Alt fegt zuerst, jung färbt zuerst

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"Alt fegt zuerst, jung färbt zuerst."
Hier ein 3 jähriger (05.06.) und ein sechsjähriger Bock (09.06.) (Alter über Zahnabschliff) , drei Tage auseinander erlegt - selbes Revier. Beides starke, feiste Böcke - der graue hatte reichlich Rachendasselfliegen-Larven. kann das eine Rolle spielen????
Wie sind die ERFAHRUNGEN von Praktikern ?????? - BITTE keine Hörensagen-Erzählungen.

2020-06-05 6 j Rehbock 2 MP.jpg


2020-06-09 3 j Rehbock   2 MP.jpg
 
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Waidmansheil!
Es gibt immer eine doch erstaunliche Breite was Verfegen und Verfärben im Zeitrahmen betrifft.
Der Gesundheitszustand ist da sicherlich auch mit für verantwortlich. Ich habe mal im Juli einen Bock geschossen der noch Bastfetzen hatte. Voll abgemagert mit verschmutztem Spiegel.
 
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Die Rachendasseln, bzw nicht ganz gesund und schon stimmt der Spruch nicht mehr.
Zumindest ist das bei uns so. Jährlinge die jetzt noch nicht komplett verfärbt haben,haben immer einen massiven Rachendasselbefall.
 
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Rachendasseln können da sicherlich eine Rolle spielen. Aus der Theorie: gesund färbt zuerst, krank und trächtig zuletzt. Natürlich mit Variationen. Aus der Praxis: Ich habe mal Ende Juni einen älteren Bock erlegt, der noch nicht voll verfärbt hatte (so wie Deiner im oberen Bild). Im selben Eck sprangen voll verfärbte Ricken mit zwei Kitzen rum, deshalb habe ich nicht auf das Gehörn geschaut, sondern den als "krank" angesprochen (leicht gehinkt hat er auch) und erlegt. Der hatte eine ausgeheilte Laufverletzung (Verdickung und Versteifung am Lauf). Abgekommen war er nicht, aber seine zeitweise Bewegungsbeeinträchtigung hat wohl dazu geführt, dass er nicht so viel in den Haarwechsel "investiert" hat wie normal. Der hat dann trotz Eintrag "nicht verfärbt, Laufkrank" auf der Trophäenschau einen roten Punkt bekommen und ich als ich das hörte einen Lachanfall.
 
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"Jung" ist irgendwann vorbei.
Davon ausgehend, dass Deine Altersbestimmung halbwegs zutreffend ist, sind das beides "erwachsene" Stücke, bei denen man diese jung vor alt/alt vor jung These (die ich bestätigen kann) so vermutlich nicht mehr zur Anwendung bringen kann.

Der Dasselbefall trägt sicher auch noch was bei, in diesem Fall.
 
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"... Wie sind die ERFAHRUNGEN ...
Bitte sehr:
Vor zwei Jahren am 20. Mai, Jährling, nur am Träger ansatzweise verfärbt, sonst noch im "struppigen" Winterhaar, Knöpfe auch im Spektiv kaum erkennbar, Gewicht aufgebrochen ohne Haupt: 7,3 kg!
Beim Aufbrechen krochen schon die Dassellarven aus dem Windfang, daraufhin habe ich ihn genauer untersucht. So einen extrem starken Rachendasselbefall hatte ich noch nie gesehen!

Man wird wohl sagen müssen, wie Mohawk schrieb: Jung UND gesund verfärbt zuerst.

IMG_0276.JPG
IMG_0290.JPG

Grüße
 
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Diese Frage hat mich auch schon oft beschäftigt. Ich gehe davon aus, daß es Veranlagung ist.
Als Falkner weiß ich (ich vergleiche jetzt mal ausnahmsweise Äpfel mit Birnen d.h. Säuger mit Vögeln), dass Vögel die aus der selben Gegend stammen, auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten die Mauser beginnen können.
Selbstverständlich spielen Stress und Ernährungszustand schon eine Rolle. Ich gehe jetzt aber von gesunden Exemplaren aus, die unter den selben Bedingungen gehalten worden sind.
Beim Vogel wird die Mauser durch photoperiodische Abläufe gesteuert, d.h. durch die Lichtmenge die auf die Netzhaut trifft, diese steuert die Ausschüttung von Hormonen, schiebt das Fortpflanzungsgeschehen an und auch die Mauser. Somit wird der ganze Stoffwechsel durch den Wandel der Jahreszeiten beeinflusst. In der Zucht in menschlicher Obhut, weiß man, daß man durch Lichtprogramme diese Vorgänge steuern kann. Ich gehe deshalb davon aus , daß es bei einem Säuger auch nicht viel anders abläuft.
Krankeiten und innerartlicher Druck (Stress) wird sicher auch ein Faktor sein, aber nur im Einzelfall. Die meisten Böcke die ich erlegte, hatten auch Rachendasselbefall, ich konnte allerdings keinen direkten Zusammenhang zum Zustand der Verfärbung erkennen.
Extrem starker Befall soll wohl im Einzelfall auch tödlich verlaufen, ist aber eine Ausnahme.
Rachendasseln ernähren sich bekanntlich von Schleimhautsekreten und schädigen den Wirt dadurch nicht direkt. Nur eine extremer Befall, kann zu Atemwegseinschränkungen und damit sicher auch zu Stress und gesundheitlichen Problemen führen, was sicher den Haarwechsel beeinflussen kann, denn die vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen unterdrückt die Produktion anderer Hormone. Ich bin deshalb der Ansicht, daß der unterschiedliche Zustand der Verfärbung des Rehwildes zuerst durch Veranlagung bedingt ist, alle anderen Faktoren sind nachgeordnet.
Der umgekehrte Fall wäre viel merkwürdiger, d.h. wenn alle am selben Tag den Haarwechsel starten und auch zum selben Zeitpunkt abschließen würden ( die gleichen Bedingungen vorausgesetzt ). Vielleicht sind hier ja auch ein paar Tierärzte unterwegs, die könnten doch sicher auch was dazu sagen.
Ich will dazu noch eine kleine Anmerkung machen : Die Dasselfliege hat sich im Laufe ihrer Evolutionsgeschichte zusammen mit ihren Wirtstieren entwickelt, deshalb ist die Wechselwirkung von Wirtstier und Parasit nichts ungewöhnliches, nur im Extremfall, wie im Beitrag von Jagdflieger, wird sie schwerwiegende Probleme auslösen.
 
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@Doc-Holiday: Waidmannsheil zu solchen Böcken! Die hätte ich beide auch nicht vom Platz ziehen lassen, egal wie weit verfärbt sie waren oder nicht.
 
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Noch ein kleiner Beitrag dazu. Ich hatte mal Anfang Mai, auf einer Waldwiese, einen, ganz offensichtlich jungen Bock vor, er war voll durchgefärbt, zierlich gebaut und hatte noch nicht gefegt, was auch voll dem alten Spruch "jung färbt früh und fegt spät" entsprach. Ich ließ ihn ziehen. Ein paar Tage später beobachtete ich auf der selben Wiese (das heißt gleiche Bedingungen / Population) einen Bock mit einem knapp über den Lauschern hohem Sechsergehörn, voll gefegt und mit größtenteils noch grauer Decke.
Nun gut, ich vertraute auf den alten Spruch und erlegte wenige Tage später diesen Bock. Erst beim Abkochen, bemerkte ich, zu meinem allergrößtem Erstaunen, daß dieser Bock noch ein Milchgebiss trug. Er wog aufgebrochen gute 16 Kilo. Er war also nicht älter als der zuerst beobachtete Bock und dennoch war alles umgekehrt. Solche Beobachtungen bestätigen meine Ansicht, daß der Beginn des Verfärbens beim Rehwildes vorwiegend eine Sache von Veranlagung ist.
 
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