9,3x72R Fan-threat

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Hallo,

angeregt durch den threat "Vorkriegsdrillinge" in der Rubrik Waffen, hier nun der ultimative Fan-threat für die Freunde der schlanken 9,3x72R.

(Für Nicht-Fans: Bitte laßt uns unseren threat. Natürlich wissen wir, daß die .500Jeffery mehr "power" und die .257Weatherby Magnum mehr "speed" hat.)

Nochmal kurz angeregt:

Entwickelt wurde die 9,3x72R anno 1875 von Wilhelm Collath in Frankfurt a.d.Oder, damals natürl. noch als SP-Patrone. Im selben Jahr fimierte die Firma Teschner in Fa. W.Collath um und die Vorgängerpatrone der x72R, die 9,3x80T trug noch das T für Teschner (und kam als Randpatrone noch ohne den Suffix "R" aus).
Vorläufer dieser Patrone war die engl. .360-2 1/4" Express, die hier die kontinentale Bezeichnung 9,3x57R/.360 lang trug und für die Waffen bis in die 20er Jahre gefertigt wurden.
Als dann Mitte der 1880er Jahre die Nitrozellulose-Pulver aufkamen ging man von den damals üblichen 11-13mm dicken Schwarzpulverpatronen zu den dünneren 8-10,5mm über.
Das Kaliber 9,3 lag da so ziemlich in der Mitte und die Hülsen faßten noch soviel Schwarzpulver (oder dessen Verbesserung, das sog. "Naßbrandpulver"), daß sie noch genügend Leistung auf Schalenwild brachten. Das damalige Nitropulver war noch schwer in den Griff zu bekommen und so wurden bis zum 1.WK parallel Waffen mit SP- und NP-Beschuß gefertigt.
In den frühen 1890er Jahren verkleinerte Wilhelm Collath darum den großen SP-Pulverraum der 9,3x72R und erhielt eine 65mm lange Hülse (9,3x65R Collath).
Seine 9,3x72R hatte sich aber schon eine solche Fangemeinde gesichert, daß für sie noch Waffen bis in die 30er Jahre gefertigt wurden, während die "modernere" 9,3x65R Collath eine hauseigene Patrone Collaths blieb und nach dem 1.WK immer weniger gefragt wurde.
Zwischen 1890 und 1925 war die 9,3x72R wohl die Standartpatrone für Kipplaufwaffen aus dem deutschsprachigen Raum schlechthin und Dank ihres geringen Gasdrucks und ihrer schlanken Hülsenform konnten auch ebesolch schlanke und damit leichte und führige Waffen hergestellt werden. Ein Hahndrilling im Kal. 9,3x72R wiegt, trotz der damals üblichen 68cm Lauflänge, mit 12er Schrotläufe rd. 3,1kg, mit 16er Schrotläufe sogar nur rd. 2,9kg.
Natürlich wurde die 9,3x72R auch in alle anderen Kipplaufsysteme ihrer Zeit eingelegt, von denen ja einige in den letzten 10-20 Jahren wiederentdeckt wurden.

Durch verbesserte Herstellungsverfahren des NP-Pulvers wurde dieses gleichmäßiger im Abbrand und so wurden nach dem 1.WK auch kleinerer Kaliber für den Jäger interessant. Ab Mitte der 20er Jahre verloren dann die dicken 9,3er - 10,5er zugunsten v.a. der "8mm- und 7mm-Kleinkaliber" an Boden. Die damit erzielten Geschoßgeschwindigkeiten waren einfach zu verlockend (man bedenke: noch in einer Zeit, in der die meisten Jäger über Kimme u. Korn schossen oder allenfalls ein 2,5x oder 4x Glas montiert hatten).
Nach dem 2.WK wurden sie dann von den Bümas nicht mehr in Neuwaffen eingelegt und für die alten Waffen wurde nur noch Munition gefertigt, deren Fertigung nach und nach auch eingestellt wurde (bis auf die ehem. Standartpatrone 9,3x72R).

Nichtsdesdotrotz steht die betagte 9,3x72R auch heute noch ihren Mann. Denn geringes Kletterbestreben, eher "schiebender" als "schlagender" Rückstoß, "leise" Knallentwicklung dank des geringen Gasdrucks kombiniert mit den üblichen 65-70cm Lauflängen, sehr geringe Wildpretentwertung durch das durchmesserstarke, langsame TMF (eigendl. ein Hartbleigeschoß mit überdimensionalem Kupferschuh) vom Typ TESCO (=TESchner/COllath) und gute Pulververträglichkeit der Hülse sind immer noch Argumente die nicht wegzudiskutieren sind. Dazu kommt die oft sehr gediegene Verarbeitung der Waffen in 9,3x72R. :33:


Grüße
Saturn
 
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@Saturn,

worin lag die Verbesserung vom Nassbradnpulver zum normalen Schwarzpulver?

Hast Du Deine mal mit BP geschossen?

Horrido
 
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Naßbrandpulver ist ein verbessertes Schwarzpulver für den Kugelschuß, das bei leichter Entzündlichkeit verhältnismäßig progressiv abbrennt. Im Vergleich zu anderen Schwarzpulvern, bei denen eine schnellere plötzliche Umsetzung aller Pulverartikel in Gase stattfindet. für den Büchsenschuß geeigneter als für Schrotschuß.
(Aus: Waffen Lexikon Lampel/Mahrholdt)
 
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Servus Manolito,

wieviel 9,3x72R Besitzer gibt´s deiner Schätzung nach hier im Forum :?:
 
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Moin!

Varmi, "fan" muss nicht gleich "Besitzer" sein. ;) Ich mag die 9,3x72R auch - wegen der alten Waffen. Ich besitze aber keine.

Viele Grüße,

Joe
 
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Mohawk schrieb:
Moin!

Varmi, "fan" muss nicht gleich "Besitzer" sein. ;) Ich mag die 9,3x72R auch - wegen der alten Waffen. Ich besitze aber keine.

Viele Grüße,

Joe


Hmm, ich bin ein Fan von Dita Von Teese... :15:

:17: Leider besitze ich sie auch nicht.

Trotzdem wär´s interessant zu wissen, wer überhaupt eine 9,3x72R im Besitz hat.
 
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Ich habe vor Jahrzehnten mein erstes Stück Wild mit der guten alten 9,3x72R erlegt. Waffe war eine schöne alte Bockbüchsflinte mit Unterhebelverschluss in 16/65 und eben 9,3 mit 4-fachem ZF der Marke Loveca. Prager -nicht Suhler!- Einhakmontage. Die Waffe war "übersät" mit Prager und deutschen Beschusszeichen. Den chronologischen Ablauf der Stempelei habe ich nie aufdröseln können.
Und weil es mein erstes Stück Wild war, es im Feuer lag und keinerlei Hämatome und Wildpretentwertung aufwies, hat die Patrone einen Ehrenplatz in meinen jagdlichen Erinnerungen.
 
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varminter schrieb:
Servus Manolito,

wieviel 9,3x72R Besitzer gibt´s deiner Schätzung nach hier im Forum :?:


Hallo Ralph,

keine Ahnung wieviele. Eins weis ich nur, es sind auf alle Fälle mehr als es vielleicht (öffentl.) zugeben wollen. :26:
Ich wüßte da einen aus Österreich, der auch eine Waffe in dem Kaliber führt. :20:
Was ich in diesem und anderen Foren schon über PN statements und Tips zur 9,3x72R und Waffen in dem Kaliber geben durfte...
Viele besitzen eine solche Waffe in diesem Kaliber (meist Drilling, Büfli, BBF, seltener DB oder KLB), die einen führen sie zum Rehwildabschuß das ganze Jahr hindurch, andere nur für den ersten Bock im Mai, oder den kapitalen Sechser in der Blattzeit.
Die wenigsten wollen es nur in einem deutschen Forum offen zugeben, weil es hier meist , um deinen Landsmann S.Freud frei zu zitieren, es darum geht, wer "den Längsten" hat und da kann die 9,3x72R evtl. mit der Hülsenlänge zwar ganz gut mithalten, nicht aber mit rechn. Leistung.
In englischsprachigen Foren, allen voran das N.E.-Forum, spricht man dagegen viel offener über seine waffentechn. Schätzchen. Da sind dann Jäger die einen alten Mannlicher in 9x56M.-Sch., einen uralten Drilling in 9,3xnochirgendwas auf heimisches Wild führen, oder mit einem 20er Jahre Zivilmauser in 10,75x68 oder einer noch älteren DB in .450/.400 NE oder gar .500 No.2 BPE auf Safari gehen und keine Möchtegernrambo-Blackguns führen, keine Jäger zweiter Klasse oder unverbesserliche, reaktionäre Kaisertreue (what ever).

Also:

Wer eine oder mehrere 9,3x72R (gerne auch jede andere 9,3mm-.360Expressabkömmling von 38mm bis 82mm Hülsenlänge) besitz, führt, gerne hätte oder nur gerne mal führen würde; schreibt! :30: :20:

Grüße
Saturn
 
G

Gelöschtes Mitglied 6729

Guest
Moin,

habe zwar keine 9,3x72R, aber mein Vater hat mit dem RWS .364"er 12,5g TMF dieser Patrone mit einer Handladung in der 9,3x62 einiges an Rehwild erlegt und war sowohl mit der (wundballistischen) Wirkung, als auch der Präzision auf der Scheibe sehr zufrieden!
Ladung war exakt die im RWS-Buch empfohlene, die mit der 9,3x72R bezüglich der V0 ja fast identisch ist...
 
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Hoffentlich bemerken noch einige 9,3X72R `ler hier diesen FAN threat.................











bevor sie aussterben :29:

Füxlein :wink:
 
A

anonym

Guest
Würde mir eine 9,3x72 zulegen wenn ich einen Drilling bekommen kann der noch gut schießt. Für Rehwild MMn eine sehr gute Patrone
 

Rotmilan

Moderator
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Wen einer eine Büchsflinte oder einen Drilling weiss, ich bin auch ein Fan. :)
Irgendwann bekomme ich (hoffentlich) mal so ein Schätzchen. Nitrobeschuss wäre mir aber schon wichtig.
 
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Falls es interessiert:
Fabrikmunition gab es von RWS, DWM, Eidg.Pulververw. Bern und S&B. Evtl. auch von Norma. Bin mir da aber nicht sicher. Die Ururaltfabrikate von Uttendörfer etc. jetzt mal außenvorgelassen.

Die ursprünglichen Ladungen waren mit 12,5 oder 13 g Bleigeschoss und Schwarzpulver mit einer Vo von ca. 440 m/s.
Die Leistung läßt sich auch heute mit dem KTMF und 65 gr Schwarzpulver nachbauen. DEVA Messungen ergaben mit GasdruckStauchZylinder einen Mittelwert von 851 bar und eine V3 von 442 m/s.
Für nur mit Schwarzpulver beschossene Waffen gab es dann später ( Nitro vor Black Powder :26: ) von der DWM eine Schwachladung mit dem 12,5 TMFK und 1,2 g rauchlosem Spezialpulver und einer Vo von 439 m/s. Das war die Lab.-Nr. 9510
Die Eig. Pulververwaltung hatte sowas auch im Programm: KTMF von 12,35 g mit 450 m/s Mündungsgeschwindigkeit. Die Eig. Pulververw. hat allerdings nur bis ca. 1980 Sport(Jagd)Munition hergestellt.

Alle genannten Laborierungen ereichen die heute gültig Norm von Joule 1000 auf 100 m nicht! Obwohl.........

Jetzt für Nitrobeschossene Waffen:

Fabrikmunition von RWS mit 12,5 g CuTMFK Lab.-Nr. 66R mit 614 m/s Vo.
DWM hatte die Lab. 161 mit 587 m/s bei max. 1500 at.

Die "heißen" Brummer: Eine Vorkriegsausführung für Hochwild gab es von der RWS mit dem 13 g Dornheim Bleispitzgeschoss und 2,9 g R5. Soll eine V100 von 570 m/s und eine E100 von 2128 Joule ergeben haben.
Die Eidgenossen hatten auch so etwas im Angebot: 13,1 g Bleispitz (und auch eine Lab mit VM) mit 2,8 g Blättchenpulver Vo 680 m/s, V100 585 m/s und E100 dann 2242 Joule.

Moderne Laborierungen und was der Wiederlader heute verwenden bzw. erreichen kann, setze ich bei Interessierten als bekannt voraus.
 

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