Als Jungjäger im neuen Revier - Bitte um objektive Rückmeldung

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Hallo und Guten Tag ins Forum.
Brauche als Jungjäger mal objektive Rückmeldung aus der erfahrenen Jägerschaft.
Bin jetzt im zweiten Jagdjahr unterwegs, war bislang als Gast in unterschiedlichen Revieren (Feld-Wald, Wasser) und habe dabei erste Erfahrungen gesammelt und richtig Freude an der Jagd gefunden. Da die bisherigen Jagdgelegenheiten alle recht weit entfernt sind, habe ich mich um eine heimatnahe Beteiligung bemüht und bin seit gut 2 Monaten Begeher in einem reinen Waldrevier.
650 ha, Mischwald, vorkommende Wildarten v.a. Rehwild und Schwarzwild; geschossen wird auch mal ein Fuchs, ein Marder, ein Dachs; noch seltener Dam- und Rotwild, welches als Wechselwild vorkommen kann. Das Revier wird zwar an einer Seite von der Autobahn begrenzt, liegt aber vom restlichen Publikumsverkehr recht abgeschieden. Keine öffentliche Straße, wenig Freizeitdruck. Ab und zu ein paar Wanderer oder Mountainbiker, das war´s. Zurzeit wird viel Holz gemacht, naturgemäß aber immer nur an ein, zwei Stellen im Revier. Über diese werden wir auch informiert und können das bei Auswahl der Ansitzorte berücksichtigen.
Jagdherr ist ein älterer, sehr erfahrener Jäger. Die Chemie stimmt, wir kommen sehr gut miteinander aus, auch das Organisatorische und die „geschäftliche“ Seite des Jagdverhältnisses sind für beide Seiten zufriedenstellend gelöst.
So weit, so gut.
Einzige praktizierte Jagdart ist die Ansitzjagd von der Kanzel; im Revier stehen 20 Kanzeln im Top-Zustand, alle an einer Kirrung. Zu jeder Kanzel gehört ein „Anfahrtsweg“ mit „Parkplatz“, da kann man auch als Jungjäger wenig verkehrt machen.
Ansitzen kann ich sooft ich will; ich bekomme für jeden Ansitz eine Kanzel zugewiesen, abhängig von Wind und Wetter.
Bislang war ich über 30 Mal draußen, tagsüber, morgens, abends,nachts. Mindestzeit auf der Kanzel 2 Stunden, meistens länger.
Das Problem: bisheriger Anblick: ein (1) Schmalreh, das ich auch, weil alles passte, zum Bleiben überreden konnte.
Außer Singvögeln erblicke ich bisher kein weiteres Wildtier.
Erste Gedanken des Jungjägers: ich bin zu spät, zu früh, zulaut, auf der falschen Kanzel, der Wind passt nicht usw usf.
Da ich ja auch in anderen Revieren jage, kann ich mein Verhalten ein wenig einordnen. Dort habe ich regelmäßig Anblick und schöne Jagderfolge. Auch mit anderen Jagdarten, also z.B. Ansitz auf Drückjagdböcken,offenen Leitern, Erdansitzen, getarnt bei Krähen- und Kormoranjagd. So ganz offensichtliches Fehlverhalten meine ich deshalb ausschließen zu können. Allerdings ist bei der offeneren Landschaft das "Einzugsgebiet" pro Reviergang auch größer als im Wald, wo ich mich für einen Platz an Lichtung, Schneise, Wechsel...entscheiden muss.

Seit Schnee liegt kann auch ich die Fährten lesen, danach ist reichlich Wild (v.a. Rehe) unterwegs.

Meine vorsichtige Nachfrage beim Jagdherrn nach Ausübung anderer Jagdarten,wie z.B. einem Erdansitz am Wechsel, was sich nach meiner Ansicht an einigen Stellen durchaus anböte, wird höflich, aber bestimmt abgewiesen. Bringe Unruhe ins Revier, sei so nicht üblich, im Wald aussichtslos.
Neben mir sind im Revier 2-3 weitere Begeher aktiv. In der Zeit, die ich jetzt überblicke (also seit Anfang November) sind 4 Frischlinge und ein Schmalreh (meins) geschossen worden.

Austausch mit dem Jagdherrn, der das Revier seit Jahrzehnten kennt: ist alles normal; erst war es zu warm, dann Sturm, dann zu kalt....

Irgendwie werde ich langsam unsicher, ob das so normal ist oder sein kann. Klar kann man nicht jedes Mal was schießen; klar muss man ein Revier kennenlernen; aber dazu muss man doch wenigstens mal Wild sehen, oder?
Vom Grundsatz her bin ich nicht erlegungs- und trophäengeil; ich genieße die Zeit draußen und muss nicht jedes Mal was heimbringen.
Nur bei 30 Ansitzen für ein Schmalreh kann ich auch als Wanderer auf meine Kosten kommen, das ist dann keine Jagd mehr.
Meine Unsicherheit ist sicher auch in meiner Unerfahrenheit in Sachen Jagd begründet; ich weiß, dass man Geduld und Spucke braucht, aber irgendwie kommt mir das alles etwas komisch vor.
Was ratet Ihr mir? Ist das im Wald so okay, zuwarten, der Knoten wird irgendwann platzen? Bzgl. der anderen Jagdarten insistieren?

Um Missverständnisse zu vermeiden: mir gefällt das Revier sehr, ich werde da auf jeden Fall für vier Jahreszeiten in Folge auch bleiben, auch wenn ich nix mehr an Wild sehe. Wünsche mir nur mal eine objektive Stellungnahme von erfahrenen Jägern.

Danke!
 
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Na vielleicht seit ihr auch zu oft draußen. 2 Monate a 30 Tage macht 60 Tage und 30 mal warst draußen, das ist ne Menge, das heißt jeden 2 Tag, und die andren warscheinlich auch, liegt vll da dran....
 
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Liegt da jetzt kein Schnee?
Geh "spazieren" und fährte mal ab.
Da wirst Du sehen was alles da so rumläuft.
 
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In unserem Revier gibt es auch ein paar Stellen mit Kanzeln - da hatte ich so gut wie noch nie Anblick - an anderen Stellen sehe ich immer Wild. Das ist aber ganz normal, da vor allem Rehwild "Gewohnheitstiere" sind solange sie nicht stark beunruhigt werden. Bei Schnee ist es auch für einen JJ nicht schwer die Wechsel, Einstände und bevorzugten Äsungsplätze zu erkennen. Wenn Dein Jagdherr allerdings nicht will, dass "Unruhe" ins Revier gebracht wird und niemand rumlaufen soll - wie sollst Du dann ein Revier erkunden ??
Außerdem schreibst Du, dass Dir die Ansitzplätze vorgegeben werden - dass es da gute und weniger gute gibt hab' ich ja geschrieben. Ich gehe davon aus, dass Dein Jagdherr die guten Ansitzplätze alle genauestens kennt........... Möglicherweise will er nur jemand der an den wenig attraktiven Stellen auf Sauen ansitzt...:sad:
 
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Nur bei 30 Ansitzen für ein Schmalreh kann ich auch als Wanderer auf meine Kosten kommen, das ist dann keine Jagd mehr.
Meine Unsicherheit ist sicher auch in meiner Unerfahrenheit in Sachen Jagd begründet; ich weiß, dass man Geduld und Spucke braucht, aber irgendwie kommt mir das alles etwas komisch vor.


Moin,

man kann es sich als Jagdausübungsberechtigter auch selbst unnötig schwer machen. Wenn effektive Jagd (bspw. abschnittsweise intensive Intervalljagd) mit allen zur Verfügung stehenden jagdlichen Möglichkeiten betrieben würde, ist die (zeitliche) Beunruigung im Revier auch gering und kommt so den Bedürfnissen aller Wildtiere zu Gute. Es gibt allerdings JAB, die gerne möglichst viel Zeit draussen "auf dem Ansitz" (Kanzel) verbringen und nennen das dann Jagd. Ich halte das häufig eher für "Naturbeobachtung" und eine Erlegung eher für Zufall. Nicht selten finden sich da unter Jenen echte Experten für Singvogelbestimmung (wo absolut nichts gegen einzuwenden ist!).

In einem Waldrevier sollte ein Rehwildabschuss von etwa 3-12 Stück pro 100 ha (habitat-abhängig, u.a. von Höhenlage und Vegetation) möglich sein. Nur, um mal Zahlen für Deine 650 ha anzudeuten. Möglicherweise hast Du auch ein Revier gefunden, in dem sich echte Jagdhandwerker betätigen und der Rehwildabschuß bereits bis Ende Oktober komplett eingetütet war?

Warum darfst Du Dir die Kanzeln nicht selbst aussuchen? Die Begründungen "zu warm", "zu stürmisch" oder "zu kalt" für wenig Anblick von der Kanzel sind zwar gängig, aber das Wild geht bei diesen Wetterlagen ja nicht "nach Hause"; es ist mit absoluter Sicherheit im Revier. Halbwegs erfahrene Jäger wissen, wo und wann das Wild dann zu finden ist. Sind die Kanzeln denn wenigstens an halbwegs vernünftigen Orten aufgestellt? Oder nur an "landschaftlich" schönen Stellen? Es macht einen Unterschied, ob ich das Wild vor die Kanzel locken (Kirrung/Fütterung) muss oder dort ein natürlicher Wechsel, eine attraktive Austrittsfläche o.ä. existiert.

Cheers,
Schnepfenschreck.
 
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Ich würde das nicht gleich negativ sehen. Wenn seit November 4 Sauen erlegt wurden und Du im Schnee reichlich Rehwildfährten findest, wird es schon noch klappen mit weiteren Jagderfolgen. Manchmal ist einfach "der Wurm drin" und man hat wenig bis keinen Anlauf. Das kann sich schnell ändern! Der Jäger unverdrossen...;-)
Hab ich das richtig verstanden, dass ihr an jeder Kanzel eine Kirrung habt?
Bei uns gehen die Sauen trotz Frost und Schnee kaum an die Kirrung, die stehen jetzt eher in den Buchen und Eichen. Deshalb find ich es etwas seltsam, warum man sich nicht mit dem Jagdstock am Wechsel oder an Mastbäumen mal ansitzen soll.:sad: Naja, wenn es ein reines Waldrevier ist, da habt ihr wahrscheinlich kaum Schaden durch Sauen. Trotzdem sollte man als Waldrevierjäger die Feldreviere beim reduzieren der Sauenbestände best möglichst unterstützen!
 
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Hallo

Dein Frust erscheint mir sehr vertraut. Ich bin ebenfalls Jungjäger im zweitem JJ, hatte allerdings von Anfang an eine Jagdgelegenheit im Waldrevier.
Es war im ersten Jahr das gleiche wie bei Dir: 50 Ansitze für 2 Stücke Rehwild. Sehr zäh. Dieses Jagdjahr ging es deutlich besser mit 5-6 Ansitzen pro erlegtem Wild.

Was ist dieses Jahr anders?
- Ich mache nicht mehr so viel Lärm beim Aufbaumen.
- Bei wenig Wildaktivität gehe ich nicht mehr raus (Juni-Juli).
- dieses Jahr keine Waldarbeiten und kaum Pilzsammler.
- Ich sitze länger bis zum leztem Büchsenlicht.
- einfach mehr Glück!!
 
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OK,

Meine Ergänzungen zu Euren Fragen:

Habe gesehen, dass es jetzt ja fast schon drei Monate sind, die ich in besagtem Revier bin. Versuche halt, 2-3 Mal die Woche raus zu kommen, im Winter gar nicht so einfach...

Die Kanzeln stehen schon "strategisch" gut, denke ich. Sind einige dabei, die landschaftlich reizvoller sind als andere, hält sich mit dem reizvollen Ausblick aber generell in Grenzen.


Bezüglich erfülltem Abschussplan bin ich so informiert worden, dass in den letzten zwei Jahren eher wenig Jagdaktivität war und deshalb einiger Nachholbedarf besteht.


Bzgl. dem Ausfährten und dem Schnee hab ich ja was geschrieben, ist schon einiges los.

Jede Kanzel, jede, hat eine Kirrung.

Die Zuteilung der Kanzeln ist schon fair, denke ich. Zumindest stimmt (fast) immer der Wind, ich gehe in jeden Teil des Reviers und auch es kommt keine Kanzel "zu oft" vor.

Danke für Eure Antworten!
 
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22 Aug 2012
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Hallo,

habe auch meine ersten JJ in nem reinen Waldrevier verbracht.
Habe auch schon mal im Mai nach 14 Ansitzen frustriert aufgegeben.
Im nächsten Jahr dann drei Ansitze und drei Rehe.

So ist Jagd im Wald nunmal.

Ich versuche nicht mehr es zu erzwingen, wenn es mal nicht läuft, dann probiere ich es einige Wochen später nochmal. Die Blattzeit solltest du aber verstärkt dem Bockabschuss widmen, die ist gerade im Wald sehr wertvoll.

Wmh. Skidder
 
A

anonym

Guest
Das kenne ich auch so, man denkt wo ist das Wild. Wildkamera raushängen, dass sieht man was los ist. Es wir nur komisch, wenn die Wildkamera nix sieht und Du auch nicht. Manchmal mag das Wild nicht, wenn man mit dem Auto vorfährt, wir haben jetzt Wölfe, da ist plötzlich auch alles anders. Auf 600 Ha muss was sein. Eventuell gibts auch Lampenjäger in der Gegend usw usw. Wenn das Revier nicht beunruhigt wird, muss man zumindest Anblick haben.
dorn
 
A

anonym

Guest
Würde mich nun erstmal nicht beunruhigen. In meinem dritten JJ musste ich auch 32x Ansitzen, woran es gelegen hat? Keine Ahnung. Gründe gab es sicher viele. Wetter, Aktivitätszyklus des Wildes, Pech, zu laut beim Aufbaumen, zu unruhig auf dem Sitz und und und. Wild ist sicher da, auch wenn du nichts siehst. Die Fährten sprechen ja für sich.
Nach meiner Durststrecke ist jedenfalls der Knoten geplatzt und ich hatte Zähigkeit bewiesen, was damals auch nicht schlecht ankam bei den Altgedienten.
Wie ist denn so die Quote bei den anderen Mitstreitern in den vergangenen Jahren?
 
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Hallo.

Rehwild ist im Wald manchmal kaum sichtbar, da sie bei passender Vegetation viel in den Einständen bleiben. Erste Besserung ist spätestens im April zu erwarten. Dann kommen sie zumindest an die Salzlecken (Haarwechsel).
Allerdings ist der Erfoög auch dann nicht garantiert, aber Anblick sollte man schon haben. Wir kannten einen markanten Bock drei Jahre lang nur durch die Wildkamera. Trotz zahlreicher Ansitze kam er niemanden vor die Büchse. Nach drei Jahren wurde er in der Blattzeit erlegt. Ungefähr 80 Meter von der Salzlecke, wo wir ihn immer wieder mal fotografiert hatten.

Ich denke aber schon, dass derjenige, der die Kirrungen beschickt einen Überblick haben sollte, wo sich Ansitz lohnt oder wo nicht. Diese Infos sollten auch Dir zugänglich sein.
Frage doch mal, ob Du Dir beim nächsten mal nicht eine (zum Wind passende) Kanzel selbst aussuchen kannst oder mal an einer Stelle eine Wildkamera anbringen darfst. Dann siehst Du, ob sich dort ein Ansitz lohnt und zu welcher Uhrzeit. Deine gewonnenen Infos solltest Du natürlich auch den Mitjägern zugänglich machen.
Wenn mit offenen Karten gespielt wird, kann man auch einfach die Annahme der Kirrungen digital im Kreis der Jäger veröffentlichen. Das gleiche geht mit Fotos von den Kameras. Welche Kanzel zum herschenden Wind passt, sollte eigentlich jeder sehr schnell selbst entscheiden können. Somit ist er dann für seinen (Miß-)erfolg auch selbst mehr verantwortlich.

wipi
 
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28 Jun 2013
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20 Kanzeln mit 20 Kirrungen auf nicht mal 700ha! Das ist mit Sicherheit zuviel. Das gekirre kann auch immense Unruhe erzeugen im Revier. 2 bis 3 Kirrungen würden es auch tun und sogar die Chancen deutlich erhöhen weil es die Möglichkeiten reduziert. Aber das liegt ja nicht in deinem Bereich! Vielleicht kannst du aber mal einen Denkanstoß liefern. Wmh und nicht die Büchse in die Naturverjüngung werfen! ;)

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