Diese Frage hat mich auch schon oft beschäftigt. Ich gehe davon aus, daß es Veranlagung ist.
Als Falkner weiß ich (ich vergleiche jetzt mal ausnahmsweise Äpfel mit Birnen d.h. Säuger mit Vögeln), dass Vögel die aus der selben Gegend stammen, auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten die Mauser beginnen können.
Selbstverständlich spielen Stress und Ernährungszustand schon eine Rolle. Ich gehe jetzt aber von gesunden Exemplaren aus, die unter den selben Bedingungen gehalten worden sind.
Beim Vogel wird die Mauser durch photoperiodische Abläufe gesteuert, d.h. durch die Lichtmenge die auf die Netzhaut trifft, diese steuert die Ausschüttung von Hormonen, schiebt das Fortpflanzungsgeschehen an und auch die Mauser. Somit wird der ganze Stoffwechsel durch den Wandel der Jahreszeiten beeinflusst. In der Zucht in menschlicher Obhut, weiß man, daß man durch Lichtprogramme diese Vorgänge steuern kann. Ich gehe deshalb davon aus , daß es bei einem Säuger auch nicht viel anders abläuft.
Krankeiten und innerartlicher Druck (Stress) wird sicher auch ein Faktor sein, aber nur im Einzelfall. Die meisten Böcke die ich erlegte, hatten auch Rachendasselbefall, ich konnte allerdings keinen direkten Zusammenhang zum Zustand der Verfärbung erkennen.
Extrem starker Befall soll wohl im Einzelfall auch tödlich verlaufen, ist aber eine Ausnahme.
Rachendasseln ernähren sich bekanntlich von Schleimhautsekreten und schädigen den Wirt dadurch nicht direkt. Nur eine extremer Befall, kann zu Atemwegseinschränkungen und damit sicher auch zu Stress und gesundheitlichen Problemen führen, was sicher den Haarwechsel beeinflussen kann, denn die vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen unterdrückt die Produktion anderer Hormone. Ich bin deshalb der Ansicht, daß der unterschiedliche Zustand der Verfärbung des Rehwildes zuerst durch Veranlagung bedingt ist, alle anderen Faktoren sind nachgeordnet.
Der umgekehrte Fall wäre viel merkwürdiger, d.h. wenn alle am selben Tag den Haarwechsel starten und auch zum selben Zeitpunkt abschließen würden ( die gleichen Bedingungen vorausgesetzt ). Vielleicht sind hier ja auch ein paar Tierärzte unterwegs, die könnten doch sicher auch was dazu sagen.
Ich will dazu noch eine kleine Anmerkung machen : Die Dasselfliege hat sich im Laufe ihrer Evolutionsgeschichte zusammen mit ihren Wirtstieren entwickelt, deshalb ist die Wechselwirkung von Wirtstier und Parasit nichts ungewöhnliches, nur im Extremfall, wie im Beitrag von Jagdflieger, wird sie schwerwiegende Probleme auslösen.