Wenn behauptet wird, daß Prüfungen so rein gar nicht die Jagdpraxis abbilden, dann weiß ich, von wem das kommt.
Das Problem liegt imho woanders. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: die Art der Prüfungen ist darauf ausgelegt, jagdlich relevante Teilaspekte des Hundeeinsatzes zu prüfen. Wenn man diese Aspekte im Kontext der echten Jagd erlebt hat, kann man sie richtig einordnen und üben. Wo dieser Zusammenhang fehlt, kommt Mist bei raus. Das gilt für alle Bereiche, von der Schußfestigkeit über den Schweiß bis zum Apport.
Darum bin ich ein strikter Verfechter der Einbindung der Hunde ins Jagdgeschehen auch schon vor einer Gebrauchsprüfung. Nicht überall aktiv und mitgestaltend, aber sehr wohl dosiert zum richtigen Zeitpunkt der Ausbildungsschritte, so daß sich Aha-Effekte einstellen. Die unterschiedlichen Einsatzbereiche richtig mit den jeweiligen Anforderungen verknüpft werden. Erfahrung mit unterschiedlichen Situationen gesammelt werden kann. Parallel dazu müssen aber immer die entsprechenden Übungseinheiten stattfinden, damit der Hund kontrolliert ein Mindestmaß an Routine der wichtigsten Handlungselemente entwickeln kann, die über unvorhergesehenes in der Prüfung hinweghilft.
Eine Prüfung ist immer eine künstliche Situation. Jagdliche Führung des Hundes vorausgesetzt ist sie aber nicht an den jagdlichen Anforderungen vorbei, auch wenn sie nur Bruchstücke jagdlichen Geschehens auf relativ abstrakte Weise prüft.
Ein Beispiel: bei den Bracken gibt es bei der Anlagenprüfung das Fach "Art der Suche". Da will man sehen, ob der Hund sich vom Führer löst und wie er die Suche nach Wild angeht. Der Hund, der im Rahmen der Jagd gelernt hat, daß er sich auf das entsprechende Signal des Führers hin tummeln darf, wird zügig den Raum annehmen und sich auf die Suche nach Wild machen. Zu erkennen, daß ein Hund das kann und freudig macht reichen 100 m dicke bei einer Prüfung. Jetzt hat man Kandidaten, die durften aus welchem Grund auch immer noch nie frei suchen, der Führer hat keine Gelegenheit, er hat keine Geduld, er hat Angst, was dem Hund passiert, whatever. Dem Hund kann man mit viel Umstand für die Prüfung beibringen, daß er dem Führer mal 30 m Abstand läßt, aber das wird im Leben nicht das, worauf die Prüfung ausgelegt ist. Zu sehen, wie zügig und systematisch ein Hund selbständig sucht und an Wild kommen will.