Aggressiver DD - Junghund?

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Ich könnte wetten, dass die Dame die Fähigkeit hatte den Hund aktiv in den Ruhezustand zu bringen. Dass nicht wenige Hunde konstant auf einem zu hohen Energielevel hängen ist nicht selten der Ursprung allen Übels. Der Hund ist dann nur eingeschränkt aufnahmefähig, hat oftmals eine unterirdische Frustrationstoleranz und geht schon bei schwachem Reiz mental unter die Decke. Da ist unerwünschtes Verhalten schon vorprogrammiert und ein rumdoktern an den Symptomen selten erfolgreich.
Die Wette würdest du gewinnen. :D
 
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Das muss kein Rangfolgeproblem gewesen sein. Instinktsichere Hunde töten eben auch mal Rudelmitglieder, wenn deren Zeit um ist und weiteres Verweilen auf Erden aus Sicht eines Hundes und mit dessen Gespür für Ressourcen dem Rudel nur Nachteile bringt. Sollte man wissen und beherzigen. Alte oder Kranke oder Kinder bleiben nicht allein mit dem Hund. Trumler hat das in einem seiner Bücher beschrieben und jeder Züchter wird es bestätigen können. Hat der Welpe einen gravierenden Fehler, erledigt es häufig die Hündin allein.

Ich würde das gerne für mich einordnen. Trumler hab ich leider noch nicht gelesenen. Tabel und Trumler wurden uns auch in der Jägerausbildung von meinem besagten Mentor empfohlen.

Die Geschichte mit der durch den Hund getöteten, alten Frau kannte ich auch und es gruselt mich, wenn ich nur daran denke! Meine fast 86-jährige Mutter wohnt ja auch bei mir im Erdgeschoß. Sie kommt aber nicht allein mit dem Hund in Kontakt, schon aus dem Grund, weil sie große Hunde fürchtet.

Denkt ihr, dass es da überhaupt keine Vorzeichen gab, welche evtl. ignoriert, übersehen, oder falsch gedeutet wurden?
 
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So ein Hund kann ein toller Hund in der Hand eines starken Führers sein. Da wir aber auch mit anderen Menschen zusammenleben ist eine solche Dominanz und ein solches Verhalten nicht sozialkompatibel. Es ist tragisch. Da kommt der Hundeführer nach Hause und findet seine tote Mutter vor und vermutlich einen freudigen, schwanzwedelnden Hund. Solche Hunde sind gute Gefährten für alte Hagestolze im Häuschen abseits im Wald. Aber nichts für Familien. Die Drahthaare die ich kenne sind freundliche Familienhunde mit großer Freundlichkeit und Geduld gegenüber Kindern.

Auch mit Dominanz in der üblicherweise verwendeten Bedeutung muss das nichts zu tun haben. Wenn ein Mitglied des Rudels gebrechlich ist, erledigt das irgendein anderes Rudelmitglied. Und die Wirkrichtung ist nicht zwangsläufig von oben nach unten.

Dominanz und Rangfolge werden seit langem nicht mehr als absolut beschrieben sondern eher fallbezogen. Ein Alpharüde, also der Vater aller nachfolgenden Rudelmitglieder wird hungrig seine Vorrangstellung an der Beute durchsetzen. Satt ist es ihm egal, ob der Junghund seinen grade noch benagten Knochen stibitzt. Deutlich ist das immer bei den recht weichen Labrador zu sehen. Für Käse töten die. Hier und sofort.

Es ist deshalb für die Ausbildung des Hundes elementar, dass der Führer mit ihm im Welpenalter auch liegend sich balgt. Auch das muss ein Hund kennenlernen.
 
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Ich würde das gerne für mich einordnen. Trumler hab ich leider noch nicht gelesenen. Tabel und Trumler wurden uns auch in der Jägerausbildung von meinem besagten Mentor empfohlen.

Die Geschichte mit der durch den Hund getöteten, alten Frau kannte ich auch und es gruselt mich, wenn ich nur daran denke! Meine fast 86-jährige Mutter wohnt ja auch bei mir im Erdgeschoß. Sie kommt aber nicht allein mit dem Hund in Kontakt, schon aus dem Grund, weil sie große Hunde fürchtet.

Denkt ihr, dass es da überhaupt keine Vorzeichen gab, welche evtl. ignoriert, übersehen, oder falsch gedeutet wurden?

Das ist schwierig zu sagen, ob es Vorzeichen gab und ob es solche überhaupt gibt. Hunde planen nicht, setzen keine Frist.

Hunde sollen die Stimmung ja dreimal je Sekunde wechseln können. Nicht umsonst werden mittels Nase und Mimik die Gesundheitsdaten abgefragt. Schritt, Popo und wenn man sitzt, wird noch die Mund-Nasenpartie geprüft. Danach hat der Hund deinen Vitalstatus erfasst.
 
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Er kam dann witzigerweise zu einer kleinen, zarten älteren Dame mit viel Erfahrung und wurde ein wirklich guter Hund. Die hatte da ein Händchen, das kriegst du nicht gelernt.
Gibt Menschen, die haben diese Anlage oder die haben das gelernt. Hunden, Pferden und wahrscheinlich auch anderen Menschen gegenüber. Habe das mal auf einem Seminar erlebt und in einem Film über eine Familie argentinischer Pferdeflüsterer gesehen. Das war sehr eindrucksvoll. Mich gruselt aber bei dem Gedanken, einer alten Dame so einen gefährlichen Problemhund zu geben. Das geht wohl eher schief wie das es gelingt.
 
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Gelöschtes Mitglied 5659

Guest
Es ist deshalb für die Ausbildung des Hundes elementar, dass der Führer mit ihm im Welpenalter auch liegend sich balgt. Auch das muss ein Hund kennenlernen.

Das kommt mir entgegen. Lag gerade mit meinem Drahthaarbuben auf dem Boden. Weniger balgend (kommt auch vor), mehr schmusend. Und jetzt geht es raus, nach den Kormoranen schauen.

Noch eine Begebenheit aus der Welt der Hunde: Wir hatten in meiner Kindheit einen tollen Mischling als Haus- und Familienhund. Der Mix war nicht genau zu definieren. Wohl auch Riesenschnauzer und Schäferhund. Treu, hochintelligent, wachsam und verteidungsbereit. Also nicht nur Gebelle an der Hofeinfahrt. Dabei gutmütig. Aber Menschen mit schlechten Absichten hat er sofort erkannt bzw. an der Reaktion seines Rudelmitglieds auf den Fremden erkannt. Und dann war er wirklich unleidig. Meine kleine Schwester mit 10 Jahren konnte mit ihm bedenkenlos überallhin. Von sich aus nie aggresiv hätte niemand eine Chance gehabt, ihr etwas anzutun.

Weil aber die Unterdrückung von aggressivem Verhalten hier so in den Vordergrund gehoben wird: Nicht alles ist in meinen Augen bedenklich. Dieser Hund war mit 45 kg ein Muskelpaket. Und er brauchte beim Fressen Animation. Wenn er also den Fressnapf morgends ingestellt bekam so hat er erstmal nicht gefressen. Irgendwann wollte er dann und kam auf mich oder meine Geschwister zu und stupfte uns auffordernd an und ging wenige Schritte zum Napf. Er wiederholte das solange bis man aufstand uns sich neben den Napf stellte. Dann bekann er furchterregend zu knurren und die Lefzen hochzuziehen. Ging man noch näher oder wollte den Napf wegnehmen so steigerte sich das weiter. Ein hundeunerfahrener Mensch hätte Reißaus genommen. Er wirkte wie vor dem finalen Kehlbiß. Wenn ich dann ein paar Schritte zurückging konnte er fressen. Er brauchte das und forderte das ein. Es war ein Spiel. Wir haben immer versucht, das maximale rauszuholen. Passiert ist nie etwas. In dieser Situation konnte ich trotzdem den Napf wegnehmen ohne Gefahr.

Man muß seinen Hund kennen. Und die Hunde sind auch unterschiedliche Persönlichkeiten.
 
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Die Unterdrückung von aggressivem Verhalten hat schon Sinn und Zweck. Auch bei Hunden, die später als Schutzhund verwendet werden, macht man das im Welpenalter.
Wenn das grundsätzlich etabliert ist, baut man es als gezieltes Verhalten wieder auf und verknüpft es mit Kommandos.
Das Ziel ist am Schluss ein "scharfer" Hund (im Rahmen der heutigen gesetzlichen Grenzen), der aber stets kontrollierbar bleibt. Er soll nicht aus Angst, Wut oder Frust zubeißen, sondern mit voller Absicht und gezielt - sich also dessen "bewusst" sein, was er tut.
Ist nicht ganz einfach und leider auch zum Sport verkommen. Das Ergebnis ist, dass etliche Hunde mit Schutzhundprüfung rumlaufen, die ausschließlich in Targetärmel oder Beinlinge beißen... Kann man in der Arbeit vergessen, ist aber auch "von oben" nicht mehr gewollt.
 
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Versetz dich bitte in die Lage des HF. Wird er fähig sein deine Methoden umzusetzen? Ich denke nicht. Er und seine Familie benötigen Anleitung und befristete Begleitung im Umgang mit dem Hund. Ich kenne den Hund nicht, weiß also nicht ob es sich um ernsthafte Aggression oder eher rüpelhafte Pöbeleien handelt. Bevor ich Ratschläge gebe müsste ich das wissen, den Hund sehen, beobachten. Deshalb von mir nur der Rat, Trainer suchen!

Mbogo, ich stamme aus der DDR, mein Großvater und später mein Vater züchteten Deutsche Schäferhunde für NVA und Volkspolizei. Ich weiß bei was für Hunden man als letztes Mittel zur Erziehung und Ausbildung vielleicht mal eine normale Stachelhalsung in Erwägung ziehen kann. Ein 8 Monate alter DD gehört ganz sicher nicht dazu. Diese Methode hat nämlich auch gravierende Nachteile und ist bei Leuten die nicht ganz genau wissen was sie wie, wann tun müssen auch ganz schnell ein Schuß ins eigene Knie.

Rübezahl,

ich versetze mich mal in die Lage des Hundes - Tierheim oder Erziehung!

Ich stimme Dir zu, dass man mit so gut wie jedem Instrument Fehler machen kann, das ist halt so. Deshalb solche Instrumente zu verbieten, ist typisch deutsch und ebenso falsch.

Ein unerfahrener Hundeführer ist nicht à priori ein Sadist oder ein Vollidiot, er will einen für seine Zwecke geeigneten und gehorsamen Hund erziehen. Dabei kann man Fehler machen, und die kann man korrigieren. Hier sind 8 Monate lang Fehler gemacht worden, vermutlich, weil man Angst davor hatte, mal zu „hündischen“ Erziehungsmethoden zu greifen. Die sind, was Stellung im Rudel angeht, kurz schmerzhaft, eindeutig und effektvoll. I.d.R. weiß der Hund danach, wo er steht im Rudel. Danach kann die eigentliche Ausbildung anfangen, die ist dann ohne Schmerz.

Wenn man das alles mit einem versierten Hundetrainer machen möchte und kann, inkl. der Bezahlung desselben, ist das völlig in Ordnung. Wenn nicht, muss man es halt selber in die Hand nehmen. Dazu sucht man sich Rat. Es gibt eine Reihe guter Ratgeber zur Ausbildung von Jagdhundewelpen und -heranwachsenden, natürlich auch rassespezifische.

Und gerade was die Basics angeht, sind ältere Ratgeber nicht unbedingt schlecht, bloß weil sie älter sind.

Wenn man Oberländer weglässt, kann man eigentlich nicht viel ganz falsch machen.

Gruß,

Mbogo
 
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Diese Diskussion zeigt mir sehr deutlich, wo die Reise unserer Gebrauchshunderassen hingeht. Wir haben soviele Bedenkenträger unter uns, so das unsere Rassen diesen Bedenkenträgern passend gemacht werden.
 
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Die Unterdrückung von aggressivem Verhalten hat schon Sinn und Zweck. Auch bei Hunden, die später als Schutzhund verwendet werden, macht man das im Welpenalter.
Wenn das grundsätzlich etabliert ist, baut man es als gezieltes Verhalten wieder auf und verknüpft es mit Kommandos.
Das Ziel ist am Schluss ein "scharfer" Hund (im Rahmen der heutigen gesetzlichen Grenzen), der aber stets kontrollierbar bleibt. Er soll nicht aus Angst, Wut oder Frust zubeißen, sondern mit voller Absicht und gezielt - sich also dessen "bewusst" sein, was er tut.
Ist nicht ganz einfach und leider auch zum Sport verkommen. Das Ergebnis ist, dass etliche Hunde mit Schutzhundprüfung rumlaufen, die ausschließlich in Targetärmel oder Beinlinge beißen... Kann man in der Arbeit vergessen, ist aber auch "von oben" nicht mehr gewollt.

Wird eine korrekte Schutzhundausbildung über den Beutetrieb oder den Aggressionstrieb aufgebaut? Den Beutetrieb kann ich steuern...
 
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Rübezahl

Guest
Wird eine korrekte Schutzhundausbildung über den Beutetrieb oder den Aggressionstrieb aufgebaut? Den Beutetrieb kann ich steuern...
Das ist abhängig vom Hund. In den meisten Fällen ist es eine Mischung aus Beutetrieb und Aggressionsverhalten. Wehrtrieb ist eine veraltete Bezeichnung dafür. Je nach Veranlagung des Hundes kanalisiert man das gewünschte Verhalten und unterdrückt gezielt unerwünschtes Verhalten. Im Junghundalter generiert man bereits spielerisch, später benötigte Verhaltensweisen. Apport etc. Im Prinzip auch nicht groß anders als im jagdlichen Bereich. Heute wird allerdings für meine Begriffe im Malinois ein zu leicht erregbarer Hund hervorgebracht, der anders behandelt werden muss und mit den früher verwendeten Deutschen Schäferhunden der DDR z.b. nicht mehr konkurieren kann. Die Züchtung des DSH in den alten Bundesländern hat es ja leider geschafft die Rasse aufgrund von Krankheiten durch den abfallenden Rücken und Wesensmängeln fast komplett aus dem Behördendienst verschwinden zu lassen. Einen guten DSH kauft man heute am besten in der Tschechei, Polen oder Ungarn. Ist allerdings nur eine persönliche Ansicht von mir.
 
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Das ist abhängig vom Hund. In den meisten Fällen ist es eine Mischung aus Beutetrieb und Aggressionsverhalten. Wehrtrieb ist eine veraltete Bezeichnung dafür. Je nach Veranlagung des Hundes kanalisiert man das gewünschte Verhalten und unterdrückt gezielt unerwünschtes Verhalten. Im Junghundalter generiert man bereits spielerisch, später benötigte Verhaltensweisen. Apport etc. Im Prinzip auch nicht groß anders als im jagdlichen Bereich. Heute wird allerdings für meine Begriffe im Malinois ein zu leicht erregbarer Hund hervorgebracht, der anders behandelt werden muss und mit den früher verwendeten Deutschen Schäferhunden der DDR z.b. nicht mehr konkurieren kann. Die Züchtung des DSH in den alten Bundesländern hat es ja leider geschafft die Rasse aufgrund von Krankheiten durch den abfallenden Rücken und Wesensmängeln fast komplett aus dem Behördendienst verschwinden zu lassen. Einen guten DSH kauft man heute am besten in der Tschechei, Polen oder Ungarn. Ist allerdings nur eine persönliche Ansicht von mir.

Das kann man so absolut stehenlassen. Es gibt zwar wieder vermehrt Arbeitslinien mit geradem Rücken und ursprünglicherem Körperbau, aber der Ruf ist beschädigt. In den neuen Bundesländern gibt es gute und sehr gute Linien unter den grauen Schäferhunden.
Der Mali ist für meine Begriffe zu nervös.
Eine gute Alternative sind Beaucerons.
 
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Rübezahl

Guest
Das kann man so absolut stehenlassen. Es gibt zwar wieder vermehrt Arbeitslinien mit geradem Rücken und ursprünglicherem Körperbau, aber der Ruf ist beschädigt. In den neuen Bundesländern gibt es gute und sehr gute Linien unter den grauen Schäferhunden.
Der Mali ist für meine Begriffe zu nervös.
Eine gute Alternative sind Beaucerons.
Hollandse Herder sind auch hin und wieder ganz brauchbar, aber mir auch zu nervös. Rottweiler, Dobermänner, Boxer, Riesenschnauzer waren vor 30 Jahren noch vielfach im Behördendienst. Leider hat auch hier die Zucht den Schwerpunkt nicht auf Gebrauchsfähigkeit gesetzt.
 
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doghunter

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Der Hund des Fredstarters hat schon in jungem Alter eine rote Linie bei seinem Führer überschritten, so das ich nicht an eine Korrektur durch den Führer glaube. Den Hund abgeben wird wohl die sinnvollste Lösung sein!
Sage ich doch...mein Angebot steht
 
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doghunter

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Wird eine korrekte Schutzhundausbildung über den Beutetrieb oder den Aggressionstrieb aufgebaut? Den Beutetrieb kann ich steuern...
Da das ja mein Spezielgebiet ist...es wird beides genutzt. Und ganz ehrlich...einen Hund aus etremer Leistungszucht (DSH / Mali), der extremsten Beutetrieb hat und eine daraus resultierende Beutagrression ist für einen "Laien" oder "Normal . HF" kaum zu steuern
 

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