... Interessant sind die zu denen es eine Geschichte gibt, sei es weil man gezielt dieses eine Stück jagt, sei es eine besonders gelungene Pirsch, Lockjagderlebnisse etc.
Das sind Dinge die Ihr nicht kennt.
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Warum denkst du - und andere mit dir - dass wir nicht auch pirschen, locken und das genießen? Oder uns jahrelang an die besondern Umständen einer Erlegung erinnern?
Bei mir gab es berufsbedingt auch Jahre, in denen ich nur 2 bis 4 Rehe erlegte. An die erinnere ich mich jetzt, ohne mein Tagebuch, nicht wirklich, aber an eben "besondere Momente" - keine Ahnung wieviel ich in den Jahren mit diesen besonderen Umständen insgesamt auf den Boden brachte.
Aus reiner Freude am Jagen selbst, zur Befriedigung meines Beutetriebes, aus Spaß an der sportlichen Herausforderung, die für mich auch immer Teil der Jagd ist, wegen des Wohlgefallens an der unmittelbaren Zusammenarbeit mit den Hunden, etc. ... in jedem Falle war, bin und werde ich nie so vermessen sein, meine ganz persönliche Motivation zur Jagd als höheren Auftrag zu definieren.
Ich jage nicht für den Kochtopf, dass Wildbret könnte ich auch kaufen ohne selbst zu jagen. Ich jage nicht für irgendeine Trophäe an der Wand, wenngleich ich sie als Lesezeichen der Erinnerung präpariere und (im Keller) aufbewahre. Ich jage nicht für den Wald, ich bin in einem reinen Feldrevier unterwegs. Ich bewirtschafte das Revier weder zum Natur-, noch zum Artenschutz, dass sind sinnvolle positive Nebeneffekte - keine Gründe. Ich jage erst recht nicht für den Weltfrieden, für die Klimarettung, als Dienst an der Gesellschaft oder ähnlich hehre Gründe.
Und ja, ich glaube wirklich Niemanden, der behauptet, er jage aus altruistischen Gründen und leite seine persönliche Motivation zum Jagen aus höherer moralischer und / oder ethischer Berufung ab.
Diese ÖJV-Attitüde entspringt dem Zeitgeist, der in vielen politischen und gesellschaftlichen Bereichen zuerst und ausschließlich die richtige Haltung verlangt und damit dann Handeln und Ergebnisse legitimiert. Damit ist dann auch erklärt, warum ein von mir erlegtes Stück Rehwild aus niedrigen Beweggründen sein Leben verlor, während das von einem ÖJV-Jäger zur Strecke gebrachte Stück ein Beitrag zur Erreichung der Pariser Klimaziele und damit zur Weltrettung ist.
Man muss unterscheiden zwischen der grundlegenden primären und mehreren sekundären Begründungen, warum man jagt.
Jahre-, eher jahrzentelang versuchten die eher konservativen Jäger und deren Verbände das Jagen nach aussen kurz mit "Auftrag zur Hege, Entnahme von schwachen und kranken Tieren" zu erklären / rechtfertigen. Auch in den Zeitschriften waren, als ich um 1990 anfing zu jagen, diese Gründe zu lesen und sehr selten und dann auch nur verschämt die Aussage "Ich jage weil es mir Spaß macht".
Wenn man ehrlich zu sich ist jagt jeder von uns weil es ihm Spaß macht, Beute zu machen, das ist für mich die grundlegende, primäre Motivation, der Grund, warum wir jagen. Sei es der heimliche Bock beim Blatten, der turmhohe Fasan, der Fuchs in der Schneenacht auf die Klage etc etc. Die Frage ist nur, welche Gründe führt man - gegenüber Nichtjägern - als nächste an, als Erweiterung der Legitimierung. Und da ist die alte Begründung "Entnahme alter und kranker Stücke" nicht zielführend, erst recht nicht, wenn man das Wildpret als hochwertiges Lebensmittel vermarkten will. Ebensowenig taugen dazu Trophäen, weil diese implizieren, dass der dadurch motivierte Jäger auf das Nahrungsmittel oder den Pelz keinen Wert legt.
Wenn du kaum Wald in deinem Revier hast entfällt nachvollziehbarerweise für dich eine sekundäre Begründung wie "ich jage für die Waldverjüngung". In vielen anderen Revieren ist das aber anders.
Die Gesellschaft in der wir leben ist über die Sozialen Medien immer besser über alle möglichen Themen informiert und oder beeinflusst, zudem kamen die Themen Umweltschutz, Klimawandel etc. in allen Bevölkerungsgruppen, auch in der Stadt, an. Und jetzt müssen wir Jäger uns gegen all jenen Teilen weiter rechtfertigen, warum wir Tiere töten, obwohl es andere Wege gibt, Nahrungsmittel in ausreichender Menge zu beschaffen.