Anson und Deeley vs. Seitenschloß

A

anonym

Guest
Wir diskutieren am Stammtisch schon geraume Zeit über dieses interessante Thema. Ein Dauerbrenner. Auch ein Berufsjäger ist dabei und sogar ein Büchsenmacher. Leider kein Flintenmacher
Denn so einen gibt es nur in England

Unser vorläufiges Zwischenergebnis:

Anson und Deeley
Preiswert herzustellen, extrem robust, nicht umzubringen, wenn aber trotzdem mal auf einer Jagdreise eine Feder bricht, kann das der Jäger nicht selbst reparieren, man braucht Spezialwerkzeug. Auch die Reinigung innen ist aus diesem Grund dem Jäger nicht möglich. Normalerweise nur Abzugssicherung, daher untauglich für die Jagd. Aber beliebt zum Tontaubenschießen, da sehr billige Waffe.

Seitenschloß
Extrem teuer in der Herstellung. Beiweitem nicht so robust wie das AD. Es bricht öfter mal was. Aber man kann die Schlosse einfach herausnehmen. Leicht zu reparieren und zu reinigen. Wenn während der Jagd was bricht, hilft die einfache Reparaturmöglichkeit aber auch nichts, im Revier geht das nämlich trotzdem nicht, man benötigt jedenfalls einen Tisch. Man kann das Abzugsgewicht auf einen sehr niedrigen Wert einstellen, da Sicherheitsfangstangen vorhanden sind.

Anson und Deeley von Merkel (ehemals DDR)
Vereint von beiden Systemen die Hauptvorteile!
Preiswert herzustellen, extrem robust, nicht umzubringen. Zwar kann man es wie jedes AD System nicht selbst reparieren oder pflegen, aber es sind bei vielen Modellen wie bei den teuren Seitenschloßflinten Sicherheitsfangstangen vorhanden !

Nun habe ich die Frage, welches Spezialwerkzeug bei der Merkel man benötigt.
Sicher mal einen breiten Schraubenzieher und schmale Schraubenzieher, die extrem dünn sind, wie Messer ! Stellt sich das der Flintenmacher selbst her ? Vernudeln sich derart dünne Klingen nicht ? Besonders gehärtet ? Ist das Absicht um zu verhindern daß der Jäger selbst seine Waffe auseinandernimmt ? Aus Geldgier um ihn wegen jeder Reinigung dem Flintenmacher in die Arme zu treiben ? Aber welches Motiv hätte ein Waffenhersteller daran ?
Er kriegt ja keine Prozente vom Handwerker. Zunftgedanke / Lobbyismus ? Aber in DDR Zeiten fielen solche Motive wohl weg. Oder zum Schutz des Jägers ? Was waren und sind wirklich die Motive ?

Welche anderen Spezialwerkzeuge werden noch benötigt ?

Kann jemand so lieb sein, und das auseinandernehmen und zusammenbauen in der zuverlässig richtigen Reihenfolge schildern ? Worauf muß man achten ?

Wir haben nämlich einen JJ der gerne mal in seine Waffe reinschauen will, um ihr Innenleben zu studieren

Vielen Dank !
 
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Reparieren resp.Federn auswechseln ist relativ einfach.Die dazu erforderlichen Werkzeuge haben sich Bümas meistens selbst gemacht.Entsprechende Schraubendreher kann man auch in GB bei Fa.Dyson kaufen.Sie haben kurze,dünne Klingen und kommen in verschiedenen Breiten.Die Klingen müssen in die schlanken Schraubenschlitze passen,die aus Gründen der Optik so gestaltet sind.Breite Schraubenschlitze wären hässlich.Dann braucht noch einen Federnspanner,oder man nimmt entsprechende Zange.A&D brauchen noch ein Werkzeug um die Federn niederdrücken zu können,damit man die Stifte entlastet und entnehmen kann.Kann man auch mit einem Stück Holz machen.Mittig rechteckig ausgeschnitten so dass links und rechts Zinken stehen bleiben mit denen mann dann die Federn herunterdrücken kann.Entsprechendes Werkzeug gibt es zu kaufen bei Ignacio Zubillaga in Eibar,dort Katalog anfordern,bzw.auf WWW ,gehen.Indische und pakistanische Werkzeuge sind hübsch gemacht mit Ebenholzgriffen
usw.Der Stahl jedoch ist Mistgabelstahl.Wenn man eine Flinte kauft,Reservefedern und Schlagbolzen mit bestellen.
Federn kann man leicht kürzen und auch dünner feilen.Letzeres immer nur in LÄNGSRICHTUNG,nie quer sonst brechen sie.zu den Sicherungen:A&D blockieren nur die Abzüge.Man könnte auch die Stangen festlegen,wird aber in der Praxis aus Kostengründen nicht gemacht.An Seitenschlossen lässt sich einfacher arbeiten,da man die Flinte nicht ausschäften muss.Fangstangen sind eine feine Sache,nur leider fangen sie häufig nicht.Schlagfedern brechen relativ selten,Ejektorfedern schon häufiger,uns insbesondere die kleinen Oberhebelfedern.Nun diskutiert mal schön weiter,Lurcher
 
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Hallo,

Seitenschloß Man kann das Abzugsgewicht auf einen sehr niedrigen Wert einstellen, da Sicherheitsfangstangen vorhanden sind.

Fangstangen sind nur notwendig wenn die Hebelkräfte im Schloßwerk ungünstig gelegt sind (wie z.B. beim H&H-Seitenschloß). Je weiter der Rastpunkt der Stange vom Drehpunkt des Schlagstückes entfernt liegt, umso weicher ist der Abzug einzustellen (teilweise gefahrlos bis zu 1,0-1,2kg, Blitzschloß oft 3-4kg). Wenn dies auch noch über einen rechten Winkel liegt, heben sich im gespannten Zustand die beiden Kräfte auf und Fangstangen (die Carl Jacob Beyer einst in der W&H treffend "Krücken" nannte) sind unnötig.
Solche Seitenschlosse waren das alte Suhler-Seitenschloß, das daraus entstandene Sauer&Sohn-Seitenschloß und das Nimrod-Seitenschloß von Thieme&Schlegelmilch. Alle drei in der Zeit ca. 1885-95 entstanden und bis Ende des 2.WK in Suhl gefertigt.
Retz und Kuchenreuter fertigen heute wieder das Nimrod-Seitenschloß, allerdings mit Schrauben- anstatt Schenkelfedern.
Das sauer´sche Seitenschloß wird wieder, durch Auftrag von S&S, in Italien gefertigt.
Wie die Hebelanordnung beim engl. Beesley-Seitenschloß (das u.a. bei Purdey verbaut wird) im Vergleich zum H&H und den oben genannten, alten Suhler-Seitenschlossvarianten, liegt, können uns vielleicht unsere "Flintenpäpste" im Forum erläutern. Würde mich auch mal interessieren. Zumind. scheint das Beesley auch weit aufwändiger zu sein, als das H&H.

Grüße
Sirius
 
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Das ist ja lustig, warum sollte denn das Anson-Schloss billig und einfach herzustellen sein?
Beim Anson-System sind die Schlagstücke und Stangen im System eingepasst, also aufwendig in der Herstellung.
Ein Seitenschloss-System ist einfacher in der Herstellung( weniger Einpassarbeiten in der Basküle) bietet aber mehr Gravurfläche.
Das verbesserte Anson-System von Merkel in den Bockflinten nennt man übrigens sonst immer Blitzsystem.

Meine Meinung, aber Ich bin auch nur gelernter Werkzeugmacher.

 
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Das verbesserte Anson-System von Merkel in den Bockflinten nennt man übrigens sonst immer Blitzsystem.

so, so die Merkel Bockflinten haben also sogar ein verbessertes Anson System!
Was ist hier verbessert? Wenn es auf dem Abzugsblech liegt ist es kein Ansonsystem.
Dann eben Blitz. :roll:

WmH R-M
 
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Normalerweise nur Abzugssicherung, daher untauglich für die Jagd. Aber beliebt zum Tontaubenschießen, da sehr billige Waffe.

Untauglich wg. Abzugssicherung und billig noch dazu???
Ihr hattet einen Büchsenmacher am Tisch??
Es sei erwähnt, dass mit einem A&D-Schloss auch die Abzugsstange gesichert werden kann

Man nehme: W&R Droplock, dann hat sich das Problem mit dem Reinigen auch von selbst gelöst.

Sicher mal einen breiten Schraubenzieher und schmale Schraubenzieher, die extrem dünn sind, wie Messer ! Stellt sich das der Flintenmacher selbst her ? Vernudeln sich derart dünne Klingen nicht ? Besonders gehärtet ? Ist das Absicht um zu verhindern daß der Jäger selbst seine Waffe auseinandernimmt ?

Sind i.d.R. vom Büma selbst gefertigt, messerscharf, sind ölgehärtet und vorne spitz zugeschliffen, musste wegen so einem Teil einmal in der Handfläche mit 3 Stichen genäht werden... Überhaupt nicht, eine dünne Schraube stört das Gesamtbild der Waffe nicht, außerdem werden bei teuren Flinten od. Büchsen im Koffer meist passende Schraubenzieher mitgeliefert (insbesondere in England).

Nebenbei sei noch erwähnt, dass von Reparaturen während der Jagd weit Abstand zu nehmen ist, außer du bist in Afrika meilenweit fernab jeder Zivilisation. Da hilft ein Trapdoor im Pistolengriff, der die Ersatz-Schlagbolzen beherbergt (angenommen Blitz- od. Seitenschloss).
Außerdem würde ich nur Waffen mit Doppelabzug mitnehmen.
 
A

anonym

Guest
so, so die Merkel Bockflinten haben also sogar ein verbessertes Anson System!
Was ist hier verbessert? Wenn es auf dem Abzugsblech liegt ist es kein Ansonsystem.
Dann eben Blitz. :roll:

WmH R-M
IdR sind die Schlagbozen nicht mehr am Schlagstück sondern einzeln von Vorne oder hinten verschraubt. Damit ist eine Reparatur des SB nicht mit dem gleichzeitigen wechsel des Schlagstück einhergehend was dann auch unter Umständen dazu führen kann ( nicht muss) das auch Spannhebel und oder Abzugsstange getauscht werden muss.
Hat dann was mit Spannung, Spiel und Eintritt zu tun. Da sitzt dann aber immer noch kein Schlossteil auf dem Blech
 
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Leute,

ich will die Diskussion ja nicht unterbrechen, aber als "pulssenkende Maßnahme" sollte man nochmals kurz nachsehen, WER diesen Faden mit den hier nunmehr diskutierten Fragen und Thesen eröffnet hat.:roll:
 
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In unserem Waffenschrank steht eine Flinte, da kann man die Bodenplatte einfach aufklappen und dann die Schlosse einfach nach unten rausnehmen. Ich glaube, in dem dazugehörigem Waffenkoffer sind sogar Reserveschlosse. Das dürfen ja auch Anonschlosse sein, zumindest ist hier nichts auf dem Abzugsblech montiert und Seitenschlosse sind das ja auch nicht.
 
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Das ist eine Schlosskontruktion nach Westley Richards. Wurden von dieser Firma in ihren Best Quality Double Shotgun verbaut.

Das klingt so, als ob da ganz was Feines im Waffenschrank stünde!
 
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Ich denk schon weil die B-K-S Schlösschen kennt ja jeder,Ist mal was anderes.
 

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