Absolut klassisches Rehragout? Nichts Neumodernes!

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Wildgulasch kannte man bei uns nicht. Das hieß immer Hasenpfeffer, Rehpfeffer usw. die Säure vom Wein ist ein natürlicher Zartmacher, was bei großen Braten zum Genuß führt, deshalb beize ich. Gammel zu überdecken würde mir nicht in den Sinn kommen...
 
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Wein ist ein natürlicher Zartmacher, was bei großen Braten zum Genuß führt, deshalb beize ich. Gammel zu überdecken würde mir nicht in den Sinn kommen...

Deshalb schrieb ich für Ragout. Von Braten oder Steaks war nicht die rede.
Wie lange musste früher ein Hase hängen? Bis er von alleine aus der Decke rutscht.
 
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@deepSky suchst du ein Rezept für Ragout oder Gulasch. Die Hausfrau früher kannte meist Gulasch. Kommt aus dem Ungarischen und hat etwas mit Röstaromen zu tun. In Frankreich oder Elsas kannte man auch das Ragout. Das kommt aus Frankreich wurde nur leicht oder gar nicht (Ragout fin) angebraten. Ragout wurde bei uns immer mit Wein abgelöscht und mit Sahne verfeinert. Eingelegt wurde wirklich früher meist in Buttermilch damit der strenge Wildgeschmack gemindert wurde. Das erste stück Schwarzwild das ich als Koch aus der Decke geschlagen habe war nicht angenehm. Das fleisch schimmerte blau und stank bestialisch. War ca. 1976. Heute würde das verworfen. Einlegen würde ich heute, für Ragout, nicht mehr. Früher war vieles besser aber nicht alles.
Gulasch würde ich nicht sagen. Das kenne ich mit viel Zwiebeln, Paprika. Sowas halt.

Ragout verbinde ich damit nicht?!
 
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Ob man das Ragout oder Gulasch nennt ist eine eher akademische Frage, die man wohl kaum final beantworten kann. Die Wiener kennen zwei Varianten ihres Gulaschs, einmal wird das Fleisch angebraten, einmal nicht. Also sehe ich mal von der Frage ab und beschreibe, wie ich mein Rehgulasch mache.

Beim Zerwirken und küchenfertig machen fallen ja genügend Abschnitte an, die verwertbar sind. Die friere ich gesondert ein und nehme sie für Wurst, Hackfleisch, Pastete oder eben Gulasch.

Habe das Rezept von meiner Großtante, einer Köchin alter Schule vor dem Herrn, in sofern dürfte es dem Anspruch des Fragestellers genügen. Über 20 Jahre habe ich es ein wenig, ganz behutsam, modifiziert.

Damit genug Sauce entsteht und ein feiner Geschmack, nehme ich Fleisch und Zwiebeln im Verhältnis 1:1. Dazu in ausreichender Menge Karotten und Sellerie.

Und jetzt geht‘s los:

Fleischstücke in einem Bräter (ich nehme Gusseisen) peu a peu anrösten mit Butter und Sonnenblumen- oder Rapsöl. Blos kein Olivenöl nehmen! Immer nur so viel Fleisch rein, daß die Hitze nicht leidet. Die angerösteten Fleischstücke mariniere ich trocken in einer Mischung aus Rosen- und scharfem Paprika und stelle das beiseite.

Die Zwiebeln und das Wurzelgemüse in sehr kleine Würfel schneiden (nehme dafür eine Küchenmachine). Wurzelgemüse im selben Bräter wie das Fleisch scharf anrösten. Mit einem schweren Rotwein 3-4 mal ablöschen. Dann die Zwiebeln hinzufügen und umrührenm die Zwiebeln andünsten lassen.

Dann das Fleisch dazu geben. Deckel drauf und bei geringer Hitze vor sich hin köcheln lassen. Bequemer geht es, wenn man den Topf in den Ofen stellt, wegen der gleichmäßigeren Hitzeverteilung. Nach eta 60 bis 90 Minuten kommen Salz, Pfeffer, Lorbeer, Wacholder, Rosmarin und Thymian hinzu. Dann noch eine weitere Stunde oder mehr köcheln lassen.

Falls die Flüssigkeit Nicht ausreicht, kann bedenkenlos Wasser hinzu gefügt werden.

Im nächsten Schritt kann sich der Koch die Frage stellen, ob das Endprodukt eher rustikal oder fein sein soll. Im ersten Fall werden Thymian- und Rosmarinzweige sowie der Lorbeer entfernt und serviert..

Mag man es etwas feiner, Werden auch die Fleischstücke herausgenommen, die Gemüsereste in der Sosse mit einem Zauberstab zerkleinert so daß eine feine, gleichmäßige Sosse entsteht und das Fleisch wieder hinzugefügt.

Nach Lust und Laune kann zum Schluß noch ein Schuss Sahne hinzu gefügt werden.

Guten Appetit!
 
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Rehragout nach Re(h)zept aus dem großen Sacherkochbuch:
Das würfelig geschnittenen Fleisch (Träger, Blatt, etc.) im heißen Fett scharf anbraten. Feingeschnittenes Wurzelwerk und Zwiebel mitrösten. Mit Salz, Pfeffer und zerdrückten Wacholderbeeren würzen und mit Rotwein ablöschen und gut verkochen. Mit Mehl stauben, etwas anziehen lassen, mit Suppe oder Wildfond auffüllen, das Bouquet Garni, etwas Knoblauch und angerissene Paradeiser sowie Zitronensaft beigeben. Zugedeckt alles weich dünsten. Dabei wiederholt umrühren. Sobald das Fleisch weich ist in einen Kasserolle umstechen. Senf und Rotwein mit 2 Esslöffel Preiselbeeren und Zitronensaft im Kochsaft glattrühren. Abschmecken und dann über das Fleisch passieren und nocheinmal kurz ziehen lassen.
 
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Rehgulyas nach Sacher:
Grobwürfeliges Rehfleisch mit Salz, Majoran, Kümmel, Knoblauch und Öl einreiben und stehen lassen. Kleinwürfeligen Selchspeck in Öl glassig rösten, darin die Zwiebel goldgelb anrösten, paprizieren und sofort mit Wasser ablöschen. In diesen Ansatz das Rehfleisch geben und mit etwas Suppe aufgießen. Aber nur in wenig Flüssigkeit dünsten. Paradeismark beigeben, mit Mehl und Sauerrahm, beides glattgerührt, binden. Zum Schluss mit Zitronensaft abschmecken.
 
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Blätter und Läufe (in Teilmengen) in einem (Guss-)Bräter kurz und scharf anbraten.
Mit Butter etwas Farbe nehmen lassen.
Mit Rotwein ablöschen und Ansatz loskochen.
Geviertelte Ziebeln, Pfeffer, Salz, Piment, Wacholder, Thymian, Rosmarin hinzugeben. Wer's ganz fein mag, verwendet die letzten 4 in einem Teefilter oder Kräuterei.
Deckel drauf und bei rund 110° C für 3-5 h (kommt nicht so genau drauf an) in den Backofen.
Fleischstücke herausnehmen und Knochen entfernen (geht mit den Fingern) und ggf. Fleisch noch mundgerecht schneiden oder zupfen.
Flüssigkeit und Zwiebel pürrieren.
Nach Gusto Rotwein/Sherry/Sahne/Butter hinzufügen und wenn gewünscht noch etwas andicken.
Nochmals abschmecken und dann die Fleischstücke wieder hinzufügen.

Wer mag kann noch frische braune Champignons zugeben.
 
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Also nach meinen Verständnis wir Ragout nicht angebraten. Siehe Ragout fin Rezepte. Davon gibt's hunderte online.
Würde ein solches klassisches als Grundlage nehmen. Halt mit Reh statt Kalb. Und mit ohne Blätterteigtöpfchen.
 
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Hallo zusammen!

Ich suche verzweifelt nach einem ganz, ganz klassischen Rezept für Rehragout.

Im Internet finde ich zu 99% modernes Zeug. Ich denke, dass man früher kein Olivenöl, Chilli oder Ingwer in das Ragout getan hat. Das war einfach nicht verfügbar.

Ich bin mittlerweile so weit, dass ich weiß, dass man früher das Rehfleisch gebeizt hat. Das rührte daher weil man das Wild länger und auch zT ohne Kühlung abhängen ließ. Dadurch entstand ein Haut Gout - nach heutigen Massstäben wäre das Fleisch bereits verhitzt bzw. „über die Klinge gesprungen“. Daher rührt auch der weit verbreitete Aberglaube der Bevölkerung Wild schmecke so streng.

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man früher auch Schokolade hatte um das hinzuzugeben.

Wie kennt ihr das klassische Ragout?

Beizen? Ja / Nein? Worin? Gemüse nur kochen? Anrösten? Essigbeize? Buttermilch? Rotwein? Rotwein Essig gemischt?

Essigbeize mit rein damit eine gewisse Säure da ist?

Mit oder ohne Einbrenn? Lasst ihr Gemüse mit drin oder kommt das bei euch weg? Sahne bei euch rein?

Ich krieg die Krise. Ein Rezept wie es früher die einfachen Leute auf dem Land aßen. Nichts wurde durch die Schuhbeck-Fertiggewürzmischungsmentalität verschandelt wie Ragout, scheint mir?

Vielen Dank!

Ich würde einfach den ganzen "Modeschnickschnack" ala Olivenöl, Balsamico, Chili, Schokolade weglassen und dafür althergebrachtes nehmen:

anstatt Olivenöl: Schweineschmalz, Butter oder Butterschmalz
anstatt Balsamico: Fruchtessig (Apfel, Zwetschge)
anstatt Chili: weißer Pfeffer
anstatt Schokolade zum Binden: Rinderblut zum kochen (bekommst du beim Metzger), kleingeschnittene Leber bindet auch.
Wenn du das Fleisch schmorst, schmor die Blätter und die Laufknochen mit. Die Gelantine darin ergibt auch eine sähmige Bindung.
 
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Also nach meinen Verständnis wir Ragout nicht angebraten. Siehe Ragout fin Rezepte.

Dein Verständnis in allen Ehren, aber leider ist es allgemein gesehen falsch.

Ragout fin wird grundsätzlich mit hellem Fleisch (Kalb und Huhn) gemacht.

>> Man unterscheidet helle und braune Ragouts: Für braune Ragouts werden die Fleischstücke stark angebraten, bis sie rundum eine braune Kruste haben, es handelt sich meist um Schmorgerichte; für die hellen Ragouts wird helles Fleisch mit Zwiebeln gedünstet.
...
Bei der Zubereitung eines Ragouts werden zuerst die Fleischwürfel angebraten und anschließend die Zwiebeln dazugegeben, bei Gulasch ist die Reihenfolge umgekehrt, da das original ungarische Gulasch gedünstet wird und somit nicht zu den braunen Ragouts gehört. <<

sagt wikipedia mit Verweis auf Fachquellen.

Meine Omma hat Rehragout wie oben beschrieben nebenbei in der Röhre vom Holzherd gemacht, gaaaanz lange bevor slow-food oder wikipedia erfunden waren :p
 
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Das Wesentliche wurde bereits angesprochen, allerdings nutze ich zum Würzen gerne Piment (Nelkenpfeffer) statt Nelken.
Sonst die klassischen Sachen: Lorbeerblatt, (angequetschte) Wacholderbeeren, Zwiebel, Sellerie, Möhren, Thymian, Rosmarien, Preiselbeeren, Pfeffer, Salz.
 
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Das die Fischersfrau in Husum anders gekocht hat als die Oma in Garmisch Patenkirchen sollte jedem klar sein. Regionale Namen gibt es noch obendrein. Trotz allem gibt es gewisse Regeln an die sich keiner, außer Köche, halten muss. Ob Gulasch ober Ragout sollte jeder ein Fond (Brühe) oder eine Jus (Grundsoße) von den Knochen, Wurzelgemüse und Abschnitten machen um das Fleisch aufzugießen. Beim anbraten Mehl oder Paprikapulver verwenden ist mit Vorsicht zu genießen es verbrennt schnell und wird bitter. Zwiebeln sollte man mit dem Messer schneiden auch hier werden sonst Bitterstoffe frei. Bindung bekommt mann, wenn Mehlschwitze unerwünscht ist, durch ausreichend Zwiebeln die beim anbraten glasig geschwitzt werden und verkochen.
 
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Hallo zusammen!

Ich suche verzweifelt nach einem ganz, ganz klassischen Rezept für Rehragout.

Im Internet finde ich zu 99% modernes Zeug. Ich denke, dass man früher kein Olivenöl, Chilli oder Ingwer in das Ragout getan hat. Das war einfach nicht verfügbar.

Ich bin mittlerweile so weit, dass ich weiß, dass man früher das Rehfleisch gebeizt hat. Das rührte daher weil man das Wild länger und auch zT ohne Kühlung abhängen ließ. Dadurch entstand ein Haut Gout - nach heutigen Massstäben wäre das Fleisch bereits verhitzt bzw. „über die Klinge gesprungen“. Daher rührt auch der weit verbreitete Aberglaube der Bevölkerung Wild schmecke so streng.

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man früher auch Schokolade hatte um das hinzuzugeben.

Wie kennt ihr das klassische Ragout?

Beizen? Ja / Nein? Worin? Gemüse nur kochen? Anrösten? Essigbeize? Buttermilch? Rotwein? Rotwein Essig gemischt?

Essigbeize mit rein damit eine gewisse Säure da ist?

Mit oder ohne Einbrenn? Lasst ihr Gemüse mit drin oder kommt das bei euch weg? Sahne bei euch rein?

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Vielen Dank!


Ganz klassich wäre m.M. doch auch mit wenig Zutaten kochen.

D.h. Fleisch länger abhängen (dann ggf. in Buttermilch einlegen).
Fleisch anbraten mit Schmalz, Butterschmalz, Nierentalg o.ä..
Fleisch herausnehmen, Zwiebeln anbraten, mit Mehl eine Schwitze machen.
Fleisch wieder rein, mit Fond (selbst gemacht) ablöschen. Ggf. Wasser nachfüllen. Würzen mit Salz, Pfeffer, Lorbeerblatt und Wacholder, Piment, ggf. Nelke, lange köcheln lassen. Ggf. mit etwas Süßem Abschmecken (Preiselbeeren).
Dazu Semmelknödel.
Variation nach Lust und Laune.
 
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Selber mache ich es etwas anders.
Das Fleisch wird nicht eingelegt. Ich brate das Fleisch an, dann Sellerie, Karotten, Zwiebeln, Knoblauch. Wenn ich Knochen habe, schmeiße ich die am Anfang mit rein.
Dann kommt das Fleisch wieder dazu und Tomatenmark. Es wird weiter angebraten, leicht mit Portwein abgelöscht und wieder sehr stark reduziert. Dies mache ich 3-4 mal. Dann mit Wasser, wenig Rotwein auffüllen, köcheln lassen. Würzen mit Salz, Pfeffer (gemischt mit langem Pfeffer, im Mörser), Piment, Nelke, Wachholder, Lorbeerblatt. Als Bindung verwende ich Stärke (Maisstärke soll besser sein). Zum Abschmecken entweder Preiselbeeren oder Crème double.
 

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