sicher stand.
Moment.
Der US-Hersteller möchte seine Waffen ja global, also auch in Europa verkaufen.
Nur da, da gibt es eine Beschußprüfung. Und zwar mit 25 bzw. 30 % Überdruck.
Bedeutet mindestens 5875 bzw.6110bar und da wird es dann wirklich eng.
(Anm.des Verfassers: Bei 6110bar wird der Boden der Lapua Hülse „teigig“ beginnt zu fließen. Ergebnis beim Beschuß in 7,62UKM)

Der Hersteller kann also entweder besser, sprich teurer, fertigen und damit seine Gewinne reduzieren, einfach auf den europäischen Markt verzichten, also wieder auf mögliche Einnahmen verzichten, oder den einfachen Weg gehen. Als Marktführer zur SAAMI gehen und über diese den Gasdruck der 338 Lapua auf ein Maß „drücken“ lassen das er einfach weiter billig produzieren kann und so seine Gewinne steigen.
Auf Nachfrage ob DAS tatsächlich so geht war die Antwort :“……da geht es nicht um Qualität, Leistung oder Schönheit da geht es um Verkaufszahlen…..da ist jedes Mittel Recht“
 
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Vielen Dank für all Eure Rückmeldungen.
Ich bin derzeit wieder etwas "nachdenklich" geworden, hierbei ist mir folgendes aufgefallen:
IMG-20230301-00283.jpg
Die .338LM hat schon eine ordentliche Grösse. Daher ist das mit dem Verwendungsgebiet halt ähnlich dünn ...
(aber ja, haben ist besser als brauchen :))
 

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